Interview:
Trends für Verwaltungshelden


[9.10.2019] Eine Art Familientreffen ist die Fachmesse Kommunale für die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern. Über diesjährige Trends und Highlights am Messestand berichten die AKDB-Vorstände Gudrun Aschenbrenner und Rudolf Schleyer im Interview.

Gudrun Aschenbrenner / Rudolf Schleyer Frau Aschenbrenner, Herr Schleyer, auf der Fachmesse Kommunale in Nürnberg treffen sich seit nunmehr 20 Jahren kommunale Entscheider – wie haben sich die Themenschwerpunkte im Laufe der Jahre gewandelt?

Aschenbrenner: Sicher kann man sagen, dass die Digitalisierung der Verwaltung im vergangenen Jahrzehnt deutlich stärker in den Fokus der Öffentlichkeit und der Politik gerückt ist. Mit E-Government-Gesetzgebung, eIDAS-Verordnung, Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sowie Onlinezugangsgesetz (OZG) existieren jetzt gesetzliche Vorgaben mit weitreichenden Auswirkungen für die Praxis. Sie nehmen naturgemäß auch im Programm der Kommunale eine zen­trale Rolle ein. Die AKDB begleitet und unterstützt die Kommunen als Partner seit knapp 50 Jahren genau auf diesem Weg: von der Lochkarte zum gelebten, modernen E-Government.

Schleyer: In den Anfangsjahren der Kommunale waren es vor allem die IT-Großereignisse Jahrtausendwechsel und Euro-Einführung, welche die inhaltliche Ausrichtung der Messe prägten. Es kam zur umfassenden Bereinigung des Hard- und Software-Bestands bei den Kommunen. Einige Jahre später wurden erste E-Government-Komponenten präsentiert: etwa Online-Melderegisterauskünfte oder das Bayerische Behördeninformationssystem. Heute ist – ganz im Sinne des OZG – die Interaktion zwischen Behörde und Bürger beziehungsweise Unternehmen mittels medienbruchfreier, durchgängiger Online-Dienste das dominierende Thema. Daneben spielen Managed Services, Next Generation Outsourcing sowie Dienstleistungen und Consulting-Angebote für die Kommunen eine zunehmend wichtige Rolle.

Das Thema kommunale IT gewinnt laut Veranstalter für die Messe immer weiter an Bedeutung. Empfinden Sie ebenso?

Aschenbrenner: Die Kommunen bleiben auch in der digitalen Welt der erste Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen. Insbesondere mit Blick auf die OZG-Umsetzung kommt ihnen eine Schlüsselrolle zu. Gerade in Bayern ist die Digitalisierung der Kommunalverwaltung bereits relativ weit fortgeschritten. Umso wichtiger ist es, diese Expertise und flächendeckenden Best-Practice-Beispiele auf entsprechenden Leitveranstaltungen nach außen zu tragen und sich mit der Länder- sowie Bundesebene zu vernetzen. Die Kommunale bietet dafür mit ihrem strategisch günstig gelegenen Veranstaltungsort Nürnberg und ihrer thematischen Ausrichtung eine wichtige Plattform.

Schleyer: Die steigenden Anforderungen an die kommunale IT in technischer, rechtlicher und funktionaler Hinsicht führen zu besonderen Herausforderungen für die Kommunalverwaltungen. Wir beobachten dabei einen starken Trend zum Outsourcing von IT- und Personalleistungen, was den Kommunen dabei hilft, die Digitalisierung trotz zunehmender Personalknappheit zu bewältigen. Ähnliches gilt für Datenschutz und Informationssicherheit. Nicht selten fehlt es den Kommunen für die Umsetzung an ausreichend Zeit und Know-how. Um unsere Lösungen hierzu in die Breite zu tragen, ist die Kommunale das ideale Forum. Und so ist mit den Themen über die Jahre auch die Messe gewachsen. Umso mehr freut es uns, dass die AKDB von Beginn an dabei war und entscheidend zur Etablierung und zum Erfolg der Messe beitragen konnte. Zusammen mit dem ebenfalls alle zwei Jahre stattfindenden AKDB Kommunalforum beheimatet Bayern damit zwei Leuchtturmveranstaltungen zur kommunalen IT.

Welche Bedeutung hat die Kommunale für die AKDB – ist das für Sie so etwas wie ein Familientreffen?

