Mülheim an der Ruhr:
Eine Stadt setzt Punkte


[13.8.2015] Auf geografisch verortete Daten können die Bürger in Mülheim an der Ruhr jederzeit online zugreifen. Die entsprechenden Informationen liefert dabei nicht nur die Stadt. Auch die Nutzer selbst sorgen für Aktualität.

In Mülheim an der Ruhr verorten nicht nur die Stadt, sondern auch die Bürger online. Karten und Pläne sollen bei der Orientierung helfen. Meist liegen sie jedoch in Schränken und Schubladen oder hängen an der Wand. Zudem sind sie nach einiger Zeit veraltet und müssen aktualisiert werden. Die nordrhein-westfälische Stadt Mülheim an der Ruhr bietet nun einen Online-Service an, über den die Bürger auf geografisch verortete Daten jederzeit zugreifen können. Dazu gehören unter anderem Bebauungspläne sowie Standorte von Kindergärten oder Veranstaltungen. Das Besondere daran: Nicht nur die Stadtverwaltung liefert die entsprechenden Daten in aktualisierter Form. Die Nutzer selbst können auf der Internet-Seite Angaben erstellen. Beim user generated content greifen vorgegebene Prozesse – etwa dann, wenn die Adressangabe automatisch zur Markierung der entsprechenden Position in einer Karte führt. Auch können die Nutzer beispielsweise den Ort, an dem sie zuletzt ein entlaufenes Tier gesehen haben, individuell mit einer geografischen Referenz versehen. Auf diese Weise wurde eine große Angebotspalette geschaffen, bei der die Stadt mit den Bürgern eine gemeinsame Datenbasis erstellt. In der Regel profitieren beide Seiten gleichermaßen, insbesondere weil das Angebot ständig um neue Datensammlungen und Möglichkeiten erweitert wird. Von der städtischen Internet-Redaktion werden bislang in reiner Textform dargestellte Inhalte nun in den Bereich der geobasierten Darstellung verlagert. Mitunter mündet das in verbesserte Arbeitsabläufe und größere Transparenz innerhalb der Verwaltung. Wurden früher die Darstellungen gerontopsychiatrischer Versorgungsangebote ebenso wie spezielle Seniorensportangebote durch die Verwaltung inhaltlich aktuell gehalten, so übernehmen das die Nutzer inzwischen selbst.

Kümmerkarte dokumentiert Bedürfnisse

Die Internet-Besucher müssen keine fest vorgegebene Kartenzusammenstellung nutzen. Sie können alle bereitstehenden Daten auch nach ihren eigenen Wünschen kombinieren. Umgesetzt wird die Darstellung ausschließlich mithilfe von Open Source Software, insbesondere mit Drupal und OpenLayers. „Die zeitgemäße Aufbereitung orientiert sich an den Nutzerbedürfnissen und kostet dennoch keine Lizenzgebühren“, sagt Uwe Bonan, Stadtkämmerer in Mülheim an der Ruhr und zuständig für die IT. Die Baustellendarstellung erfolgte zwar auch in der Vergangenheit zusätzlich georeferenziert, jedoch in keiner intuitiven Darstellung und ohne praktischen Mehrwert für die Nutzer in der Verwaltung. Nun wird bereits bei der Erfassung eine Kategorisierung der Baustellen in solche mit Auswirkungen auf stark frequentierte Verkehrsflächen und solche mit erheblichen Einschränkungen auf sonstige Verkehrsflächen vorgenommen. Weitere Klein- und Kleinst-Absperrungen werden nicht erfasst, um die Übersicht zu wahren. Alle Baustellen sind sowohl georeferenziert als auch textlich in einer Übersicht einsehbar, aus der intuitiv zu den hinterlegten Detailangaben navigiert werden kann. In der so genannten Kümmerkarte werden alle bei der Bürgeragentur eingehenden Anliegen abgebildet, soweit es sich nicht um datenschutzrelevante Informationen handelt. Auf diese Weise kann der Nutzer direkt erkennen, wenn sein Anliegen – etwa die Reinigung eines Sammelstandortes für Glas und Papier oder ein notwendiger Grünschnitt – bereits bekannt und in Bearbeitung ist. Die Übergabe der Anliegen erfolgt softwareübergreifend. „Hierdurch erweitern wir das Wissen innerhalb der Verwaltung sowie in der Bürgerschaft und gewinnen zugleich Erkenntnisse über aktuelle und akute Bedürfnisse“, erläutert Petra Koterzyna, Kommunikationsmanagerin der Stadt Mülheim. „Denn so können wir neue Anforderungen aus den Wünschen der Bürger ablesen und manchmal auch erfüllen.“

