Sonntag, 16. November 2025

Digitale BildungDer Wille ist da, die Basis fehlt

[15.12.2022] Der Digitalisierungsindex Bildung 2021/2022 zeigt, dass die digitale Transformation der Bildung zusätzliche Schubkraft braucht. Die hierfür notwendigen Maßnahmen erläutert Jochen Bösl, Leiter des Vertriebsbereichs Digitale Bildung und Schule bei der Telekom.
Jochen Bösl

Jochen Bösl, Leiter des Vertriebsbereichs Digitale Bildung und Schule bei der Telekom

(Bildquelle: Deutsche Telekom AG)

Herr Bösl, als die Pandemie die Schulen zum Distanzunterricht zwang, traf das die Lehrkräfte unvorbereitet. Ist die digitale Bildung seitdem vorangekommen?

Insbesondere in den ersten Monaten der Corona-Pandemie standen Schulleitung und Lehrkräfte vor einer Menge zeitkritischer Fragen. Wie können wir unsere Klassen von zu Hause aus unterrichten? Welche technische Ausstattung benötigen wir? Die anfängliche Überforderung erzeugte einen erfrischenden Aktionismus. Unsere Studienergebnisse legen offen, dass Methoden zum Homeschooling und hybriden Unterricht heute weitgehend verbreitet sind. 75 Prozent der Schulen haben Videokonferenzen und digitale Lernplattformen etabliert. Schul-Apps nutzen 48 Prozent der befragten Einrichtungen. 40 Prozent verwenden Filesharing-Lösungen, um etwa per Cloud-Speicher Dokumente auszutauschen und abzulegen. Weil dazu auch leistungsstarke Hardware notwendig ist, stattete die Mehrheit der Schulen (55 Prozent) ihre Schulkinder und Lehrkräfte mit entsprechenden Endgeräten aus. Dennoch müssen sich im Schnitt zwei Lernende ein Gerät teilen.

Gilt dieser positive Effekt auch für die digitale Infrastruktur?

Leider nicht. Die Befragung zeigt, dass die Schulen vor allem kurzfristige Lösungen zum digitalen Unterrichten umgesetzt haben. Die digitale Ausstattung vor Ort hat keinen vergleichbaren Schub erfahren. 53 Prozent der Schulen richteten zwar Anzeige- und Interaktionsgeräte wie digitale Tafeln ein – durchschnittlich jedoch nur in jedem zweiten Raum. Die WLAN-Ausleuchtung reicht bei vier von zehn Schulen nicht in alle Räume. Und im Freien online surfen – etwa bei der Gruppenarbeit auf dem Schulhof –, ist nur bei 28 Prozent der Schulen möglich. Der Rest hat in den Außenbereichen keine WLAN-Verbindung. Auch Glasfaserkonnektivität ist immer noch nicht die Regel und nur bei knapp einem Viertel vorhanden. Doch das Problem ist viel grundlegender: 80 Prozent mangelt es an einer zuverlässigen Internet-Versorgung.

Was ist der Grund hierfür?

Ausschreibungen verteilen sich oft auf verschiedene Fördermittelgeber und Antragsberechtigte. Der mehrstufige Prozess führt dazu, dass Monate bis zum Zuschlag eines Angebots vergehen. Ausschreibungen erfolgen darüber hinaus häufig sehr kleinteilig, etwa für nur wenige Schulen eines Schulträgers. Wären Schulstandorte in Sammelvergaben auf Landkreis- oder Bundesländerebene gebündelt, würde das die Realisierungsdauer positiv beeinflussen.

Die wenigsten Lehrkräfte sind Digital Natives. Können sie die Geräte und digitalen Tools zielführend einsetzen?

Pädagogische Fachkräfte wurden während der Pandemie weitgehend allein gelassen – und werden es immer noch. Eine große Mehrheit der Schulen (72 Prozent) gibt an, dass verfügbare Lehrpläne und -materialien nicht ausreichend darauf ausgerichtet sind, digitale Medien einzusetzen. Doch dafür braucht es ohnehin IT-Know-how, das den Schulen fehlt. Gleichzeitig ist der Wille da: 85 Prozent finden es bereichernd, digitale Medien in den Unterricht einzubinden. Schulen wollen nachhaltig digitalisieren. In der Realität scheitert es noch vielerorts daran, Technik und Pädagogik sinnvoll zu verknüpfen.

„Fachkräfte benötigen die Sicherheit, dass sie ein erfahrener Partner unterstützt.“
Hat denn der DigitalPakt Schule nicht die Kraft, die aktuelle Situation zu verbessern?

