Sonntag, 7. Dezember 2025

StrategieDigitaler Tsunami

[09.10.2017] Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, benötigen Kommunen eine ganzheitliche und individuelle Strategie. Sie sollte sich am örtlichen kommunalen Steuerungsmodell und der Organisationskultur der jeweiligen Verwaltung orientieren.
Digitalisierung jetzt in Angriff nehmen.

Digitalisierung jetzt in Angriff nehmen.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation)

Die Digitalisierung ist ein technologischer Megatrend, der in den Kommunen so gut wie alles verändern wird. Kein Hype, sondern eher ein Tsunami. Mobilität, Bildung, Gesundheit und viele andere Handlungsfelder können sich zum Guten, aber auch zum Schlechten entwickeln. Wie bei jedem Trend gilt es, das Notwendige und Wünschenswerte zu identifizieren. Der Maßstab ist das Wohl der Bürger. Kommunen können diesen Anforderungen gerecht werden: Durch eine fortschreibungsfähige Digitalisierungsstrategie, die den selbstbestimmten Rahmen für die Zukunftsfähigkeit der Kommune setzt und erste Schritte ermöglicht. Denn die Digitalisierung verändert das Aufgabenspektrum der Kommunen und erweitert kommunale Handlungsmöglichkeiten. Die gravierendste Veränderung wird die vollständige Automatisierung von Prozessen sein. Sie wird die Auslagerung von Prozessschritten in kommunale oder private Dienstleistungszentren beinhalten. Um sich in den Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten nicht zu verirren, brauchen Kommunen eine Digitalisierungsstrategie. Sie orientiert sich idealerweise an der kommunalen Gesamtstrategie und den dort gesetzten Zielen. Die Erarbeitung, Umsetzung und langfristige Steuerung sollte das örtliche kommunale Steuerungsmodell und die Organisationskultur im Auge haben.

Zahlreiche Anforderungen

Gleichzeitig sind bei der Erarbeitung der Strategie relevante rechtliche Anforderungen zu berücksichtigen, die sich vor allem auf die Umsetzung von E-Government-Werkzeugen beziehen: Die EU-Richtlinie 2014/55/EU schreibt vor, dass Kommunen bis Ende 2019 elektronische Rechnungen bei oberschwelligen Vergaben empfangen und bearbeiten können. Ab dem 1. Januar 2022 müssen gemäß E-Justice-Gesetz alle professionellen Einreicher (auch Kommunen) ihre Schriftsätze an Gerichte ausschließlich elektronisch übermitteln. Und das Onlinezugangsverbesserungsgesetz (OZG) verpflichtet neben dem Bund und den Ländern auch die Kommunen, bis Ende 2021 alle rechtlich möglichen und prinzipiell geeigneten Verwaltungsleistungen online anzubieten sowie sie über einen Verbund der Verwaltungsportale von Bund und Ländern zugänglich zu machen. Weitere Anforderungen bestehen durch die europäische eIDAS-Verordnung, die elektronische Signaturen neu regelt oder durch die E-Government-Gesetze von Bund und Ländern. Eine Digitalisierungs- und E-Government-Strategie ermöglicht die entsprechende Transformation entlang der strategischen Ziele der Kommunen und die aktive Steuerung des Veränderungsprozesses. Voraussetzung für eine strategiegetriebene Modernisierung ist eine moderne, sichere und leistungsfähige IT. Doch wie kann eine Kommune konkret vorgehen?

