Fürth:
Schwung für die Doppik


[27.6.2013] Die Doppik-Einführung ist nach wie vor ein großes Thema in den Kommunen. Während die Stadt Fürth aktuell noch kameralistisch bucht, werden für die Umstellung bereits Vorbereitungen getroffen. Wie die Verwaltung dabei vorgeht, berichten GIS-Koordinator Hermann Huber und Kämmerei-Mitarbeiter Johannes Kreß.

Fürth steckt mitten in der Doppik-Einführung. Herr Huber, Herr Kreß, welchen Weg hat die Stadt Fürth beim Thema Doppik eingeschlagen?

Johannes Kreß: Die Stadt Fürth hatte für den Zeitraum 2008 bis 2012 die Realisierung des neuen kommunalen Finanzwesens geplant. Dafür mussten zunächst das gesamtstädtische Vermögen erfasst sowie eine Kosten- und Leistungsrechnung für alle internen Dienststellen erarbeitet werden. Seit Oktober 2010 arbeiten fünf Beschäftigte eines extra gebildeten Sachgebiets der Kämmerei erfolgreich an der erstmaligen Aufnahme von bisher mehr als 60.000 beweglichen Vermögensgegenständen. Im unbeweglichen Vermögensbereich wird bereits die erste Inventur durchgeführt.

Sie setzen dabei unter anderem auf die Software ARCHIKART der gleichnamigen Firma. Wie kam diese Kooperation zustande?

Hermann Huber: Bereits Jahre vor der Doppik wurde ARCHIKART eingeführt, um im Liegenschaftsbereich eine einzige Datenbank anstelle vieler kleiner Systeme zu haben. Die Software punktete damals unter anderem mit ihrer Rechteverwaltung. Um Medienbrüche und Doppelarbeiten zu vermeiden, war unsere erste Aufgabe, alle Informationen aus der Liegenschaftsverwaltung und der staatlichen Vermessungsverwaltung darin abzubilden und aktuell zu halten. Jetzt stehen die digitalen Informationen jedem befugten Nutzer offen.

Welche Daten haben Sie im Verlauf der Doppik-Einführung konkret erfasst?

Kreß: Im Liegenschaftsamt werden die bisher in den Ämtern verwendeten Karteikartensysteme abgelöst. So werden in absehbarer Zeit sämtliche Verwaltungsvorgänge wie Grundstücksvorfälle, An- und Verkäufe, Mieten sowie Pachten elektronisch verwaltet.

Huber: Neben der Textinformation in ARCHIKART wird auch die grafische Information am Grundstück erfasst, derzeit die Straßen mit dem GIS ArcView. Durch die Kopplung beider Systeme sind auch die bewertungsrelevanten Daten wie Sondereinträge, Schutz- oder Hochwasserbereiche verfügbar.

Wo sehen Sie den konkreten Nutzen beim Einsatz der Archikart-Lösung?

Kreß: Ein Vorteil ist, dass mehrere Fachämter zusammenarbeiten können. So kann die Kämmerei bei der Vermögenserfassung auf die Stammdaten zurückgreifen. Außerdem wird sämtliches Anlagevermögen in einem System zusammengefasst. Aus einer vermögenstechnisch eigenständigen Straße lässt sich so eine Vermögenseinheit mit Bauwerken wie Brücken oder Lärmschutzwänden bilden. Zudem kann ich die Daten just in time auf meinem Bildschirm aufrufen und ein Projekt zügig abschließen, ohne auf die Akten warten zu müssen. Damit können Verwaltungswege immens verkürzt werden.

Huber: Außerdem sind im Geo-Informationssystem alle mit einem Grundstück verbundenen Daten, wie etwa ein Fluss oder eine Straße, zu sehen. Ersichtlich ist auch, ob das Flurstück im Bereich des Bebauungsplanes liegt. Musste ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung früher die Papierakten anfordern, können heute alle Daten sofort in einem System angezeigt werden. Die Verwaltung arbeitet also viel effizienter.

„Musste früher ein Mitarbeiter die Papierakten anfordern, können heute alle Daten sofort in einem System angezeigt werden.“


Wie viele Nutzer aus welchen Bereichen arbeiten derzeit mit der Software?

