HannoverMarkt in 3D

Der Wochenmarkt auf dem Moltkeplatz in Hannover in 3D-Ansicht.
(Bildquelle: Landeshauptstadt Hannover)
An der Visualisierung städtischer Geodaten herrscht in der Verwaltung großer Bedarf. Das zeigen zwei Beispiele zum Einsatz von Stadtkarten in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Die dafür erforderlichen Geodaten werden mit den gängigen Erfassungsmethoden erhoben. Sie sind neben der Verwendung als Basisdaten für die Stadtkarten zugleich Bestandteil von Fachkatastern und themenbezogenen Inhalten von Web-Anwendungen.
Der Bereich Geoinformation der Stadt Hannover ist dem Fachbereich Planen und Stadtentwicklung zugeordnet und beschäftigt insgesamt circa 90 Mitarbeiter. Die Aufgabenbereiche umfassen verschiedenste Sachgebiete, von der Straßenbenennung und Hausnummernvergabe über den städtischen Liegenschaftsnachweis, die Grundstücksbewertung, Ingenieur- und Liegenschaftsvermessung bis hin zur Kartografie und dem Geodaten-Management. Im Sachgebiet Kartografie und Geodaten-Management werden unter anderem Luftbilder, Orthofotos, das 3D-Stadtmodell und das städtische Geländemodell sowie Stadtkarten in den Maßstäben 1:1.000, 1:5.000, 1:20.000 und 1:100.000 hergestellt und fortgeführt.
Verlässlicher Datenbestand
Die Stadtkarte 1:20.000 (SKH20) beschreibt das Stadtgebiet Hannover sowie angrenzender Kommunen. Nach einer umfassenden Migration weg von der Bearbeitung der Stadtkarte mittels Grafikprogramm (Freehand) hin zu einer auf einem Geo-Informationssystem (GIS) basierenden Stadtkarte kann die Stadtverwaltung neben den klassisch hergestellten, gedruckten und digitalen Stadtkarten nun auch GIS-basierte Analysen anbieten und dabei die Qualität bisheriger Darstellungen beibehalten.
Dafür wurden die grafischen Ebenen analysiert, neu klassifiziert und in GIS-Dateien umgewandelt. Zudem wurde ein vollumfängliches, attributiertes und klassifiziertes Knoten- und Kantenmodell des Straßennetzes abgeleitet. Auf Basis dieser Datenstruktur ist es möglich, einen zentralen Datenbestand automatisiert und verlässlich fortzuführen. Weitere Vorteile sind die strukturierte und übersichtliche Bearbeitung, die Vermeidung von Redundanzen in der Datenhaltung und die Möglichkeit einer systematischen Qualitätsprüfung des Karteninhalts über Attribute. Auch die Integration von Fachdaten wurde deutlich vereinfacht. Mit dem Datenmodell lassen sich zahlreiche räumliche Analysen im Zusammenhang mit städtischen Fragestellungen durchführen.
Flexibles Modell
Ein Beispiel für die Flexibilität dieses Datenmodells ist der Kinderstadtplan, der im Bereich Geo-Information als thematische Ableitung der offiziellen Stadtkarte hergestellt wird. Er wird seit dem Jahr 2010 jährlich für die 13 Stadtbezirke der Landeshauptstadt Hannover als Printversion erstellt. Der Kinderstadtplan setzt sich zusammen aus einer inhaltlich reduzierten und farblich umgestalteten Standardausgabe der SKH20 sowie zahlreicher neuer Themeninhalte als POIs (Point of Interest) aus GIS-Datenbanken, wie zum Beispiel Schulstandorte, die zusätzlich in den städtischen grafischen Auskunftssystemen verwendet werden.
Weitere abgeleitete Produkte dieses Datenmodells auf Basis der Stadtkarte sind die Radwege- und Freizeitkarte, der Stadtatlas, die Innenstadtkarte, der Liniennetzplan für die hannoverschen Verkehrsbetriebe oder der Schulwegplan. Für die Zukunft ist angedacht, eine Historie in bestimmte topografische Elemente einzubinden. Dies soll für künftige Darstellungen von räumlichen Entwicklungen unter Verwendung eines Zeitintervalls geschehen und einen noch vielseitigeren Einsatz der Stadtkarte ermöglichen.