Maßnahmenpaket schnüren

Ein möglicher Einstieg kann über drei Handlungsfelder erfolgen, wie sie zum Beispiel das Land Hessen im Rahmen seiner Digitalstrategie vorschlägt: E-Administration umfasst die Optimierung interner Verwaltungsprozesse mithilfe IT-gestützter Bearbeitungsschritte, beispielsweise durch E-Rechnung oder E-Akte. E-Services zielen auf die Bereitstellung von Angeboten mit möglichst niedrigen Zugangshürden für die Bürger ab. Beispielhaft sind hier die komplett digitalen Bearbeitungsprozesse von Verwaltungsleistungen, wie etwa die E-Kfz-Anmeldung oder der Zugriff auf ein digitales Bürgerkonto, zu nennen. Open Government beinhaltet die Steigerung von Transparenz durch die Bereitstellung wichtiger Daten zur Information von Bürgern, um darauf aufbauend Möglichkeiten für die Bürgerbeteiligung und die Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zu entwickeln. Aus diesen Bereichen sollte in Abhängigkeit von strategischer Bedeutung, Umsetzbarkeit und Passfähigkeit ein geeignetes Maßnahmenpaket für die Digitalisierung der Kommune definiert und im Rahmen einer Modulplanung in eine zeitliche Abfolge gestellt werden. Einzelne E-Government-Bausteine können dann sukzessive in Angriff genommen und erste Umsetzungserfahrungen gesammelt werden. Dabei liegt eine wesentliche Herausforderung darin, Veränderungsprozesse zu beschleunigen und agil zu gestalten. Da E-Services ohne digitale Aktenführung und elektronische Workflows ins Leere laufen, ist die Umsetzung von Projekten im Bereich E-Administration ein möglicher erster Handlungsschwerpunkt. Dazu zählen Vorhaben zur Einführung der E-Rechnung oder der E-Akte, da diese Projekte eine große interne Modernisierungswirkung für die Verwaltungsarbeit entfalten und überschaubare Umsetzungsrisiken aufweisen.

Kommunen sammeln Erfahrung

Erste Erfahrungen damit hat der Landkreis Dahme-Spreewald gesammelt. Die Kreisverwaltung hat mit Unterstützung von PD eine E-Rechnungslösung eingeführt. Im Rahmen des neuen Rechnungsworkflows konnten die Vorgangszeiten um nahezu 50 Prozent reduziert werden. Digitalisierungsprojekte können auch in Form einer interkommunalen Zusammenarbeit umgesetzt werden. So hat PD einen gemeinsamen E-Rechnungsworkflow für die Stadt Kerpen und die Gemeinde Merzenich entwickelt und unterstützt den Aufbau eines interkommunalen Dienstleistungszentrums im Bereich Rechnungsbearbeitung, Personal und Gebührenkalkulation. Im Rahmen all dieser Bemühungen sollte die organisatorisch-kulturelle Komponente nicht vernachlässigt werden. Denn ohne das Bewusstsein und die Vermittlung des konkreten Nutzens für die Kommune insgesamt und die einzelnen Mitarbeiter, wird eine erfolgreiche Digitalisierung nicht möglich sein.

Kurzinfo: PD
Die PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH ist aus der ÖPP Deutschland AG hervorgegangen und nach dem Ausstieg der privaten Gesellschafter ganz in öffentlichem Besitz. PD bietet projektbezogene Beratungs- und Management-Leistungen für Bund, Länder und Kommunen an. Schwerpunkte liegen unter anderem auf der Strategie-, Organisations- und Investitionsberatung sowie der Steuerung von Vergabeverfahren.

David Epp ist Senior Consultant bei PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH, Berlin.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Eine ältere Frau sitzt an einem Laptop und schaut auf eine Kreditkarte.
bericht

Onlineformulare: Gegenseitig unterstützen

[01.12.2025] Onlineformulare sind heute unverzichtbar – und EfA-Leistungen decken längst nicht alles ab. Mit No-Code-Formularen und im interkommunalen Austausch können Städte und Gemeinden hier flexibel und kostenbewusst agieren. mehr...

Deutsche Verwaltungscloud: Digitale Antragsbearbeitung made in Hessen

[26.11.2025] Mit HessenDANTE bietet die HZD eine innovative Plattform, mit der sich die Antragstellung für unterschiedlichste Verwaltungsleistungen komplett digital und OZG-konform abbilden lässt. Das Paket ist nun auch über die Deutsche Verwaltungscloud zu beziehen. mehr...

