[28.10.2011] Ihren Anschluss an die Datenautobahn hat die Gemeinde Weiding in Eigenregie realisiert. Vom Freistaat Bayern wurde das Vorhaben zum Pilotprojekt erklärt und entsprechend gefördert. Heute surft die Kommune auf Champions-League-Niveau im Web.
Die Gemeinde Weiding hat nach langem Ringen und harter Arbeit ihr eigenständig ausgebautes Breitband-Hochleistungsnetz in Betrieb genommen, das Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s ermöglicht. Bei der Verlegung des Glasfaserkabels auf einer Länge von insgesamt fast 13 Kilometern hat die Kommune auf eine neue und im Vergleich zu den konventionellen Grabungsarbeiten kostengünstigere Technik gesetzt – den Nanocut. Dabei wird ein sechs bis sieben Zentimeter tiefer Schlitz in den Straßenasphalt gefräst, in den anschließend das hauchdünne Glasfaserkabel in Kunststoff eingebettet verlegt wird. Mit diesem Glasfasernetz werden die zehn Mini-Schaltverteiler erschlossen, deren Entfernung zu den mit Kupferkabel verbundenen einzelnen Häusern unter einem Kilometer liegt. Am 15. September 2011 wurde der letzte Verteilerkasten freigeschaltet.
Eigeninitiative ergriffen
Da die Deutsche Telekom einen Ausbau aus Gründen fehlender Wirtschaftlichkeit nicht in Erwägung zog, hat sich die Gemeinde entschlossen, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut in München und dem Breitband-Berater Siegfried Schollerer von der Firma BBN wurde im Jahr 2008 ein Konzept zur flächendeckenden Breitband-Erschließung in der Gemeinde Weiding und im Chambtal erarbeitet. Nachdem vom Bund und auch vom Freistaat Bayern die Zusage kam, den DSL-Ausbau im ländlichen Raum zu fördern und die entsprechenden Programme aufgelegt wurden, hat die Kommune ein Markterkundungsverfahren gestartet. Nach einer anschließenden Ausschreibung hat sich Weiding für die Realisierung des Breitband-Projektes durch die Firma smart-DSL aus Wiggensbach im Allgäu entschieden.
Im Juli 2009 wurde der Förderantrag mit Investitionskosten in Höhe von 450.000 Euro bei der Regierung der Oberpfalz gestellt. Dem folgte Anfang August der Zuwendungsbescheid mit einer Fördersumme in Höhe von 200.000 Euro und der Feststellung, dass Weiding zur Pilotgemeinde erklärt wurde. Nach Vergabe der Bau- und Kabelarbeiten wurde noch 2009 mit der Umsetzung des großen Zieles eines gemeindeeigenen Glasfasernetzes begonnen.
Ausbau als Kraftakt
Im Frühjahr 2010 versagte die Deutsche Telekom aus angeblich technischen Gründen die notwendige Kooperation zum Anschluss an das übergeordnete Netz. Nach einer langen und harten Diskussion, bei der es um die technische Realisierung der gesamten Erschließung ging, erklärte sich die Telekom schließlich bereit, das technische Konzept aus Weiding zu akzeptieren. Darüber hinaus hat das Gespräch dazu geführt, dass nicht nur ADSL, sondern sogar VDSL2 ermöglicht werden konnte. Dies bewirkte eine Steigerung der Bandbreite auf das nun zur Verfügung stehende Champions-League-Niveau. Der Breitband-Ausbau war ein echter Kraftakt – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern insbesondere auch angesichts der zahlreichen zu überwindenden Hürden.
Das Projekt in Weiding ist auch ein Beweis dafür, dass der Ausbau der Breitband-Netze nicht allein durch den Markt geregelt werden kann. Bayern-CIO Franz Josef Pschierer hat eingeräumt, dass die Politik hier teilweise Fehler gemacht hat, die sich insbesondere in den ländlichen Räumen nachteilig ausgewirkt haben. Der Netzausbau in Weiding wäre ohne die Förderung in Höhe von 200.000 Euro nicht realisierbar gewesen. Angemessene Zuschüsse sind daher für eine flächendeckende Versorgung mit schnellen Internet-Zugängen zwingend notwendig.
Karl Holmeier ist Bürgermeister der Gemeinde Weiding.
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Bildquelle: Gemeinde Weiding