Sonntag, 15. Juni 2025

Digitale SouveränitätDie Kontrolle behalten

[29.08.2024] Die Wahl des richtigen Cloudanbieters ist entscheidend, um die digitale Souveränität zu erhöhen. Darüber hinaus minimieren ein Multicloudansatz und Open Source Software die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern.
Der Public Sector braucht eine souveräne Cloudlösung.

Der Public Sector braucht eine souveräne Cloudlösung.

(Bildquelle: Pixabay / Roman)

Digitale Souveränität in öffentlichen Einrichtungen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Der Staat darf sich nicht von Akteuren abhängig machen, die im Grundgesetz nicht vorgesehen sind. So sind beispielsweise sensible personenbezogene Daten der Bürger in staatlicher Obhut nur dann wirksam vor unberechtigten Zugriffen geschützt, wenn der Staat seine digitale Infrastruktur kontrollieren kann.Eine zu große Nähe der IT staatlicher Institutionen zu Akteuren außerhalb der eigenen Jurisdiktion birgt die Gefahr einer Beeinträchtigung der digitalen Souveränität. So können beispielsweise US-Behörden aufgrund der Gesetze CLOUD Act und Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) häufig ohne richterliche Anordnung oder Widerspruchsmöglichkeit Daten von US-Providern anfordern, unabhängig davon, wo diese gespeichert sind. Ein weiterer Grund, warum digitale Souveränität für staatliche In­stitutionen ein Muss sein sollte, ist ein ganz pragmatischer: In politisch unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass der Staat zeigen kann, dass er auch im digitalen Bereich souverän handeln kann, ohne erpressbar zu sein: Wer seine IT in die Hände US-amerikanischer Dienstleister gibt, macht sich im Spannungsfall von Anordnungen eines US-Präsidenten abhängig, die als Sanktionen unmittelbar auch außerhalb der USA wirken können. Zudem benötigt IT in US-Hand fast immer eine Verbindung zu Back Ends in den USA – typischerweise hergestellt über Tiefseekabel im Ozean und damit angreifbar. Drei denkbare Lösungen Damit die öffentliche Hand ein gesundes Maß an digitaler Souveränität erreichen kann, ohne dass die Kosten unkalkulierbar werden, bieten sich verschiedene technische Lösungen an. So gibt es beispielsweise das so genannte Air-Gapping in Rechenzentren der öffentlichen Hand, bei dem ein Computersystem oder ein Netzwerk physisch von anderen Netzwerken wie dem Internet isoliert wird. Hacker hätten so kaum Möglichkeiten, an Daten zu gelangen. Allerdings bringt eine solche Lösung auch neue Herausforderungen mit sich, etwa eine gewisse Einschränkung der Konnektivität und damit der uneingeschränkten Nutzbarkeit. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Multicloudansatz, der die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern minimiert. Dieser Ansatz sollte vorzugsweise auf Brokerage-Portalen basieren, die dafür sorgen, dass die beteiligten Clouddienstleister entsprechend kuratiert werden und geeignete Schnittstellen zur Verfügung stehen. Auf diese Weise kann die öffentliche Hand auf Clouddienste verschiedener Anbieter zugreifen und diese nutzen. Drittens ist Open Source Software zu nennen. Diese bietet den Nutzern mehr digitale Souveränität, da der öffentliche Code einsehbar ist und ein Vendor Lock-in vermieden werden kann. Open Source lebt von der Zusammenarbeit und sollte nicht von einem einzelnen Marktteilnehmer oder einem Staat dominiert werden. Open Code ermöglicht es Nutzern, Software zu modifizieren oder auf andere Systeme zu migrieren, wodurch Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern vermieden werden. Die Verantwortlichen im öffentlichen Sektor müssen abwägen, ob der Einsatz sinnvoll ist, da sich die Mitarbeiter möglicherweise an neue Software gewöhnen müssen, was eine kulturelle Herausforderung darstellen kann. Was der Anbieter leisten muss Die Wahl des richtigen Cloud­anbieters ist entscheidend für die Stärkung der digitalen Souveränität. Öffentliche Einrichtungen sollten bei der Auswahl darauf achten, dass der Anbieter ihre besondere Situation und ihre Einschränkungen versteht. Dazu gehören das föderale Prinzip der Bundesrepublik und die grundgesetzlichen Beschränkungen der Zusammenarbeit zwischen dem Bund und anderen föderalen Ebenen. Darüber hinaus sollte der Anbieter in der Lage sein, Fragen der Compliance und des Datenschutzes angemessen zu berücksichtigen. Der Anbieter muss zudem ein Mindestangebot an Leistungen erbringen. Er muss loyal gegenüber dem Staat sein, für den er die Dienstleistung erbringt, und dort Steuern zahlen, wo das Geld verdient wird. Außerdem sollte er ein C5-Zertifikat des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), eine Zertifizierung nach ISO 27001 und BSI IT-Grundschutz vorweisen können. Darüber hinaus ist es sinnvoll, wenn der Cloud­anbieter über eine ausreichende Bonität für einen planbaren und nachhaltigen Service über einen längeren Zeitraum sowie über eine ausreichende Investitionskraft verfügt. Zu guter Letzt sollte er die Möglichkeit einer geografischen Redundanz für Speicherung, Back-up und Recovery nachweisen können. Das heißt, er sollte in der Lage sein, die Daten an mehreren geografisch voneinander getrennten Standorten zu speichern. Souverän entscheiden Es bleibt noch viel zu tun. In Deutschland beispielsweise müssten einige Artikel des Grundgesetzes behutsam geändert werden, damit die föderalen Ebenen besser zusammenarbeiten können. Darüber hinaus wäre es hilfreich, wenn eine souveräne digitale Infrastruktur die gleiche Aufmerksamkeit erhalten würde wie beispielsweise die Verkehrsinfrastruktur oder der Glasfaseranschluss. Souveränes Cloud Computing wird für die Daseinsvorsorge immer wichtiger, deshalb sollte die öffentliche Hand auch auf Cloudalternativen aus Deutschland und Europa vertrauen.

