[11.10.2016] Wie aus schwerfälligen Tankern agile Schnellboote werden, darüber wurde auf der Veranstaltung Innovatives Management in Lübeck gesprochen.
Die öffentliche Verwaltung wird gerne mit einem Tanker verglichen, der auf Kurswechsel nur schwerfällig reagiert. Wie aus Ämtern und Behörden wendige Schnellboote werden können, darüber wurde vergangene Woche (5. Oktober 2016) auf dem Führungskräfteforum Innovatives Management diskutiert – passenderweise in den Media Docks am alten Hafen der Hansestadt Lübeck. Zum 16. Mal hatte das ortsansässige und auf die öffentliche Verwaltung spezialisierte Software-Haus MACH zu dem Forum eingeladen. Das Motto „Mit Agilität und Flexibilität komplexe Herausforderungen meistern“ lockte nach Angaben des Veranstalters so viele Teilnehmer wie noch nie nach Lübeck.
Über Fehler reden
Den laut MACH rund 180 Führungskräften wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Klaus Schweinsberg regte mit seinem Eröffnungsvortrag zum Nach- und Umdenken an. Die Zukunft sei in unsicheren Zeit wie heute weniger planbar, aber besser gestaltbar, erklärte der Wirtschaftsprofessor. Dafür sei eine Unsicherheitskompetenz nötig und der Mut, Entscheidungen zu fällen – auch wenn sich diese hinterher als falsch erweisen. Besser eine schlechte Entscheidung als keine Entscheidung, zitierte er ein Bonmot aus der Militärstrategie. Agilität heiße daher für ihn: Entscheiden unter Unsicherheit. Schweinsberg appellierte an die Entscheidungsträger: „Wir brauchen eine neue Fehlerkultur in Deutschland.“ Führungskräfte sollten über Fehler reden und auch ihre eigenen eingestehen. „Öffnen Sie sich Ihren Mitarbeitern. Reden Sie ruhig mal über das Scheitern“, forderte Schweinsberg.
Agilität versus Stabilität
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Agilität versus Stabilität“ stellten die Teilnehmer heraus, dass eine Kultur nötig ist, die Schnelligkeit, Kreativität, Innovation und Veränderungsfähigkeit fördert. Moderator Daniel Goffart, Leiter der Hauptstadtredaktion des Nachrichtenmagazins Focus, zitierte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im August 2015 sagte: „Deutsche Gründlichkeit ist super, aber jetzt wird deutsche Flexibilität gebraucht.“ Als Vertreter der Kommunen erklärte Reinhard Sager, Landrat im Kreis Ostholstein und Präsident des Deutschen Landkreistags, dass insbesondere Gemeinden und Landkreise einen entscheidenden Beitrag zur Stabilität der öffentlichen Verwaltung leisten. Für ihn habe sich in den vergangenen Monaten bei der Bewältigung des Flüchtlingsaufkommens gezeigt, dass Kommunen auch schnelle Beiboote sein können, die agil und flexibel handeln. Agilität sei damit kein Widerspruch zu Stabilität. Für Oliver Lamprecht, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, gibt es sogar ohne Agilität keine Stabilität.
Kulturwandel als Erfolgsfaktor
Cornelia Rogall-Grothe, ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, ergänzte diese Betrachtungen durch ihre Erfahrungen aus dem Innenleben der Verwaltung im Hinblick auf E-Government. Sie verwies auf die verschiedenen Hürden, denen im Rahmen der Digitalisierung zu begegnen ist und beschrieb ebenfalls den notwendigen Kulturwandel als entscheidenden Erfolgsfaktor. Zusätzlich diskutierten die Teilnehmer in verschiedenen Werkstätten, was agiles Handeln ausmacht, wie Führung in Zeiten der Digitalisierung aussehen muss, wie IT-Konsolidierung anzugehen ist und wie sich im E-Government schnell messbare Vorteile realisieren lassen.
Der Veranstalter zeigte sich zufrieden über den Teilnehmerrekord und zahlreiche positive Rückmeldungen zum Kongress. MACH-Vorstand Eike Schmidt erklärte: „Dass 180 hochrangige Gestalter aus der öffentlichen Verwaltung unser Forum zum aktiven Austausch und zur Inspiration für ihr zukünftiges Denken und Handeln genutzt haben, unterstreicht die Bedeutung dieser Plattform.“
Alexander Schaeff
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