BlockchainSicheres digitales Zeugnis

Manipulation ist beim digitalen Zeugnis ausgeschlossen.
(Bildquelle: Bundesdruckerei GmbH)
Auch heute noch werden Schülern ihre Zeugnisse in Papierform in die Hand gedrückt – und das, obwohl bei Bewerbungen die Dokumente ohnehin gemailt oder hochgeladen werden müssen. Die Nachteile sind offensichtlich: Das Einscannen verschlechtert die Qualität, zudem ist Papier leicht manipulierbar und die Gefahr für Betrug sehr hoch.
Ganz grundsätzlich entsteht für alle Beteiligten eine Menge Arbeit. Bewirbt sich ein Schüler zum Beispiel auf einen Studienplatz, wird in der Regel eine beglaubigte Kopie des Abiturzeugnisses verlangt. Die kostet nicht nur Geld, sondern bindet im Bürgeramt wertvolle Beamtenzeit. Auch beim Empfänger des Zeugnisses müssen Noten abgetippt, die Echtheit geprüft und Archive verwaltet werden. Allein die Stiftung für Hochschulzulassung, die zentrale Stelle für zulassungsbeschränkte Studiengänge in Deutschland, hat es jedes Jahr mit Tausenden Bewerbungen zu tun. Entsprechend niedrig ist die Akzeptanz für Papierzeugnisse: Laut einer repräsentativen Umfrage der Bundesdruckerei hält sie jeder zweite Deutsche für nicht mehr zeitgemäß.
Zusätzlicher Antrieb
Verwaltung und Politik haben das Problem solch verstaubter Prozesse längst erkannt. Bis Ende 2022 müssen Bund, Länder und Kommunen ihre Leistungen laut Onlinezugangsgesetz (OZG) auch digital anbieten. Corona hat dem Thema Digitalisierung zusätzlich Auftrieb verschafft. Vieles, was jetzt umgesetzt wird, wäre noch vor einem Jahr nicht denkbar gewesen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Blockchain-Technologie zu. Vereinfacht gesagt lassen sich damit Informationen in einer dezentralen, von vielen Teilnehmern betriebenen Datenbank sicher speichern. Die Bundesregierung fördert die Technologie und hat eine umfassende Blockchain-Strategie verabschiedet.
Die Digitalisierung von Abschlusszeugnissen steht bereits in den Startlöchern. Die Bundesdruckerei hat einen Prototyp entwickelt und die technische Machbarkeit bewiesen. Unter Leitung des Landes Sachsen-Anhalt und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung läuft das Projekt jetzt deutschlandweit an. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit dem System lassen sich digitale Zeugnisse erstellen, die für Menschen und Maschinen gleichermaßen lesbar sind. Die Blockchain-Technologie hilft dabei, die Echtheit nachzuweisen – und das kompatibel mit allen bestehenden Schulverwaltungssystemen.
Digitaler Fingerabdruck
Die Schüler erhalten dann künftig neben der Papierurkunde eine PDF-Datei, deren digitaler Fingerabdruck, der so genannte Hash-Wert, in der Blockchain gespeichert ist. Diese Prüfsumme besteht aus 66 Zeichen und ist – in Kombination mit der Identität der ausgebenden Schule – eindeutig, ohne Rückschlüsse auf die Inhalte des Zeugnisses zuzulassen. Manipulation ist dabei ausgeschlossen, denn einmal in die Blockchain geschriebene Daten können nicht mehr verändert werden. Erlaubt ist das Schreiben in die Blockchain ohnehin nur autorisierten Stellen, zum Beispiel Schulen, die aber ebenfalls autorisiert werden müssen, zum Beispiel von einer Landesschulverwaltung. Die digitalen Zeugnisse sind zudem DSGVO-konform, weil keine personenbezogenen Daten verarbeitet und die Zeugnisse selbst nicht zentral gespeichert werden.
