Montag, 18. August 2025

InterviewKlarer Mehrwert

[19.10.2021] Für Martin Horn sind soziale Medien nicht sozialer oder asozialer als die Wirklichkeit. Der Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau spricht im Kommune21-Interview über positive Erfahrungen mit der Bürgerkommunikation via Facebook und Instagram.
OB Martin Horn.

OB Martin Horn.

(Bildquelle: Fionn Große)

Herr Oberbürgermeister Horn, aufgrund von Anfeindungen ziehen sich viele Kommunalpolitiker aus den sozialen Medien zurück. Können Sie das verstehen?

Das kann ich schon verstehen, weil vieles davon wirklich an die Nieren gehen kann. Spätestens wenn die Familie in die Attacken einbezogen wird, kann es wirklich ungemütlich werden. Aber das sind Dinge, die zum Glück nicht jeden Tag passieren. Man muss solchen Androhungen konsequent durch Sanktionen und Strafverfolgung nachgehen, sollte aber die sozialen Medien nicht per se verteufeln. Schließlich spiegelt das, was dort passiert, auch unsere Gesellschaft wider. Und die große Mehrheit der Nutzer ist ja nach wie vor vernünftig unterwegs.

Sie kommunizieren weiterhin über Facebook und Instagram. Warum lassen Sie sich nicht entmutigen?

Weil ich als Kommunalpolitiker und Chef einer Stadtverwaltung mit den Menschen in den Dialog kommen möchte. Das gehört zum Aufgabenprofil eines Oberbürgermeisters dazu, und darum geht es in der Kommunalpolitik. Gleichzeitig werden wir hier vor Ort als Repräsentanten für alles angesehen, was für Ärger sorgt. Wir sind Ventil und Sündenbock zugleich, auch wenn wir mitunter gar keinen Einfluss haben. Aber ich sehe in den neuen Medien vor allem Vorteile. Außerdem haben wir seit Corona noch mal deutlicher festgestellt, dass gerade in einer Krise ein enormer Informationsbedarf besteht, den wir über diese Kanäle schnell, seriös und verständlich bedienen können.

„Was früher in der Kneipe besprochen wurde, findet nun im Netz statt. Da sind auch hässliche Dinge dabei.“
Welche Reichweite haben ihre Kanäle?

Wir erreichen mit Instagram und Facebook 300.000 Konten im Monat. Viele Bürgerinnen und Bürger melden sich mit Anregungen zurück, zu unseren Corona-Updates hatten wir beispielsweise über 30.000 Kommentare. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben wir rund 10.000 Nachrichten und Fragen beantwortet. Das ist Mehrarbeit, aber auch ein klarer Mehrwert.

Politiker und Parteien können mit Social Media oft nicht umgehen, haben Sie einmal gesagt. Was muss beachtet werden, damit eine erfolgreiche Kommunikation gelingt?

Die Posts müssen eine Botschaft haben und Informationen transportieren. Dazu eine Wort- und Bildsprache, die Neugier weckt und nicht wie eine Verwaltungsdrucksache daher kommt. Außerdem ist man Ansprechpartner für allerhand Fragen, die man so gut es geht zeitnah abarbeiten sollte. Dafür muss man auch das Personal einstellen. Schließlich kommt es auf eine gute Mischung an: mal ein schwierigeres kommunalpolitisches Thema, dann wieder ein leichteres mit Humor und Selbstironie.

Soziale Medien werden häufig mit Fake News, Populismus und Hassrede in Verbindung gebracht. Stimmt dieses Bild aus Ihrer Sicht überhaupt?

Was früher in der Kneipe besprochen wurde, findet nun im Netz statt. Da sind auch hässliche Dinge dabei. Das Bashing sozialer Medien ist aber meiner Meinung nach Quatsch. Die sind nicht sozialer oder asozialer als die Wirklichkeit.

Wie sehen Sie die Rolle von Social Media in der politischen Kommunikation auf lokaler Ebene?

Die Themen Beteiligung, Teilhabe und Kommunikation spielen in der Kommunalpolitik eine immer größere Rolle. Dafür sind die digitalen Angebote ein sehr gutes In­strument. Was zum Beispiel sehr großen Anklang findet, sind meine Social-Media-Sprechstunden, das Pendant zum klassischen Bürgergespräch. Was insbesondere in den vergangenen Monaten wirklich hilfreich und notwendig war, waren aktuelle Informationen zur Corona-Krise. Und was ebenfalls eine große Rolle spielt: Die jüngeren Generationen sind in den sozialen Netzwerken. Ich finde es enorm wichtig, den Jungen Lust auf Politik vor Ort zu machen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert, wenn ich etwa an die Mobilisierung von Fridays for Future denke.

Interview: Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Social Media
Ein Mann bedient ein Smartphone, über dem unterschiedliche Emojis schweben.
bericht

Social Media: Amtfluencer als Megatrend

[14.08.2025] Amtfluencer machen Behörden und Kommunen in sozialen Medien sichtbar. Sie berichten persönlich, glaubwürdig und oftmals aus freien Stücken über ihren Berufsalltag – und vermitteln so höchst erfolgreich zwischen Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern. mehr...

Mönchengladbach: Stadt-News bei WhatsApp

[11.08.2025] Die Stadt Mönchengladbach startet einen WhatsApp-Kanal, über den wichtige Ankündigungen, Verkehrshinweise und Service-Angebote direkt aufs Smartphone gesendet werden. Der Kanal ist aktuell im Verifizierungsverfahren, kann aber schon abonniert werden. mehr...