Aschenbrenner: Ja, das trifft es ziemlich genau. Getragen von den vier bayerischen, kommunalen Spitzenverbänden betrachten wir uns nicht von ungefähr als Teil der kommunalen Familie. Insofern ist beim erwarteten Besuch von etwa 2.000 kommunalen Entscheidern, Fachamtsleitern und Verwaltungsmitarbeitern an unserem Messestand das Bild vom Familientreffen durchaus passend.

Schleyer: Die AKDB entwickelt ja als einzige Einrichtung in Deutschland sämtliche Software-Lösungen für die Kernbereiche der Kommunalverwaltungen selbst – für Gemeinden, Städte, Landkreise bis hin zu den Bezirken. Außerdem vertreiben wir sie bundesweit. Dabei hat sich die AKDB in den vergangenen knapp fünf Jahrzehnten einen exzellenten Ruf bei den Kommunen erworben. Wir tun alles dafür, diesem Ruf auch weiterhin gerecht zu werden. Insofern ist die Kommunale ein Familientreffen, bei dem man sich austauscht, Erstberatungen stattfinden, Themenschwerpunkte gesetzt werden, und wir nicht zuletzt auch unmittelbares Feedback von den Anwendern unserer Angebote erhalten.

„Mit den Themen ist über die Jahre auch die Messe gewachsen.“

Welche Highlights setzt der AKDB-Messeauftritt in diesem Jahr?

Aschenbrenner: Auf der Kommunale 2019 in Nürnberg zeigen die AKDB sowie ihre Tochterunternehmen und Partner das gesamte Themenspektrum rund um die kommunale IT – diesmal unter dem Motto „Alles für Helden der Verwaltung“. In diesem Jahr stehen Messeneuheiten im Fokus, mit deren Hilfe Verwaltungsmitarbeiter bürgerfreundliches E-Government rund um die Uhr anbieten können. Die Herausforderungen, die sich gerade durch das OZG stellen, sind sehr groß. Daraus ergibt sich ein zunehmender Bedarf an Beratung. Wie ist bei der Digitalisierung vorzugehen? Welche Prioritäten sollen gesetzt werden? Welche Fördermittel gibt es? Wie sehen sinnvolle Abläufe aus? Wir liefern Antworten auf diese Fragen.

Schleyer: Das OZG verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, alle Verwaltungsdienstleistungen bis zum Jahr 2022 digital zugänglich zu machen. Manchmal entsteht der Eindruck, dass wir furchtbar hinterherhinken in Deutschland. Das stimmt so nicht. Die AKDB bietet in ihrem Bürgerservice-Portal bereits einen großen Teil dieser Dienste an. Dazu zählen die Beantragung von Briefwahlunterlagen, eines Kfz-Wunschkennzeichens oder Leistungen rund um das Einwohnermeldewesen. Damit diese Services hoch verfügbar bleiben, stützt sich die AKDB auf innovative Technologien wie die Containerisierung und die Entwicklung von Microservices. Welche Vorteile diese hochmodernen Technologien in der Praxis bieten, zeigen wir auf der Kommunale.

Aschenbrenner: Ein weiteres Highlight sind sicherlich die Themen IT-Outsourcing und Cloud Computing. Eines wird immer deutlicher: Kommunen wollen die gestiegenen Erwartungen ihrer Bürger erfüllen, stoßen angesichts der dynamischen Entwicklung der Digitalisierung aber sowohl technisch als auch personell an ihre Grenzen. Wir bieten sinnvolle und effektive Lösungen. Diese beginnen beim Betrieb eines bestimmten Verfahrens in unserem Rechenzentrum und gehen bis zur Übernahme der Verantwortung für die komplette IT-Infrastruktur einer Verwaltung.

Schleyer: Zudem wird die AKDB auf der Kommunale im Ausstellerfachforum diskutieren, welches Potenzial der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Verwaltung mit sich bringt. Das gilt besonders für Chatbots. Sie könnten künftig standardisierte Prozesse übernehmen, sodass ein einfacher Verwaltungsakt bald voll automatisiert abläuft. All das, um kommunale Mitarbeiter zu entlasten.

Interview: Bettina Schömig

https://www.akdb.de
https://www.kommunale.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Oktober 2019 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Kongresse, Messen, Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), Kommunale 2019, Onlinezugangsgesetz (OZG), Fachverfahren, Next Generation Outsourcing, IT-Infrastruktur

Bildquelle: AKDB/Antje Meinen Fotografie

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