Donnerstag, 18. September 2025

InterviewGewicht von fünf Stimmen

[26.09.2017] Das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem haben fünf Städte im Ruhrgebiet gemeinschaftlich eingeführt. Über die ALKIS-Kooperation sprach Kommune21 mit Ulf Meyer-Dietrich, Leiter des Vermessungs- und Katasteramts der Stadt Dortmund.
Ulf Meyer-Dietrich ist Leiter des Vermessungs- und Katasteramts der Stadt Dortmund.

Ulf Meyer-Dietrich ist Leiter des Vermessungs- und Katasteramts der Stadt Dortmund.

(Bildquelle: Stadt Dortmund)

Herr Meyer-Dietrich, fünf Städte im Ruhrgebiet haben kürzlich das zehnjährige Jubiläum ihrer ALKIS-Kooperation gefeiert. Eine Erfolgsgeschichte?

Kurz und knapp: Ja. Wir haben gemeinschaftlich viel erreicht, das hätten wir als einzelne Kommunen nicht geschafft.

Wie kam es dazu, das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem ALKIS als Gemeinschaftsprojekt umzusetzen?

Nach Abschluss der Digitalisierung der Amtlichen Liegenschaftskarte haben wir alle schon den Umstieg auf ALKIS am Horizont gesehen. Die Stadt Dortmund war am Projekt ALKIS-NRW beteiligt, dabei haben wir den Bedarf einer Zusammenarbeit erkannt, nach dem Motto: Gemeinsam können wir es besser.

Wie haben die Städte zusammengefunden?

Bochum, Dortmund, Herne und Gelsenkirchen – Duisburg kam ja etwas später dazu – liegen räumlich sehr nahe beieinander. Wir haben fast so kurze Wege zu den anderen wie zur jeweils eigenen Stadtverwaltung. Man kennt sich also gut und die Leitungen der Häuser waren und sind sehr eng miteinander verbunden.

Wie war und ist die Zusammenarbeit organisiert?

Es gibt einen Kooperationsausschuss, der zweimal im Jahr tagt, zudem finden Treffen auf der Arbeitsebene statt, anfangs fast wöchentlich. Momentan sehen wir uns alle zwei bis drei Monate. Zudem kommunizieren wir sehr viel über digitale Kanäle, heute natürlich mehr als vor zehn Jahren.

Jede Kommune hat sich neben der allgemeinen Pilotierung auf Spezialthemen konzentriert. Wie waren die Aufgaben verteilt?

Gemeinschaftsarbeit war die Vorbereitung der Ausschreibung für die ALKIS-Software, auch die Inhalte der Pflichtenhefte haben wir gemeinsam erstellt. Die geplante Datenhaltung, Migrationsaufgaben, Teststellungen oder die Einbindung von ALKIS in die kommunale Infrastruktur waren Aufgaben, die verteilt effizienter gelöst werden konnten. Natürlich gab es irgendwann Überschneidungen, die Partner haben sich also nicht komplett aus dem Themenbereich des anderen herausgezogen.

Hat das geklappt wie gedacht?

Das hat sehr gut funktioniert, weil jede Stadt ihren Bereich hatte und hier Spezialkenntnisse einbringen konnte. Wir haben gemerkt, dass man sich zwar in allen Bereichen auskennen sollte, aber nicht jeder immer die gleichen Fehler finden und machen muss. Gemeinsam konnten wir deutlich schneller Ergebnisse erzielen.

„Wir haben den Bedarf einer Zusammenarbeit erkannt, nach dem Motto: Gemeinsam können wir es besser.“
Zum Einsatz kommt seitdem die 3A-Produktlinie von AED-Sicad. Was zeichnet die Software aus Anwendersicht aus?

