REPORT:
T-City lebt Zukunft


[14.3.2011] Auf dem T-City Tag hat die Telekom die bislang in Friedrichshafen realisierten Projekte präsentiert. Vor Ort informierten sich auch Kanzlerin Angela Merkel und der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus über Lösungen aus den Bereichen Energie, Gesundheit und E-Government.

T-City Tag 2011: Prominente Gäste im Zukünftler-Wohnzimmer. (Foto: K21 media AG) Seit 2007 entwickelt die Deutsche Telekom im Rahmen der Zukunftswerkstatt T-City gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen und Partnern aus der Wirtschaft innovative IT- und Telekommunikationslösungen in sechs Projektfeldern wie beispielsweise Lernen und Forschen, Bürger, Stadt und Staat, Wirtschaft und Arbeit sowie Gesundheit und Betreuung. Ziel der T-City-Projekte ist es nach Angaben der Telekom, das tägliche Leben zu erleichtern und einen spürbaren Nutzen in allen Lebensbereichen zu schaffen. Einige der rund 30 bislang umgesetzten Projekte hat das Unternehmen Ende Februar im Rahmen des T-City Tages 2011 an interaktiven Messeständen sowie im so genannten Zukünftler-Wohnzimmer vorgestellt.
In diesem nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus und Telekom-Chef René Obermann Platz. Sie ließen sich von Zukünftler-Familie Bachmann Projekte wie das Blutzucker-Messsystem GlucoTel, die Lösung KindergartenOnline und die Plattform „Selbstbestimmtes Leben“ sowie die Smart-Metering-Plattform zur Messung von Stromverbrauchswerten zeigen.

Schwerpunkt Energieeffizienz

Ein besonderer Fokus der Arbeit in der T-City liegt aktuell auf den Themen Energieeffizienz und Gesundheit. So wurden rund 1.500 Haushalte in Friedrichshafen mit intelligenten Zählern (Smart Meter) zur Messung von Strom-, Gas- und Wasserverbrauch ausgerüstet. Über ein Web-Portal erhalten die Nutzer einen Überblick über ihren Verbrauch und können erkennen, welche Geräte im Haushalt wie viel Energie beanspruchen.
Welche überraschenden Erkenntnisse sich dabei ergeben können, wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel von Zukünftler Hans-Joachim Bachmann erklärt. So sei durch das Portal deutlich geworden, dass der höchste Stromverbrauch des Haushalts am Dienstagvormittag verursacht werde – zu einer Zeit, zu der sich die gesamte Familie Bachmann außer Haus befinde, allerdings die Reinemachefrau zugange sei. „Anscheinend hatten wir einen unglaublich stromfressenden Staubsauger“, schlussfolgert Hans-Joachim Bachmann. Die Rückschlüsse, welche das Smart-Metering-Portal über das Energieverhalten der Haushaltsmitglieder erlaubt, waren der Kanzlerin zwar etwas unheimlich, sie sieht nach eigener Aussage aber die Chancen, welche die Lösung bietet. „Die T-City ist sicherlich nicht von ungefähr in einer Region angesiedelt, in der die Menschen durchaus aufgeschlossen sind, wenn es ums Sparen geht“, schmunzelte Merkel.
Das Smart-Metering-Portal ist laut Telekom nur der erste Schritt hin zur Entwicklung eines Stromnetzes der Zukunft. Gemeinsam mit dem Energiedienstleister ABB will das Unternehmen testen, wie ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) in der Praxis mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnik gesteuert werden kann. Darüber hinaus hat die Telekom mit HomeNetwork2.0 eine Lösung zur intelligenten Vernetzung elektronischer Geräte im Haushalt entwickelt, die ebenfalls beim Energiesparen helfen soll. Nutzer können damit beispielsweise Küchengeräte oder den Fernseher ein- und ausschalten, die Heiztemperatur regulieren oder das Garagentor öffnen – und das auch von unterwegs aus, denn HomeNetwork2.0 lässt sich über mobile Endgeräte nutzen. Seit Juli 2010 testen die ersten von 50 Pilothaushalten die Lösung im Alltag. Geplant ist, künftig auch Telefonie, IT und Entertain-Dienste in HomeNetwork2.0 einzubinden. Dafür wird die Telekom nach Angaben von Projektleiter Hans Jürgen Prell erstmals ihr Breitband- mit dem Stromnetz verknüpfen.

