Dienstag, 25. November 2025

KIAuswirkungen auf Staat und Gesellschaft

[12.09.2018] Wie der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der öffentlichen Verwaltung Staat und Gesellschaft bis zum Jahr 2030 verändern könnte, beschreibt das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) in vier Zukunftsszenarien. Eine Studie zeigt zudem, dass die Bürger hierzulande noch mehr Risiken als Nutzen im KI-Einsatz sehen.
Vier Szenarien

Vier Szenarien, wie der KI-Einsatz die öffentliche Verwaltung beeinflussen könnte, hat das Kompetenzzentrum Öffentliche IT vorgelegt.

(Bildquelle: www.oeffentliche-it.de)

Vier Zukunftsszenarien, wie sich der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) auf das klassische Verwaltungshandeln auswirken könnte, hat das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) entworfen. Wie das Kompetenzzentrum mitteilt, hat sich dafür ein interdisziplinäres Expertenteam unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI mit relevanten Einflussfaktoren und alternativen Entwicklungsmöglichkeiten von KI in der öffentlichen Verwaltung bis zum Jahr 2030 auseinandergesetzt. Orientiert habe man sich dabei an den derzeitigen Entwicklungen im Bereich des Maschinenlernens, bei denen lernende, sich selbst optimierende Algorithmen Problemstellungen in konkreten, eng abgesteckten Anwendungsfällen bearbeiten. Die Szenarien werden von Sequenzen ergänzt, welche die Perspektiven typischer Akteure aus Verwaltung, Politik und Gesellschaft darlegen sollen. Alle vier Szenarien gehen davon aus, dass KI-Systeme Einzug in die öffentliche Verwaltung erhalten, allerdings in unterschiedlicher Intensität. Im ersten der vorliegenden Szenarien wird die KI beispielsweise umfassend in der gesamten Verwaltung eingesetzt und führt dort zu Effizienz- und Effektivitätssteigerungen. In kritischen Bereichen entscheidet die KI autonom, Verwaltungsmitarbeiter überprüfen nur. KI ist in diesem Szenario Teil der Verwaltungsausbildung, die Verwaltungsmitarbeiter konzentrieren sich bei konstanter Belegschaft im Servicebereich. Eine Pflicht zur Datenoffenlegung gewährt der Verwaltung zudem umfassenden Zugang.

KI-Einsatz in der Verwaltung erleichtern

Das zweite Szenario geht von einer Krisensituation Deutschlands aus, in der die Verwaltung mithilfe der KI Dienstleistungen aufrechterhält. KI federt also als Rationalisierungsmaßnahme die Sparzwänge in der Verwaltung ab. Künstliche Intelligenz gibt hier formal Empfehlungen, denen Sachbearbeitende meistens folgen. Die Verwaltung setzt KI nach Wirtschaftlichkeit ein. KI-Experten gibt es in diesem Szenario in den Verwaltungen kaum, da die Behörden ihnen keine attraktiven Bedingungen bieten können. Der Datenzugang ist verwaltungsintern vereinfacht und extern über Plattformanbieter möglich. Durch den KI-Einsatz ist die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter stark reduziert worden.
Im dritten Szenario zielen die Entwicklung und der Einsatz von KI darauf ab, die staatliche Handlungsfähigkeit zu erweitern. Es überzeugt hier eine staatszentrierte künstliche Intelligenz durch Leistung und soziale Verträglichkeit. Mensch oder Maschine entscheiden je nach Anwendungsbereich. KI wird nach und nach in ausgewählten Verwaltungsbereichen eingesetzt. In der Verwaltung herrscht eine hohe KI-Kompetenz. Während der Datenzugang für die Wirtschaft streng reguliert ist, hat der Staat weitreichende Rechte. Die Zahl der Verwaltungsmitarbeiter bleibt auf hohem Niveau.
Im vierten Szenario sind zwar die Voraussetzungen für KI in der öffentlichen Verwaltung geschaffen, allerdings wird sie von Technik und Gesellschaft ausgebremst. So erhöht die KI in manchen Bereichen die Effizienz, hat aber keine tiefgreifenden organisatorischen oder gesellschaftlichen Veränderungen bewirkt. Sie hat lediglich eine unterstützende Funktion und dient nur als Spezialwerkzeug in wenigen Verwaltungsbereichen. Fachkräfte sind rar, weshalb die Verwaltung auch nur über eine geringe KI-Kompetenz verfügt. Der öffentliche Dienst ist in diesem Szenario von KI weitgehend unberührt.
Die Szenarien zeigen unter anderem Rahmenbedingungen auf, die den Einsatz der künstlichen Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung erschweren. Das ÖFIT gibt deshalb Anregungen, wie Datenverfügbarkeit gewährleistet werden kann, was gegen Unsicherheiten beim und im KI-Einsatz getan werden kann und wie sich hinreichende Akzeptanz schaffen lässt.
Abschließend werden in der ÖFIT-Publikation kritische Punkte und politische Implikationen mit Blick auf die künstliche Intelligenz diskutiert. Sie reichen von der Rolle des Staates über die Qualitätssicherung, Grenzen und Ziele sowie Bildung und Kompetenzaufbau bis hin zur Sicherheit und Haftung.

