Donnerstag, 13. November 2025

KornwestheimBäume smart bewässern

[27.08.2021] Die smarte Bewässerung von Stadtbäumen wird derzeit in Kornwestheim erprobt. Eine Software berechnet mit Daten aus dem kommunalen Anwendungsbereich den Wasserbedarf des jeweiligen Stadtgrüns und ermöglicht eine optimale Tourenplanung.
Mit einer smarten Bewässerung lässt sich Trockenstress bei Stadtbäumen einfacher vermeiden.

Mit einer smarten Bewässerung lässt sich Trockenstress bei Stadtbäumen einfacher vermeiden.

(Bildquelle: pellinni / 123rf.com)

Zeitungsberichte über massenhaft vertrocknete Bäume in verschiedenen deutschen Kommunen und die Abgabe von Gießkannen an die Bewohner, um dem entgegenzuwirken, haben bei mm-lab nach dem Dürrejahr 2018 einen Denkprozess angestoßen: Wie könnten Kommunen bei der Pflege des städtischen Baumbestands unterstützt werden? Das auf innovative Telematikanwendungen spezialisierte Unternehmen erarbeitete daraufhin eine Lösung. Die Idee: Daten aus dem kommunalen Anwendungsbereich sollen analysiert und kombiniert werden, um eine ressourcenschonende und bedarfsorientierte, mobile Bewässerung zu ermöglichen. Dazu sollten rund um vorhandene Software weitere Komponenten zu einem System zusammengeführt werden.
Der Startschuss für die „Smarte mobile Bewässerung von Stadtbäumen“ fiel im Juli 2020, zunächst auf eigenes Risiko. Mittlerweile wird das Vorhaben im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten ZIM-Projekts (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) entwickelt. Die umfangreiche Lösung wird das Portfolio von mm-lab passend ergänzen, das bereits den Winterdienst, die Stadtreinigung, die Entsorgung und weitere kommunale Prozesse adressiert. Das Know-how zu garten- und städtebaulichen Themen bringen die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim und die Stadt Kornwestheim in das Vorhaben ein.

Gießfahrzeuge nehmen Fahrt auf

Nach knapp einem Jahr Entwicklungszeit nahm das Bewässerungsprojekt im Mai 2021 im wahrsten Sinne des Wortes Fahrt auf: Ein Gießfahrzeug der Kommune wird technologisch aufgerüstet und unterstützt die Testphase des Gesamtsystems. Abgegebene Wassermengen werden pro Baum aufgezeichnet, sodass nicht nur die Gießhistorie des Baums, sondern auch Wirksamkeitsanalysen und andere Verbesserungen erfasst werden können. An mehreren Standorten messen zudem Bodenfeuchtesensoren, wie viel Wasser den Bäumen in verschiedenen Tiefen zur Verfügung steht. Junge Bäume, deren Wurzel noch nicht voll ausgeprägt ist, sind besonders anfällig für Trockenstress. Die rechtzeitige Vorhersage von gefährlicher Trockenheit im Bereich der Wurzel soll der Stadtgärtnerei dabei helfen, zielgerichtet und mit der optimalen Wassermenge zu gießen.
Arthur Teuber ist Produkt-Manager bei mm-lab und Projektleiter des Kornwestheimer Vorhabens. Er aktiviert die Übertragung der Sen­sordaten im LoRaWAN-Netzwerk der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die das Projekt nicht nur mit ihrer LoRaWAN-Infrastruktur, sondern auch mit eigenen Sensoren unterstützen. Die mm-lab Entwicklungsmannschaft kombiniert die Daten der verschiedenen Sensor­standorte mit Daten des Deutschen Wetterdienstes sowie dem Baumkataster der Stadtgärtnerei. Letzteres stellt Informationen zu Art, Alter, Größe und Standort der Kornwestheimer Bäume bereit. „Ohne das Fachwissen und die Erfahrung der Mitarbeiter der Stadtgärtnerei wären wir aufgeschmissen“, sagt Arthur Teuber. Neben den Informationen der Stadtgärtnerei hat mm-lab inzwischen ein umfangreiches Netzwerk zu Sensorlieferanten und wissenschaftlichen Instituten hergestellt, für die die Konsequenzen des Klimawandels Gegenstand von Forschung und Entwicklung sind.