Selbstbestimmtes Leben

Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand betonte auf dem T-City Tag die Vorteile des Projektes für die Stadt: „Friedrichshafen wird dank T-City als innovative und zukunftsträchtige Stadt wahrgenommen. Mir ist es zudem wichtig, dass jeder Bürger von einer oder sogar mehreren T-City-Lösungen profitiert.“ Zutreffen dürfte dies insbesondere auf die Lösungen aus dem Themenfeld Gesundheit, wie etwa das von Telekom und der Firma BodyTel entwickelte Diabetes-Management-System GlucoTel – leiden doch immer mehr Bundesbürger an dieser Erkrankung. Das System sendet die Blutzucker-Messwerte via Bluetooth zunächst an das Mobiltelefon des Patienten, welches die Werte dann direkt in ein persönliches Online-Tagebuch überträgt. Werden bestimmte Grenzwerte über- oder unterschritten, wird automatisch eine Benachrichtigung an den behandelnden Arzt oder eine andere Vertrauensperson gesendet.
Ein weiteres Projekt aus dem Themenfeld Gesundheit und Betreuung ist vor Kurzem gestartet: Unter dem Motto „Selbstbestimmtes Leben“ wurden 19 Wohneinheiten im Innovationshaus des Wohnungswirtschaftsunternehmens Fränkel mit Touchscreen-Terminals ausgestattet, über welche die Bewohner auf verschiedene, auf den persönlichen Bedarf zugeschnittene Services zugreifen können. Das Angebot umfasst beispielsweise einen Apotheken-Lieferservice, Bringdienste für Mahlzeiten und Lebensmittel sowie einen Hausmeister-Service. Zudem kann das Terminal für Videotelefonie genutzt werden. Ferdinand Tempel, Leiter des T-City Projektbüros in Friedrichshafen, sagt: „Damit bieten wir den Menschen viele Möglichkeiten, ihren Alltag einfacher zu organisieren, auch wenn sie durch Alter, Krankheit oder Behinderung eingeschränkt sind.“ Die Plattform „Selbstbestimmtes Leben“ wird seit Februar 2011 zunächst ein Jahr lang pilotiert und dabei schrittweise um weitere Anwendungen, etwa aus dem Bereich Telemedizin, ergänzt.

Wiege der De-Mail

Im Bereich E-Government wurde im Rahmen des T-City Tages insbesondere auf die Pilotierung der De-Mail verwiesen. Oberbürgermeister Andreas Brand bezeichnete Friedrichshafen gar als die Wiege der De-Mail: „Hier wurde die rechtssichere elektronische Post erfunden, entwickelt und getestet.“
Nach Angaben der Telekom war das im Oktober 2009 gestartete und zunächst auf sechs Monate angelegte Pilotprojekt zum Test der De-Mail auf so positives Feedback der Teilnehmer gestoßen, dass beschlossen wurde, den Betrieb der Pilotplattform bis zum regulären Start des Dienstes zu verlängern. Das hierfür notwendige De-Mail-Gesetz ist Ende Februar 2011 vom Bundestag beschlossen worden, sodass die Telekom mit dem Start von De-Mail im Laufe des Jahres rechnet. Dies sei aber auch davon abhängig, wie zügig das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Zertifizierung der Provider durchführt. Die Telekom geht davon aus, dass in circa drei bis fünf Jahren jeder Haushalt über einen De-Mail-Account verfügt. Eine Million Anmeldungen habe man gemeinsam mit dem Partner United Internet bereits registriert.
Auch das Projekt D115 zur Erprobung der einheitlichen Behördenrufnummer hat über T-City den Weg an den Bodensee gefunden. Acht Pilotkommunen sind seit Dezember 2009 an das eigens aufgebaute D115-Service-Center des Landratsamtes Bodenseekreis angeschlossen und pflegen detaillierte Informationen in das kreisweite Wissensmanagement-System ein. Für die übrigen Gemeinden im Kreis stehen Basisinformationen zur Verfügung. Wie ein Verantwortlicher des Landratsamtes mitteilt, wurden im vergangenen Jahr rund 5.000 Anrufe über die 115 entgegengenommen. Die Ausweitung auf weitere Modellkommunen im Kreis gestalte sich zurzeit aber schwierig – insbesondere aufgrund der Kostenfrage.
Der Bundeskanzlerin präsentiert wurde zudem das Portal KindergartenOnline. Die webbasierte Lösung vereinfacht Prozesse rund um die Vergabe und Organisation von Betreuungsplätzen (wir berichteten). Sie ist seit November 2009 im Einsatz und wird mittlerweile von allen 37 Kindergärten in der T-City Friedrichshafen genutzt. Die Anwendung lässt sich laut Telekom problemlos auf andere Kommunen übertragen; mit einigen Interessenten führe man bereits konkrete Gespräche.

