[16.12.2021] Unter dem Titel „München leuchtet digital“ fand am 3. Dezember 2021 die zweite Ausgabe der Webinar-Reihe „Kommune21 im Gespräch“ statt. Im Zentrum des Webinars stand die Digitalisierungsstrategie der Stadt München „München.Digital.Erleben“.
„Allianzen schmieden“ – so lautete das Stich- und zugleich Schlusswort des am 3. Dezember 2021 durchgeführten Webinars „München leuchtet digital“. Eine solche Allianz führte das Webinar aus der Reihe „Kommune21 im Gespräch“ selbst vor. In knapp einer Stunde besprachen zentrale Akteure der Digitalisierungsstrategie Münchens deren Umsetzung: Wolfgang Glock, Abteilungsleiter E- & Open-Government und Smart City bei der bayerischen Landeshauptstadt, konnte Einblicke in die digitale Transformation aus Sicht der Verwaltung liefern. Jörg Ochs, IT-Leiter der Stadtwerke München, beleuchtete den Weg Münchens zur Smart City aus der Perspektive der kommunalen Versorgungsunternehmen. Zudem wird die Stadt München bei ihrer Digitalstrategie vom Software-Konzern SAP unterstützt, der IT-Lösungen und Plattformen für die Stadt liefert. SAP wurde von Nikolaus Hagl vertreten, der dort den Geschäftsbereich Public & Energy leitet. Die Moderation übernahm Alexander Schaeff, Chefredakteur der Fachzeitschrift Kommune21.
Zu Beginn des Webinars erläuterte Wolfgang Glock, was die stadteigene Digitalisierungsstrategie „München.Digital.Erleben“ besonders auszeichnet. Hierbei berief er sich auf den CDO Münchens, Thomas Bönig, dem zufolge sich die Digitalisierung an dem Grundsatz „Für und mit den Menschen“ zu orientieren hat. Die Digitalisierung der Stadt betrifft, so Glock, nicht nur IT, sondern muss stets die Nutzenden im Blick haben. Nikolaus Hagl ergänzte, inwiefern der spezifische Ansatz der Stadt München auch auf andere Kommunen übertragbar ist. Um die Mammutaufgabe Digitalisierung zu stemmen, sei ein integrierter Ansatz vonnöten, wie ihn München mit der Zusammenarbeit von Verwaltung, Infrastrukturbereichen und Stadtgesellschaft vorführe.
Wichtigste Säule: Telekommunikation
Jörg Ochs erläuterte die Rolle, welche die Stadtwerke München beim Aufbau des Fundaments für die Digitale Stadt übernehmen. Als wichtigste Säule der Digitalisierung bezeichnete er die Telekommunikation und skizzierte in einem historischen Überblick deren Ausbau mittels Bronzedrähtchen in den 1890er-Jahren bis in die Gegenwart, in der Glasfaser, LoRaWAN, 5G-Netze und Internet-of-Things (IoT)-Plattformen zum Einsatz kommen. Als solides Fundament für die digitale Landeshauptstadt bezeichnete er dann auch die IoT-Plattform auf Basis von Microsoft Azure.
Aus Sicht der Stadtverwaltung ging Wolfgang Glock genauer auf Digitalisierung der Verwaltungsdienste ein, die das Onlinezugangsgesetz (OZG) vorschreibt. Die Stadt München sei bei der Umsetzung dieser Leistungen bereits gut vorangeschritten. Anderen Kommunen empfahl er, bei der Umsetzung untereinander zu kooperieren. Zudem sei es bei Problemen hilfreich, alternative Lösungswege zu erproben.
Als eines der herausragenden Beispiele für Smart-City-Projekte stellte Jörg Ochs die von den Stadtwerken entwickelte Applikation zur Unterstützung eingeschränkter Personen im ÖPNV vor. Beim diesjährigen Münchner Digital Innovation Award, der anlässlich der Digicon verliehen wird, konnte die Lösung den dritten Platz belegen. Die App koppelt Cloud-Dienste, multilinguale Speech-to-Speech-Komponenten, Auslastungsdaten des U-Bahn-Netzes und Indoor-Navigation. Nutzer können damit einen am Bahnhof ausgehängten 2D-Barcode scannen und sich dann wichtige Informationen wie Durchsagen oder die Auslastung einzelner Bahnwaggons in der gewünschten Sprache ansagen lassen. Aufgrund der genauen Indoor-Navigation sei die App etwa auch für Menschen mit einer Sehbehinderung von großem Nutzen, da sie eine sichere Orientierung im U-Bahn-Bereich ermögliche, so Ochs.
Sichtbar werden
Immer wieder wurden im Laufe des Webinars Fragen aus dem Publikum aufgegriffen. So erkundigte sich einer der Zuhörenden danach, wie man die richtigen Mitarbeiter auch dann an die richtige Stelle bekommt, wenn man nicht über eine der Stadt München vergleichbare Strahlkraft verfügt. Hierauf antwortete Wolfgang Glock mit der prägnanten Formel: „Sichtbar werden“. Er empfahl die Teilnahme an Veranstaltungen wie Hackathons oder den Innovationswettbewerb des Referats für Arbeit und Wirtschaft. Eine Teilnahme an solchen Veranstaltungen ermögliche es, in die Köpfe der Zielgruppen hineinzuschauen. Jörg Ochs pflichtete dem bei und ergänzte, dass es wichtig ist, zu zeigen, was man macht, und dies unter die Leute zu bringen. Hierzu eigneten sich auch analoge Medien wie Litfaßsäulen, Kinowerbung oder Zeitungen.
Zum Abschluss wurde die Frage diskutiert, weshalb angesichts der digitalen Transformation der ganzen Stadt mittlerweile von einem Kulturwandel die Rede ist. Nikolaus Hagl empfindet den Begriff deshalb als besonders angemessen, da ein Kulturwandel verlangt, Bestehendes aufzugeben, alte Muster zu durchbrechen und neu zu denken. Digitalisierung funktioniere nur dann, wenn ein ganzheitliches Umdenken stattfinde und Veränderungsbereitschaft vorhanden sei. Zuletzt erläuterte Hagl, der als Leiter Public & Energy bei SAP Einblick in mehrere Kommunen hat, was andere Städte von München lernen können. In diesem Zusammenhang unterstrich er nochmals die eingangs erwähnte Eigenart der Münchner Digitalisierungsstrategie, von den Bürgerinnen und Bürgern auszugehen, und plädierte dafür, Allianzen mit starken Partnern zu schmieden.
Thomas Nolte
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Bildquelle: K21 Media AG