Mittwoch, 21. Mai 2025

Digitale SouveränitätMit drei M in die Cloud

[21.05.2025] Delos Cloud will Kommunen und Behörden den digital souveränen Betrieb von IT-Lösungen anbieten – auch von Microsoft-Produkten wie Office 365. Kommune21 sprach mit Geschäftsführer Nikolaus Hagl darüber, wie das geht.
Porträtaufnahme von Nikolaus Hagl.

Nikolaus Hagl ist Geschäftsführer und Chief Executive Officer der Delos Cloud GmbH.

(Bildquelle: Delos Cloud GmbH)

Herr Hagl, mit der Deutschen Verwaltungscloud-Strategie soll die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung gestärkt werden. Wie fügt sich die Delos Cloud hier ein?

Wir haben Delos Cloud vor zweieinhalb Jahren mit dem Ziel gegründet, der öffentlichen Verwaltung in Deutschland den souveränen Einsatz von Microsoft-Office- und Microsoft-Azure-Produkten zu ermöglichen. Darüber hinaus wollen wir auf unserer Plattform auch SAP-Cloud-Services, Open-Source-basierte Lösungen sowie Fachverfahren betreiben. Unser Ziel ist es, möglichst viele unterschiedliche Lösungen auf einer Plattform anzubieten. Wir laden alle Hersteller von Fachverfahren ein, mit uns in den Dialog zu treten, um ihre Lösungen cloudfähig zu machen. Gerade für Kommunen sehen wir ein großes Potenzial, Clouddienste auf unserer Plattform gemeinsam zu nutzen, ohne sie selbst betreiben zu müssen.

Sehen Sie Delos Cloud als Teil der Verwaltungscloud-Strategie oder als Wettbewerber?

Wir sind definitiv Teil der Verwaltungscloud-Strategie. Die Multi-Cloud-Strategie sieht vor, dass es verschiedene Cloudanbieter gibt, um Wahlfreiheit und Wechselmöglichkeiten für die Verwaltung zu schaffen. Wir sind einer dieser Anbieter. Wenn es um souveräne Microsoft-Produkte geht, sind wir derzeit die einzige Plattform, die dies in Deutschland anbietet. Wir kaufen die komplette Technologie ein und betreiben sie selbst. Damit haben weder Microsoft noch eine ausländische Behörde Zugriff auf die Systeme oder die Daten. Das bedeutet, dass uns niemand zur Herausgabe von Daten zwingen oder uns den Betrieb der Plattform untersagen kann.

Ein oft geäußertes Bedenken gegen Microsoft Azure ist das Risiko von Datenabflüssen durch den US-amerikanischen Patriot Act. Sie sagen, dass dies bei Ihnen nicht möglich ist. Können Sie das konkretisieren?

Wir sind Eigentümer und Betreiber der gesamten Infrastruktur. Microsoft liefert uns die Technologie, hat aber keinen Zugriff auf unser System. Auch das Einspielen von Updates erfolgt über einen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifizierten Weg, sodass es keine Backdoors oder ähnliche Sicherheitsrisiken gibt. Selbst wenn wir technischen Support von Microsoft benötigen, ist dies so geregelt, dass die Experten von Microsoft unsere eigenen Mitarbeiter anleiten, aber keinen direkten Zugriff auf das System haben. Darüber hinaus sind wir ein eigenständiges deutsches Unternehmen mit einem deutschen Geschäftsführer und unterliegen keinem ausländischen Recht. Als hundertprozentige Tochter der SAP agieren wir neutral und unabhängig von Microsoft. Damit ist ausgeschlossen, dass US-amerikanisches Recht für uns eine Rolle spielt.

Delos Cloud ist technologieoffen. Wie funktioniert die Einbindung von Dritt­anbietern?

Grundsätzlich kann jeder Anbieter Partner werden, der Interesse hat, seine Lösung auf unserer souveränen Azure-Plattform zu betreiben. Wir führen derzeit erste Gespräche mit interessierten Unternehmen. Sobald unsere Plattform verfügbar ist, können sie ihre Lösungen dort anbieten.

Sprechen Sie darüber auch mit kommunalen IT-Dienstleistern?