Wochenmärkte visualisieren
Im Bereich Marktwesen der Landeshauptstadt Hannover erstellt der Bereich Geoinformation für die 26 Wochenmärkte und den Weihnachtsmarkt ebenfalls die Kartengrundlage. Dazu werden neben der stadtweiten Bestandstopografie der Stadtkarte 1:1.000 sämtliche Straßenmöbel erfasst, die für die Planung der Stellflächen des jeweiligen Marktes erforderlich sind. Die Erfassung erfolgt – soweit visuell sichtbar – anhand photogrammetrischer Luftbildauswertung. Beim darauffolgenden Ortsvergleich werden die übrigen Objekte nacherfasst.
Jeder vollständig aufbereitete CAD-Plan eines Wochenmarkts wird künftig anhand eines nachgelagerten Prozesses als dreidimensionaler Datenbestand abgeleitet und browserbasiert intern zur Verfügung gestellt. Davon verspricht sich die Stadt Hannover eine bessere Visualisierung der kleinräumigen Marktstrukturen und damit verbunden eine bessere Kommunikation zwischen den Planungsakteuren im Innen- und Außendienst. Außerdem können in der 3D-Anwendung gleichzeitig 2D- und 3D-Messungen durchgeführt werden, um beispielsweise Mindestabstände zwischen Ständen zu messen oder Baumhöhen zu ermitteln. Dies kann direkt in der 3D-Szene eines Marktplatzes erfolgen. Darüber hinaus ist in der 3D-Anwendung eine Schattensimulation enthalten. Damit kann der Schatten über das Jahr hinweg eingestellt und so ein realistischer Schattenverlauf zur jeweiligen Öffnungszeit der Märkte konfiguriert werden. Das wird insbesondere die Planung der Marktstände mit leicht verderblicher Ware erleichtern – diese können dann vorzugsweise auf denjenigen freien Stellflächen platziert werden, die während der Marktzeiten – insbesondere im Sommer zur Mittagszeit – vornehmlich im Schatten liegen.
In der Web-Szene kann sich der Anwender frei bewegen. Er kann in die Fußgängerperspektive und zudem aus der dreidimensionalen Ansicht in die Schrägluftbildansicht wechseln und so den für ihn interessanten Bereich aus allen vier Himmelsrichtungen betrachten. Durch die hohe Auflösung der Schrägluftbilder kann die Örtlichkeit sehr gut erfasst werden. Zukünftig ist seitens der Stadt Hannover vorgesehen, auf der städtischen Website zu Informationszwecken Übersichtspläne in 2D von jedem Wochenmarkt anzubieten.
Dieser Beitrag ist in der September-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Geodaten-Management erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Darmstadt 3D: Grundgerüst für Urbanen Zwilling
[16.12.2025] Von Darmstadt gibt es jetzt ein maßstabsgetreues dreidimensionales Modell mit hoher Detailtiefe. In der browserbasierten Anwendung lassen sich beispielsweise Entfernungen und Flächen messen, Schattenwürfe simulieren oder Sichtbarkeiten analysieren. Perspektivisch bildet sie das Grundgerüst für einen Urbanen Digitalen Zwilling. mehr...
Karlsruhe: Digitaler Klimazwilling
[02.12.2025] In Karlsruhe soll die Klimafolgenanpassung messbar, vorausschauend und smart gestaltet werden. Mit diesem Ziel baut die Stadt im Projekt Sensor City einen Digitalen Klimazwilling auf, der Geodaten und die Messwerte von Internet-of-Things-Sensoren nutzt. mehr...
Ruderatshofen: Drohnenvermessung für Hochwasserschutz
[27.11.2025] Ruderatshofen will besser auf Starkregenereignisse und Überflutungen vorbereitet sein. Damit geeignete Schutzmaßnahmen erkannt werden können, hat GIS-Anbieter RIWA ein 3D-Geländemodell vom Gemeindegebiet und den umliegenden Flächen erstellt. Dank Drohnentechnologie konnten 19 Hektar Land innerhalb eines Tages erfasst werden. mehr...
Esri Konferenz 2025: GIS eröffnen neue Perspektiven
[21.11.2025] Dass Geo-Informationssysteme die Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Zukunft sind, soll auf der diesjährigen Esri Konferenz (26. bis 27. November 2025, Bonn) in über 100 Fachvorträgen, Live-Demos und Tech-Sessions demonstriert werden. Im Fokus stehen neueste Entwicklungen in den Bereichen Digitalisierung, GeoAI, Digital Twins, Earth Intelligence und Enterprise IT. mehr...