Der Clou: Wer das Zeugnis bekommt, muss nicht mehr rätseln oder aufwendig recherchieren, ob das Dokument echt ist. Mit einem Online-Prüfservice oder über eine Schnittstelle in der Verwaltungssoftware lässt sich der Test innerhalb von Sekundenbruchteilen erledigen. Dabei wird der zur Datei gehörende Hash-Wert errechnet und in der Blockchain abgefragt. Stimmt der Wert, ist das Zeugnis echt. Die PDF-Datei kann beliebig oft kopiert und weitergegeben werden. Diese Art von Zeugnis kann, zum Beispiel in einer Zulassungsstelle, zu Hunderten oder Tausenden quasi vollautomatisch geprüft werden. Ein Mitarbeiter muss jedes Dokument einzeln unter die Lupe nehmen? Dieses umständliche Prozedere würde der Vergangenheit angehören. Die Lösung ist so konzipiert, dass Bildungseinrichtungen kaum zusätzlichen Aufwand bei der Erstellung haben – im Gegenteil: Unter dem Strich sinken Kosten und Personalaufwand.
Maschinell und exakt verarbeiten
Damit die Prüfung so schnell funktioniert, enthält das Digital-Zeugnis einen maschinenlesbaren Teil, eine so genannte XML-Datei. Damit könnte eine Hochschule die Zertifikate maschinell und exakt entlang der Bedürfnisse verarbeiten. Das kann zum Beispiel so aussehen: Eine naturwissenschaftliche Fakultät ist vor allem an der Physik-Note und dem Zeitraum des Abiturs interessiert. Über das Campus-Management-System könnten diese Daten nun automatisiert ausgelesen werden. Die einzelnen PDF-Dateien müsste niemand mehr öffnen. Den Praxistest hat die neue Technologie bereits bestanden: Sie wurde mit verschiedenen Systemen ausgiebig getestet, so zum Beispiel mit dem Schulverwaltungssystem SCHILD, das in ganz Nordrhein-Westfalen eingesetzt wird.
Um die Sicherheit von Blockchain-Anwendungen wie dem digitalen Zeugnis weiter zu erhöhen, haben sich die Experten in Behörden und Politik ein besonderes Set-up ausgedacht. Die gesamte Blockchain-Infrastruktur wird von der govdigital eG betrieben, einer Genossenschaft aus 15 IT-Dienstleistern, die sich alle im Staatsbesitz befinden. Die Bundesdruckerei ist als Gründungsmitglied von Anfang an dabei. Auch die beteiligten Rechenzentren gehören dem Staat. Die Blockchain-Infrastruktur ist somit wie eine Straße, die von der öffentlichen Hand gebaut und betrieben wird. Auf ihr rollen demnächst viele Fahrzeuge – das digitale Zeugnis ist eines davon.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Hochsauerlandkreis: DMS der Jobcenter im frischen Look
[12.09.2025] Die Jobcenter im Hochsauerlandkreis profitieren nach dem Relaunch ihres Dokumentenmanagementsystems von einer modernen Optik, intuitiven Bedienung und intelligenten Suchfunktionen. Diese machen das Arbeiten nicht nur einfacher, sondern auch deutlich effizienter. mehr...
Digitale Aktentasche: Mobile Einsicht für Kommunen
[10.09.2025] Mit der Digitalen Aktentasche erweitert das Unternehmen Lorenz Orga-Systeme seine Enterprise-Content-Management-Lösung 2Charta ECM um eine mobile App. Verwaltungsmitarbeitende können damit jederzeit und ortsunabhängig auf relevante Unterlagen zugreifen, ohne die entsprechenden Papierakten mitführen zu müssen. mehr...
Hessen: E-Akte-Wissen spielerisch lernen
[07.08.2025] Computerspiele sind beliebt. Warum also nicht das reizlose Thema Aktenplan mittels eines Spiels vermitteln? Die hessischen Landkreise Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg und Lahn-Dill wollen genau das. Ihr Projekt der Entwicklung eines Serious Games wird im Rahmen des Programms „Starke Heimat Hessen“ gefördert. mehr...
