[15.3.2022] Die digitale Zukunft in Ostwestfalen-Lippe (OWL) gibt sich vielfältig, bunt und innovativ. Auf einem Kongress im Heinz-Nixdorf-Museumsforum in Paderborn wurden jetzt Best Practices präsentiert.
Als eine der ersten Fachveranstaltungen, die sowohl digital als auch wieder in Präsenz angeboten wurde, fand am 10. März 2022 der Kongress „DigitaleZukunft@OWL“ unter dem Motto „Wissen – teilen, inspirieren, gestalten“ statt. 200 Teilnehmer kamen nach Paderborn ins Heinz-Nixdorf-Museumsforum, 1.900 nahmen online teil. OWL steht für Ostwestfalen-Lippe und bezeichnet die Region im Nordosten Nordrhein-Westfalens, den Regierungsbezirk Detmold. OWL ist eine der führenden Digitalregionen in Deutschland und Paderborn eine von fünf digitalen Modellregionen in NRW. Organisiert wurde der Kongress von der Digitalen Modellregion OWL, bestehend aus den Städten Paderborn, Delbrück, Bielefeld und dem Kreis Paderborn, der Heinz Nixdorf Stiftung und der Regionalentwicklungsgesellschaft OstWestfalenLippe.
Dass man nach OWL keine Eulen tragen muss und die Digitalregion mit Initiativen wie dem Technologie-Netzwerk „it’s OWL“ führend im Spitzencluster Industrie 4.0 ist, darauf ist man im Bundesland nicht wenig stolz. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst unterstrich in seiner Keynote, dass Digitalisierung in OWL traditionell „als Chance gesehen wird, nicht als Herausforderung“. Die Region und das Bundesland setzen Maßstäbe im Bereich Quanten-Computing und bei der Verwaltungsdigitalisierung. Besonders der starke Mittelstand trägt zur Innovationsfähigkeit und Agilität bei. Auch Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger bescheinigte der Initiative „it’s OWL“ einen gelungenen Technologietransfer aus der Wissenschaft in den Mittelstand, regte gleichzeitig aber auch noch mehr „technologische Souveränität“ an und stellte einen Wettbewerb der Innovationsregionen in Aussicht.
Kirchtürme überwinden
Der nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart konnte auf große Erfolge bei Breitband-Internet, 5G und im Bereich junger Start-ups verweisen. Insgesamt 3.000 Gründer-Teams seien bislang von der Landesregierung mit Stipendien gefördert worden. Bis Ende des Jahres soll in NRW das „digitale Bürgeramt“ starten, eine zentrale Anlaufstelle für alle verwaltungsbezogenen Digitalservices. Die berühmte Kleinteiligkeit in NRW mit seinen vielen starken und selbstbewussten Großstädten will Pinkwart mithilfe der Digitalisierung zusammenbringen. Am Beispiel einer Verkehrs-App, welche die günstigsten Tarife aller 14 Verkehrsverbünde bei der Fahrt durch das Bundesland errechnet, veranschaulichte er: „Wir haben viele einzelne Kirchtürme aufgebaut, die man mithilfe der Digitalisierung überwinden kann.“
Auch der Kongress „DigitaleZukunft@OWL“ wirkte zunächst sehr kleinteilig. Mit einem ungewöhnlichen Format – 59 Kurzpräsentationen von drei Minuten Länge – spannte sich ein gewaltiger Fächer von klugen Ideen, Initiativen und Best-Practice-Beispielen im Bereich Smart City, Verwaltung, Bildung, Kultur und Industrie auf. Die Bandbreite reichte von der Multikanalstrategie der Stadt Paderborn, die auf allen Kanälen, analog wie digital, für ihre Bürgerinnen und Bürger erreichbar sein will, über den barrierearmen Zugriff auf Serviceportale bis zu einer vorbildlichen Stadtbibliothek, die sich mit Kursen für „Fake News erkennen“ der Digitalkompetenz von Kindern und Jugendlichen annimmt. Digitales Parkplatz-Management, digitale Beteiligungsverfahren oder Selbstinitiativen wie im Mühlenkreis 2.0, wo sich die Einwohner mittels Dorf-Web-Seiten und Dorf-Funk auf dem Laufenden halten, unterstreichen die Vielfalt an Ideen in der Region.
Roll-out und Nachnutzung
Das Getränke-Start-up Limoment hat mit dem Slogan „From OWL with LOVE“ zur Corona-Zeit eine Gutscheinplattform für spätere Einkäufe eingerichtet, um die örtliche Gastronomie zu unterstützen. Im Kreis Minden-Lübbecke ist eine Standort-Marketing-Kampagne gestartet, die darauf abzielt, Universitätsabsolventen aus der Region zurück in die Region zu holen. Es gibt eine „MINT-Community 4 OWL“, die Jugendliche auf neue Berufsfelder vorbereiten will und 30 außerschulische Lernorte eingerichtet hat, ausgestattet mit Robotern und 3D-Druckern. In OWL ist auch die VAIRA-App entstanden, die eine digitale Bauakte auf dem Smartphone anzulegen und zu verwalten ermöglicht. Auch die digitale Gesundheitsplattform OWL setzt auf elektronische statt auf Papierakten und steht kurz vor dem Roll-out.
Solche Projekte setzen auf ihren Vorbildcharakter und ihre Strahlkraft als digitale Leuchttürme. Sie bieten sich als Blaupausen für die Nachahmung und Übernahme an. Der Kongress diente in dieser Hinsicht auch der Kontaktaufnahme und Vernetzung zwischen Anbietern und Interessenten. Ob von übergeordneter Stelle aus eine Nachnutzung organisiert wird, blieb ungewiss. Andreas Pinkwart sprach davon, dass einige Dienste mit „originärer Zuständigkeit von NRW“ wie die digitale Gesundheitsplattform und die Geodaten-Infrastruktur INSPIRE bundesweit ausgerollt werden sollen, andere Dienste wohl nur im Bundesland. Zur selbstinitiativen Nachnutzung stehen aber alle zur Verfügung.
Helmut Merschmann
https://www.digitalezukunftowl.de
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Bildquelle: HNF/Besim Mazhiqi