System führt zu Bäumen mit besonders großem Durst

Die von der Software ermittelte Auswahl der zu gießenden Bäume und anderer Anpflanzungen sowie die berechnete Gießmenge fließen nach Bestätigung oder Änderung durch die Stadtgärtnerei in einen automatisierten Tourenplanungsprozess ein. Die Tourenplanung berücksichtigt die Wassertankkapazität des Gießfahrzeugs, sodass der Spritverbrauch und CO2-Ausstoß möglichst gering bleiben. Zum Nachtanken wird der Fahrer rechtzeitig zu einem passenden Hydranten geführt.
Mithilfe der optimierten Touren führt das System die Gießfahrzeuge zu denjenigen Bäumen mit besonders großem Durst. Via Tablet wird dem Fahrer der Weg gezeigt, auf Basis einer besonders genauen Satellitenposition der richtige Baum identifiziert und die abzugebende Wassermenge gesteuert. „Wir hoffen, mit unserer Entwicklung dazu beizutragen, dass weniger Bäume in den immer heißer und trockener werdenden Sommern absterben“, sagt Arthur Teuber. „Denn gesunde Bäume sind wichtig für unser Stadtklima. Sie kühlen ihr Umfeld durch Verdunstung, binden Feinstaub und beschatten unsere Wege.“

Andere Kommunen signalisieren Interesse

Eine besondere Herausforderung der bedarfsorientierten Bewässerung ist das komplexe Wechselspiel von Niederschlägen, Temperatur, Luftfeuchte, Wind und verschiedenen Bodendaten. Diese Daten sind von Ort zu Ort unterschiedlich und sowohl rückblickend als auch für Vorhersagen relevant. Die notwendige Anpassbarkeit an die spezifische Umgebung einer Kommune war eine wesentliche Erkenntnis im Entwicklungsprozess der Bewässerungslösung. Unterschiedliche vertragliche Regelungen von Kommunen bei der Anpflanzung und Pflege von Jungbäumen mussten ebenso in der Software adressiert werden wie die Implementierung anpassbarer Gießstrategien. Mittlerweile stößt die im baden-württembergischen Kornwestheim erarbeitete Lösung auf das Interesse anderer Kommunen. „Ansprechend ist vor allem der gesamtheitliche und durchgängige Lösungsansatz“, sagt Arthur Teuber. „Da wir bereits eingeführte und getestete Komponenten erweitern und mit neuen Verfahren integrieren, können wir überzeugende ­Präsentationen bei Interessenten durch­führen und sind bislang durch­weg auf Begeisterung gestoßen.“ Er fügt hinzu: „Wir sind noch offen für Leuchtturmprojekte mit weiteren Kommunen, die sich mit mm-lab den Zukunftsthemen Klimawandel und Digitalisierung stellen möchten.“

Michael Meiser ist Geschäftsführer bei der mm-lab GmbH, Kornwestheim.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Smart City
Dr. Daniel Trauth und Christian Henicke präsentieren Füllstandsensor und Tablet neben einem öffentlichen Abfallbehältnis in Grevenbroich.

Grevenbroich: Smart-City-Reallabor in Betrieb

[13.11.2025] Die Stadt Grevenbroich testet nun unter realen Bedingungen unterschiedliche Smart-City-Anwendungen. 40 Sensoren sind dafür an unterschiedlichen Stellen in der Stadt installiert worden. Die Messdaten werden per LoRaWAN in Echtzeit an ein Digitallabor gesendet. mehr...

regio iT: Bekenntnis zu Open Source

[13.11.2025] Mit dem Beitritt zu Civitas Connect legt regio iT ein klares Bekenntnis zum Open-Source-Gedanken ab. Der IT-Dienstleister wird sich künftig aktiv im Rahmen der Planung und des Betriebs der urbanen Datenplattform CIVITAS/CORE engagieren. mehr...

Eine mobile, solarbetriebene Zählstelle steht neben einem älteren Mauerwerk in Sonabrück.

Osnabrück: Daten für nachhaltige Mobilitätsplanung

[13.11.2025] Mit mobilen Zählstellen erfasst jetzt Osnabrück den Rad- und Fußverkehr im Stadtgebiet. Die Zählstellen werden in fünf Erhebungsphasen für jeweils rund zwei Monate an wechselnden Standorten eingesetzt. So soll eine fundierte Datengrundlage für eine bedarfsgerechte Mobilitätsplanung entstehen. mehr...

Ein Mann installiert einen Smart-City-Sensor an einer Straßenlaterne in Grevenbroich.

Grevenbroich: Aufbau eines LoRaWAN

[12.11.2025] Grevenbroich soll ein flächendeckendes Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) erhalten. Die Stadt wird das geschlossen und datenschutzkonform betriebene Netz gemeinsam mit dem Grundversorger NEW aufbauen. Als Smart-City-Reallabor fungiert die Innenstadt, in der die neue Technik erprobt werden soll. mehr...

Schriftzug Smart City Ilmenau, eingebettet in ein symbolische Netzwerk, im Hintergrund ist verschwommen eine beleuchtete Stadt von oben zu sehen.

Ilmenau: Smart City aus eigener Kraft

[11.11.2025] Sukzessive füllt die Stadt Ilmenau den Begriff Smart City mit Leben. Dafür kooperiert sie mit der Technischen Universität Ilmenau und dem Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme (IMMS). Die Partner haben verschiedene nützliche Anwendungen hervorgebracht und setzen ihr Kooperation fort. mehr...

Dunkel gestaltetes D-Balkendiagramm mit neonfarbenen Balken und digitalem Raster als Basis, das eine futuristische Ästhetik der Datenvisualisierung widerspiegelt.

