Bamberg:
Drohnen haben Bäume im Blick


[27.3.2023] In Bamberg wird mithilfe von Drohnen und Künstlicher Intelligenz die Gesundheit des städtischen Baumbestands untersucht. Das Projekt BaKIM kommt nicht nur den Bäumen zugute, sondern erleichtert auch Förstern und Baumpflegern die Arbeit.

Drohnenbilder helfen, kranke Bäume zu erkennen. BaKIM (das Kürzel steht für: Baum, Künstliche Intelligenz, Mensch) ist der Name eines Drohnenprojekts, welches mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Arbeit von Förstern und Baumpflegern unterstützen soll. Dafür hat sich die Stadt Bamberg mit dem Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Universität Bamberg zusammengetan und arbeitet seit Januar 2022 in einem interdisziplinären Team an der Umsetzung. Ziel ist es, Drohnenbilder der städtischen Baumbestände zu erheben und diese mit neuronalen Netzen auszuwerten (wir berichteten). Dank der verbesserten Informationslage können die Baumexpertinnen und -experten der Stadt die eigenen Arbeitsabläufe anpassen und zielgerichteter planen. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales in der Förderlinie kommunal? digital! bis März 2024 mit 450.000 Euro unterstützt.
Die im Rahmen des Projekts eingesetzte Starrflüglerdrohne kann man sich wie ein kleines Flugzeug mit zwei Metern Spannweite vorstellen. Die Drohne ist dadurch in der Lage, große Forstflächen zu befliegen. Das Besondere: Sie kann trotzdem wie ein Helikopter senkrecht starten und so auch auf kleineren Flächen abheben. Während des Flugs zur Datenerhebung werden entweder eine hochauflösende RGB-Kamera, die Bilder im menschlich sichtbaren Spektrum aufnimmt, oder eine Multispektralkamera, die Bilder im Infrarot und Thermalspektrum aufnimmt, eingesetzt. Beide Arten von Daten werden dann zur Lösung verschiedener Probleme genutzt.

Mehrstufige Herangehensweise

Im ersten Schritt werden die einzelnen Bäume in Parks oder Forstflächen automatisiert erfasst, um sie später mit Vitalitätsdaten verknüpfen zu können. Hierfür werden die hochauflösenden RGB-Bilder mit tiefen neuronalen Netzen ausgewertet, um automatisch die einzelnen Bäume und die jeweilige Baumart zu erfassen. Darüber hinaus eignen sich die Bilder zum Erkennen von Totholz, umgekippten Bäumen oder Misteln. Letztere sind Sekundärschädlinge, die eher geschwächte Bäume befallen und damit einen indirekten Indikator für die Baumgesundheit darstellen. Aus den vielen Einzelbildern lässt sich außerdem ein digitales Oberflächenmodell erstellen, aus dem sich die Baumhöhe ableiten lässt. Diese Informationen sind ein erster wichtiger Schritt, um den Baumbestand pflegen und bewirtschaften zu können. Im zweiten Schritt werden aus den Multispektraldaten Indizes abgeleitet, welche Rückschlüsse auf die Baumgesundheit und möglichen Trockenstress zulassen. Diese können mit den Daten zum Bestand und zu den einzelnen Bäumen verknüpft werden. Um genauer zu verstehen, wie gut Trockenstress mithilfe der Multispektraldaten erfassbar ist, werden einzelne Bäume mit Bodenfeuchtigkeitssensoren ausgestattet. Die kontinuierliche Messung der Bodenfeuchtigkeit lässt dann Rückschlüsse zu, wie zuverlässig und schnell eine Drohne Trockenstress erfassen kann.
Da eine Befliegung des gesamten Bamberger Stadtgebiets mit einer Drohne aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist und außerdem bei vereinzelt stehenden Bäumen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, wird im Projekt auch auf Multispektralsatellitendaten zurückgegriffen. Diese bieten zwar eine deutlich geringere Auflösung, decken aber mit nur einer Aufnahme das gesamte Stadtgebiet ab. Da die städtischen Bäume bereits einzeln im Baumkataster erfasst sind, können die Daten im Anschluss mit diesem verknüpft werden.

