Kommune21 im GesprächNachhaltigkeit wird Standard

Während des Webinars wurde in einer Live-Demo das eWarenhaus des Landes Berlin vorgestellt.
von oben nach unten: Alexander Schaeff, Moderator und Chefredakteur von Kommune21; Monika Schmidt, Vorständin von TEK-Service; Lorena Ciraldo, TEK-Service-Mitarbeiterin; Jan Bussiek, Gründer SUSTAYNR; Achim Florin, Leiter der Vergabegrundsatzstelle bei der Polizei Berlin und Mitinitiator des eWarenhauses Berlin
(Bildquelle: k21media GmbH)
Während des Webinars wurde in einer Live-Demo das eWarenhaus des Landes Berlin vorgestellt.
von oben nach unten: Alexander Schaeff, Moderator und Chefredakteur von Kommune21; Monika Schmidt, Vorständin von TEK-Service; Lorena Ciraldo, TEK-Service-Mitarbeiterin; Jan Bussiek, Gründer SUSTAYNR; Achim Florin, Leiter der Vergabegrundsatzstelle bei der Polizei Berlin und Mitinitiator des eWarenhauses Berlin
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Nachhaltige Beschaffung ist längst mehr als ein Nice-to-have – sie ist ein strategisches Muss für die öffentliche Hand. Doch wie lassen sich Umwelt- und Sozialkriterien im Einkauf zuverlässig abbilden, ohne dass Beschaffer im Dschungel von Siegeln und Zertifikaten untergehen? Im Webinar Nachhaltiger Einkauf der öffentlichen Hand – leicht gemacht aus der Reihe Kommune21 im Gespräch zeigten Vertreterinnen und Vertreter von TEK-Service, SUSTAYNR und der Polizei Berlin, wie der neu entwickelte ESG-Score Transparenz schafft und den Einkauf digital und effizient unterstützt.
„Die öffentliche Hand hat mit ihrer Nachfrage eine enorme Marktmacht“, betonte Achim Florin, Leiter der Vergabegrundsatzstelle bei der Polizei Berlin und Mitinitiator des eWarenhauses Berlin. „Sie kann damit entscheidend dazu beitragen, ökologische und soziale Standards in Wirtschaft und Gesellschaft voranzubringen.“ Mit Verweis auf das Berliner Landesvergabegesetz machte Florin deutlich, dass Nachhaltigkeit längst nicht nur moralisches Anliegen, sondern rechtliche und politische Notwendigkeit ist.
ESG-Score verschafft Überblick
Die Umsetzung bleibt jedoch komplex: Verschiedene Produktgruppen erfordern unterschiedliche Nachhaltigkeitskriterien, Zertifikate sind unübersichtlich, Daten fehlen oft ganz. Hier setzt der ESG-Score an, der die drei Dimensionen Environment, Social und Governance systematisch in die Einkaufslösung von TEK-Service integriert.
Monika Schmidt, Vorständin von TEK-Service, blickte im Webinar auf die Entwicklung zurück: „Vor 25 Jahren war es schon eine Herausforderung, Beschaffung zu digitalisieren. Heute steht die nächste Stufe an: den digitalen Einkauf auch zur Steuerung nachhaltiger Kriterien zu nutzen.“ Angesichts einer wachsenden Zahl von Labels und Vorgaben sei es kaum möglich, einzelne Produkte manuell im Katalog mit Hinweisen zu Umwelt- oder Sozialverträglichkeit zu versehen. Nur ein digital gestützter, automatisierter Ansatz könne den Beschaffungsprozess wirklich transparent machen.
Genau hier bringt SUSTAYNR seine Expertise ein. Gründer Jan Bussiek beschrieb, wie der Score funktioniert: Für mehr als eine Million Standardprodukte – von Bürobedarf bis IT – liegen bereits Nachhaltigkeitsbewertungen vor. Grundlage sind Daten aus über 150 anerkannten Gütesiegeln wie dem Blauen Engel sowie zusätzliche Herstellerangaben. Auch kleinere Anbieter ohne teure Zertifikate können Nachhaltigkeitsinformationen über ein kostenfreies Webformular einreichen.
