REPORT:
Bürgernähe überzeugt


[19.9.2011] Bürgernähe und Transparenz zeichnen die Projekte aus, die bei der elften Auflage des E-Government-Wettbewerbs von BearingPoint und Cisco prämiert wurden. Der Preis für das innovativste E-Government-Projekt wurde gleich an zwei Institutionen vergeben.

Die Preisträger des 11. E-Goverment-Wettbewerbs. (Foto: BearingPoint) Nutzerfreundlichkeit und Transparenz sowie die Zusammenarbeit mit Bürgern und Unternehmen rücken bei der Verwaltungsmodernisierung zunehmend in den Fokus. Dies zeigen die Projekte auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene, die beim diesjährigen E-Government-Wettbewerb der Firmen BearingPoint und Cisco ausgezeichnet wurden.

Stuttgart setzt Zeichen

Den Servicegedanken spiegelt beispielsweise das Projekt zur Online-Bestellung von Personenstandsurkunden der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart wider. Es belegte den ersten Platz in der Kategorie „Größter Beitrag zur Verbesserung im EU-E-Government-Benchmarking“. Über den Dienst können Bürger Geburtsurkunden, Eheurkunden und Sterbeurkunden online beim Standesamt anfordern und elektronisch bezahlen. „Das Projekt zeichnet sich vor allem durch seine hohe Nutzerfreundlichkeit aus“, meint der Stuttgarter Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle. Aufgrund der intuitiven Anwendung und übersichtlichen Gestaltung könnten auch ungeübte Nutzer einen Online-Antrag stellen. Jury-Mitglied Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sagt: „Die Landeshauptstadt setzt mit Personenstand ein Zeichen für alle Kommunen in Deutschland. Hier werden in der Online-Wirtschaft praktizierte Verfahren mit hoher Servicequalität in der öffentlichen Verwaltung angewendet.“ Stuttgart will sich auf seinen Lorbeeren aber nicht ausruhen. Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle: „Wir sehen die Auszeichnung als Ansporn, weitere Online-Angebote für die Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen und ihnen so manchen Gang aufs Rathaus zu ersparen.“

Social Media für den Arbeitsmarkt

Als Bestätigung dafür, bei der Modernisierung auf dem richtigen Weg zu sein, sieht auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) ihre Auszeichnung beim 11. E-Government-Wettbewerb. Die Behörde konnte mit ihrer IT-Plattform Arbeitsmarktmonitor punkten. Das Portal ermöglicht Jobcentern, Vermittlern, Verbänden und Abgeordneten den Zugriff auf alle relevanten Informationen über regionale Arbeitsmärkte, die zudem gefiltert, bewertet und visualisiert werden können. Zusätzlich können sich Nutzer auf einer interaktiven Kollaborationsplattform vernetzen und austauschen, womit die traditionelle Arbeitsmarktstatistik Social-Media-fähig wird. Von den erweiterten Funktionen profitieren auch die Kommunen: „Die interaktive, webbasierte und medienbruchfreie Kollaborationsplattform fördert die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Verwaltungspartnern. Arbeitsmarktentwicklungen können damit bis auf Landkreisebene transparent dargestellt werden, um zielgruppenspezifische Handlungsoptionen und Lösungsansätze herauszuarbeiten“, sagte Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales Österreich, in seiner Laudatio. Ein Beispiel für diese Vernetzungsmöglichkeiten konnte nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit kürzlich in der Region Hannover begutachtet werden: Hier hatten Metallarbeitgeber und Gewerkschaften, kommunale Stellen, die Hochschule sowie die Industrie- und Handelskammer gemeinsam mit der Arbeitsagentur auf Basis des Arbeitsmarktmonitors zusätzliche Beschäftigungspotenziale bei jugendlichen und geringqualifizierten Migranten in der Region identifiziert. Der gemeinsamen Analyse folgte ein gemeinschaftliches Lösungspaket mit konkreten Beiträgen aller Partner.

Vorbild bei Open Data

Den Preis für das „Innovativste E-Government-Projekt“ teilt sich die Bundesagentur für Arbeit mit der österreichischen Hauptstadt Wien, die mit ihrer Open-Data-Plattform Maßstäbe setzt. Bürgern, Unternehmen, Wissenschaft oder anderen Organisationen stellt die Stadt hierüber kostenlos zahlreiche Daten zur Weiterverwendung zur Verfügung, etwa aus den Bereichen Statistik, Geodaten, Verkehr oder Finanzen. Zusätzlich zu den Rohdaten bietet die Stadt in ihrem Open-Government-Data-Katalog inzwischen auch mehrere mobile Applikationen an. Wien sei bei Open Data wegweisend für andere Verwaltungen in Deutschland und Österreich, meint Axel E. Fischer, Mitglied des Bundestages und Vorsitzender der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft: „Ich wünsche mir noch möglichst viele Kommunen, die dem nacheifern, weil damit Standards gesetzt werden können.“ Insbesondere die Verbindung von E-Government und Open Data konnte die Fachjury überzeugen.

