Sonntag, 15. Juni 2025

KaiserslauternDigitalisierung für die Menschen

[24.08.2022] Unter dem Motto „Unser Lautern – herzlich digital“ werden in der Modellstadt Kaiserslautern Smart-City-Projekte umgesetzt. Kommune21 sprach mit Ilona Benz, Geschäftsführerin von KL.digital, über die Pläne – und ihre Rolle als Interims-CDO der Stadt.
Ilona Benz

Ilona Benz

(Bildquelle: Thomas Kierok)

Frau Benz, seit Februar dieses Jahres leiten Sie KL.digital, die Digitalisierungsgesellschaft der Stadt Kaiserslautern. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Funktion?

Zunächst habe ich natürlich ganz klassische Aufgaben als Geschäftsführerin im administrativen Bereich. Spannender ist meine Tätigkeit als strategische Gesamtprojektleiterin der Aktivitäten der Smart-City-Modellstadt Kaiserslautern. Wir verfolgen sieben Einzelprojekte, die meist selbstständig aktiv sind. Ich kümmere mich darum, dass alles zur Strategie passt und unsere übergeordneten Ziele erreicht werden. Außerdem muss ich viel vermitteln und koordinieren, etwa in Richtung Stadtverwaltung oder externe Akteure.

Sie kommen vom Gemeindetag Baden-Württemberg. Was waren Ihre Beweggründe, beruflich vom Schwabenland in die Pfalz zu wechseln?

Ich war über fünf Jahre beim Gemeindetag tätig und wollte stärker praxisorientiert arbeiten. Mit Smart City habe ich mich schon beim Verband beschäftigt. Nun gab es die Gelegenheit, das Thema in einer Stadt voranzutreiben. Das hat mich gereizt. Zumal in Kaiserslautern die Rahmenbedingungen stimmen. Durch Fördermittel gibt es finanzielle Spielräume und der politische Rückhalt aus der Verwaltungsspitze und dem Stadtrat ist ebenfalls da. Nicht zuletzt arbeitet in der Stadt schon lange ein großes Digitalisierungsteam sehr gut zusammen.

Wie ist der Stand in Kaiserlautern, worauf können Sie aufbauen?

Kaiserslautern hat eine super Ausgangsposition auf dem Weg zur Smart City. Mein Vorgänger und das Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Die technischen Details sind geregelt, die IT-Architektur und die IT-Infrastruktur stehen und die meisten Projekte werden schon umgesetzt. Und es wurde bereits sehr viel mit der Stadtgesellschaft geredet. Denn das ist ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor: Kommunikation, um die Menschen an Bord zu holen. Auf all das kann ich aufbauen.

Die Digitalisierung in Kaiserslautern läuft unter dem Motto: Unser Lautern – herzlich digital. Was bedeutet der Slogan aus Ihrer Sicht?

Das Motto wurde vor meiner Zeit entwickelt und ich unterstütze das zu 100 Prozent. Herzlich digital bedeutet ganz klar, dass Digitalisierung nicht um der Technik willen, sondern für die Menschen in der Stadt gemacht wird. Das heißt auch: Die Projekte müssen für die Bürgerinnen und Bürger entweder einen unmittelbaren oder einen mittelbaren Nutzen haben. Das ist etwa der Fall, wenn die Stadtverwaltung Planungsprozesse verbessern kann, wovon wiederum die Einwohner profitieren.

Unter einer Smart City kann man sich vieles vorstellen. Wie definieren Sie die smarte Stadt?

Smart City bedeutet für mich, dass eine Stadt die digitalen Möglichkeiten nutzt, um ihre ureigenen Aufgaben der Daseinsvorsorge und der Stadtentwicklung auch in Zukunft zu erfüllen. Die Digitalisierung muss dafür als Lösungsmöglichkeit betrachtet werden.

„Meine Vorstellung von einer Smart City ist, dass die Stadt trotz aller Herausforderungen lebenswert bleibt.“
Wie tragen Smart-City-Projekte in Kaiserslautern zur Stadtentwicklung und kommunalen Daseinsvorsorge bei?

Unsere Projekte sind sehr vielfältig. Sie decken folgende Themen ab: Sicherheit, Gesundheit, IT-Infrastruktur, Bildung, Verwaltung, Handel, Datenplattform, Energie und Umwelt, Verkehr und Gesellschaft. Das Projekt Stadt.Raum.Wir. beispielsweise hat einen gesellschaftlichen Schwerpunkt. Damit wollen wir einen nicht-kommerziellen Begegnungsraum schaffen und so soziale Kontakte fördern. Im Bereich Mobilität geht es darum, den Verkehr über Sensorik zu steuern und die Verkehrsplanung zu verbessern. Ein Vorhaben hat zum Ziel, sehbehinderte Personen mit einem digitalen Lotsensystem besser ins Stadt­leben zu integrieren. Es gibt also in vielen Bereichen Bezüge zur Daseinsvorsorge und zur Stadtentwicklung. Wichtig ist auch, dass wir eine Datenplattform aufbauen und noch mehr offene Daten zur Verfügung stellen wollen. Damit setzen wir die Open-Data-Richtlinie der EU um.