Deutsche sehen eher Risiken

Die Bürger stehen der künstlichen Intelligenz hierzulande eher skeptisch gegenüber. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov, für die 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt worden sind. Demnach nimmt jeder zweite ein ausgeglichenes Nutzen-Risiko-Verhältnis wahr, ein Viertel bewertet das Risiko höher, 15 Prozent stufen den Nutzen höher ein. Mit dem Alter steigt laut YouGov der Anteil der Skeptiker. Große Ablehnung gegenüber KI herrscht in Bereichen, in denen Menschen bewertet werden, etwa bei Vorstellungsgesprächen oder der Bewerberauswahl. „Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz ist es wichtig, den Menschen den Nutzen klar zu kommunizieren“, erklärt Frieder Schmid, Senior Consultant Custom Research bei YouGov. „Vor allem in Bereichen, in denen Gerechtigkeit eine Rolle spielt, sind die Deutschen deutlich skeptisch.“ Durch eine klare Kommunikation und Transparenz könne diese Skepsis ein Stück weit abgeschwächt werden. „Dies sieht man beispielsweise beim Thema selbstfahrende Autos. Durch die rege multimediale Berichterstattung rund um das Thema ist die Technologie und deren potenzieller Nutzen den Verbrauchern bekannt und die Zustimmungswerte entsprechend hoch.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Gruppenfoto vor Vitako-Logo

Vitako: 20 Jahre Austausch und Innovation

[11.11.2025] Seit zwei Jahrzehnten vertritt Vitako die Interessen der kommunalen IT-Dienstleister. Bei der Jubiläumsfeier würdigte Digitalminister Karsten Wildberger in klaren Worten die Rolle der Kommunen als Ausgangspunkt digitaler Verwaltung und rief zu enger Zusammenarbeit mit Bund und Ländern auf. mehr...

Hamburg-CIO Annika Busse

Hamburg: Annika Busse ist die neue CIO

[11.11.2025] Annika Busse ist die neue CIO der Freien und Hansestadt Hamburg. Die bisherige stellvertretende Hamburg-CIO hat zum 1. November die Nachfolge von Jörn Riedel angetreten, der nach langjährigem Wirken in den Ruhestand verabschiedet wurde. mehr...

Gruppenbild der Teilnehmenden an der Sitzung des Kommunalgremiums.

IT-Planungsrat: Kommunaler Input zu digitalstrategischen Themen

[23.10.2025] Der IT-Planungsrat stellt die strategischen Weichen für die Verwaltungsdigitalisierung – und bindet dabei auch Kommunen ein. Beim letzten Treffen des Kommunalgremiums ging es um die zentralen Bereitstellung von EfA-Leistungen und eine Aufgabenneuordnung zur Entlastung von Kommunen. mehr...

Diagramme und Datenvisualisierung in leuchtenden Farben.

Bitkom-Dataverse: Datenbank zum digitalen Deutschland

[21.10.2025] Mit dem Bitkom-Dataverse soll das größte kostenlose Onlineportal mit Zahlen und Statistiken zum Digitalen Deutschland entstehen. Es umfasst Daten unter anderem aus den Bereichen Bildung, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Verwaltung sowie Mobilität. Auch die Bitkom-Indizes wie der Länderindex oder Smart-City-Index sind enthalten. mehr...