K.-o.-Kriterium: Kritische Masse

Andere Projekte dagegen wurden in Friedrichshafen zwar erfolgreich erprobt, stellten sich jedoch als nicht marktfähig heraus. So beispielsweise eine T-City-Lösung der ersten Stunde, die KatCard. Passagiere der Katamaran-Fähren zwischen Friedrichshafen und Konstanz konnten damit von November 2007 bis Ende des Jahres 2009 bargeldlos bezahlen und einchecken, indem sie ein personalisiertes, NFC-fähiges Handy mit KatCard-Funktion erwarben. „Technisch hat die Lösung sehr gut funktioniert“, so ein Sprecher der Telekom, „allerdings haben wir die notwendige kritische Masse an Nutzern nicht erreicht.“ Außerdem habe sich die für das E-Ticketing notwendige NFC-Technologie nicht so schnell verbreitet, wie es Marktstudien vorhergesagt hatten: „Insofern waren wir mit diesem Projekt der Zukunft einfach zu weit voraus.“

Positive Zwischenbilanz

Insgesamt zogen Stadt und Telekom auf dem T-City Tag 2011 eine positive Zwischenbilanz des Projekts. Oberbürgermeister Andreas Brand sagte: „Das Projekt kann sich sehen lassen. Wir entwickeln hier nicht irgendwelche Technik, sondern Lösungen, welche die Stadt und die Bürger weiterbringen.“ Als vorbildlich lobte das Stadtoberhaupt das Vorgehen der Telekom, mit dem beinahe flächendeckenden Ausbau des Highspeed-Internet in Friedrichshafen zunächst für die entsprechende Infrastruktur gesorgt zu haben, damit eine praktische Erprobung der im Rahmen von T-City entwickelten Anwendungen in der Breite möglich ist.
Als Vorzeigeregion und -projekt bezeichnete daher auch der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus die T-City Friedrichshafen. Der Ausbau von breitbandigem Internet habe für das Land eine hohe Priorität – erst kürzlich wurde die Breitband-Initiative um weitere 15 Millionen Euro aufgestockt. „Ich bin daher dankbar, dass wir mit der T-City Friedrichshafen ein Beispiel für eine optimale Breitband-Versorgung vorweisen können“, so Mappus.
Telekom-Chef René Obermann betonte, die T-City habe für den Konzern eine besondere Tragweite: „Wie demonstrieren hier, was wir unter der Gemeinschaftsleistung eines innovationsfreundlichen, integrierten Telekommunikationsunternehmens verstehen.“ Die gezeigten Projekte seien nur kleine Beispiele dafür, wie sich Friedrichshafen auf dem Weg hin zu einer vernetzten Gesellschaft entwickelt habe. Die technischen Möglichkeiten seien aber noch lange nicht ausgereizt.
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich beeindruckt. „T-City ist ein gelungenes Beispiel für die Möglichkeiten, die entstehen können, wenn menschliche Schöpferkraft und technische Innovationsleistung aufeinandertreffen“, so die Kanzlerin. IT- und Telekommunikationslösungen könnten für Deutschland künftig auch eine große wirtschaftliche Bedeutung haben. Mit einer fast hundertprozentigen Abdeckung mit modernster Breitband-Infrastruktur sei Friedrichshafen der Zeit weit voraus. Bislang nutzt nach Angaben der Telekom allerdings nur jeder vierte Einwohner der Stadt das schnelle Internet. Die Kanzlerin appellierte daher an die Bürger: „Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen hier angeboten werden.“ (bs)

http://www.t-city.de

Stichwörter: T-City, Friedrichshafen, De-Mail, Smart Metering, E-Health, Angela Merkel, Stefan Mappus, René Obermann



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