Landkreis LichtenfelsDigital gegen Tierseuchen

Wildtierseuchen gefährden auch Nutztierbestände. Deren Ausbreitung erfordert daher ein genaues Monitoring.
(Bildquelle: S. Mühlke)
Exakte Positionsdaten sind bei der Eindämmung von Tierseuchen wie der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unerlässlich: Jeder Fundort eines verendeten Wildtiers muss an das Veterinäramt gemeldet werden, damit es einen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation erhält. Das Landratsamt im oberfränkischen Lichtenfels setzt dabei auf Satellitentechnologie und Digitalisierung. Zum Einsatz kommt für die Lokalisierung des Fundortes ein Satellitenempfänger in Verbindung mit einem mobilen Endgerät, gespeichert werden die Daten in einem webbasierten Geo-Informationssystem (GIS). „Mit der Lösung haben wir eine einheitliche und durchgängige Plattform erhalten, auf der alle relevanten Informationen nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen“, sagt Otto Betz, GIS-Koordinator im Landratsamt Lichtenfels. „Die gesetzlichen Meldepflichten sind durchgängig digitalisiert und der Landkreis Lichtenfels ist in der Lage, Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung schnell und effektiv umzusetzen.“ Die Globalisierung und der internationale Tierhandel begünstigen die weltweite Ausbreitung von Tierseuchen. Im Jahr 2020 wurde die ASP erstmals bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen nachgewiesen, inzwischen sind weitere Bundesländer betroffen. Zwar ist das Virus nach aktuellen Erkenntnissen für Menschen ungefährlich, die Ausbreitung bei Hausschweinbeständen könnte jedoch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen. Herausforderung Fundortbestimmung Für die Planung geeigneter Schutzmaßnahmen, wie der Errichtung von Sperrzäunen oder Pufferzonen, braucht das Landratsamt einen möglichst lückenlosen Überblick über die aktuelle Ausbreitungssituation. Für diesen Zweck muss jedes tot aufgefundene Schwarzwild an das zuständige Veterinäramt gemeldet werden. Dieses veranlasst dann die Bergung und Beprobung des verendeten Tiers. Damit dieser Prozess reibungslos funktioniert, ist es wichtig, den Fundort so exakt wie möglich zu bestimmen. Das Landratsamt Lichtenfels nutzt dafür den 10xx GNSS-Sensor des bayerischen Herstellers ppm. Dieses Gerät empfängt und verarbeitet die Signale aller globalen Satellitensysteme (GNSS) mit annähernd allen Frequenzen. Die Tatsache, dass das Wild meistens im Wald aufgefunden wird, macht die Bestimmung der genauen Positionsdaten mit einen Satellitenempfänger allerdings zur Herausforderung, denn dort kommt es oft zu einer so genannten Abschattung des Signals durch den Bewuchs und resultierenden Ungenauigkeiten. „Seitdem wir den ppm 10xx GNSS-Sensor im Einsatz haben, tritt dieses Problem praktisch nicht mehr auf“, sagt Otto Betz. Durch die Verwendung mehrerer GNSS steht fast überall ein ausreichendes Signal zur Verfügung. Darüber hinaus ist der ppm 10xx GNSS-Sensor mit seinen kompakten Abmessungen und einem geringen Gewicht gut für die Arbeit im Wald und im Gelände geeignet. Über einen USB-Anschluss lässt sich das Gerät zudem mit einem Tablet oder Smartphone verbinden. GIS-basierte Plattform verschafft Überblick Die Software ppm Commander ermöglicht die Integration der Positionsdaten in das RIWA-GIS-Zentrum (RGZ). Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Geo-Informationssystem, das der Landkreis Lichtenfels und alle seine kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden nutzen. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Daten mit einem geografischen Raumbezug speichern, abrufen und visualisieren. Auch zur Bekämpfung der ASP leistet das GIS wertvolle Hilfe: Findet ein Jäger ein totes Tier, ermittelt er die Koordinaten des Fundorts mit seinem Smartphone und meldet sie an das Veterinäramt. Das Amt trägt die Daten dann ins RGZ ein und erstellt eine Geonotiz mit weiteren Informationen zum Tier, zum Fundort, dem Zeitpunkt der Meldung und zu den Personalien des Jägers. Diese Notiz wird dann vom Daten-Manager in die mobile Karten-App für den Außendienst übernommen. Da der Fundort per Smartphone nicht ganz genau bestimmt werden kann, ist der ppm 10xx GNSS-Sensor zur exakten Positionsbestimmung von erhöhter Bedeutung. Sobald die Mitarbeiter des Veterinäramts ihre Überprüfung vor Ort abgeschlossen haben, ergänzen sie die Geonotiz entsprechend. Anschließend übertragen sie diese ins RGZ und versenden sie an einen Mitarbeiter, der das Tieres zur eigens eingerichteten Sammelstelle transportiert. Mit der Übertragung in das RIWA-GIS stehen die Daten dann zentral zur Verfügung und können von allen Verantwortlichen eingesehen und ausgewertet werden. Set-up funktioniert auch offline Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Veterinäramts sind bei ihren Einsätzen in Feld und Wald nicht zwingend von einer funktionierenden Internet-Verbindung abhängig: Wenn davon ausgegangen werden kann, dass im Bereich des Fundorts keine Internet-Verbindung besteht, kann der jeweilige Kartenbereich auch vorab auf das Tablet übertragen werden, um vor Ort offline zu arbeiten. Die dabei eingetragenen Daten werden anschließend ins GIS importiert, sobald wieder eine Internet-Verbindung verfügbar ist. Alternativ ist es auch möglich, dass die zuständigen Jäger die RIWA-KartenApp direkt auf ihrem Smartphone installieren und an dem Fundort selbst eine Geonotiz setzen. Dies setzt aber lizenztechnisch voraus, dass die Jäger im Auftrag des Landratsamts bei der Bekämpfung der ASP handeln. Der stets aktuelle Datenbestand im GIS ist eine gute Grundlage, um Maßnahmen gegen die Ausbreitung der ASP schnell zu planen und umzusetzen. Auch für die Bekämpfung weiterer Tierseuchen, wie beispielsweise der Vogelgrippe, sieht sich das Landratsamt Lichtenfels mit seiner durchgängig digitalen Lösung bestens gerüstet.
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