Vernetzter Hafen

Das Beste Modernisierungsprogramm Deutschlands konnte nach Ansicht der Jury die Hamburg Port Authority (HPA) vorweisen. Die Behörde verbesserte mit der Netzlösung HPAnet ihre Kommunikationsinfrastruktur. Die Zusammenlegung der Datennetze für IT-gestütztes Verkehrsmanagement, Kollaboration sowie Video- und Telekonferenzen und die Implementierung neuer Applikationen hat Vorteile für Bürger, Unternehmen und Stadt. So konnten damit Staus und Stillstandszeiten reduziert werden, Pendler können sich online über das Verkehrsaufkommen informieren. Insbesondere die ganzheitliche Planung sowie der Aspekt der Nachhaltigkeit fielen positiv ins Gewicht. „Wir sind sehr stolz darauf, dass unsere Bemühungen für einen effizienten Hafen auch die Jury des E-Government-Preises überzeugen konnten“, meint Sebastian Saxe, Mitglied der Geschäftsleitung der HPA. „Wir werden in den kommenden Jahren den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen. Der Hamburg Hafen soll bei der technologischen Vernetzung eine Vorreiterrolle einnehmen.“

Informationssystem für Tiere

Der Preis für die wirtschaftlichste E-Government-Anwendung ging in diesem Jahr an das Bayerische Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten für sein Online-Informationssystem im Rahmen der Tierseuchenüberwachung. Über das Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT) können Behörden und Rinderhalter Laborbefunde online abrufen. „Das Verfahren ist in der heutigen Zeit ein extrem wichtiger Beitrag zur effektiven und effizienten Kontrolle im Bereich Gesundheit und Vorsorge – hier in der Landwirtschaft. Das Projekt hat auf bestehenden Strukturen mit geringen Mitteln ein optimiertes Verfahren aufgesetzt, mit dem die Ergebnisse der Laboruntersuchungen schnell und effizient an die betroffenen Stellen geliefert werden“, so die Begründung von Jury-Mitglied Professor Maria Wimmer von der Universität Koblenz-Landau. Durch den vollständig elektronischen Prozess und den Wegfall von Versandkosten werden Einsparungen von rund 50 Millionen Euro im Jahr erzielt. Zudem ergeben sich durch die kürzeren Informationszeiten größere Handlungsspielräume für Behörden und Tierhalter: Kranke Tiere können schneller identifiziert und gesunde Tiere besser geschützt werden.

Publikumspreis für Online-Kfz-Zulassung

Mehr als 13.000 Bürger hatten sich per Online-Voting an der Vergabe des Publikumspreises 2011 beteiligt: Mit deutlicher Mehrheit wählten sie das Deutschland-Online-Vorhaben Kfz-Wesen zu ihrem Favoriten. Wird das Verfahren umgesetzt, können Fahrzeugregistrierungsprozesse wie An-, Ab- und Ummeldung künftig über das Internet abgewickelt werden. Über neun Millionen Mal pro Jahr könnte so der Gang zur Zulassungsbehörde entfallen. Zugleich trägt das Verfahren zur Optimierung der internen Verwaltungsabläufe und Kostenstruktur bei. Die Federführung für das Bund-Länder-Projekt hat die Finanzbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg inne. „Mit diesem Konzept ist eine bequeme und moderne Online-Lösung zur Kfz-Anmeldung zum Greifen nahe“, erklärt der Finanzstaatsrat der Stadt Hamburg, Jens Lattmann, der den Preis gemeinsam mit Projektleiter Andreas Kirstein entgegennahm. Ende 2012 solle das fertige Konzept an die Bundeskanzlerin sowie die Ministerpräsidenten der Länder übergeben werden. Nach sechs Jahren Federführung in der Projektarbeit könne Hamburg damit sein Engagement zur Modernisierung der Kfz-Zulassung erfolgreich beenden. „Der Gewinn des Publikumspreises zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Verwaltung redet nicht nur über die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, sie handelt auch danach. Der Nutzen für die Menschen steht für uns im Vordergrund“, so Lattmann.

Leuchttürme in die Fläche bringen

Nach Ansicht der Veranstalter BearingPoint und Cisco haben die zahlreichen Einreichungen zum elften E-Government-Wettbewerb deutlich gemacht, dass die Verwaltungen dabei sind, neue Wege zu beschreiten. „Die Dynamik der Informationsgesellschaft hat Bund, Länder und Kommunen erfasst“, meint Jon Abele, Partner und Leiter Öffentliche Auftraggeber bei BearingPoint. „Der diesjährige Wettbewerb beweist, dass es in Deutschland nicht an hervorragenden Leuchtturmprojekten fehlt – was fehlt, ist die Verbreitung der sehr guten Projekte in der Fläche.“ Cécile Willems, Direktorin Vertrieb Öffentliche Hand bei Cisco Deutschland, kann Verwaltungen nur ermutigen, die Möglichkeiten der Informationstechnologie zu nutzen: „Öffentliche Stellen, die dies konsequent tun und sich miteinander vernetzen, werden in Zukunft an der Spitze stehen und einen wesentlichen Beitrag für die Nachhaltigkeit in Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft leisten.“ (bs)

http://www.egovernment-wettbewerb.de
http://service.stuttgart.de
http://www.wien.at/opengov
http://www.it-planungsrat.de/kfz-wesen

Stichwörter: E-Government-Wettbewerb, BearingPoint, Cisco, Stuttgart, Wien, Deutschland-Online Kfz-Wesen, Hamburg, Open Data, Bundesagentur für Arbeit, Hamburg Port Authority, Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten



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