Bis Ende Juni 2022 haben Schulen erst knapp 600 Millionen Euro aus dem Basis-Fördertopf abgerufen. Bewilligt und verplant sind rund drei Milliarden Euro. Das liegt vor allem daran, dass hinter Antrag und Ausschreibung ein komplexer Prozess steckt. Der Medienentwicklungsplan, den Schulen erstellen müssen, verlangt ein detailliertes Konzept, wie digitale Medien praktisch eingesetzt werden sollen. Wer die Papiere ausfüllt, kann jedoch nicht auf erprobte Komponenten oder Hilfestellungen zurückgreifen. Bislang deckt der DigitalPakt zudem nur die Inbetriebnahme der Technik ab, nicht jedoch die langfristige Unterstützung bei Wartung, Betrieb und Service. Dabei benötigen Fachkräfte die Sicherheit, dass sie ein erfahrener Partner unterstützt, wenn Fragen zu Laptop oder WLAN-Verbindung auftauchen. Dazu gehören auch pädagogisch-technische Fortbildungen.

Was müsste sich also bei einem DigitalPakt 2.0 ändern?

Schulen sollte ein Katalog an standardisierten Maßnahmen und unterstützenden Vorgaben vorliegen und zwar am besten bundesweit, um einen digitalen Flickenteppich zu verhindern. Damit würden die Gelder von Anfang an in ein erprobtes Konzept gesteckt, das alle Bereiche der digitalen Schule mitdenkt – mit deutlich weniger Aufwand. Fachkräfte benötigen außerdem zuverlässige IT-Partner, die ihre Transformation ganzheitlich begleiten. Der Magenta Classroom der Telekom ist ein Komplettpaket für die digitale Schule – vom Breitbandanschluss über Laptops und digitale Tafeln bis hin zum Cloud-Service. Aufgebaut wie ein modulares Baukastensystem können sich Schulen ihre Lösung individuell zusammenstellen. Ebenso wichtig ist unser übergreifendes Service- und Schulungskonzept. Denn damit Schulen auf eigenen Beinen stehen, benötigen sie förderfähigen IT-Support und die Möglichkeit, über Fortbildungen digitales Know-how auszubauen. Insgesamt sollte das Ziel des DigitalPakts sein, dass sich Pädagogen nicht mehr um ihre technische Ausstattung sorgen müssen. Mehr noch: Lehrkräfte sollten vom Staat nachhaltig befähigt werden, Schülerinnen und Schüler souverän für die digitale Zukunft auszubilden.

Interview: Luzia Langhans, IT-Redakteurin aus Köln.


Stichwörter: Schul-IT, Breitband, WLAN,


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
Ein kleines Mädchen zeichnet etwas auf ein Smartboard in einem Klassenzimmer.

Markkleeberg: KISA als digitaler Hausmeister

[07.11.2025] Die Kommunale Informationsverarbeitung Sachsen (KISA) hat Markkleeberg bei der Beschaffung und Installation von 48 digitalen Tafeln in städtischen Bildungseinrichtungen unterstützt. Nun übernimmt der Zweckverband auch die Betreuung der Geräte. mehr...

Hand, Arm und Oberkörper eines Schülers, der mit Laptop an einem Tisch sitzt, über der Hand schweben als Overlay Icons für die verschiedenen Schulfächer.

Brandenburg: KI-Werkzeugkasten für Schulen

[05.11.2025] Brandenburg führt als zweites Bundesland flächendeckend den KI-Chatbot telli an Schulen ein. Die gemeinsam von allen 16 Ländern entwickelte Open-Source-Lösung unterstützt Lehrkräfte und Lernende pädagogisch, ist datensparsam und wird ausschließlich auf EU-Servern betrieben. mehr...

Gruppe von Kindern mit virtueller Brille im Klassenzimmer mit kartengenerativer KI

Bitkom: Smart-School-Wettbewerb 2026 startet

[30.10.2025] Der Branchenverband Bitkom sucht auch 2026 nach Deutschlands digitalen Vorreiterschulen. Der Schwerpunkt des diesjährigen Smart-School-Wettbewerbs liegt auf digitaler Medienbildung, zudem wird anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Initiative ein Sonderpreis für Einzelprojekte rund um digitale Schule vergeben. mehr...

Ein humanoider Roboter steht inmitten eines Klassenzimmers, umgeben von Kindern.

Baden-Württemberg: Chatbot telli macht Schule

[20.10.2025] Mit telli steht in Baden-Württemberg nun ein speziell für den schulischen Einsatz entwickelter Chatbot zur Verfügung. Er unterstützt Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und Schülerinnen und Schüler im Schulalltag. Der digitale Assistent soll kontinuierlich verbessert und erweitert werden. mehr...

Pirna: Ticketsystem für Schulen gestartet

[15.10.2025] Der IT-Dienstleister KISA hat ein Ticketsystem speziell für Schulen und Verwaltungen entwickelt. In Pirna startet das KISA.ServiceCenter jetzt in den Regelbetrieb. mehr...