Berlin: Prototyp des Data Hub freigeschaltet

[10.11.2025] Berlin ebnet den Weg hin zu einer datengetriebenen Verwaltung: Mit dem nun von der Landesverwaltung und der Technologiestiftung Berlin freigeschalteten Webangebot Data Hub entsteht eine stadtweite, zentrale Infrastruktur für die Arbeit mit Daten. 
 mehr...

Mehrere Personen stehen um ein Smartboard versammelt, auf dem eine Landkarte zu sehen ist.

Kreis Hof: Datenplattform für alle Kommunen

[07.11.2025] Der Landkreis Hof bietet jetzt eine Website zu seinem Smart-City-Projekt hoferLAND.digital an. Die Plattform stellt nicht nur Informationen zu dem interkommunalen Vorhaben bereit. Mit ihr sollen auch alle digitalen Anwendungen des Landkreises an einem zentralen Ort zur Verfügung stehen. mehr...

Panoramaaufnahme von Frankfurt am Main, im Vordergrund das Finanzvierel.

Frankfurt am Main: Sensoren optimieren Parkraumnutzung

[03.11.2025] Mit dem Projekt PauL – Parken und Leiten soll sukzessive der Parksuchverkehr in der Frankfurter Innenstadt reduziert werden. Dafür sind nun die ersten Parkanlagen mit Sensortechnik ausgestattet worden, die deren Belegung in Echtzeit an die Verkehrsleitzentrale übermitteln. Die Daten werden auch über die zentrale Verkehrsdatenplattform des Bundes verfügbar sein. mehr...

Drei Personen stehen vor einem großen Display und mehreren Präsentationswänden.

Essen: Reallabor für digitale Verkehrssteuerung

[03.11.2025] Die Stadt Essen treibt mit dem Projekt Connected Mobility Essen die digitale Verkehrserfassung und -auswertung voran. Mit Sensoren, Datenanalyse und KI-gestützter Steuerung soll der Verkehr umweltgerecht gelenkt werden. Erste Anwendungen werden derzeit im Reallabor getestet. mehr...

Eine Person verwendet eine digitale Straßenkarte mit roten Standortmarkierungen auf dem Handy.

Büdingen: Urbane Datenplattform als Ziel

[03.11.2025] Mit einem LoRaWAN, einer Vielzahl von Sensoren und einer offenen urbanen Datenplattform will Büdingen einen großen Schritt in Richtung einer smarten, zukunftsfähigen Stadt machen. Dafür erhält die Kommune rund 430.000 Euro aus dem Förderprogramm Starke Heimat Hessen. mehr...

Zwei Personen stehen neben einem Werbeaufsteller für die Digitallinie 302.
bericht

Bochum/Gelsenkirchen: Mit Digitallinie auf AR-Reise

[31.10.2025] Wie könnten Städte in Zukunft aussehen? Die Digitallinie 302 – ein innovatives Gemeinschaftsprojekt der Städte Gelsenkirchen und Bochum – macht digitale Stadtentwicklung via Augmented Reality für alle erlebbar. mehr...

Foto des Eingangsbereichs des digital.KIOSK in Hannover.

Hannover: digital.KIOSK als Begegnungsraum

[31.10.2025] Einen Ort der Begegnung, Information und Teilhabe bietet Hannover mit dem sogenannten digital.KIOSK an. Kostenlos und niedrigschwellig werden hier bestehende digitale Angebote, Lernformate und smarte Projekte der Landeshauptstadt vorgestellt. Mitmachstationen laden zum Ausprobieren innovativer Lösungen ein. mehr...

Vier Personen stehen in einem Ausstellungsraum um einen Laptop versammelt und betrachten dessen Bildschirm.

Kreis Hof: Digitale Zukunft zum Anfassen

[28.10.2025] Mit einer neuen Website und einem temporären Showroom informiert der Landkreis Hof über das Smart-City-Projekt hoferLAND.digital. Im Showroom werden vier ausgewählte Ergebnisse präsentiert, während die Website umfassend über das Smart-City-Vorhaben informiert. mehr...

Mehrere Personen stehen für ein Gruppenfoto nebeneinander.

Hanau: Von Bochum lernen

[27.10.2025] Über die Stadt- und Smart-City-Strategie der Stadt Bochum hat sich jetzt eine Delegation der Stadt Hanau informiert. Die Hanauer wollten unter anderem erfahren, welche Erkenntnisse sie aus der Bochumer Digitalstrategie für ihre eigene digitale Transformation gewinnen können. mehr...

Ein orange leuchtendes Netzwerk verbindet unterschiedlich platzierte Punkte miteinander.

Mossautal: Sensoren für Resilienz und Nachhaltigkeit

[23.10.2025] Mossautal will mithilfe von Sensoren nachhaltiger und resilienter werden und nutzt dafür Lösungen, die der Odenwaldkreis umgesetzt hat. MOSSAUdigiTAL wird mit 129.000 Euro aus dem Programm Starke Heimat Hessen gefördert. mehr...