Montag, 1. Dezember 2025

Baden-WürttembergWeichen werden neu gestellt

[01.12.2025] Bei der 4IT-Verbandsversammlung vergangene Woche in der Kongresshalle Böblingen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der baden-württembergischen Kommunen über die digitale Zukunft der Verwaltung. Im Mittelpunkt stand die strategische Neuausrichtung des kommunalen IT-Dienstleisters Komm.ONE.
Auf der Bühne einer Verbandsversammlung des Zweckverbands 4IT sitzen mehrere Personen an einem langen Podiumstisch. Links spricht ein Vorsitzender am Rednerpult, hinter ihm ist sein Bild auf einer großen Leinwand zu sehen. Rechts zeigt die Präsentation den Tagesordnungspunkt „TOP 6 – Statusbericht Expertenkreise“. Vor der Bühne stehen Blumengestecke und Pflanzen.

Die Verbandsversammlung des baden-württembergischen Zweckverbands 4IT fand in der Kongresshalle Böblingen statt.

(Bildquelle: K21 media GmbH)

Der baden-württembergische IT-Dienstleister Komm.ONE stellt sich strategisch neu auf. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen der Verbandsversammlung des Trägervereins 4IT erläuterten der Vorstandsvorsitzende William Schmitt, der Böblinger Landrat und 4IT-Verbandsvorsitzende Roland Bernhard sowie der Pressesprecher Gamal Morsi die Neuausrichtung der Organisation vom klassischen Rechenzentrumsbetreiber hin zu einem umfassenden Informations- und Service-Provider. Schmitt und Bernhard führen diesen Wandel auf die Erwartungen der Kommunen, den steigenden Digitalisierungsbedarf und neue Impulse auf Bundesebene zurück.

Durchgängige digitale Prozesslandschaft

Bislang bietet Komm.ONE rund 80 Fachverfahren an, die entweder selbst entwickelt oder von Partnern bezogen wurden. Doch dieses Portfolio reicht für die Anforderungen moderner Verwaltungen längst nicht mehr aus, betonte Komm.ONE-Vorstandschef Schmitt. Wenn die Digitalisierung durchgängig gedacht wird, muss Komm.ONE weit mehr leisten als die reine Bereitstellung von Software, sagte Schmitt. Es gehe darum, Prozesse vollständig abzubilden, zu integrieren und von Anfang bis Ende zu orchestrieren. 

Das neue Zielbild definiert die Organisation daher als Informations- und Service-Provider, der Kommunen eine durchgängige digitale Prozesslandschaft ermöglicht. Dazu gehört eine Ende-zu-Ende-Digitalisierung ebenso wie das Once-Only- beziehungsweise das One-Stop-Shop-Prinzip. Letzteres soll Kommunen eine vergabefreie Beschaffung ermöglichen und funktionierende Gesamtlösungen garantieren.

Dr. Gamal Morsi, William Schmitt und Roland Bernhard sitzen nebeneinander an einem Tisch vor einer Komm.ONE-Hintergrundwand. Vor ihnen stehen Namensschilder und Mikrofone. Rechts im Bild ist eine Leinwand mit einer Präsentation zu aktuellen Gesprächsthemen der Komm.ONE zu sehen.
Pressekonferenz: Komm.ONE entwickelt sich zum Informations- und Service-Provider. v.l.: Dr. Gamal Morsi; William Schmitt; Landrat Roland Bernhard (Bildquelle: K21 media GmbH)

Dieser Rollenwechsel bedeutet für Komm.ONE selbst eine tiefgreifende Transformation. Es müssen neue Kompetenzen aufgebaut, Partnerschaften erweitert und interne Strukturen angepasst werden, so Schmitt und Bernhard. Gleichzeitig verändert sich die gesamte kommunale IT-Landschaft in Deutschland grundlegend: Die steigende Komplexität der Digitalisierung, der Fachkräftemangel und die Notwendigkeit, Kosten zu teilen und Skaleneffekte zu erzielen, sind die treibenden Kräfte hinter dieser Veränderung. Dies zwingt die kommunalen IT-Dienstleister in Deutschland zu neuen Formen der Zusammenarbeit.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist der geplante Zusammenschluss verschiedener kommunaler Anbieter zu einer Gesellschaft im Bereich Verkehrswesen. Das Ziel besteht darin, ein gemeinsames, bundesweites Zulassungsverfahren zu entwickeln, anstatt wie bisher sechs verschiedene Lösungen parallel zu betreiben (wir berichteten). Diese Vielfalt, die vollständig aus Steuergeldern finanziert wird, ist weder effizient noch zukunftsfähig. Zwar bedeutet die Kooperation, dass einzelne Dienstleister Kompetenzen abgeben müssen, sie eröffnet aber gleichzeitig neue Chancen für Wachstum, Geschwindigkeit und Qualität in der Verwaltung.

Abschottung funktioniert nicht

Zudem sei die Öffnung gegenüber externen Partnern wichtig. Abschottung funktioniere nicht, so Landrat Bernhard. Auch internationale Unternehmen müssten eingebunden werden, ohne dabei die digitale Souveränität aus den Augen zu verlieren. Das Ziel ist ein kooperatives Modell, in dem öffentliche und private Anbieter Hand in Hand arbeiten. Schmitt ergänzte, dass Komm.ONE dabei nicht in Konkurrenz zu privaten Unternehmen treten wolle. Es gehe vielmehr darum, deren Know-how aufzunehmen und zu einem Angebot zu bündeln, das den speziellen Anforderungen der öffentlichen Verwaltung gerecht wird.

Als Flaschenhals gilt allerdings das Vergaberecht. EU-Schwellenwerte und komplexe Ausschreibungsprozesse stellen eine erhebliche Hürde für Innovation und Geschwindigkeit dar. Selbst wenn ein bestimmter Anbieter eine besonders passende Lösung hat, kann Komm.ONE diese nicht ohne Ausschreibung beziehen. Oftmals gewinne dann ein Anbieter, der den Preis drückt, während die tatsächlichen Kosten später steigen. Die zunehmenden juristischen Auseinandersetzungen um Ausschreibungen belasten die Arbeit zusätzlich.

Finanzielle Realitäten

Der Wandel in der kommunalen IT sei keine Bewegung, die ausschließlich von oben komme, betonten die Sprecher. Vielmehr sei er das Ergebnis eines Zusammenspiels aus den Erwartungen des Bundes, dem Druck aus den Kommunen, finanziellen Realitäten und strategischer Erkenntnis. Zudem spiele die gesellschaftliche Erwartungshaltung eine große Rolle. Bürgerinnen und Bürger sind digitale Services aus anderen Lebensbereichen gewohnt und haben zu Recht hohe Ansprüche. Deutschland liege im europäischen Vergleich bei der Verwaltungsdigitalisierung nicht in der Spitzengruppe, so Bernhard. Länder wie Estland oder Österreich zeigten, wie eine umfassende digitale Transformation aussehen könne. Dieser Vergleich erhöhe den Druck, Tempo aufzunehmen.

Insgesamt wurde in der Pressekonferenz deutlich: Komm.ONE steht vor einer grundlegenden strategischen Neuausrichtung. Der Weg zu einer modernen, einheitlich digitalisierten Verwaltung führt über Kooperation und Integration sowie einen klaren Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus.

Alexander Schaeff




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