„Unser Ziel ist Vergleichbarkeit – labelübergreifend, produktneutral und diskriminierungsfrei“, so Bussiek. Das Ergebnis ist ein Score zwischen 0 und 100, der ähnlich wie der bekannte Nutri-Score den Nachhaltigkeitswert eines Produkts innerhalb seiner Warengruppe sichtbar macht. Klassenbeste erreichen 100 Punkte, andere Produkte werden entsprechend abgestuft.
Praxisbeispiel eWarenhaus Berlin
Besonders anschaulich wurde die Lösung mit Blick auf das eWarenhaus des Landes Berlin, das die TEK-Service-Mitarbeiterin Lorena Ciraldo in einer Live-Demo vorstellte. Die digitale Plattform bündelt Rahmenverträge und ermöglicht Verwaltungen die einfache Bestellung zentral ausgeschriebener Produkte. Nachhaltigkeitskriterien sind dabei bereits Teil der Ausschreibung – der ESG-Score macht sie für die Nutzer zusätzlich sichtbar. „Für die Dienststellen ist es ein spürbarer Vorteil, wenn sie beim Einkauf sofort erkennen können, wie nachhaltig ein Produkt ist“, erläuterte Florin. „Das schafft nicht nur Transparenz, sondern auch Akzeptanz.“ Zwar sei die Matching-Rate der Scores noch ausbaufähig – derzeit deckt das System rund 17.000 Artikel ab, Tendenz stark steigend. Doch schon jetzt gebe es positives Feedback: Der Score mache nachhaltige Entscheidungen greifbar und motiviere, gezielt die besseren Produkte zu wählen.
Technisch basiert die Lösung auf einem automatisierten Abgleich der Produktkataloge von TEK-Service mit der Datenbank von SUSTAYNR. Identifikatoren wie Herstellerartikelnummern oder Barcodes ermöglichen das Matching. Neue Scores werden laufend eingespielt und monatlich aktualisiert. „Am Ende sprechen Maschinen miteinander“, so Bussiek. „Das ist der einzige Weg, um die Masse an Artikeln effizient zu bewerten.“ Der Prozess sei mit dem Vorgehen von Stiftung Warentest vergleichbar – allerdings dynamisch, digital und in großem Maßstab.
Nachhaltig ist nicht gleich teuer
Ein zentrales Thema war die vermeintliche Spannung zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Achim Florin stellte klar: „Die Unterschiede in den Anschaffungskosten haben sich längst angeglichen. Langfristig sind nachhaltige Produkte oft sogar wirtschaftlicher, wenn man Transportwege oder Energieverbräuche berücksichtigt.“
Auch Monika Schmidt bestätigte: „Beschaffung verursacht ohnehin Prozesskosten von über 100 Euro je Vorgang. Wer digitalisiert, senkt diese Kosten bereits deutlich – und gewinnt zusätzlichen Nutzen durch nachhaltige Auswahl.“ Jan Bussiek ergänzte: „Unsere Analysen zeigen, dass der ESG-Score und der Preis praktisch unkorreliert sind. Nachhaltige Produkte sind nicht automatisch teurer – oft ist es genau umgekehrt.“
Natürlich steht das System noch am Anfang. Gerade bei Spezialprodukten wie Verbandskästen oder polizeilichen Sonderbedarfen fehlen teils belastbare Daten. Auch die Frage, wie ESG-Scores künftig stärker in Ausschreibungen und Leistungsverzeichnisse einfließen können, bleibt offen. Doch alle Referenten waren sich einig: Der eingeschlagene Weg ist richtig. „Wir bewegen uns mit großen Schritten voran“, fasste Schmidt zusammen. „Die Nachfrage steigt, die Datenbasis wächst, und die Transparenz für Einkäufer wird täglich besser.“
Nachhaltigkeit wird Standard
Das Webinar machte deutlich: Nachhaltige Beschaffung ist kein Zusatz mehr, sondern Teil der strategischen Verantwortung öffentlicher Verwaltungen. Digitale Instrumente wie der ESG-Score helfen, diese Verantwortung alltagstauglich umzusetzen. Sobald Beschaffungsplattformen standardmäßig nach Nachhaltigkeit sortieren, schließt sich der Kreis: Dann wird der nachhaltige Einkauf zum selbstverständlichen Standard – digital, transparent und wirkungsvoll.
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