Donnerstag, 21. August 2025

Künstliche IntelligenzKI in den Kinderschuhen

[29.01.2024] Die Kommunen erwarten von KI-Systemen einen hohen Nutzen für die Verwaltungsarbeit. Die Einschätzung ist jedoch eher theoretischer Natur, denn Erfahrungen mit der neuen Technologie sind selten. Das zeigt eine Stellungnahme des KDN. Dabei gäbe es zahlreiche Anwendungsfelder.

Auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen zum Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung hat der Dachverband kommunaler IT-Dienstleister in Nordrhein-Westfalen (KDN) eine Stellungnahme abgegeben (43004+wir berichteten). Die in dem Papier dargestellten Perspektiven und Herausforderungen spiegeln einen wichtigen Moment der technologischen Entwicklung und ihrer Integration in den öffentlichen Sektor wider.
Besonders bemerkenswert ist der Kontrast zwischen dem hohen Nutzenpotenzial, das die Befragten der KI beimessen, und der tatsächlichen Umsetzung von KI-Systemen in der Praxis, die noch in den Kinderschuhen steckt. Diese Diskrepanz unterstreicht die Notwendigkeit, über die reine Technikfaszination hinauszugehen und sich mit den realen Bedingungen für einen erfolgreichen Einsatz von KI auseinanderzusetzen.

KI-Systeme erproben

Ein zentraler Punkt der Stellungnahme des KDN ist die Forderung nach einer verstärkten Erprobung von KI-Systemen in der öffentlichen Verwaltung, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Forderung ist grundlegend, denn ohne eine solide Basis an Erfahrungswerten ist es schwierig, die tatsächlichen Nutzenpotenziale und Grenzen von KI-Anwendungen realistisch einzuschätzen. Die Erprobung sollte dabei nicht nur technische Aspekte umfassen, sondern auch organisatorische, rechtliche und ethische Fragen berücksichtigen, um einen ganzheitlichen Ansatz für die Integration von KI in die öffentliche Verwaltung zu entwickeln.

Zahlreiche Anwendungsfelder

Die Anwendungsbereiche von KI-Systemen in der öffentlichen Verwaltung sind vielfältig und spiegeln das breite Spektrum der Aufgaben und Herausforderungen wider, mit denen die Kommunen konfrontiert sind. KI-Systeme können in mehreren Schlüsselbereichen einen erheblichen Mehrwert bieten:

Dokumenten-Management und Texterkennung: KI kann eingesetzt werden, um große Mengen von Dokumenten zu analysieren, zu sortieren und zu verarbeiten. Durch die Fähigkeit, Muster zu erkennen und Texte zu interpretieren, können KI-Systeme dabei helfen, Informationen schneller zu finden, zusammenzufassen und zugänglich zu machen. Dies ist besonders nützlich für die Archivierung und das Wiederauffinden von Dokumenten sowie für die Automatisierung von Routineaufgaben, wie beispielsweise die Bearbeitung von Anträgen.

Sprach- und Tonerkennung: Diese Technologien ermöglichen die Transkription von Audioinhalten und die automatische Übersetzung des gesprochenen Wortes, was den Zugang zu Dienstleistungen für Menschen mit unterschiedlichem Sprachhintergrund erleichtern kann. Spracherkennung kann auch für die Protokollierung von Ratssitzungen oder die automatische Beantwortung von Bürgeranfragen eingesetzt werden, um die Effizienz zu steigern und Wartezeiten zu verkürzen.

Gesichts-, Gesten- und Raumerkennung: In sicherheitsrelevanten Anwendungen wie Videoüberwachung oder Zugangskontrolle können KI-Systeme zur Identifikation und Verhaltensanalyse eingesetzt werden. Diese Technologien können auch in der Verkehrsüberwachung, zur Steuerung autonomer Fahrzeuge oder zur Überwachung öffentlicher Räume eingesetzt werden.

Chatbots und Assistenzsysteme: KI-gestützte Chatbots können Bürgerinnen und Bürger rund um die Uhr über Verwaltungsdienstleistungen informieren, Anfragen entgegennehmen und die Bearbeitung einfacher Vorgänge übernehmen. Assistenzsysteme können Verwaltungsmitarbeitenden helfen, effizienter zu arbeiten, indem sie beispielsweise relevante Informationen vorschlagen oder Routineaufgaben automatisieren.