Im Rahmen der Vergabe wurde entschieden, dass es nicht nur um die Führung des Liegenschaftskatasters gehen sollte, sondern auch um den Aufbau einer kommunalen Geodaten-Infrastruktur. Alle Städte der Kooperation hatten nicht nur in den Katasterämtern, sondern auch in den Umwelt- und Planungsämtern eine Basis-Software von ESRI im Einsatz. Deshalb lag es nahe, bei einem ESRI-Produkt zu bleiben und die 3A-Produktlinie von AED-Sicad zeichnet aus, dass sie komplett in die kommunale Geodaten-Infrastruktur integriert ist. Insgesamt sind wir mit dem Gesamtpaket sehr zufrieden und da auch andere Produkte des Anbieters in vielen Häusern im Einsatz sind, ergeben sich auch hier Synergieeffekte.

Wurde die 3A-Lösung auf individuelle Erfordernisse der jeweiligen Städte zugeschnitten?

Die ALKIS-Lösung ist nicht individuell auf die einzelnen Städte zugeschnitten, sondern auf das Bundesland NRW. Aber die Migration der ALB- und ALK-Daten wurde für jede Stadt individuell angepasst, denn wir hatten selbst in unserer Kooperation unterschiedliche Erfordernisse für die Datenübernahme. Wir haben aber eine gemeinschaftliche Struktur und die Führung des Liegenschaftskatasters ist bei allen gleich.

Welche wesentlichen Vorteile hatte die interkommunale Zusammenarbeit aus Ihrer Sicht?

Oberstes Ziel war zunächst eine Arbeits- und Kostenteilung, das haben wir erreicht. Der gemeinsame Betrieb und die Bündelung des Supports beispielsweise hat zu einer deutlichen Arbeitsentlastung bei uns im Haus geführt. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Erfahrungswissen nicht mehrfach gesammelt werden muss, also eine Kommune einen Fehler findet oder Probleme löst und alle anderen darauf hinweist. Es muss nicht jeder in alle Fettnäpfchen treten, sondern kann vorher stehen bleiben.

Können auch andere Kommunen von Ihren Erfahrungen profitieren?

In NRW gibt es inzwischen eine ALKIS-Anwendergemeinschaft mit über 20 Partnern. Dort bringen auch wir unser Wissen ein. Auf fünf Stimmen, die gemeinschaftlich auftreten, hören die anderen durchaus. Natürlich profitieren auch wir einzeln und als Kooperation von den Erfahrungen der Mitglieder der Anwendergemeinschaft.

Wie ist der aktuelle Stand, welche Themen stehen noch zur Umsetzung an?

Wir haben eine Erfolgsgeschichte geschrieben, aber jetzt geht es um neue Aufgaben. Mittels Change Detection, also der automatisierten Erkennung von Änderungen, wollen wir das Liegenschaftskataster künftig noch aktueller führen und teilautomatisierte Prozesse etablieren. Zudem kümmern wir uns verstärkt um die kommunalen Geodaten-Infrastrukturen. Hier geht es um das Liegenschaftskataster als Basis-Informationssystem für die Bereiche Umweltplanung, Verkehr, Tiefbau oder Stadtbahnbau. Es gibt viele Themen, die uns am Rande betreffen und immer sind die Daten des Liegenschaftskatasters die Grundlage. Wir sehen jetzt, dass in den ALKIS-Daten noch richtig viel kommunales Potenzial steckt.

Gibt es auch Projekte zum Thema offene Geodaten?

Ja, Open Data ist in allen Kommunen als Thema präsent und die Geobasisdaten werden als ein Kernelement dabei betrachtet. Die Städte sind dabei unterschiedlich weit, manche haben eine konkrete Strategie und schon Open-Data-Portale, etwa Gelsenkirchen und Bochum. In Dortmund sind wir noch in der Konzeptionsphase. Gemeinsam mit unserem Dienstleister Dortmunder Systemhaus treiben wir das Open-Data-Thema nun voran. Persönlich halte ich Open Data für ein sehr wichtiges Thema, weil wir unsere Daten nicht für teuer Geld an wenige verkaufen, sondern die Dienstleistung für alle erbringen. Und es ist für mich das oberste Credo, für die Bürger zu arbeiten.

Interview: Alexander Schaeff




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