Ortung nach Wunsch

Alle in Mülheim bekannten freien WLAN-Hotspots wurden in einer übersichtlichen Karte zusammengetragen. Bestehen Einschränkungen, sind diese gesondert vermerkt. So ist auf einen Blick zu erkennen, an welchen Punkten des Mülheimer Stadtgebiets ein schneller Internet-Zugriff möglich ist. Mithilfe eines Online-Formulars lassen sich Hotspots ergänzen und verorten. Neueinträge werden redaktionell überprüft und müssen nur noch freigegeben werden, um direkt in der Gesamtübersicht zu erscheinen. Für das Geodatenportal bestehen viele Zugangswege und kombinierte Verknüpfungen. Nicht alle Möglichkeiten sind auf den ersten Blick zu erkennen, ergeben sich aber schnell aus den verschiedenen Suchansätzen: Vereine können etwa neben der Eigendarstellung Angebote einstellen. Ebenso lassen sich die dazugehörigen Orte darstellen, an denen die Aktivitäten durchgeführt werden. Zugleich ist es möglich, die kategorisierten Angebote aller Vereine einzusehen, ebenso wie alle Angebote, die an einem Ort stattfinden. In der Umsetzungsphase befindet sich die Verlagerung aktueller und vorhabenbezogener Bebauungspläne sowie von Bebauungsplänen mit Öffentlichkeitsbeteiligung. An dieser Stelle soll ebenso die gleichzeitige Darstellung von textbasierten und geografischen Informationen für eine intuitive Auffindbarkeit sorgen. Zugleich werden die Suchmöglichkeiten dahingehend weiterentwickelt, dass interessierte Bürger anhand ihrer eigenen Straße den dazugehörigen Bebauungsplan finden. Für die nahe Zukunft ist die Verlagerung von Informationen zu Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Schulen und Spielplätzen vorgesehen, ebenso wie die zusätzliche Abbildung von Veranstaltungen am jeweiligen Veranstaltungsort. Einem Wunsch der Internet-Nutzer entsprechend, lassen sich bald auch Veranstaltungsräume anbieten. Die Stadtverwaltung erreichen immer wieder Anfragen nach Räumen bestimmter Größen zur Anmietung. Bei der Verwaltung selbst gibt es jedoch nur eine begrenzte Raumanzahl, die tatsächlich angemietet werden kann. Eine gesamtstädtische Übersicht existiert bislang nicht. „Durch eine Bündelung erhoffen wir uns zum einen eine vorteilhaftere Auslastung der eigenen Räumlichkeiten bei geringerem Personalaufwand, weil die Nutzer alle Räume auf einen Blick sehen können“, sagt Stadtkämmerer Uwe Bonan. „Zum anderen sehen wir im Zusammenspiel mit weiteren Anbietern auch die Möglichkeit, den Standort Mülheim für Veranstaltungen besser zu positionieren.“

Niels Gründel ist zuständig für E-Government bei der Stadt Mülheim an der Ruhr.

http://geo.muelheim-ruhr.de
http://www.muelheim-ruhr.de
Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Geodaten-Management, Mülheim an der Ruhr, Bürgerservice



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