Interview: Das Gold der Kommunen
[12.11.2025] Das Unternehmen RIWA, Spezialist für Geoinformationen, war auf der Messe Kommunale mit dem neuen Slogan „Daten gestalten Zukunft“ vertreten. Im Gespräch mit Kommune21 erklärte Geschäftsführer Reinhard Kofler, warum Daten das wichtigste Gut der Kommunen sind und wie aus ihnen konkrete Mehrwerte entstehen. mehr...
Wuppertal: Startschuss für DigiTal Zwilling
[28.10.2025] Die erste Ausbaustufe des DigiTal Zwilling Wuppertal ist online. Er umfasst unter anderem ein neues Geoportal, mit dem sich Daten im 3D-Raum visualisieren lassen und hilft dabei, Maßnahmen der Stadtplanung nachhaltiger umzusetzen und Zukunftsszenarien zu vergleichen. mehr...
Intergeo: Lösungen für eine Branche im Wandel
[07.10.2025] Heute startet in Frankfurt die Intergeo 2025 – das weltweit führende Event für Geodäsie, Geo-Information und Landmanagement. Im Mittelpunkt stehen Künstliche Intelligenz, Digitale Zwillinge und Reality Capturing als Zukunftstreiber einer Branche im Wandel. mehr...
Geodatenmanagement: Mit Daten klimaresilient werden
[17.09.2025] In vielen deutschen Städten ist die sommerliche Hitzebelastung aufgrund des Klimawandels merklich angestiegen. Die Stadtplanung ist gefordert, Antworten darauf zu finden und gezielte Klimaanpassungsmaßnahmen zu ergreifen. Dabei können Geodaten helfen. mehr...
BürgerGIS: Wie Maps, aber für Hanau
[02.09.2025] In Hanau ist das neue digitale Geoportal BürgerGIS online gegangen. Es bietet der Öffentlichkeit zahlreiche interaktive Funktionen für individuelle Auswertungen und ist auch die Basis für künftige Bürgerbeteiligungen. mehr...
Magdeburg: Modell für Sachsen-Anhalt
[29.08.2025] Ein Digitaler Zwilling soll Magdeburgs Stadtplanung effizient und nachhaltig gestalten. Die Landeshauptstadt setzt dafür eine cloudbasierte Software ein, welche die Stadt Halle (Saale) entwickelt hat. Damit leisten beide Kommunen Pionierarbeit für Sachsen-Anhalt. mehr...
Onlinepräsentation: Das steckt im Klimaatlas BW
[22.08.2025] Welche Möglichkeiten der Klimaatlas BW bietet und wie er bei der Klimaanpassung unterstützen kann, will das Kompetenzzentrum Klimawandel der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) am 18. September in einer Onlineveranstaltung zeigen. mehr...
Mannheim: Digital durch den Wald
[22.08.2025] Im Geoportal Mannheim finden Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste der Stadt ein neues digitales Freizeitangebot vor. Ein Audioguide und eine digitale Karte führen durch das beliebte Naherholungsgebiet des städtischen Käfertaler Walds. mehr...
Baden-Württemberg: Kartenviewer zur Hitzebetroffenheit
[20.08.2025] Ein neuer Kartenviewer soll Kommunen in Baden-Württemberg bei der Planung von Schutz- und Anpassungsmaßnahmen gegen Hitze unterstützen. Die interaktiven Karten zeigen die gegenwärtige und künftige Hitzebetroffenheit der Gemeinden an und können räumlich nach Nutzungstypen differenziert werden. mehr...
Digitaler Zwilling: Planung mit Perspektive
[19.08.2025] Die im Rahmen des Projekts Connected Urban Twins entwickelte Anwendung 3DProjektplaner ermöglicht eine innovative Stadtplanung und setzt neue Standards für die Verwaltungsdigitalisierung. Davon profitiert unter anderem die Freie und Hansestadt Hamburg. mehr...
Aachen/Baden-Baden: Karte führt zu kühlen Orten
[13.08.2025] Eine digitale Orientierungshilfe für heiße Tage stellen die Städte Aachen und Baden-Baden zur Verfügung: Eine interaktive Karte, die Orte aufzeigt, an denen sich Menschen bei hohen Temperaturen aufhalten können. mehr...

