Automatisierung von Verwaltungsentscheidungen: In Bereichen, in denen Entscheidungen auf der Grundlage klar definierter Kriterien getroffen werden können, kann KI dazu beitragen, den Entscheidungsprozess zu beschleunigen und konsistente Ergebnisse sicherzustellen. Dies kann die Effizienz und Transparenz von Verwaltungsverfahren erhöhen.

Kluft zwischen Machbarkeit und Akzeptanz

Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von KI, insbesondere die Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, der rechtlichen Rahmenbedingungen und der Akzeptanz bei den Beschäftigten und in der Bevölkerung, müssen ernst genommen werden. Diese Bedenken deuten auf eine große Kluft zwischen technologischer Machbarkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz hin. Die Entwicklung transparenter Richtlinien und die Schaffung von Vertrauen in KI-Systeme sind daher entscheidend, um diese Herausforderungen zu überwinden. Immerhin zeigt eine aktuelle Bitkom-Umfrage, dass die Bürgerinnen und Bürger dem Einsatz von KI-Lösungen in verschiedenen Bereichen, auch in der öffentlichen Verwaltung, erstaunlich aufgeschlossen gegenüberstehen.
Insgesamt beleuchtet die Stellungnahme des KDN die komplexe Dynamik des Einsatzes von KI in der öffentlichen Verwaltung und bietet einen wertvollen Rahmen für die Diskussion über die Zukunft der digitalen Kommune. Die Betonung der Notwendigkeit praktischer Erprobung, die Anerkennung der Herausforderungen und die vorgeschlagenen Unterstützungsmaßnahmen sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem verantwortungsvollen und effektiven Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung.

Alexander Schaeff




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Händedruck in perspektivischer Ansicht, Vertrag mit Unterschrift, Liste der Bedingungen in Dialogfeldform, Ziel und Pfeil nach oben - Vektorgrafik.

Landkreistag Baden-Württemberg: Digitalisierungskodex 2.0

[18.08.2025] Mit dem Digitalisierungskodex 2.0 setzt der Landkreistag Baden-Württemberg erneut Standards für die digitale Zukunft der Landkreise. Das Dokument umfasst zwölf Leitlinien für einheitliche digitale Prozesse, mehr Datensouveränität und einen besseren Bürgerservice. mehr...

Logo Netzwerk Junge Bürgermeister*innen

Staatsmodernisierung: Blick in den Maschinenraum fehlt

[17.07.2025] In einer Stellungnahme zum Abschlussbericht der Initiative für einen handlungsfähigen Staat kritisiert das Netzwerk Junge Bürgermeister*innen, dass kommunale Realitäten in den Vorschlägen nicht genügend berücksichtigt werden. Es fehle an Lösungen für die Praxis – etwa bei Personal, Finanzierung oder Führung. mehr...

Personen auf einer Bühne, im Vordergrund sieht man Sitzreihen mit Publikum.

Abschlussbericht: Wie kann die Staatsreform gelingen?

[17.07.2025] Die Initiative für einen handlungsfähigen Staat hat ihren Abschlussbericht an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Viele ihrer Vorschläge finden sich im Koalitionsvertrag wieder. Die Initiatoren fordern nun eine zügige Umsetzung – auch durch neue Wege wie Modellkommunen. mehr...

Gruppenfoto vor Vitako-gebrandetem Hintergrund.

Vitako: Deutschland-Stack und KI im Fokus

[15.07.2025] Die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, diskutierte mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung über Strategien zur Verwaltungsdigitalisierung. Im Fokus: der Deutschland-Stack, kultureller Wandel und konkrete Rahmenbedingungen für kommunale Umsetzung. mehr...

Bayerisches Staatswappen auf blau weißem Hintergrund.