Fünf Personen stehen nebeneinander, eine davon hält ein LEGO Education SPIKE Set in den Händen.

Schwerin: Glasfaserausbau an Schulen abgeschlossen

[14.10.2025] In Schwerin sind nun sowohl die kommunalen als auch die freien Schulen mit gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen von bis zu einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) ausgestattet. Der geförderte Glasfaserausbau ist an den Schweriner Bildungseinrichtungen somit abgeschlossen. mehr...

Junge Lehrerin am Laptop, Tafel im Hintergrund

Baden-Württemberg: openDesk für Lehrkräfte

[24.09.2025] Baden-Württemberg hat jetzt auf Basis der Software openDesk den Digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte neu aufgesetzt. Da die gleichen Softwarekomponenten wie beim Vorgänger dPhoenix genutzt werden, müssen sich Lehrkräfte auf keine größeren Änderungen einstellen.
 mehr...

Auf dem Weg zum digitalen Klassenzimmer besteht noch Handlungsbedarf.

Berlin: Wie steht es um die digitale Schule?

[18.09.2025] Mit seiner Digitalisierungsstrategie „Schule in der digitalen Welt“ steuert der Berliner Senat die Weiterentwicklung des Schulwesens. Ein Umsetzungsbericht zeigt nun aktuelle Fortschritte bei zentralen Themenfeldern wie Infrastruktur, digitalen Portalen und Lehrerqualifizierung. mehr...

Schultüten vor grünem Hintergrund

OWL-IT: Schulbewerbung.de startet durch

[18.09.2025] In Nordrhein-Westfalen löste IT-Dienstleister OWL-IT zum Start des neuen Schuljahres das Angebot Schüler Online durch das neue Portal Schulbewerbung.de ab. Der diesjährige Anmeldeprozess sei damit sehr unkompliziert verlaufen. mehr...

Beispielhaft für alle Schulen in Oberhausen übergab Oberbürgermeister Daniel Schranz neue mobile Endgeräte an der Robert-Koch-Schule. 

Oberhausen: Weitere Tablets für Schulen

[17.09.2025] Die Stadt Oberhausen hat in den vergangenen fünf Jahren gezielt in die Digitalisierung ihrer Schulen investiert – nun konnten weitere 3.100 iPads an diese verteilt werden. mehr...

Über einem aufgeklappten Laptop schweben Symbole, die mit dem Thema lernen in Verbindung gebracht werden können.

Schlaue Schule: VoIP im Bildungswesen

[05.09.2025] Per Voice over Internet Protocol (VoIP) können Informationen in Sekundenschnelle weitergeleitet, aufgezeichnet und dokumentiert werden. Ein solches System ist in die Schlaue Schule integriert. Die cloudbasierte Plattform gewährleistet die rechtssichere Kommunikation zwischen Schule, Schülern und Eltern und ermöglicht eine schnelle Reaktion in Notfällen. mehr...

Eine Frau steht in einem Bus und schaut in ihr Smartphone

Stolberg: Übernahme von Schülerfahrkosten online beantragen

[18.08.2025] In Stolberg können Erziehungsberechtigte ein digitales Antragsverfahren zur Übernahme von Schülerfahrkosten nutzen. Die Kupferstadt ist außerdem einer der ersten regio iT-Kunden, die die neue Funktion zur automatischen Bescheidgenerierung nutzen. mehr...

bericht

Chemnitz: Digitale Kompetenz für Schulen

[13.08.2025] Chemnitz ist eines der Innovationszentren im sogenannten Silicon Saxony. Das zeigt sich auch im Schulbetrieb: Tausende Schüler, Lehrer und pädagogische IT-Koordinatoren prägen den digitalen Unterricht. Den stadtweiten IT-Service übernimmt das Schulrechenzentrum SyS-C. Und auch hier kommt eine Chemnitzer Lösung zum Einsatz: die IT-Service-Management-Software KIX. mehr...

Symbolbild Cloud Computing

Bayern: Schulcloud landesweit im Regelbetrieb

[05.08.2025] Mit dem Übergang in den Regelbetrieb ist die BayernCloud Schule (ByCS) nun flächendeckend an den Schulen des Freistaats verfügbar. Über die Plattform sind unter anderem Lerninhalte, Office-Anwendungen und ein schulweiter Messenger zugänglich.
 mehr...

Lehrer und Schüler sitzen vor einem Laptop

Bremen: Chatbot Telli für Schulen

[02.07.2025] Als erstes Bundesland führt Bremen den KI-Chatbot Telli an seinen öffentlichen Schulen ein. Die Open-Source-Lösung ist Teil eines Projekts, an dem alle Bundesländer beteiligt sind. mehr...