Junge Menschen stehen vor dem Stuttgarter Rathaus. In der Hand halten sie ein Smartphone mit dem TikTok Logo und dem Account-Namen @stadt.stuttgart darauf.

Stuttgart: TikTok‐Kanal gestartet

[07.08.2025] Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart erweitert ihre Social‐Media‐Kommunikation und ist ab sofort auch auf TikTok vertreten. Die Beiträge für die Plattform werden von der Onlineredaktion gemeinsam mit jungen Mitarbeitenden aus verschiedenen Ämtern erstellt. mehr...

Screenshot des Instagram-Kanals visitpforzheim.de

Pforzheim: Goldstadt per Instagram erleben

[01.08.2025] Mit einem eigens dafür eingerichteten Instagram-Kanal will Pforzheim auf die touristischen Highlights der Stadt aufmerksam machen. Unter dem Motto Goldstadt erleben bietet visitpforzheim.de Interessierten unter anderem Veranstaltungshinweise, Tourenvorschläge oder hochwertige Bilder an. mehr...

Screenshot der Social-Media-Wall auf der Website des Kreises Heilbronn

Kreis Heilbronn: Social-Media-Wall eingerichtet

[29.07.2025] Eine Social-Media-Wall hat der Kreis Heilbronn auf seiner Website eingerichtet. Damit können alle Interessierten die Aktivitäten der Kommune in den sozialen Medien verfolgen – auch ohne eigenen Facebook- oder Instagram-Account. mehr...

Heidelberg: Mit WhatsApp mehr erreichen

[13.05.2025] Die Stadt Heidelberg ergänzt ihr Social-Media-Angebot um den Messenger-Dienst WhatsApp. Im Kanal erhalten die Bürgerinnen und Bürger tagesaktuelle Nachrichten ebenso wie Eilmeldungen oder einen Themenüberblick zur aktuellen Stadtblattausgabe. mehr...

Screenshot des WhatsApp-Kanals des Ennepe-Ruhr-Kreises.

Ennepe-Ruhr-Kreis: WhatsApp-Kanal gestartet

[08.05.2025] Seine App ergänzend bietet der Ennepe-Ruhr-Kreis nun auch einen WhatsApp-Kanal an. Er informiert hier über Neuigkeiten, Warnmeldungen und Veranstaltungshinweise. Auch soll der Kanal eine wichtige Rolle in Krisensituationen spielen. mehr...

Screenshot der Social Wall der Stadt Minden

Minden: Social Wall bündelt städtische Kanäle

[17.04.2025] Was die Stadt Minden in den sozialen Medien veröffentlicht, lässt sich jetzt auch ohne eigenes Konto auf den jeweiligen Plattformen erfahren. Möglich macht das die neue Social Wall auf der städtischen Homepage. mehr...

raufsicht auf einen Sitzungssaal mit runer Sitzanordnung, überlagert vom YouTube-Play-Button.

Mannheim: Stadtgremien streamen

[04.04.2025] Mannheim streamt Gemeinderatssitzungen jetzt live auf YouTube – mit Untertiteln und Übersetzung in Gebärdensprache. Die Stadt will so Barrieren abbauen und politische Teilhabe sowie Bürgernähe stärken. mehr...

Bremerhaven: X-Kanal stillgelegt

[24.03.2025] Die Stadt Bremerhaven legt ihren Kommunikationskanal auf der zunehmend umstrittenen Social-Media-Plattform X still. Einer der Gründe ist die dort schrumpfende Follower-Zahl. Die Stadt kritisiert aber auch die ungefilterte Verbreitung von Desinformation auf X. mehr...

Auf einem Smartphone ist ein Beitrag auf dem WhatsApp-Kanal der Feuerwehr Wiesbaden zu sehen

Wiesbaden: Feuerwehr informiert via WhatsApp

[12.03.2025] Die Wiesbadener Feuerwehr verfügt seit Anfang Februar über einen eigenen WhatsApp-Kanal. Die Präsenz auf der Plattform X wurde mangels Reichweite eingestellt.
 mehr...

Ein Smartphone zeigt die Bluesky-Oberfläche an, im Hintergrund ist der so genannte Römer in Frankfurt am Main zu sehen.

Aachen / Dortmund / Frankfurt: Bei Bluesky am Start

[20.02.2025] Die Städte Aachen, Dortmund und Frankfurt am Main erweitern ihr Social-Media-Angebot um die Plattform Bluesky. mehr...

Auf einem Smartphone ist der WhatsApp-Kanal der Stadt Reutlingen zu sehen.

Reutlingen: Jetzt auch bei WhatsApp

[19.02.2025] Reutlingen weitet seine Präsenz in den sozialen Medien aus. Die Stadt liefert jetzt auch per WhatsApp Neuigkeiten und Informationen. mehr...

Bonn: X nur noch im Notfall

[14.02.2025] Die Stadt Bonn nutzt viele Kanäle für die Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern. X ist allerdings nicht mehr dabei: Die Entwicklung der Musk-Plattform, die zunehmend von Desinformation und Hassrede geprägt sei, lässt sich für die Stadt nicht mit ihren Grundwerten vereinbaren. mehr...

Symbolfoto Social Media Kanäle Kreis Soest

Kreis Soest: WhatsApp statt X

[07.02.2025] Der Kreis Soest hat einen eigenen WhatsApp-Kanal gestartet. Ihr Profil auf der Social-Media-Plattform X lässt die Kommune dagegen ruhen. mehr...