Cyber-Sicherheit:
Staat hinkt hinterher


[2.4.2019] Zwar ist das Thema Cyber-Sicherheit in Deutschland mittlerweile im politischen Diskurs angekommen, bei der Zusammenarbeit zwischen Staat und Cyber-Sicherheitsindustrie passiert aber noch zu wenig.

Regierungsstellen und die Cyber-Sicherheitsindustrie müssen enger zusammenarbeiten. Anfang Januar wurden im Rahmen eines Hacker-Angriffs private Daten etlicher deutscher Politiker veröffentlicht. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel waren beispielsweise auch Andrea Nahles oder Annegret Kramp-Karrenbauer betroffen. Insgesamt wurden knapp 1.000 Abgeordnete gehackt. Spätestens dieser Vorfall hat die deutsche Politik wachgerüttelt: Cyber-Kriminalität ist eine ernst zu nehmende Bedrohung und es bedarf einer engeren Zusammenarbeit zwischen Regierungsstellen und der Cyber-Sicherheitsindustrie, um den Cyber-Kriminellen einen Schritt voraus sein zu können.
Aktuell gibt es in Deutschland verschiedene kleinere Cyber-Sicherheitsteams, die in Organisationen wie dem BND und der Bundeswehr tätig sind. Allerdings arbeiten diese Teams oft isoliert voneinander und es fehlt an Koordinierung. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernimmt zwar die zentralisierte Organisation der einzelnen Einrichtungen, aber es gibt noch viel Nachholbedarf. So gestaltet sich auch die Umsetzung des Nationalen Cyber-Abwehrzentrums, das für eine nachhaltige und gesamtstaatliche Cyber-Sicherheitsarchitektur sorgen soll, recht zäh. Grund hierfür ist unter anderem, dass die finanziellen Mittel, die der Staat für die Cyber-Abwehr zur Verfügung hat im Vergleich zu anderen Ländern viel zu gering sind. So werden teilweise auch deutsche Firmen vom Staat beauftragt bei Sicherheitsfragen zu helfen, da die Behörden die Bearbeitung finanziell und personell oft nicht stemmen können.

Gemeinsame Schritte gegen Cyber-Kriminelle

Um mit Cyber-Kriminellen Schritt halten zu können, muss die Zusammenarbeit zwischen Staat und der Cyber-Sicherheitsindustrie Geschwindigkeit aufnehmen. So könnten in einem ersten Schritt Security Operations Center (SOCs), also die Zentralen für alle sicherheitsrelevanten Services im IT-Umfeld von Organisationen oder Institutionen, gemeinsam von Staat und Industrie betrieben werden. Somit wäre ein schnellerer informeller Abgleich bei aktuellen Bedrohungen gewährleistet. Oft haben Experten für bestimmte Nischenthemen in der Cyber-Sicherheit vom Staat außerdem keine offizielle Sicherheitsfreigabe (Clearance) und können deshalb nicht beraten. Der Aufbau eines externen Sicherheitsexperten-Netzwerks außerhalb der Clearance wäre deshalb ein weiterer wichtiger Schritt, da es die Bedrohungsanalyse erheblich verbessern würde.
Damit die Vernetzung von Informationen nicht nur auf Geheimdienstebene, sondern auch im operativen Bereich stattfindet, muss der Staat mehr externe Firmen und Hersteller miteinbeziehen. Denkbar wäre zudem ein regelmäßiger gemeinsamer Cybersecurity Summit von Industrie und Regierung. Nicht zuletzt bedarf es einer Aufstockung von Ressourcen im öffentlichen Haushalt.
Insgesamt müssen Behörden innovativer und agiler werden, wenn es um aktuelle Bedrohungen geht. Dazu gehört beispielsweise auch die Nutzung von aktiven Verteidigungstechnologien – so genannten Response Verfahren – also Technologien, die über die Bedrohungserkennung hinaus arbeiten.

Rolf Haas ist Senior Enterprise Technology Specialist EMEA beim Cyber-Security-Unternehmen McAfee.

http://www.mcafee.com/de

Stichwörter: IT-Sicherheit, McAfee

Bildquelle: Michael Traitov / Fotolia.com

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich IT-Sicherheit
OWL-IT: BSI bestätigt höchstmögliche IT-Sicherheit
[19.4.2024] Das Bundesamt für Informationssicherheit (BSI) hat dem IT-Dienstleister Ostwestfalen-Lippe-IT die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards bescheinigt. mehr...
IT-Sicherheit: Widerstandskraft stärken Interview
[10.4.2024] Die EU-Richtlinie NIS2 soll die Cyber-Sicherheit in Europa erhöhen. Von den Vorgaben sind deutlich mehr KRITIS-Unternehmen betroffen als bislang. Kommune21 sprach mit Dirk Arendt von Trend Micro darüber, wie ein Cyber-Risiko-Management aussehen muss. mehr...
Dirk Arendt
Net at Work: Zertifizierte E-Mail-Sicherheit Interview
[2.4.2024] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Lösung für E-Mail-Sicherheit des Herstellers Net at Work nach BSZ zertifiziert. Stefan Cink, Director Business and Professional Services, erklärt, was das für kommunale Kunden bedeutet. mehr...
Stefan Cink, Director Business and Professional Services bei Net a Work
BSI: Viele Exchange-Server ungeschützt
[27.3.2024] Microsoft Exchange ist ein weit verbreiteter E-Mail- und Groupware-Server. Veraltete Systeme und nicht eingespielte Updates eröffnen kritische Sicherheitslücken. Das BSI geht davon aus, dass etwa die Hälfte aller Exchange-Server in Deutschland verwundbar ist und rät dringend, den Patch-Stand zu prüfen und zu aktualisieren. mehr...
Tausende Microsoft-Exchange-Server in Deutschland sind nach BSI-Angaben für kritische Schwachstellen verwundbar, weil Updates nicht durchgeführt wurden.
Märkischer Kreis/Iserlohn: Fortschritte nach Hacker-Angriff auf SIT
[25.3.2024] Nach einem erfolgreichen Cyber-Angriff auf den kommunalen IT-Dienstleister Südwestfalen-IT waren auch zahlreiche Kommunen zwangsweise offline. Nun gibt es gute Nachrichten: Der Märkische Kreis und die Stadt Iserlohn melden, dass viele Dienstleistungen für Bürger wieder online zugänglich sind. mehr...
Nach dem Cyber-Angriff auf den IT-Dienstleister SIT laufen die Bürgerportale im Märkischen Kreis und in Iserlohn wieder.
Suchen...

 Anzeige

 Anzeige

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich IT-Sicherheit:
D-Trust GmbH
10969 Berlin
D-Trust GmbH
GISA GmbH
06112 Halle (Saale)
GISA GmbH
regio iT GmbH
52070 Aachen
regio iT GmbH
Aktuelle Meldungen