[28.9.2016] Immer mehr Ämter und Behörden erkennen das Potenzial digitaler Daten als Rohstoff für die Optimierung ihres Handels. Dem stehen laut einer Studie von Sopra Steria Consulting jedoch vor allem festgefügte Ressortgrenzen und rechtlich-ethische Fragen beim großflächigen Analytics-Einsatz entgegen.
Business Intelligence (BI) wird auch im öffentlichen Sektor immer wichtiger: Insbesondere der Einsatz innovativer Analysetechnologien sowie Planungs- und Simulationsprozesse gewinnen stark an Bedeutung. Das zeigt eine aktuelle Studie von Sopra Steria Consulting. So haben in einer Umfrage für den Branchenkompass Public Services 2016 (
wir berichteten) 80 Prozent der Studienteilnehmer das Potenzial von BI und vorausschauenden Datenanalysen für den eigenen Verwaltungsbereich als bedeutend eingeschätzt – mehr als die Hälfte sogar als sehr bedeutend. Zwischen Bundes- und Landesbehörden sowie kommunalen Verwaltungen bestehen dabei laut der Studie so gut wie keine Unterschiede. Allerdings variiere die Haltung von Kommunen in Abhängigkeit von deren Größe, wobei kleine Gemeinden das Analytics-Potenzial tendenziell zurückhaltender beurteilen. Allerdings ist auf Bundes- und Landesebene der Einsatz moderner BI-Werkzeuge insgesamt weiter fortgeschritten als in Städten und Gemeinden: 47 Prozent der befragten Bundes- und Landesbehörden nutzen BI für Ist-Analysen, Prognosen und zur Bewertung vergangener Entwicklungen. Auf kommunaler Ebene liegen die Nutzungszahlen für diese drei Anwendungsfelder bei 42, 28 beziehungsweise 27 Prozent. Auf allen Verwaltungsebenen noch vergleichsweise selten anzutreffen sind Simulationen und Analyse-Szenarien zur Unterstützung von Planungsprozessen sowie Analysen von komplexen Zusammenhängen und zur Identifikation von Optimierungspotenzial. „Bis vor kurzem beschäftigte sich im öffentlichen Sektor bestenfalls die mittlere Entscheidungsebene mit BI-Ergebnissen, heute jedoch erwarten auch Top-Entscheider bis hinauf in die Spitze der Bundesministerien zielgruppengerecht aufbereitete Informationen“, kommentiert Michael Brons, Business Unit Director Public Services bei Sopra Steria Consulting. Sei es früher hauptsächlich darum gegangen, vergangene Entwicklungen besser zu verstehen, käme es in der digitalen Ära mehr und mehr darauf an, aus den massenhaft anfallenden Verwaltungsdaten einen zusätzlichen Informationsmehrwert zu generieren: „Fortschrittliche Analytics-Lösungen sind heute eigentlich auf allen Verwaltungsebenen unverzichtbar, um staatliches Handeln zielgerichtet zu verbessern und öffentliche Gelder effektiver einzusetzen“, so Brons. Erschwert wird der großflächige Einsatz von Datenanalysen in der Verwaltung nach Angaben von Sopra Steria Consulting allerdings durch Ressort- und Zuständigkeitsgrenzen beziehungsweise das Fehlen einer übergeordneten zentralen Datenstrategie. Zudem hinke die Gesetzgebung dem Entwicklungstempo der Digitalisierung hinterher, sodass im Einzelfall rechtliche Fragen offenbleiben. Ethische Bedenken bestehen vor allem bei der Nutzung besonders schutzwürdiger personenbezogener Informationen.
(bs)
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