[30.11.2011] Der Berliner Wirtschaftssenat und das Fraunhofer-Institut FOKUS haben gemeinsam mit Partnern das EU-Projekt Open Cities gestartet. Ziel ist es, Open-Innovation-Methoden auf den öffentlichen Sektor zu übertragen und anhand von Pilotprojekten zu testen.
Berlin setzt auf Open Government. Ende 2010 hat die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen das EU-Projekt Open Cities gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut FOKUS, den Städten Amsterdam, Barcelona, Helsinki und Paris sowie weiteren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft gestartet. Geplant ist, öffentliche Datenbestände besser zugänglich zu machen, eine Crowdsourcing-Plattform aufzubauen sowie Apps- und Ideenwettbewerbe durchzuführen. Als Pilotvorhaben des Competitiveness and Innovation Framework Programme (CIP) verfolgt Open Cities das Ziel, Open-Innovation-Methoden auf den öffentlichen Sektor zu übertragen und anhand von Pilotprojekten zu testen. Open Innovation steht für das Öffnen von Innovationsprozessen hin zu Dritten wie zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Unternehmen. Open Innovation bedeutet aber auch eine stärkere Öffnung gegenüber den Mitarbeitern. Der Ansatz umfasst sowohl das Bereitstellen von Informationen für Externe als auch das Einbinden externer Akteure, um gemeinsam neue Lösungen und Strategien zu entwickeln.
Federführung bei Open Data
Das Open-Cities-Projekt besteht aus insgesamt sechs Arbeitspaketen. Die Federführung für das Arbeitspaket Open Data liegt beim Berliner Fraunhofer-Institut FOKUS. Gemeinsam mit dem Land Berlin wurde ein Portal aufgebaut, um Datenbestände der öffentlichen Hand strukturiert und frei zugänglich zur Verfügung zu stellen
(siehe auch Kommune21, Ausgabe 11/2011) . Als nächster Schritt ist im Rahmen von Open Cities vorgesehen, die Städte bei Aufbau und Fortentwicklung ihrer Datenportale zu unterstützen. Dazu wird den Kommunalverwaltungen von Fraunhofer FOKUS ein Datenportal zur Verfügung gestellt, das sie bei Bedarf lokal installieren können. Am Beispiel ausgewählter Datensätze sollen dann im Laufe des Projektes die Potenziale von Linked Open Data und gebietskörperschaftsübergreifenden Anwendungen demonstriert werden. In Zusammenarbeit mit spanischen Forschungspartnern erfolgt auch eine automatisierte Einbindung von Daten aus städtischen Sensornetzwerken in das Open-Cities-Portal.
Des Weiteren ist vorgesehen, eine Ideenplattform aufzubauen, um Anregungen aus Wirtschaft und Bevölkerung noch stärker in die Entwicklung neuer Internet-Dienste und Vorhaben einbinden zu können. Die Federführung für dieses Arbeitspaket liegt bei der Stadt Amsterdam. Auf beiden Plattformen sollen, in Abstimmung mit bestehenden nationalen und europäischen Aktivitäten, mehrere Apps- beziehungsweise Ideenwettbewerbe gestartet werden. Die deutsche Hauptstadt hat dies mit Apps4Berlin bereits getan. Zusätzlich sind kollaborative Workshops unter Einbeziehung potenzieller Nutzer angedacht.
In Ergänzung zu dem EU-Projekt konnte die Arbeit in einer EuroCities-Arbeitsgruppe aufgenommen werden. EuroCities ist ein Netzwerk mit mehr als 140 großen und mittleren Städten aus allen EU-Mitgliedsländern. In sieben Foren werden Erfahrungen in verschiedenen Feldern ausgetauscht, Projekte angebahnt und Empfehlungen an die EU-Ebene ausgesprochen. Die Arbeitsgruppe Open Data hat ihren Platz im Forum Wissensgesellschaft. Mehr als 20 europäische Städte haben sich der Arbeitsgruppe angeschlossen, die gleichzeitig eine Plattform zur Bewertung und Verbreitung der Forschungsergebnisse aus dem Open-Cities-Projekt darstellt. Berlin hat hier die Koordination übernommen.
Umfrage zu Open Data
In einer ersten quantitativen Umfrage unter den Städten konnte festgestellt werden, dass sich alle dem Thema Open Data widmen. Der stärkste Antrieb ist die Herausforderung, transparentes Regierungs- und Verwaltungshandeln zu erreichen (100 Prozent). Sehr wichtig ist den teilnehmenden Städten auch das Thema Innovation (92 Prozent). Wiederverwendung von Datensätzen (77 Prozent), Effizienzgewinn (77 Prozent) und wirtschaftliche Effekte durch Open Data (70 Prozent) stellen ebenfalls Motive für die Öffnung der Datenbestände dar. Nur die Hälfte der Städte sieht aktuell Teilhabe, Crowdsourcing oder öffentliches Feedback (je 54 Prozent) als Stimulus für Open-Data-Aktivitäten an.
Als erste Datenbestände werden der öffentliche Haushalt, demografische Angaben sowie Wahlergebnisse digital zugänglich gemacht. Hier sehen 85 Prozent der Städte einen Einstieg in Open Data. Des Weiteren werden Informationen zu Bildung, Wirtschafts- und Beschäftigungsdaten sowie Geografie- und Meteorologiebestände bereitgestellt. Die meisten Städte werden diese Datenbestände auch selbst hosten (85 Prozent). Bedarf sehen die Städte bei Standardisierungsfragen, Software-Werkzeugen zur Erfassung, Bearbeitung und Visualisierung von Datenbeständen, bei Datenkatalogen und Begriffsbeschreibungen.
Beide Netzwerke dienen dem Austausch von Best Practices und Erfahrungen beim Einsatz von Open-Innovation-Methoden und der dazu genutzten technologischen Plattformen zwischen den Städten. Es gilt, ihre jeweiligen Zweckmäßigkeiten, Potenziale, Herausforderungen und Anwendungsmöglichkeiten herauszuarbeiten. Die Ergebnisse werden in Workshops und Konferenzen diskutiert und in Handlungsleitfäden veröffentlicht. Die Projektlaufzeit, die am 1. November 2010 begann, endet im April 2013. Das Gesamtbudget liegt bei 5,8 Millionen Euro. Die Mittel kommen aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm. Die Gesamtkoordination liegt in Barcelona.
Dr. Wolfgang Both ist Referent in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen; Jens Klessmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, Berlin.
http://www.opencities.net http://daten.berlin.dehttp://www.eurocities.eu
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