Verwaltungsdigitalisierung: Bayerns Kommunen an der Spitze

[15.07.2025] Bei der Verwaltungsdigitalisierung belegen bayerische Kommunen im bundesweiten Vergleich die 34 vordersten Plätze. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Dashboards Digitale Verwaltung des Bundes zur Verfügbarkeit digitaler Verwaltungsleistungen hervor. Platz eins belegt Augsburg. mehr...

Maral Koohestanian und Sören Knörr sitzen nebeneinander an einem Tisch und lächeln einander zu.
interview

Wiesbaden / MACH: Ökosystem mit offenen Standards

[09.07.2025] Kommune21 hat mit Maral Koohestanian von der Stadt Wiesbaden und Sören Knörr von MACH über die Erwartungen an die neue Bundesregierung und die Bedeutung offener Standards bei der Umsetzung der Digitalisierung gesprochen. mehr...

Mehrere Personen stehen in einem Raum einer anderen Person gegenüber, die etwas erklärt.
bericht

Kreis Steinfurt: Besser interkommunal

[07.07.2025] Das Service Innovation Lab im Kreis Steinfurt soll Verwaltungen dabei unterstützen, schneller, flexibler und kundenorientierter zu werden. Die interkommunale Zusammenarbeit ist dabei von zentraler Bedeutung. mehr...

Rheinland-Pfalz: Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke

[07.07.2025] Das Land Rheinland-Pfalz hat die Ausweitung der EfA-Fertigungsstrecke zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes auf Kommunen beschlossen. Diese sollen so noch leichter digitale Services für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen bereitstellen können. mehr...

Füllfederhalter unterzeichnet ein Papier, im Hintergrund sind Stempel zu sehen.

Mecklenburg-Vorpommern: Verwaltungsvereinbarung mit eGo-MV

[30.06.2025] In Mecklenburg-Vorpommern haben das Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung und der Zweckverband Elektronische Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern (eGo-MV) eine neue Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet. Sie adressiert die weitere Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG). mehr...

Blick von oben auf die Stadt Hannover.
bericht

Hannover: Taskforce und Fonds

[05.06.2025] KI und ein wachsendes Angebot an Onlinedienstleistungen verbessern den Service der Stadt Hannover. Die Verwaltung geht die Digitalisierung strategisch an: Sie hat Kompetenzteams installiert und Mittel in Höhe von knapp 50 Millionen Euro mobilisiert. mehr...

Mehrere Personen stehen vor einem Gebäude.
bericht

DStGB: Mehr kommunaler Einfluss

[02.06.2025] Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat einen Ausschuss für Digitalisierung gegründet. Dieser will auf die Belange der Kommunen bei Digitalprojekten aufmerksam machen und frühzeitige Einbindung erwirken. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander auf einer Bühne

Deutscher Städtetag: Burkhard Jung ist Präsident

[19.05.2025] Im Rahmen seiner Hauptversammlung hat der Deutsche Städtetag Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erneut als Präsidenten gewählt. Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner werden Vizepräsident und -präsidentin. Münsters OB Markus Lewe ist neues Ehrenmitglied. mehr...

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Jarzombek

BMDS: Digitalministerium hat Arbeit aufgenommen

[15.05.2025] Mit Karsten Wildberger als Digitalminister nimmt das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung die Arbeit auf. Es bündelt die Zuständigkeiten aus bisher sechs Ressorts. Markus Richter, zuvor IT-Beauftragter der Bundesregierung, arbeitet als Staatssekretär in dem neuen Ministerium. mehr...

Screenshot des Deckblatts der NEGZ-Kurzstudie.

NEGZ: Smart City und E-Government zusammen denken

[15.05.2025] Eine Kurzstudie des Nationalen E-Government Kompetenzzentrums (NEGZ) untersucht die Wechselwirkungen und möglichen Synergieeffekte zwischen Smart-City- und Smart-Government-Initiativen. Befragt wurden 25 der Modellprojekte Smart Cities. mehr...

Gruppenfoto Digitalausschuss DStGB

DStGB: Digitalausschuss konstituiert sich

[15.05.2025] Klare Forderungen an die neue Bundesregierung hat der Digitalausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebunds (DStGB) im Rahmen seiner konstituierenden Sitzung in Berlin formuliert. mehr...