Fachwerkhäuser im historischen Stadtzentrum von Backnang, mit Rathaus und Marktplatz

Baden-Württemberg: Kommunen als Treiber der Entbürokratisierung

[20.10.2025] In Baden-Württemberg wurde das Kommunale Regelungsbefreiungsgesetz beschlossen. Damit erhalten Kommunen und Zweckverbände mehr Flexibilität bei der Neugestaltung und Vereinfachung von Verwaltungsverfahren. Sich bewährende Neuerungen sollen landesweit umgesetzt werden. mehr...

Mehrere Zahnräder liegen neben- und übereinander.
bericht

Digitalisierung: Zehn-Punkte-Plan von Vitako

[10.10.2025] Im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans hat die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, Vorschläge für eine gezielte Förderung der Digitalisierung erarbeitet. Als wichtiger Aspekt wird dabei die ebenenübergreifende Zusammenarbeit betont. mehr...

Foto von Bayerns Digitalminister Fabian Mehring
interview

Bayern: Täglich Vollgas geben

[09.10.2025] Bayerns Digitalminister Fabian Mehring spricht über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, eine proaktive Verwaltung und erläutert, warum der Freistaat bei der Verwaltungstransformation so erfolgreich ist. mehr...

Dr. Karsten Wildberger hält seine Keynote auf der Smart Country Convention 2025
bericht

BMDS: „Wir haben Wildwuchs entwickelt.“

[08.10.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger stellte auf der Smart Country Convention in Berlin die Modernisierungsagenda der Bundesregierung vor. Als deren dickstes Brett bezeichnete er die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Bitkom: Digitalisierung vor Ort voranbringen

[29.09.2025] Mit Blick auf die anstehende Kabinettsklausur legt der Bitkom eine Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung vor. Sie fordert eine Föderalismusreform und verbindliche IT-Standards, um Bund und Kommunen zu engerer Zusammenarbeit bei der Verwaltungsdigitalisierung zu verpflichten. mehr...

ie Akteure stellen auf einer Pressekonferenz die Initiative (Neu)Start KfZ vor.
bericht

Initiative: Dresdner Forderungen 2.0

[25.09.2025] Die Initiative (Neu)Start KfZ soll der Umsetzung der Dresdner Forderungen zum Durchbruch verhelfen. Konkret gefordert wird, Leistungen wie die KfZ-Zulassung künftig in Vollzugszentren zu bündeln. Die Kommunen würde das spürbar entlasten. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Pilot bei Digitalisierungsoffensive

[25.09.2025] Bei der neuen Digitalisierungsoffensive von Bund und Land Hessen fungiert die Landeshauptstadt Wiesbaden als Pilotkommune. In Workshops vor Ort sollen konkrete Kriterien erarbeitet werden, die einen schnelleren Roll-out digitaler Leistungen ermöglichen. mehr...

Handschüttel-Foto

Bund/Bayern: Startschuss für Digitalkooperation

[25.09.2025] Wie in Hessen startet auch in sechs bayerischen Pilotkommunen eine neue Digitalkooperation zwischen Bund und Land. Ziel ist es, eine bayern- und bundesweit nutzbare Blaupause zu entwickeln, um OZG-Leistungen schneller in die Fläche zu bringen. mehr...

Hessen peilt die digitale Verwaltung 4.0 an.

Bund/Hessen: Digitalisierungsoffensive in Kommunen

[22.09.2025] Im Rahmen der OZG-Umsetzung wurden zahlreiche föderale Verwaltungsleistungen digitalisiert – die Einführung in den Kommunen stockt aber. Der Bund und das Land Hessen wollen nun ein praxistaugliches Modell entwickeln, das den flächendeckenden Roll-out beschleunigt. mehr...

Auf einer Europakarte sind die Mitgliedstaaten mit der entsprechenden Landesflagge markiert.
bericht

eGovernment Benchmark: Blick über die Grenzen

[19.09.2025] Deutschland kann hinsichtlich der Digitalisierung einiges von seinen europäischen Nachbarn lernen – etwa was die Transparenz digitaler Services oder die Nutzung der eID angeht. Das zeigt der aktuelle eGovernment Benchmark der Europäischen Kommission. mehr...

Porträtaufnahme von Kristina Sinemus.
interview

Hessen: Bei OZG-Umsetzung führend

[11.09.2025] Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus erläutert, wie das Bundesland bei der OZG-Umsetzung vorgegangen ist und warum bundesweit stärker auf Synergien, Schnittstellen und standardisierte Lösungen gesetzt werden sollte. mehr...