Mark Neufurth ist Lead Strategist bei IONOS SE, Montabaur.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...

Hardware, die mit darüber schwebenden Wolken verbunden ist.
bericht

IT.NRW: Basis der Modernisierung

[26.05.2025] Mit einer föderal anschlussfähigen Multi-Cloud-Architektur unterstützt IT.NRW den Aufbau interoperabler IT-Strukturen, entwickelt standardisierte Verwaltungsdienste und trägt zur sicheren Digitalisierung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus bei. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander, im Hintergrund ist unter anderem ein Monitor zu sehen.

Freudenberg: Bürgerbüro arbeitet effizienter

[26.05.2025] Ein neues Terminvereinbarungs- und Besucherleitsystem optimiert in der Stadt Freudenberg die Arbeitsabläufe im Bürgerbüro. Das kommt nicht nur den Verwaltungsmitarbeitenden, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute. mehr...

Neben dem Eingang zum Amt Hüttener Berge ist das Bürgerinfoterminal installiert.
bericht

Hüttener Berge: Digitale Überzeugungstäter

[15.05.2025] Als eine der ersten Kommunen in Schleswig-Holstein hatte das Amt Hüttener Berge eine Digitalisierungsstrategie und hat inzwischen zahlreiche Maßnahmen seiner Digitalen Agenda umgesetzt. Die gewonnenen Erkenntnisse kommen auch anderen Kommunen zugute. mehr...

Gruppenfoto der Prozessmanagement@ERK-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.

Ennepe-Ruhr-Kreis: Interkommunales Prozessmanagement

[14.05.2025] In einem interkommunalen Projekt widmen sich der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Städte Witten, Hattingen, Gevelsberg, Wetter und Sprockhövel dem Prozessmanagement. Unter anderem wollen sie ein gemeinsames Prozessregister aufbauen. Der Austausch zwischen den Teilnehmenden ist ein zentraler Aspekt des Vorhabens. mehr...

Nextcloud-Geschäftsführer Frank Karlitschek und Thomas Bönig, CIO und CDO der Landeshauptstadt Stuttgart und Leiter des Amts für Digitalisierung, Organisation und IT (DO.IT) reichen einander die Hand.

Stuttgart: Plattform erleichtert Zusammenarbeit

[12.05.2025] Einfach, effizient und dennoch sicher soll die digitale Zusammenarbeit in der Stadtverwaltung Stuttgart vonstatten gehen. Gleiches gilt für den Datenaustausch mit externen Partnern. Dafür setzt die baden-württembergische Landeshauptstadt nun eine Kollaborationsplattform ein. mehr...

