Smart CityIm Licht der Daten

Straßenlaternen liefern in Buenos Aires Informationen in Echtzeit.
(Bildquelle: Courtest of Buenos Aires City Tourist Board)
Wer heute an der Spitze einer Stadtverwaltung steht, wurde in der Regel dafür gewählt, lokale und regionale Aufgaben anzugehen. Nahezu überall auf der Welt ähneln sich die Zielsetzungen und Herausforderungen. Politiker und Verwaltungsangestellte wollen das Gesundheitswesen optimieren, die Sicherheit der Bürger garantieren, Notfällen und Naturkatastrophen vorbeugen sowie den Bürgern und der Wirtschaft attraktive Services anbieten. Da aber die Mittel und Ressourcen von Städten und Gemeinden zumeist begrenzt sind, nutzen immer mehr Kommunen die Möglichkeiten neuer Technologien.
Smarte Beleuchtung als Einstieg
Eine smarte Straßenbeleuchtung gehört inzwischen zu den populärsten Einstiegslösungen, mit denen Städte ihren Einwohnern per Digitalisierung mehr Sicherheit und Lebensqualität bieten und zudem den allgemeinen Nachhaltigkeitsfaktor steigern. Eine LED-basierte, smarte Beleuchtung verbraucht deutlich weniger Energie als herkömmliche Laternen. Ein Spareffekt entsteht zudem dadurch, dass die smarte Lampe eigenständig erkennen kann, ob sich ein Verkehrsteilnehmer nähert, und dementsprechend reagiert. Die Grundlage solcher Fähigkeiten sind Einblicke in die typischen Nutzungsmuster von fließendem Verkehr und Fußgängern. Hierfür können Sensoren zur Messung der Luftqualität und des Lärmaufkommens, aber auch zur Identifikation von kritischen Ereignissen in den Laternenmasten installiert werden. Die dort erhobenen Daten werden zur Analyse an einen zentralen Ort gesendet, wo sie dann den Nutzern entsprechend ihren Zielen und Zwecken zur Verfügung stehen. Informationen zur Luftqualität können etwa dazu verwendet werden, Bürger mit Asthma oder anderen Erkrankungen der Atemwege auf besonders betroffene Bereiche hinzuweisen, damit sie diese meiden können. Daten zum Lärmaufkommen oder Informationen über verdächtige Geräusche könnten die Polizei bei einem schnelleren Eingreifen unterstützen.
Damit Daten aussagekräftig sind, müssen sie in den jeweiligen Kontext gesetzt werden. So können Kommunalpolitiker oder verantwortliche Mitarbeiter in den Verwaltungen beispielsweise Daten zur Luftqualität mit entsprechenden Analysen zur allgemeinen Gesundheit sowie zu raumbezogenen Informationen verknüpfen. Erst eine solche Kombination bildet die Basis für neue Konzepte und Ansätze sowie konkrete Maßnahmen. Im Laufe der Zeit lassen die Analysen dann auch Prognosen zu – und diese wiederum sind der beste Ausgangspunkt für vorbeugende Initiativen.
Zentrales Dashboard
Erfolgreiche smarte Städte entscheiden sich für eine Plattform, die Daten von unterschiedlichen Endgeräten sammelt und verwertet – und diese auch mit Informationen aus ganz anderen Quellen zusammenführen kann. Im nächsten Schritt kommt es auf die richtige Kontextualisierung an, um die geeigneten Maßnahmen abzuleiten. Ein gutes Beispiel liefert hier die argentinische Stadt Buenos Aires. Das dort arbeitende System integriert Informationen aus vernetzten Straßenlaternen und Daten aus dem ERP-System (Enterprise Resource Planning) der Stadt sowie aus Asset-Management-Lösungen auf einem einzigen, zentralen Dashboard. Die Verbindung des Straßenbeleuchtungsmanagements von Philips CityTouch mit Echtzeit-Situationserfassung auf Basis der Plattform SAP HANA bietet den Verantwortlichen eine 360-Grad-Perspektive über alle relevanten Bereiche und Vorgänge, zum Beispiel die aktuelle Situation des ruhenden und fließenden Verkehrs. Die Verwendung historischer Daten unter Einsatz von Visualisierungs- und Analyse-Tools gibt Aufschluss über mögliche Tendenzen, Maßnahmen und Kosten – und sorgt damit für die notwendige langfristige Planungssicherheit.
Im Rahmen der Installation, die in mehreren Phasen insgesamt drei Jahre gedauert hat, wurden 91.000 vernetzte Lichtmasten in der Stadt aufgebaut. Buenos Aires profitiert dadurch von einer um 70 Prozent gestiegenen Lichtausbeute. Zusätzlich spart das System rund die Hälfte der früheren operativen Kosten und Energieaufwendungen – und reduziert die CO2-Emissionen spürbar.