Offenbach: Ausländerakten digitalisiert
[05.06.2025] Die Stadt Offenbach war ein Vorreiter bei der Digitalisierung von Ausländerakten in Zusammenarbeit mit ekom21 und Lorenz Orga. Nach Digitalisierung des Bestandspapierarchivs ist man in den laufenden Betrieb übergegangen. mehr...
Georgsmarienhütte: Reibungslose Abläufe
[31.03.2025] Die Stadt Georgsmarienhütte setzt auf das DMS enaio. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister ITEBO konnten zentrale Prozesse optimiert werden, was ein medienbruchfreies Arbeiten und eine effizientere Sachbearbeitung ermöglicht. mehr...
Bremen: Einheitsmandant erleichtert Zusammenarbeit
[12.02.2025] In Bremen war das gemeinsame Bearbeiten elektronischer Akten im Dokumentenmanagementsystem VIS über Ressortgrenzen hinweg bislang nur eingeschränkt möglich. Mit der Einführung eines Einheitsmandanten soll sich das nun ändern. mehr...
d.velop: Partnerschaft mit Buildsimple
[11.02.2025] Im Rahmen einer engen Zusammenarbeit wollen die Unternehmen d.velop und Buildsimple die KI-gestützte Dokumentenverarbeitung vorantreiben. mehr...
Kiel: Bescheide wie am Fließband
[06.01.2025] Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel setzt auf die automatisierte Bescheiderstellung über das Vorlagenmanagementsystem SmartDocuments, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt. Erster vollautomatisierter Prozess ist das mobile Halteverbot. mehr...
Amt Dänischenhagen: Gut beraten zur E-Akte
[19.12.2024] Bei der Einführung der E-Akte setzte das Amt Dänischenhagen auf externe Unterstützung. Die fachliche Expertise steuerte das Unternehmen Prosoz bei. mehr...
E-Akte: Besser in der Cloud
[12.12.2024] Durch die Migration in die Cloud wird die Arbeit mit E-Akten flexibel, skalierbar und zukunftssicher. Komplettiert wird die Verwaltungsdigitalisierung, wenn das Dokumentenmanagementsystem auch behördenübergreifende Geschäftsgänge digital abbilden kann. mehr...
d.velop: Beteiligung an optiGov
[17.10.2024] Mit der Beteiligung an der Firma optiGov kann das Unternehmen d.velop künftig eine ganzheitliche Digitalisierungslösung anbieten – von der Authentifizierung über die interne Abwicklung in den Fachbereichen bis hin zur rechtlich konformen Zustellung von Dokumenten. mehr...
Leichlingen: Umstieg auf die E-Akte
[09.10.2024] Die Einführung der elektronischen Aktenführung sowie die fortschreitende Digitalisierung von Dienstleistungen im Bereich Bürgerservice stehen im Fokus der aktuellen E-Government-Strategie der Blütenstadt Leichlingen. mehr...
Lecos: E-Mail-Archiv für die Stadt Leipzig
[09.10.2024] Mit der Einführung eines zentralen E-Mail-Archivs unterstützt IT-Dienstleister Lecos die Mitarbeitenden der Stadt Leipzig dabei, ihre Postfächer effizient zu organisieren. E-Mails, die älter als ein Jahr sind, werden automatisch archiviert, um das System zu entlasten. Die Lösung verspricht mehr Sicherheit, und die Mitarbeitenden sparen Zeit. mehr...
Bremerhaven: Ganz oder gar nicht
[26.09.2024] Das Projekt zur Umsetzung einer vollständig medienbruchfreien elektronischen Rechnungsbearbeitung hat sich in Bremerhaven als Erfolgsgeschichte erwiesen. Mittlerweile wurden alle 87 Organisationseinheiten der Stadt an die E-Rechnung angeschlossen. mehr...
Barsbüttel: Mit System zur E-Akte
[25.09.2024] Wie auch kleine Gemeinden in Rekordzeit die E-Akte einführen können, macht Barsbüttel vor. Eine leistungsstarke, vielseitige Lösung, regelmäßige Schulungen und der Austausch mit anderen Anwendern gehören zum Erfolgsrezept. mehr...