Wie werden die Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung der digitalen Stadt Kaiserslautern einbezogen?

Über unsere Pläne und Projekte informieren wir sehr intensiv über Social-Media-Kanäle und unsere herzlich digitale Website. Außerdem sind wir ganz klassisch mit Infoständen auf Veranstaltungen vertreten und zeigen so, dass wir ein offenes Ohr für die Menschen haben. Selbst aktiv werden können die Bürgerinnen und Bürger über die Beteiligungsplattform Kaiserslautern MitWirkung. Darüber können sie Vorschläge einreichen und über bestimmte Vorhaben abstimmen. Bei der Kommunikation hilft uns auch der Digitalbeirat. In diesem Gremium sind Vertreter wichtiger zivilgesellschaftlicher Gruppen dabei, sie wirken als Multiplikatoren in ihre jeweiligen Gruppen.

Mitte Mai haben Sie zusätzlich interimsmäßig die Aufgaben des Chief Digital Officers (CDO) der Stadt Kaiserslautern übernommen. Welche Vorteile sehen Sie darin?

Der CDO der Stadt ist organisatorisch als Stabsstelle beim Oberbürgermeister angesiedelt, allerdings ohne personellen Unterbau, sozusagen als König ohne Reich. Deshalb ist die Kombination aus CDO und Geschäftsführerin von KL.digital so spannend, weil ich ein Team habe. Meine Aufgabe als CDO sehe ich darin, in die Zivilgesellschaft hineinzuwirken, etwa über den Digitalbeirat. Ich kann auch gut zwischen dem Digitalisierungsteam und der Stadtverwaltung vermitteln. Es geht dabei um die Frage, welchen Nutzen die Smart-City-Projekte für das Alltagsgeschäft der Stadtverwaltung haben. Wir machen ja nicht irgendwas, sondern erproben, wie kommunale Aufgaben auf eine moderne Art und Weise erledigt werden können. Als CDO kann ich dies authentischer erklären.

Das ist für Sie aber keine Daueraufgabe?

Als Professor Dieter Rombach die ehrenamtliche CDO-Aufgabe abgegeben hat, war der Gedanke, dass zumindest für eine Übergangszeit das CDO-Amt bei KL.digital angesiedelt wird. Denn in der Stadtverwaltung soll ein neues Referat für Digitalisierung und Innovation entstehen, dessen Leiter oder Leiterin gleichzeitig CDO sein soll. Allerdings ist Stand heute nicht klar, ob das Referat tatsächlich kommen wird, weil sich der Stadtrat dazu noch nicht final positioniert hat. Ich finde, die jetzige Lösung hat ganz viel Charme.

Wenn die Smart City Realität wird, wie lebt es sich künftig im herzlich digitalen Kaiserslautern?

Die Kommunen werden derzeit gleich von mehreren Krisen gebeutelt. Ich bin mir sicher, dass sich die Klimakrise noch ganz extrem auf die Städte auswirken wird. In Kaiserslautern wollen wir es schaffen, dass die Bürger weiterhin gerne in der Stadt leben. Dafür nutzen wir die Digitalisierung. Meine Vorstellung von einer Smart City ist, dass die Stadt trotz aller Herausforderungen lebenswert bleibt.

Interview: Alexander Schaeff


Stichwörter: Smart City, Kaiserslautern


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Baumkataster Emmerich Ausschnitt

Emmerich: Digitales Baumkataster

[13.06.2025] 
Wie alt ist der Baum vor der eigenen Haustür? Die Stadt Emmerich am Rhein hat die Daten zu rund 8.500 Straßenbäumen jetzt in einem digitalen Baumkataster online verfügbar gemacht – mitsamt Angaben zu Standort, Baumart, Alter oder Kronendurchmesser. mehr...

Studie: Datenplattformen im Vergleich

[11.06.2025] Eine neue Veröffentlichung aus der Begleitforschung der Modellprojekte Smart Cities (MPSC) nimmt Urbane Datenplattformen (UDP) in den Blick. Ein Marktüberblick und ein Kriterienkatalog sollen Kommunen helfen, die für sie passende Lösung zu finden. 
 mehr...

Vektorgrafik einer Smart City.

dataMatters: 25 Städte an urbanOS angeschlossen

[11.06.2025] Das Kölner Start-up dataMatters hat ein Pilotprogramm gestartet, in dessen Rahmen Kommunen die Smart-City-Lösung umfassend in einem frühen Testbetrieb erproben können. Städte, Landkreise und Gemeinden erhalten dabei bis zu 50 Sensoren, Zugriff auf KI-gestützte Datenanalyse und das Dashboard. mehr...

Grafik zur Funktionsweise des Projekts ScwarmMessRad

Aachen: SchwarmMessRad sammelt Umweltdaten

[10.06.2025] Die von der Stadt Aachen verliehenen Lastenräder sammeln ab sofort in Echtzeit verschiedene Umweltdaten. Die im Rahmen des Projekts SchwarmMessRad gewonnenen Erkenntnisse will die Stadt unter anderem nutzen, um die Stadtplanung zu optimieren und Klimaanpassungsmaßnahmen voranzutreiben. mehr...