Web-Applikation sorgt für Visualisierung

Die gewonnenen Informationen helfen allerdings nur, wenn sie den Förstern und Baumpflegern der Stadt Bamberg sinnvoll und interpretierbar zur Verfügung gestellt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt von BaKIM ist daher die interaktive Web-Applikation. In dieser werden sowohl die hochaufgelösten Bilder als Karten angezeigt als auch die generierten Informationen dargestellt. Die Baumexperten sind somit in der Lage, die vorliegenden Informationen flexibel nach eigenem Bedarf zusammenzustellen und visualisieren zu lassen. So können zum Beispiel alle Bäume mit Trockenstress hervorgehoben, automatisiert die Misteln auf einer definierten Fläche gezählt oder der Verlauf der Vitalitätsmessungen eines einzelnen Problembaums in einem Graph angezeigt werden. In den kommenden Jahren werden die kontinuierlich gesammelten Daten außerdem genutzt, um frühzeitig zu erkennen, ob bei einzelnen Bäumen die Vitalität stetig abnimmt und welche Baumarten besonders gut mit der Klimakrise umgehen können. Die im Projekt entstehende künstliche Intelligenz und Software wird als Open-Source-­Lösung entwickelt und kann in Zukunft auch von anderen Kommunen eingesetzt werden.

Jonas Troles ist Research Assistant am Lehrstuhl für Kognitive Systeme der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Weitere Informationen zum Projekt (Deep Link)
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März 2023 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)

Stichwörter: Smart City, Bamberg, KI, Drohnen, BaKIM, Umwelt-Management

Bildquelle: Sina Schraudner/Stadtarchiv Bamberg

Druckversion    PDF     Link mailen




 Anzeige


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Smart City
Wiesbaden: Beteiligung zu Digital Twin
[29.9.2023] Im nächsten Smart City Lab geht es um die Entwicklung eines digitalen Zwillings der Stadt Wiesbaden. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich einzubringen. mehr...
Essen: Digitalisierung auf der Straße
[29.9.2023] Die Stadt Essen will im Rahmen des Projekts Connected Mobility Essen (COMO) eine digitale Verkehrserfassung und -steuerung im Hauptverkehrsstraßennetz einführen. Durch intelligente Sensorik sowie einer Datenanalyseplattform soll der Verkehr künftig umweltgerecht gesteuert werden. mehr...
Das Projekt COMO bringt in Essen die Digitalisierung auf die Straße.
Geestland: Podcast zu Smart City
[28.9.2023] Mit einer Podcast-Reihe möchte die Stadt Geestland über ihren Weg zur Smart City informieren. Für die erste Folge hat die Bürgermeisterin der niedersächsischen Kommune auf dem Beifahrersitz des bunt beklebten Elektrobusses Platz genommen. mehr...
Gestland: Podcast zu Smart City wird im Elektrobus aufgenommen.
Münster: Rat beschließt Smart-City-Strategie
[26.9.2023] Der Rat der Stadt Münster hat eine neue Strategie für die digitale Stadtentwicklung beschlossen. Der Strategieentwurf wurde zuvor im Rahmen eines umfassenden Dialogprozesses erarbeitet. Bis Ende 2026 sollen zudem mehrere Fokusprojekte umgesetzt werden. mehr...
Der Rat der Stadt Münster hat der neuen Strategie für die digitale Stadtentwicklung zugestimmt.
Südwest-Cluster: Entwicklung von Datenplattform gestartet
[25.9.2023] Die Entwicklung einer interkommunalen Datenplattform ist jetzt im Südwest-Cluster gestartet. Im ersten Schritt werden zwei Anwendungsfälle realisiert: Die Überwachung von Pegelständen in Echtzeit sowie multimodales Verkehrsmanagement. mehr...
In regelmäßigen Treffen kommen die Vertreterinnen und Vertreter der MPSC-Kommunen im Südwest-Cluster zusammen. Zuletzt in Koblenz.
Weitere FirmennewsAnzeige

EU-Richtlinie 2016/2102: So funktioniert barrierearme Rechnungsverarbeitung
[22.8.2023] Einen barrierearmen Zugang zu Websites und mobilen Anwendungen zu gewährleisten, dazu sind öffentliche Stellen in Deutschland und der EU seit 2019 verpflichtet. Was bedeutet dies für die Verarbeitung eingehender Rechnungen in SAP? Sind Dokumentenprozesse überhaupt betroffen? mehr...

Stadt Essen nutzt Eingangsrechnungsworkflow der xSuite im großen Stil: Sichere Planung durch Rechnungsworkflow
[23.3.2023] Essen ist eine moderne Wirtschafts-, Handels- und Dienstleistungsmetropole im Herzen des Ruhrgebiets. Sie ist Konzernzentrale, zum Beispiel für RWE AG, Evonik Industries AG, E.ON Ruhrgas AG, GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH und Hochtief AG. Die Messe Essen ist etabliert unter den Top-Ten der deutschen Messeplätze. Was viele Besucher angesichts der modernen Essener Skyline verblüfft: Die Geschichte der Stadt ist älter als die Berlins, Dresdens oder Münchens. Essen feierte im Jahr 2002 das 1150-jährige Jubiläum von Stift und Stadt Essen. mehr...
Suchen...

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Aktuelle Meldungen