Open Data:
Kommunale Krux


[9.4.2015] Im Portal Open Data Map kann recherchiert werden, welche Kommunen zu einem bestimmten Thema welche Daten anbieten. Jetzt ist die Fortführung des Projekts gefährdet. Ein Lehrstück über Open Government Data in Deutschland in zwei Teilen.

Das Portal Open Data Map bietet vergleichende Recherchen auf kommunaler Ebene an. Wer sich mit offenen Verwaltungsdaten in Deutschland beschäftigt, kennt GovData, das Datenportal für Deutschland, die meisten der sechs existierenden Landesportale und wahrscheinlich die Angebote von Städten wie Bonn, Köln, Moers, München, Stuttgart und Ulm. Weniger bekannt sind die Angebote der Verbandsgemeinden Simmern, Cochem oder Gerolstein. Wie viele und welche Kommunen offene Verwaltungsdaten bereitstellen, war bis vor Kurzem nicht bekannt. Das Portal GovData, das nach eigenem Anspruch einen zentralen Zugang zu weiterverwendbaren Daten von Bund, Ländern und Kommunen bieten will, enthält nur Datensätze von rund 30 Kommunen. Obwohl es viele weitere Nutzungsszenarien für den Vergleich mehrerer Datenquellen gibt, bieten weder GovData noch die Portale der Flächenländer Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz eine vergleichende Suche über die kommunale Ebene an. Dies wäre im Übrigen auch im Interesse vieler App-Entwickler. Genau solche vergleichende Recherchen lassen sich auf dem Portal Open Data Map vornehmen. Die Plattform wurde vom Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib) und der Open Knowledge Foundation Deutschland (OKF) mit finanzieller Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung geschaffen: der Nutzer gibt ein Thema ein und erhält eine Liste aller Kommunen und Bundesländer, die offene Daten zu diesem Thema anbieten. Um welche Daten es sich handelt, wird ebenfalls angegeben. Diese lassen sich dann über einen Link näher prüfen. Auf einer Deutschlandkarte wird zudem angezeigt, welche Gebietskörperschaften überhaupt offene Verwaltungsdaten anbieten.

Kommunen im Überblick

Nach der mit Projektende im Dezember 2014 erfolgten Umstellung auf das OKF-Portal Offenedaten.de kann auch die Kartendarstellung nach Themen gefiltert werden. Die Suche erfolgt in einem Datenbestand von 179 Organisationen, darunter sechs Angebote auf Landesebene, zwei Kreise sowie 171 Städte und Gemeinden. In der Theorie von Open Data ist die Integration lokaler Angebote in einem übergreifenden Portal recht einfach. Die lokalen Angebote der Kommunen verfügen über einen Datenkatalog mit einer Programmierschnittstelle (API, Application Programming Interface) und standardisierten Metadaten. Das übergeordnete Landesportal liest diese regelmäßig aus und überträgt sie in einen gleich gestalteten eigenen Datenkatalog. Die Landeskataloge können dann auf dieselbe Weise in ein Bundesportal integriert werden. Doch leider halten sich die Kommunen nicht an diese Theorie. Wie bei vielen anderen IT-Anwendungen gehen sie auch hier unterschiedliche Wege. Daher mussten für das Projekt Open Data Map mehrere Methoden eingesetzt werden, um einen möglichst vollständigen Überblick zu gewinnen. Zunächst wurden die kommunalen Open-Data-Portale mit Datenkatalog gesucht und die Metadaten ausgelesen. Aufgrund der technischen Unterschiede musste das dabei eingesetzte Tool für jedes Portal individuell angepasst werden. Auch die Angebote von Kommunen, die nicht über einen Datenkatalog verfügen, sollten erfasst werden. Dafür wurden die Archive von Suchmaschinen nach Internet-Adressen (URLs) von Gebietskörperschaften mit Datenformaten durchsucht, die für offene Verwaltungsdaten typisch sind. Schließlich wurden die Web-Seiten der öffentlichen Stellen, bei denen mit den ersten drei Methoden offene Daten gefunden wurden, mit einem von der Open Knowledge Foundation Deutschland entwickelten Crawler nach einschlägigen Datenformaten durchsucht. Das war notwendig, da es in vielen Fällen auch außerhalb von Datenkatalogen offene Verwaltungsdaten gibt, die aus verschiedenen Gründen nicht mit Metadaten registriert worden sind.