So werden smarte Straßenlaternen zum integralen Bestandteil eines Ökosystems rund um eine leistungsfähige digitale Plattform. Diese ist umso wertvoller, je mehr Sensoren in der Infrastruktur im Einsatz sind, je intensiver die Daten analysiert und je mehr Erkenntnisse daraus gewonnen werden können – ein sich selbst verstärkender Kreislauf. Das System ist skalierbar, sodass sich der bestehenden Infrastruktur problemlos auch neue Anwendungen hinzufügen lassen. Auch in Deutschland, genauer: in Karlsruhe finden sich schon einige digital befähigte Laternenmasten. Im Rahmen eines Pilotprojekts stellen sie kostenloses WLAN, einen Notfall-Button sowie Auflademöglichkeiten für E-Autos bereit. Die gewonnenen Daten werden auch hier für verschiedene Optimierungsmaßnahmen genutzt.
Silos aufbrechen
Der Einsatz digitaler Technologien beschränkt sich jedoch längst nicht nur auf Straßenlaternen. Auch Bereiche wie die Energieversorgung, die Entsorgungswirtschaft, Kommunikationsinfrastrukturen, Mobilität, Gesundheitswesen, städtebauliche Maßnahmen oder unterschiedliche Non-Profit-Initiativen einzelner Gemeinden sind potenzielle Anwendungsfelder für eine digitale und damit smarte Aufwertung. Wie bereits am Beispiel der argentinischen Laternen deutlich wurde, wird das jedoch kaum eine Kommune im Alleingang schaffen. Ob Energieversorger oder Mobilitätsanbieter, ob Krankenhaus oder Abfall-Management: In nahezu allen Fällen kann davon ausgegangen werden, dass es zumindest in der Anfangsphase einen Partner braucht, der dabei hilft, die Silos innerhalb der Verwaltung aufzubrechen und die verschiedenen Bereiche auf einer Plattform zusammenzuführen. Erst dann können die Vorteile einer smarten Stadt möglichst schnell zum Tragen kommen, ohne dass knappe Budgets oder fehlendes Know-how die Entwicklung bremsen.
Dazu gehört auch die aktive Unterstützung durch die Stadtwerke, etwa um städtische Klimaziele zu erreichen oder intelligente Energiespeicher-Lösungen zu entwickeln. Damit würde sich das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum der Energieversorger erheblich wandeln und erweitern. In der Abfallwirtschaft können digitale Technologien entscheidend zur Müllvermeidung und zu einem optimierten Recycling beitragen, etwa durch mit Sensoren ausgestattete Reststoffbehälter. In puncto Mobilität gilt es, so genannte multimodale Mobilitätssysteme auf den Weg zu bringen, die alle Transportarten sinnvoll verknüpfen, wobei die Daten autonomer Fahrzeuge eine Schlüsselrolle spielen. Entsprechende Praxiserfahrung sammeln derzeit die Stadtväter des chinesischen Nanjing, wo ein smartes Verkehrsleitsystem mit Sensoren, RFID-Chips und anspruchsvollen Analysemethoden entwickelt wird.
Ganz gleich jedoch, wo auf der Welt und in welchem Bereich: Es sind Methoden, Ansätze und Technologien wie lernende Maschinen, vorausschauende Analysen und das Internet der Dinge, die Städte smart und damit zukunftsfest machen. SAP schafft hierfür mit Lösungen wie SAP HANA, dem SAP Future-Cities-Programm und dem digitalen Innovationssystem SAP Leonardo die notwendigen Grundlagen.
Dieser Beitrag ist in der März-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt Smart City erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Verl: Mit LoRaWAN zur Smart City
[16.09.2025] Für den Ausbau ihres LoRaWAN richtet die Stadt Verl ein Testfeld für unterschiedliche Sensoren und Technologien ein. Die gesammelten Daten sind über ein Dashboard öffentlich einsehbar. mehr...
Baden-Württemberg: Digitale Parkraumkontrolle steigert Effizienz
[15.09.2025] In Baden-Württemberg läuft seit einigen Monaten ein Pilotversuch zur Parkraumkontrolle mittels Scan-Fahrzeug. Eine erste Auswertung zeigt nun: Damit lässt sich eine massive Effizienzsteigerung erzielen. mehr...
Smart City Index 2025: An der Spitze wird es eng
[11.09.2025] Der Branchenverband Bitkom hat seinen diesjährigen Smart City Index veröffentlicht. Im Ranking der digitalsten deutschen Großstädte konnte München seinen ersten Platz verteidigen – liegt aber nur noch knapp vor der Freien und Hansestadt Hamburg. Auf Platz 3 hat sich Stuttgart vorgeschoben, Aufsteiger des Jahres ist Hannover. mehr...