Huber: Im Moment sind fast 200 Nutzer aus den verschiedensten Ämtern in 16 Gruppen aufgeteilt. Intern werden die Eigentümerdaten in den ARCHIKART-Desktop-Anwendungen oder über die Web-Oberfläche im Themen-Browser mit ARCHIKART-Karthago zur Verfügung gestellt. Auch Kaufverträge im Liegenschaftsamt und die Zusammenarbeit mit der Vermessung nehmen großen Raum ein. So werden die Daten zwischen dem staatlichen Vermessungsamt und der Stadt schneller austauschbar.

Kreß: Viele Beschäftigte haben den Nutzen der Software bereits erkannt und arbeiten damit, andere müssen noch davon überzeugt werden. Beispielsweise digitalisiert das Tiefbauamt gerade die Straßenverwaltung. Ich denke, wir haben damit ein gutes System an der Hand. Zudem erhalten wir Unterstützung vom Support und erleichtern den Mitarbeitern mit Schulungen den Zugang zur Software.

Huber: Auch wenn es Aufgabe der Kämmerei ist, das Vermögensbewertungsprojekt durchzuziehen, so sind wir doch auf das Wissen der Fachbehörden angewiesen. Früher reichte oft ein Luftbild an der Wand oder eine Begehung vor Ort. Inzwischen kommen Beschwerden, sobald einmal ein Luftbild am Bildschirm nicht verfügbar ist, weil ein Server nicht läuft. Ähnlich wird sich dies künftig mit ARCHIKART verhalten. Erst wenn ein Programm wirklich eingeführt ist, werden mir die Leute sagen, dass sie nicht mehr ohne dieses arbeiten können.

Interview: Norbert Helmle

Dieser Beitrag ist in der Juni-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Finanzwesen erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Finanzwesen, Archikart, Fürth, Doppik, Vermögenserfassung

Bildquelle: Archikart

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Finanzwesen
Monheim am Rhein: KI ordnet Bankbelege Bericht
[27.3.2024] Die nordrhein-westfälische Stadt Monheim am Rhein optimiert die Zuordnung von Bankbelegen mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Mit diesem Projekt konnte sich die Kommune unter anderem einen Finalistenplatz beim Axians Infoma Innovationspreis 2023 sichern. mehr...
Stadt Monheim am Rhein verarbeitet Kontoauszüge mithilfe von KI.
E-Rechnung: Der Umstieg kommt Bericht
[26.3.2024] Das Wachstumschancengesetz wird zu einem Anstieg von E-Rechnungen im XML-Format sowie zu einer Verpflichtung zum Versand von E-Rechnungen für steuerpflichtige kommunale Eigenbetriebe führen. Dies erfordert eine entsprechende technische Infrastruktur. mehr...
Empfang und Versand von E-Rechnungen werden sukzessive zur Pflicht.
Saskia: Vorhang auf für die neue Finanz-Software
[20.3.2024] Das Unternehmen Saskia startet mit der Auslieferung seiner neuen webbasierten Finanz-Software SASKIA.H2R. Im Laufe dieses Jahres soll die Lösung das Vorgängerverfahren SASKIA.de-IFR abgelöst haben. mehr...
Im Rahmen einer Roadshow stellte das Unternehmen Saskia seine neue Web-Lösung SASKIA.H2R vor.

Bad Nauheim: Zahlungen schneller abwickeln
[26.1.2024] Anfang Januar hat die Stadt Bad Nauheim Steuerbescheide erstmals mit der Finanz-Software von Anbieter Datev erstellt. Der Systemwechsel bringt unter anderem eine einfachere und schnellere Zahlungsabwicklung mit sich. mehr...
Die Stadt Bad Nauheim arbeitet seit Beginn dieses Jahres auch bei der Steuerbescheiderstellung mit der Finanz-Software von Anbieter Datev
Dortmund: Interaktive Haushaltsdaten
[23.1.2024] Für mehr Transparenz stellt die Stadt Dortmund ihre Haushaltskennzahlen ab sofort auch interaktiv bereit. Der Anspruch dabei ist, für möglichst viel Verständlichkeit zu sorgen. mehr...
Suchen...

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Finanzwesen:
IT-Guide PlusxSuite Group GmbH
22926 Ahrensburg
xSuite Group GmbH
ITEBO GmbH
49074 Osnabrück
ITEBO GmbH
ekom21 – KGRZ Hessen
35398 Gießen
ekom21 – KGRZ Hessen
Axians Infoma GmbH
89081 Ulm
Axians Infoma GmbH
OrgaSoft Kommunal GmbH
66119 Saarbrücken
OrgaSoft Kommunal GmbH
Aktuelle Meldungen