Gruppenfoto von Henning Kohlmeyer, Lara Kremeyer, Massih Khoshbeen und Martial Koyou-Schiffer, die in Hannover mit der E-Government-Plattform cit intelliForm arbeiten.
bericht

Hannover: Schritt für Schritt zum Ziel

[30.04.2025] Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen. Die Stadt Hannover zeigt, wie es mit einem Low-Code-Ansatz gelingen kann, Verwaltungsleistungen effizient zu digitalisieren und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. mehr...

Simulation des neuen Verwaltungsgebäudes, das in Ebern errichtet werden soll.
bericht

Bauamt Schweinfurt: Erstes BIM-Projekt in Ebern

[30.04.2025] In Ebern soll ein neues Verwaltungsgebäude für die Landesbaudirektion Bayern errichtet werden. Es ist das erste Building-Information-Modeling-Projekt des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Ein virtueller Projektraum sorgt teamübergreifend für Übersicht. mehr...

Schreibtisch mit Kopfhörer und weiblicher Person im Hintergrund an einem PC.

Artland: Kommunikationslösung mit Zukunft

[29.04.2025] Effizient, flexibel, sicher und zukunftsweisend ist die neue Telefonielösung der Samtgemeinde Artland. Die cloudbasierte und in Deutschland gehostete Unified Communications and Collaboration (UCC)-Anwendung ist einfach zu bedienen und erlaubt eine ortsunabhängige Kommunikation bei nahtloser Erreichbarkeit. mehr...

München: Über eine cloudbasierte Datenaustauschplattform können Bürger nun sicher mit der Verwaltung kommunizieren.

München: Fortschritte bei der Digitalisierung

[28.04.2025] Den aktuellen Bericht, der die Fortschritte im Bereich Digitalisierung aufzeigt, hat das IT-Referat der Stadt München jetzt vorgestellt. Ein Highlight der diesjährigen Auflistung ist das Vorankommen im Handlungsfeld Digital Government. mehr...

Eine Hand hält ein Smartphone, auf dessen Bildschirm das Terminmanagement-System der Stadt Essen zu sehen ist, im Hintergrund ist verschwommen das Serviceterminal zu sehen.

Essen: Neue Terminlösung hat Erfolg

[17.04.2025] Seit acht Monaten kommt in Essen ein neues Terminmanagementsystem zum Einsatz. Die Lösung wird gut angenommen und verbessert die Abläufe vor Ort. Sukzessive wird sie auf alle termingebundenen Dienstleistungen der Stadt ausgeweitet. mehr...

Außenansicht des Landratsamts Schmalkalden-Meiningen.

Kreis Schmalkalden-Meiningen: IT-Infrastruktur zentralisiert

[16.04.2025] Im Kreis Schmalkalden-Meiningen ist der Kommunale IT-Service (KitS) für die IT-Infrastruktur der Kommune, ihrer Schulen und der öffentlichen Unternehmen zuständig. Um dieser Aufgabe besser nachkommen zu können, setzt der KitS nun eine zentralisierende, hyperkonvergente Lösung ein. mehr...

Ein Schulkind schaut seinem Nebensitzer über die Schulter, um abzuschreiben.
bericht

Lüneburg: Abgucken erwünscht

[04.04.2025] Die Hansestadt Lüneburg hat die Anmeldung für Grundschulen digitalisiert. Mit dem Formular-Editor von NOLIS hat sie eigenständig ein Onlineformular entwickelt, das eine digitale Anmeldung an allen Grundschulen in öffentlicher Trägerschaft ermöglicht. mehr...

Zahnräder greifen ineinander, wie Prozesse und Formulare via Picture und formcycle ineinander greifen.

Picture / XIMA Media: Schnittstelle vereint Prozesse und Formulare

[31.03.2025] Die Unternehmen Picture und XIMA Media haben eine Schnittstelle zwischen der PICTURE-Prozessplattform und dem Formularsystem formcycle realisiert. Somit können bei der Prozessmodellierung gezielt passende Formulare und Assistenten ausgewählt und mit dem Prozessschritt verknüpft werden. mehr...

Eine Frau wirft einen Stimmzettel in einer Wahlurne, im Hintergrund die Deutschlandfahne.

SIT/KDVZ/regio iT: Bundestagswahl gemeinsam gemeistert

[04.03.2025] Gemeinsam haben die KDVZ Rhein-Erft-Rur in Frechen, die regio iT in Aachen und die Südwestfalen-IT mit Standorten in Hemer und Siegen für den sicheren technischen Ablauf der Bundestagswahl in ihrem Zuständigkeitsbereich gesorgt. mehr...