Sonntag, 7. Dezember 2025

InterviewGemeinsam stärker sein

[08.12.2021] Seit ihrer Gründung im Jahr 1971 prägt die Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO) die Entwicklung der Verwaltungs-IT in Deutschland. Im Kommune21-Interview blickt Rolf Beyer, seit 2002 Verbandsgeschäftsführer, zurück auf 50 Jahre Unternehmensgeschichte.
Dr. Rolf Beyer

Dr. Rolf Beyer

(Bildquelle: Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO))

Herr Dr. Beyer, die Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO) hat 2021 ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit welchen Zielen wurde der Zweckverband im Jahr 1971 aus der Taufe gehoben? Die technischen Herausforderungen, wie die Anschaffung eines Großrechners, waren Anfang der 1970er-Jahre für eine Kommune als Einzelkämpfer nicht zu stemmen. Da im Oldenburger Land von jeher eine tiefe Verbundenheit herrscht, lag es nahe, sich zu einer EDV-Gemeinschaft zusammenzuschließen und interkommunal IT-unterstützte Daseinsfürsorge zu leisten. Das war die Geburtsstunde der KDO – und der Anfang einer jetzt 50 Jahre dauernden Geschichte digitalen Fortschritts und innovativer Ideen für die öffentliche Verwaltung. Wie darf man sich die Arbeit in der frühen KDO vorstellen? Damals hat die KDO einfach alles gemacht. Es galt, gesetzesbasierte Handarbeit in Algorithmen umzuwandeln. Bildschirmarbeit oder Off the Shelf Software waren noch lange nicht in Sicht. Stattdessen galt es zunächst, Software-Lösungen zu entwickeln. Zur Speicherung von Daten und Programmen wurden typischerweise Lochkarten und Umwandlungslisten entwickelt und genutzt. Kunden der KDO erfassten dabei ihre Daten über maschinell lesbare Belege und Saldierstreifen – ein innovativer und für Niedersachsen einzigartiger Prozess. Zum Vergleich: Datenverarbeitung, die heute mit wenigen Klicks gelingt, dauerte früher circa eine Woche. Was waren für Sie im Rückblick die größten Meilensteine in der 50-jährigen Unternehmensgeschichte? Diese lassen sich leicht an den großen technischen Umbrüchen der vergangenen Jahrzehnte festmachen. Anfang der 1980er-Jahre macht KDO-DIREKT den Auftakt. 1989 vereinte sich die KDO dann mit fünf Datenzentralen zum UNIX-Verbund Niedersachsen. Unter dem Leitgedanken „Gemeinsam stärker sein“ wurden frei verfügbare Betriebssysteme wie MS DOS und UNIX zusammen genutzt. Die 2000er-Jahre standen dann im Zeichen der Doppik-Umstellungen, im vergangenen Jahrzehnt kamen der KDO-Cloud-Arbeitsplatz und die Plattform KDO-Kommune365 zur Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) dazu. Der nächste Meilenstein ist auch schon in Sicht: Momentan sind cloudbasierte Fachverfahren auf dem Vormarsch. Sie sind seit 2002 Geschäftsführer der KDO: Welche Neuerungen bei der Ausrichtung des Zweckverbands haben Sie verantwortet? Die Geschichte der KDO ist durchgängig durch einen disruptiven technologischen Wandel geprägt. Das zieht nach sich, dass wir als Organisation einem stetigen Veränderungsprozess unterliegen. Eine weitreichende Entscheidung war deshalb die Gründung der KDO Service GmbH im Jahr 2004 als Grundstein für das kontinuierliche Wachstum des Zweckverbands. Auch der Anspruch an die Mitarbeitenden hat sich während meiner Tätigkeit als Verbandsgeschäftsführer sehr verändert. War die Anfangszeit in den 1970er-Jahren geprägt von dem Spruch „Wir brauchen gute Verwaltungsleute, das bisschen IT lernen wir dazu“, gilt heute: Wir brauchen gute IT-Fachkräfte. Dabei setzen wir auf eine konsequente Akademisierung. Die kommunalen Bedürfnisse und Besonderheiten vermitteln wir neuen Mitarbeitenden dann gezielt in unserem Onboarding-Prozess. Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz? Spontan fällt mir natürlich unser erstes Cloud-Projekt ein. Plötzlich wurde die IT aus dem Rathaus in unser Rechenzentrum verlagert – und in der Kommune standen nur noch Sichtgeräte. Das war schon ein Schlüsselmoment. Überdies macht mich sehr stolz, dass wir auf Software setzen, die von KDO-Experten kommunal veredelt wird. Egal, ob unser eigenes Finanzwesen KDO-doppik&more auf Basis von SAP, das Dokumenten-Management-System KDO-DMS&more auf Basis von nscale oder die OZG-Plattform KDO-Kommune365, unsere Lösungen sind praxis- und rolloutfähig, da sie sich konsequent an den Bedarfen und Prozessen der öffentlichen Verwaltung orientieren. Nicht zuletzt machen wir in nationalen Projekten eine gute Figur. Mit dem Hosting von ZKS ­Abfall sind wir mit 150.000 Nachrichten pro Tag der größte OSCI-­Ver­arbeiter der Bundesrepublik Deutschland. Und auch im Projekt „Digitaler Impfausweis“ der Genossenschaft govdigital zeigen wir erfolgreich unsere Fähigkeit, moderne Technologien konsequent und schnell umzusetzen. „Datenverarbeitung, die heute mit wenigen Klicks gelingt, dauerte früher circa eine Woche.“ Inwiefern haben sich IT-Projekte für die öffentliche Verwaltung in den vergangenen Jahrzehnten verändert und welche Themen werden in den nächsten Jahren prägend sein? Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Projekte und Herausforderungen stetig an Komplexität zugenommen haben. Als Top-Aufgaben gelten aktuell die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes, aber auch der Einsatz neuer Technologien und die damit einhergehende Umstellung verwaltungsinterner Prozesse. Damit stehen immer auch fundamentale Themen wie digitale Daseinsvorsorge, digitale Souveränität und Informationssicherheit mit im Raum. Interessant ist, dass sich der Fokus seit einiger Zeit von der internen auf die externe Sicht – also auf die Endbenutzer, die Bürgerinnen und Bürger – verlagert. Dieser Perspektivwechsel erfordert ein radikales Umdenken, nicht nur in den Rathäusern, sondern auch bei uns. Traditionelle Zuständigkeiten und Abläufe stehen auf dem Prüfstand und werden von einer konsequenten Prozess- und Service-Orientierung abgelöst. Die damit verbundene Optimierung und vor allem Standardisierung werden unweigerlich zu einer „Flurbereinigung“ im Back End führen, die über Verwaltungsebenen und Regionen hinausgeht. Nicht jeder öffentliche IT-Dienstleister wird künftig alles selber leisten können und müssen – es wird eine Spezialisierung stattfinden. Im Klartext heißt das, dass die Vielfalt im kommunalen IT-Markt durch wenige, stark spezialisierte Dienstleister abgelöst werden wird, die das Bedarfs- und Anspruchs­portfolio der Kommunen überregional abdecken werden. Wie stellt sich die KDO für die künftigen Herausforderungen auf? Das ist eine komplexe Frage. Bundesweit betrachtet unterliegt die Rolle der kommunalen IT-Dienstleister einem unaufhaltsamen Wandel. Die Aufgaben werden zunehmend vielschichtiger – Expertentum ist gefragt. Bündnisse auf Augenhöhe erweisen sich daher als strategisch unverzichtbar. Im Sinne unserer Mitglieder und Kunden sehen wir darin einen wichtigen Auftrag. Wir arbeiten daher schon heute eng mit anderen Datenzen­tralen zusammen, zum Beispiel durch den Leistungsaustausch zwischen Dienstleistern innerhalb von ProVitako, und versichern uns strategischer Partnerschaften mit unterschiedlichen Software-Unternehmen. Um agil, wachstums- und veränderungsbereit – kurz: fit für die Zukunft – zu sein, haben wir unsere Organisation Anfang 2021 überarbeitet. Ziel ist es, trotz unserer raschen Expansion und dem Trend zu Kooperationen entscheidungs- und steuerungsfähig zu bleiben. Nur so können wir unsere Kunden als IT-Dienstleister effektiv entlasten, damit diese sich voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können – die kommunale Zukunft zu gestalten.

Interview: Bettina Weidemann




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