Kommunale IT-Dienstleister sind für uns wichtige Partner – ebenso wie IT-Dienstleister auf Landes- und Bundesebene. Sie werden für uns eine zentrale Rolle als Multiplikatoren spielen, insbesondere weil sie über das Know-how verfügen, relevante Anwendungen, vor allem Fachverfahren, auf unserer Plattform zu betreiben. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sind entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir führen daher bereits Gespräche, um zu klären, wie eine Zusammenarbeit konkret aussehen kann.

Können Kommunen in Zukunft ihre IT-Infrastruktur in die Cloud auslagern, ist das über die Delos Cloud möglich?

Das kommt auf die jeweilige Anwendung an. Hier kommt unsere technische Prüfung ins Spiel. Die Services, die wir anbieten – sei es auf Plattform- oder Infrastruktur­ebene – müssen die Anforderungen der jeweiligen Anwendung erfüllen. Grundsätzlich kann man von uns aber souveräne Rechenleistung beziehen, also Infrastruktur, auf der man eigene Anwendungen betreiben kann. Alternativ können bei Bedarf auch Teile der Plattform mitgenutzt werden. Die Antwort lautet also: Ja, das ist grundsätzlich möglich.

„Unsere Daten liegen in Deutschland, die rechtliche und technische Kontrolle liegt vollständig bei uns.“

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für eine Behörde oder Kommune, wenn sie ihre bestehende IT-Infrastruktur oder Teile davon in die Cloud verlagern will?

Ich spreche da gerne von den drei M: Motivation, Mut und Machen. Erstens die Motivation, den Schritt in die Cloud zu gehen – für viele noch ein großer Schritt, aber mittel- bis langfristig ohne Alternative. Zweitens den Mut, diesen Weg zu gehen. Und drittens das Machen – also wirklich die Umsetzung. Deutschland hat eine technologische Basis, die wir nur nutzen müssen.

Kosten spielen für Kommunen eine wichtige Rolle. Welche Einsparungen sind durch die Nutzung der Cloud denkbar?

Wer eine eigene IT-Infrastruktur betreibt, muss regelmäßig Server anschaffen, Personal für den Betrieb einstellen, Rechenzentren unterhalten und massiv in die Sicherheit investieren. Kein einzelner Akteur – weder Kommune noch Land oder Bund – kann aber so viel in IT-Sicherheit investieren wie große Anbieter wie SAP oder Microsoft. Durch die Nutzung der Cloud entfallen viele dieser Kosten und die Kommunen können sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: die Bereitstellung digitaler Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger.

Wie sieht Ihre Preisgestaltung aus, gibt es Lizenzen oder Zeitmodelle?

Wir haben eine klare Preisstruktur: Wir verlangen einen Aufschlag von 15 Prozent auf den jeweils gültigen Listenpreis der Microsoft-Produkte in Deutschland. Das ist ein fairer Preis für souveräne Cloudservices. Auf dieser Basis können Kommunen und andere Kunden schon heute kalkulieren. An etwaigen Sonderkonditionen arbeiten wir aktuell.

Wo steht Delos Cloud Ende 2025?

Bis Ende des Jahres werden alle Basisdienste, die wir angekündigt haben, technisch verfügbar sein. Dazu gehören alle Office-Produkte sowie die Azure-Services auf der Plattform. Ab Anfang nächsten Jahres – je nach Fortschritt der Zertifizierung – werden wir unsere Dienste auch Ländern und Kommunen anbieten können.

Wie trägt Delos Cloud zur digitalen Souveränität bei?

Digitale Souveränität umfasst vier Dimensionen: Datenhoheit, rechtliche Kontrolle, operative Unabhängigkeit und technische Kontrolle. Wir erfüllen alle vier: Unsere Daten liegen in Deutschland, die rechtliche und technische Kontrolle liegt vollständig bei uns als deutschem Unternehmen, der Betrieb erfolgt durch deutsches Personal in deutschen Rechenzentren und die Technologie ist unabhängig von direkter Kontrolle durch Dritte. Damit garantieren wir unseren Kunden die volle digitale Souveränität.

Interview: Alexander Schaeff




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