Lars Terme vom Grünflächenamt steht auf einer Hubleiter neben einem Baum mit Sensor.

Dortmund: Sensoren für die Stadtbaumpflege

[03.06.2025] Ob smarte Technik das Dortmunder Grünflächenamt bei der Baumpflege unterstützen kann, soll ein Modellprojekt zeigen. Mehrere Stadtbäume sind dafür mit Sensoren ausgestattet worden, welche die Feuchtigkeit in den Baumkronen messen. mehr...

disy-florest-digitale-starkregenvorsorge-smartapp-datenerfassung

Katastrophenschutz: Mit FloReST fit für Starkregen

[02.06.2025] 
Im Rahmen des Projeks FloReST wurde eine neue Lösung für die digitale Starkregenvorsorge entwickelt. Diese basiert auf der Software disy Cadenza und verknüpft Bürgerbeteiligung, Datenanalyse und 3D-Visualisierung. mehr...

Aachen: Smart City Hackathon

[30.05.2025] In Aachen wurde erstmals ein Smart City Hackathon Premiere durchgeführt. In multidisziplinären Teams wurden konkrete Lösungsansätze für zentrale Herausforderungen der smarten Stadtentwicklung erarbeitet. mehr...

BSI: Sicherheit für urbane Datenplattformen

[20.05.2025] Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Richtlinie rund um die Sicherheit urbaner Datenplattformen veröffentlicht. Kommunen werden unterstützt, Sicherheitsaspekte frühzeitig mitzudenken und Risiken systematisch zu adressieren – für eine sichere, smarte Stadtentwicklung. mehr...

Diagramm, dass die Funktionsweise von urbanOS zeigt.

urbanOS: Betriebssystem für smarte Städte

[20.05.2025] Das Betriebssystem urbanOS des Kölner Start-ups dataMatters soll Städte beim digitalen Infrastrukturmanagement unterstützen – mit föderierter KI, hohem Datenschutz und flexibler Anbindung. Erste Pilotprojekte laufen in über 20 Kommunen. mehr...

Daten der Veranstaltung, im Hintergrund ist die Stadt Halle (Saale) zu sehen.

Modellprojekte Smart Cities: 22. Regionalkonferenz in Halle (Saale)

[19.05.2025] Smart sein: Brücken bauen – Netzwerke nutzen: Unter diesem Motto steht die 22. Regionalkonferenz der Modellprojekte Smart Cities. Sie findet am 3. Juni in Halle (Saale) statt. mehr...

Gut gelaunte, leger gekleidete Personengruppe bei einem Bildtermin, einige halten Dokumente in ihren Händen.

Potsdam: Drei Jahre Digitalisierungsrat

[19.05.2025] Nach drei Jahren kam der Potsdamer Digitalisierungsrat ein letztes Mal zusammen. Politik und Verwaltung zogen eine positive Bilanz. Ein Beschlussvorschlag zur Fortsetzung des Gremiums soll im Juli ins Stadtparlament eingebracht werden. mehr...

Deckblatt des Deckblatts der Future District Toolbox Teil I.

Future District Toolbox: Baukasten für das Quartier von morgen

[16.05.2025] Ein neues Whitepaper für Stadtplanung, Immobilienentwicklung und Kommunen bietet die am Fraunhofer IAO angesiedelte Future District Alliance an. Die Future District Toolbox Teil I umfasst 40 praxisnahe, anpassbare Blaupausen für eine zukunftsorientierte Quartiersentwicklung beispielsweise mit KI-Tools. mehr...

Screenshot der smarten Augsburger Datenplattform.

Augsburg: Echtzeitdaten zu Bus und Bahn

[12.05.2025] Augsburg hat sein Smart-City-Dashboard um zwei neue Datenbausteine erweitert: Neben Live-Daten zum ÖPNV sind nun auch aktuelle Zahlen zum Radverkehr abrufbar. Die Urbane Plattform bildet das Fundament für eine smarte, integrierte Verkehrssteuerung. mehr...

Porträtaufnahme von Professor Dr. Schachtner.
interview

Smart City und E-Government: Ganzheitlich denken

[08.05.2025] Eine NEGZ-Studie hat die Synergieeffekte zwischen Smart City und E-Government in den Blick genommen. Studienautor Christian Schachtner, Professor an der Hochschule RheinMain, erläutert die Ergebnisse. mehr...

Scan-Fahrzeug auf dem Parkplatz der Uni Hohenheim.

Baden-Württemberg: Parkraumkontrolle mit Scan-Fahrzeug

[08.05.2025] Als erstes Bundesland ermöglicht Baden-Württemberg den Einsatz von Scan-Fahrzeugen zur digitalen Parkraumkontrolle. Um die Einführung in den Kommunen zu erleichtern, wird ein Pilotversuch auf den Parkplätzen der Universität Hohenheim durchgeführt. mehr...