Mittwoch, 15. Oktober 2025

InterviewKlarer Mehrwert

[19.10.2021] Für Martin Horn sind soziale Medien nicht sozialer oder asozialer als die Wirklichkeit. Der Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau spricht im Kommune21-Interview über positive Erfahrungen mit der Bürgerkommunikation via Facebook und Instagram.
OB Martin Horn.

OB Martin Horn.

(Bildquelle: Fionn Große)

Herr Oberbürgermeister Horn, aufgrund von Anfeindungen ziehen sich viele Kommunalpolitiker aus den sozialen Medien zurück. Können Sie das verstehen?

Das kann ich schon verstehen, weil vieles davon wirklich an die Nieren gehen kann. Spätestens wenn die Familie in die Attacken einbezogen wird, kann es wirklich ungemütlich werden. Aber das sind Dinge, die zum Glück nicht jeden Tag passieren. Man muss solchen Androhungen konsequent durch Sanktionen und Strafverfolgung nachgehen, sollte aber die sozialen Medien nicht per se verteufeln. Schließlich spiegelt das, was dort passiert, auch unsere Gesellschaft wider. Und die große Mehrheit der Nutzer ist ja nach wie vor vernünftig unterwegs.

Sie kommunizieren weiterhin über Facebook und Instagram. Warum lassen Sie sich nicht entmutigen?

Weil ich als Kommunalpolitiker und Chef einer Stadtverwaltung mit den Menschen in den Dialog kommen möchte. Das gehört zum Aufgabenprofil eines Oberbürgermeisters dazu, und darum geht es in der Kommunalpolitik. Gleichzeitig werden wir hier vor Ort als Repräsentanten für alles angesehen, was für Ärger sorgt. Wir sind Ventil und Sündenbock zugleich, auch wenn wir mitunter gar keinen Einfluss haben. Aber ich sehe in den neuen Medien vor allem Vorteile. Außerdem haben wir seit Corona noch mal deutlicher festgestellt, dass gerade in einer Krise ein enormer Informationsbedarf besteht, den wir über diese Kanäle schnell, seriös und verständlich bedienen können.

„Was früher in der Kneipe besprochen wurde, findet nun im Netz statt. Da sind auch hässliche Dinge dabei.“
Welche Reichweite haben ihre Kanäle?

Wir erreichen mit Instagram und Facebook 300.000 Konten im Monat. Viele Bürgerinnen und Bürger melden sich mit Anregungen zurück, zu unseren Corona-Updates hatten wir beispielsweise über 30.000 Kommentare. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben wir rund 10.000 Nachrichten und Fragen beantwortet. Das ist Mehrarbeit, aber auch ein klarer Mehrwert.

Politiker und Parteien können mit Social Media oft nicht umgehen, haben Sie einmal gesagt. Was muss beachtet werden, damit eine erfolgreiche Kommunikation gelingt?

Die Posts müssen eine Botschaft haben und Informationen transportieren. Dazu eine Wort- und Bildsprache, die Neugier weckt und nicht wie eine Verwaltungsdrucksache daher kommt. Außerdem ist man Ansprechpartner für allerhand Fragen, die man so gut es geht zeitnah abarbeiten sollte. Dafür muss man auch das Personal einstellen. Schließlich kommt es auf eine gute Mischung an: mal ein schwierigeres kommunalpolitisches Thema, dann wieder ein leichteres mit Humor und Selbstironie.

Soziale Medien werden häufig mit Fake News, Populismus und Hassrede in Verbindung gebracht. Stimmt dieses Bild aus Ihrer Sicht überhaupt?

Was früher in der Kneipe besprochen wurde, findet nun im Netz statt. Da sind auch hässliche Dinge dabei. Das Bashing sozialer Medien ist aber meiner Meinung nach Quatsch. Die sind nicht sozialer oder asozialer als die Wirklichkeit.

Wie sehen Sie die Rolle von Social Media in der politischen Kommunikation auf lokaler Ebene?

Die Themen Beteiligung, Teilhabe und Kommunikation spielen in der Kommunalpolitik eine immer größere Rolle. Dafür sind die digitalen Angebote ein sehr gutes In­strument. Was zum Beispiel sehr großen Anklang findet, sind meine Social-Media-Sprechstunden, das Pendant zum klassischen Bürgergespräch. Was insbesondere in den vergangenen Monaten wirklich hilfreich und notwendig war, waren aktuelle Informationen zur Corona-Krise. Und was ebenfalls eine große Rolle spielt: Die jüngeren Generationen sind in den sozialen Netzwerken. Ich finde es enorm wichtig, den Jungen Lust auf Politik vor Ort zu machen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges verändert, wenn ich etwa an die Mobilisierung von Fridays for Future denke.

Interview: Alexander Schaeff




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