Thüringen:
Verwirrung um Datenpanne


[10.11.2022] Über die Ursachen einer Datenpanne in der Thüringer Landesverwaltung wurden falsche Informationen verbreitet. Der Verlust digitaler Dokumente geht tatsächlich auf eine selbst entwickelte Löschroutine des Thüringer Landesrechenzentrums zurück.

Im Mai 2022 kam es in der Landesverwaltung Thüringen zu einer Datenpanne. Rund 1.800 digitale Dokumente des Freistaates wurden versehentlich gelöscht. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) erst Mitte Oktober berichtete, waren vor allem E-Akten der Thüringer Staatskanzlei und des Justizministeriums betroffen. In dem MDR-Bericht wurde eine fehlerhafte Löschroutine des vom Thüringer Landesrechenzentrum eingesetzten Dokumenten-Management-Systems (DMS) VIS-Suite als Ursache für die Datenpanne genannt. Als Quelle für diese Information wurde der Pressesprecher des für die landeseigene IT zuständigen Finanzministeriums zitiert. Darauf reagierte der Software-Anbieter PDV aus Erfurt mit einer Stellungnahme: „Der Datenverlust steht in keinem Zusammenhang mit der eingesetzten Software VIS-Suite. Es gibt weder in der Vorgängerversion noch in der aktuellen Version eine Routine im Dokumenten-Management-System VIS-Suite, die ein versehentliches Löschen von Dateien erlaubt.“
Tatsächlich wurde die Pressestelle des Finanzministeriums offenbar falsch zitiert. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte die Pressestelle, das Thüringer Landesrechenzentrum habe selbst eine Löschroutine entwickelt. Damit sollte der DSGVO Rechnung getragen und auch ein „Überlaufen“ der Datenbank verhindert werden. In der Antwort auf die Anfrage heißt es weiter: „Es sollte sichergestellt werden, dass Dokumente, deren Löschung durch den Nutzer veranlasst wurden, aus der Datenbank entfernt werden. Bei der Löschung von Duplikaten, die im DMS keine eigene Datei, sondern nur einen Verweis auf die Originaldateien haben, wurde fehlerhafterweise nicht nur der Verweis entfernt, sondern auch die Originaldatei, auf die der Verweis zeigte, gelöscht.“
Die Berichte über die Datenpanne schlugen auch politisch hohe Wellen. Die oppositionelle CDU-Fraktion im Thüringer Landtag forderte eine Sondersitzung, um über den Datenverlust zu beraten. Das ist durchaus verständlich: Die Thüringer Landesverwaltung mit mehr als 10.000 Computer-Arbeitsplätzen soll ab 2023 vollständig mit E-Akten arbeiten. (al)

https://www.thüringen.de
https://landesrechenzentrum.thueringen.de
https://www.pdv.de

Stichwörter: Dokumenten-Management, PDV, Thüringen, Thüringer Landesrechenzentrum



Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Dokumenten-Management
Online-Formulare: Lessons Learned Bericht
[19.4.2024] Aus der Erfahrung bei der Entwicklung und Pflege von mehr als 500 OZG-Formularen sowie deren Bereitstellung und Prozessintegration für Hunderte kommunale Verwaltungen lassen sich sechs fundamentale Erkenntnisse ziehen. mehr...
Worauf bei Online-Formularen geachtet werden sollte.
Hamm: E-Akte fürs Schwerbehindertenrecht
[17.4.2024] Als eine der ersten Kommunen hatte die Stadt Hamm im Jahr 2016 die Digitalisierung im Schwerbehindertenrecht angepackt und das Projekt mittlerweile abgeschlossen. Mehr als 2,7 Millionen Blatt Papier wurden in die elektronische Akte überführt. mehr...
Hamm: Im Sachgebiet Schwerbehindertenrecht wurden mehr als 2,7 Millionen Blatt Papierakten digitalisiert.
Dokumenten-Management: Investition in die Zukunft Interview
[26.2.2024] Im Interview erläutert Tobias Bisgwa, Bereichsleiter Professional Services bei Optimal ­Systems Hannover, warum die Digitalisierung ein Muss ist und welche Vorteile die Inte­gration von Künstlicher Intelligenz in die Dokumenten-Management-Lösung enaio bietet. mehr...
Tobias Bisgwa, Bereichsleiter Professional Services bei Optimal ­Systems Hannover
S-Management Services: Formulare KI-gestützt ausfüllen
[15.1.2024] Das auf Formular-Management spezialisierte Unternehmen S-Management Services präsentiert mit Business KI einen neuen Technologiebaustein, der die bestehenden Formulare für Online-Anträge ergänzt. KI soll das Ausfüllen vereinfachen und zur Steigerung der Datenqualität beitragen. mehr...
Dokumenten-Management: Scheitern abwenden Bericht
[29.9.2023] Bei der E-Akte handelt es sich zunächst einmal nur um ein Stück Software. Damit sie als Gesamtlösung für Kommunen funktioniert, fehlen heute oft zwei Komponenten: eine organisatorische Beratung und die Digitalisierung bestehender Papierakten. mehr...
Kommunen benötigen bei der Einführung der E-Akte Unterstützung.