Bessere Methodik für weniger Aufwand

Alle vier Methoden erfordern einen mehr oder weniger hohen manuellen Vorbereitungs- und Nachbereitungsaufwand, um zu einem qualitativ befriedigenden Datenbestand zu gelangen. Dies war selbst mit der finanziellen Förderung nur teilweise möglich. So wurde angenommen, dass sich die thematische Zuordnung der Datensätze zu den Kategorien von GovData in den ausgelesenen Datenkatalogen ungeprüft übernehmen lässt. Doch im Fall der Open-Data-Plattform des Landes Rheinland Pfalz, die mehr als die Hälfte der Kommunen umfasst, war das problematisch. Dort finden sich die Bebauungspläne und Bauleitplanungen nicht in der Kategorie Infrastruktur, Bauen und Wohnen, sondern jeweils in den beiden Kategorien Geografie, Geologie und Geobasisdaten und – erstaunlicherweise – ebenfalls in Bildung und Wissenschaft. Es war auch ein Ziel des Projekts, durch die Verbesserung der Methodik diesen Aufwand so weit wie möglich zu reduzieren. Der aktuell veröffentlichte Abschlussbericht gibt den Vergleich der Treffer mit diesen verschiedenen Methoden ausführlich wieder. Am Beispiel von zehn größeren Angeboten wird erkennbar, dass die Suchmaschinen Google und Bing nicht alle Daten aus den Katalogen indizieren und selbst unterschiedliche Ergebnisse liefern. Die öfter zu hörende These, man brauche keinen Datenkatalog, weil die Interessierten ohnehin nicht im örtlichen Datenkatalog, sondern zuerst bei Google suchen und Google alles findet, trifft nicht zu.

Prof. Dr. Herbert Kubicek ist Senior Researcher am Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib). Barbara Lippa ist dort Wissenschaftliche Mitarbeiterin.

http://www.open-data-map.de
http://www.offenedaten.de
http://www.ifib.de
http://www.okfn.de
http://www.govdata.de
Dieser Beitrag ist in der April-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.  (Deep Link)
Hier gelangen Sie zum weiten Teil des Beitrags von Prof. Dr. Herbert Kubicek. (Deep Link)

Stichwörter: Open Government, Open Data, Open Data Map, GovData, ifib, OKF



Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Open Government
Open Data Barcamp: Raum für Austausch und Networking
[11.3.2024] Das Open Data Barcamp bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und sich im Bereich Open Data auszutauschen. Das Besondere: Sie haben die Möglichkeit, das Programm selbst zu gestalten. mehr...
Rhein-Kreis Neuss: Open Data interkommunal Bericht
[16.2.2024] Der Rhein-Kreis Neuss und die angehörigen Kommunen setzen auf ein gemeinsames Open-Data-Portal. Die interkommunale Kooperation bringt viele Vorteile. Und macht den Rhein-Kreis Neuss zum führenden Landkreis bei der Bereitstellung von offenen Daten. mehr...
Rhein-Kreis Neuss und angehörige Kommunen nutzen Open-Data-Portal gemeinsam.
Open Data: Katalysator für Fortschritt Bericht
[1.2.2024] Das Open-Data-Portal GovData spielt in der nationalen Datenstrategie „Fortschritt durch Datennutzung“ eine wichtige Rolle. Auch viele Kommunen stellen ihre offenen Daten bereits über die Plattform zur Verfügung. mehr...
Offene Daten bilden einen Nährboden für Innovationen.
Open Source: Open CoDE für Kooperation Bericht
[16.1.2024] Um Open Source rechtssicher einzusetzen und gemeinsam voranzubringen, tauschen sich aktuell mehr als 2.900 Nutzende aus Kommunen, Bund und Ländern sowie deren IT-Dienstleister auf der Plattform Open CoDE aus und entwickeln Code weiter. mehr...
Open CoDE: Gemeinsam für Open Source.
Augsburg: Statistikportal macht Daten verfügbar
[9.1.2024] Das Augsburger Amt für Statistik und Stadtforschung sammelt, prüft und verarbeitet Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Nun wurde ein neues Online-Portal gelauncht, das diese Informationen aufbereitet und – auch als Open Data – öffentlich zugänglich macht. mehr...
Suchen...

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Open Government:
Aktuelle Meldungen