[20.6.2019] Das Fraunhofer Institut für Grafische Datenverarbeitung IGD hat zwei Systeme zur digitalen Stadtplanung samt Bürgerbeteiligung entwickelt. Nach Pilotphasen und Praxistests stehen die beiden Lösungen nun für den Einsatz in anderen Kommunen zur Verfügung.
Sinkende Einwohnerzahlen und der demografische Wandel setzen dem Leben in den Innenstädten zu. Um Altstädte zu erhalten und strukturell aufzuwerten, braucht es nachhaltige und ressourcenschonende Ideen seitens der Bewohner, Immobilieneigentümer und Politik. Dafür hat das Fraunhofer Institut für Grafische Datenverarbeitung IGD im Projekt AktVis eine interaktive 3D-Web-Anwendung entwickelt, worüber Ideen zur Zukunftsgestaltung ausgetauscht und diskutiert werden können. Wie das Fraunhofer-Institut mitteilt, bereitet die Anwendung die vielfältigen Geodaten einer Kommune einheitlich auf und integriert sie in eine interaktive Visualisierungsumgebung. Die realitätsgetreue Ansicht von Gebäuden und Straßenzügen könne über einen Multi-Touch-Tisch auch Basis für Bürgerbeteiligungsgespräche sein. Das habe sich bei drei hessischen Kommunen gezeigt, mit denen das interaktive Tool aufgebaut worden sei. Nach Abschluss des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts stehe nun eine funktionstüchtige Endversion einer WebGIS-Anwendung für Planungsworkshops und Beteiligung zur Verfügung, die auch eine Wirtschaftlichkeits- und Baurechtprüfung enthält.
smarticipate gibt sofort Feedback
Ebenfalls abgeschlossen ist die Laufzeit des EU-Projekts smarticipate (
wir berichteten). Das Fraunhofer IGD hat damit eine Plattform entwickelt, über die Bürger Ideen für die Gestaltung der eigenen Nachbarschaft online einreichen können. Dank Anbindung an die Datenquellen der Stadtplanung bekommen sie direkt ein Feedback zur Umsetzbarkeit ihrer Idee. Die Stadtverwaltung beschäftigt sich im Ergebnis deshalb nur mit solchen Fällen, die grundsätzlich durchführbar sind und später von den Anwohnern akzeptiert werden. Dabei seien die anschaulichen 3D-Visualisierungen und Feedback-Funktionen des intelligenten Systems leicht zu bedienen. In Rom, London und Hamburg ist die Anwendung an konkreten Fallbeispielen getestet worden. „smarticipate kann man überall da einsetzen, wo man Bürgern die Chance geben möchte, dass ihre Vorschläge sofort mit einem Feedback beantwortet werden und da, wo die Verwaltung selber Prozesse automatisieren möchte“, lautet das Fazit von Nicole Schubbe vom Hamburger Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung. Die Freie und Hansestadt prüft laut Institutsangaben derzeit, wie die Feedback-Funktion in das stadteigene Beteiligungsprogramm integriert werden kann. Smarticipate-Nutzer können die fertig programmierten Fallbeispiele lizensieren oder an der Entwicklung eigener Szenarien mitwirken. Für die finale Produktentwicklung und Vermarktung ist laut Fraunhofer die Gründung eines Spin-Offs geplant – weitere Städte, unter anderem Wien, haben bereits Interesse an der Nutzung von smarticipate signalisiert.
Seine Anwendungen und Services rund um die intelligente Stadt präsentiert das Fraunhofer IGD übrigens auf der Fachmesse Intergeo (17. bis 19. September 2019, Stuttgart,
wir berichteten).
(ve)
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Bildquelle: Fraunhofer IGD