Wolfsburg-App: Behindertenparkplatz frei?
[09.09.2025] Welche Behindertenparkplätze in der Innenstadt frei sind, wird bald die Wolfsburg-App in Echtzeit anzeigen. Derzeit werden die entsprechenden Stellplätze mit Bodensensoren ausgestattet. mehr...
Bitkom: Top Ten des Smart City Index
[08.09.2025] Der Bitkom hat eine Shortlist der zehn bestplatzierten Städte des Smart City Index veröffentlicht. Deutlich wird, dass die Großstädte in Deutschland messbar digitaler werden: 2021 lag der Durchschnitt des Indexwertes aller Städte bei 52,4 Punkten, in diesem Jahr sind es 70,8 Punkte. mehr...
Mönchengladbach: Starkregenvorsorge und Bibermanagement
[05.09.2025] Mit Sensoren an und in der Niers wollen Mönchengladbach und das Versorgungsunternehmen NEW fundierte Erkenntnisse über die Auswirkungen von Biberaktivitäten sammeln. Dazu zählen Sensoren zur Messung des Wasserpegels, des Nährstoffgehalts und der Trübung des Wassers, aber auch Wettersensoren, die für das Starkregen- und Hochwassermanagement an Gebäuden angebracht werden. mehr...
Smart City Ranking 2025: München erneut auf Platz eins
[04.09.2025] München schafft es zum dritten Mal in Folge auf Platz eins im Smart City Ranking von Haselhorst Associates. Aber auch die übrigen 416 untersuchten Städte ab 30.000 Einwohnern zeigen, dass die Smart-City-Entwicklung hierzulande dynamisch voranschreitet. mehr...
Kreis Hof: Installation von Taupunktsensoren
[04.09.2025] Der Landkreis Hof will den Winterdienst effizienter, sicherer und ressourcenschonender gestalten. Mit diesem Ziel installiert er an 130 Standorten Taupunktsensoren. Die erfassten Daten werden in einer webbasierten Anwendung zusammengeführt, wo sie die Bauhöfe zentral abrufen können. mehr...
Smart City: Interaktive Storymap
[29.08.2025] In einer interaktiven Storymap stellt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 30 Smart-City-Projekte aus dem deutschsprachigen Raum vor. Sie lassen sich nach Handlungsfeld, Bundesland, Kosten, Nachnutzbarkeit und Aufwand filtern und werden unter anderem in vertiefenden Steckbriefen beschrieben. mehr...
Essen: Kräftiger Digitalisierungsschub
[28.08.2025] Essen treibt sowohl die Digitalisierung der Verwaltung als auch den Ausbau zur Smart City voran: Über 500 Verwaltungsleistungen sind online verfügbar, zusätzlich informieren neue Plattformen über mehr als 60 Smart-City-Projekte. mehr...
Hanau / Maintal / Schöneck: Vier geförderte Smart-Region-Projekte
[28.08.2025] Mit insgesamt 1,55 Millionen Euro fördert das Land Hessen vier Smart-Region-Projekte in Hanau, Maintal und Schöneck. In diesen Projekten sollen Sensoren, ein Digitaler Zwilling und andere smarte Lösungen eingesetzt werden, die Planungsprozesse verbessern, Abläufe optimieren und den Alltag der Bürgerinnen und Bürger erleichtern. mehr...
Ostalbkreis: Zertifizierte Smart City Experts
[25.08.2025] Als zertifizierte Smart City Experts unterstützen nun neun Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Digitalisierung des Landratsamts Ostalbkreis. Ein deutschlandweit einmaliger Lehrgang beim Zentrum für digitale Entwicklung Westhausen (ZDE) hat sie auf diese Aufgabe vorbereitet. mehr...
Halle (Saale): Einbau von Systemen zur Fahrgastzählung
[25.08.2025] Die Hallesche Verkehrs-AG rüstet ihre Busse und Bahnen mit neuer Technik zur Echtzeiterfassung der Auslastung aus. Ab Ende 2026 sollen Fahrgäste direkt in der Auskunft sehen können, wie voll ihr Fahrzeug ist. mehr...
Hessen: Starkregenalarmsystem wird ausgerollt
[21.08.2025] Das Land Hessen baut den smarten Starkregenschutz aus. Künftig werden Starkregenfrühalarmsysteme nahezu die Hälfte der Landesfläche abdecken. Das System wurde in Fulda pilotiert und jetzt von zahlreichen Kommunen nachgenutzt. mehr...
Smart City: Reallabor für kommunale Anwendungsfälle
[19.08.2025] Der Smart City Campus in Westhausen ist nun als offizielles Reallabor des Bundes anerkannt. Dort werden kommunale Technologien wie intelligentes Parkraummanagement, Umweltmonitoring und 5G-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt. mehr...