Axians Infoma: Innovationspreis 2025 verliehen

[24.11.2025] Mit Künstlicher Intelligenz (KI) konnte die Stadtverwaltung Bad Dürkheim ihren Eingangsrechnungsprozess automatisieren. Für diese Maßnahme ist sie mit dem Axians Infoma Innovationspreis 2025 ausgezeichnet worden. Zu den Finalisten zählen außerdem das Gesundheitsamt des Landkreises Saarlouis und die Stadt Fürth. mehr...

Eine Person sitzt vor einem aufgeklappten Laptop und hat ein Notizbuch in der Hand, dessen Inhalt sie mit den Daten auf dem Laptopbibdschirm vergleicht.

Baden-Württemberg: Virtuelles Amt für Kommunen

[05.11.2025] In Baden-Württemberg fördert das Digitalministerium gemeinsam mit der Digitalakademie@bw die Kommunen beim Ausbau des Virtuellen Amts mit insgesamt 400.000 Euro. Bewerbungen können noch bis zum 15. Dezember eingereicht werden. Interessierte Kommunen wenden sich direkt an IT-Dienstleister Komm.ONE. mehr...

Der Messestand von MR Datentechnik auf der Kommunale 2025.

MR Datentechnik: Ganzheitliche IT statt Insellösungen

[05.11.2025] Mit ganzheitlichen, maßgeschneiderten IT-Lösungen unterstützt das Unternehmen MR Datentechnik öffentliche Auftraggeber von der Hardware über die IT-Sicherheit bis hin zur smarten Netzwerk- oder Medientechnik. Die Managed Services stehen auch für den Bildungsbereich zur Verfügung. mehr...

Eine Frau präsentiert ein Smartphone, auf dem die Karlsruhe.App genutzt wird.

Karlsruhe: Digitale Begleiterin auch bei Gefahr

[29.10.2025] Als zentrale mobile Plattform bündelt die Karlsruhe.App zahlreiche digitale Dienste der Stadtverwaltung sowie stadtnahe Angebote von Drittanbietenden. Nun hat die Stadt auch das Modulare Warnsystem (MoWaS) in die App integriert. mehr...

Ein 24/7 Bürgerterminal der Stadt Nidderau.

Nidderau: Wirtschaftlicher dank Bürgernähe

[28.10.2025] In Nidderau können die Bürger an einem Terminal rund um die Uhr digitale Anträge stellen. An einem anderen Terminal können sie jederzeit Pässe und Dokumente abholen. Der Hessische Städte- und Gemeindebund und der hessische Steuerzahlerbund haben die Stadt unter anderem für diese beiden Lösungen mit dem so genannten Spar-Euro ausgezeichnet. mehr...

Diana Härter steht mit einem Tablet unter dem Arm zwischen Regalreihen voller Hängeregister.
bericht

Meßstetten: Tablet statt Tinte

[27.10.2025] Meßstetten zählt rund 11.000 Einwohner, hat aber eine eigene Stabsstelle Digitalisierung. Das Ziel: Das Rathaus soll Schritt für Schritt zum modernen, digitalen Dienstleistungszentrum gemacht werden. mehr...

Ein Teleskopmast, der mit Beleuchtung, Richtfunk und steuerbarer Kamera ausgestattet ist.

Kaiserslautern: Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen

[24.10.2025] In Kaiserslautern sorgen ab sofort vier eigens entwickelte mobile Teleskopmastsysteme (TEMES) für mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen. Die TEMES können flexibel aufgebaut und beispielsweise mit Kameras bestückt werden. Sie verfügen über ein dauerhaft aktives Monitoring und Alarmierungssystem. Eine mobile Stromversorgung über mehrere Stunden ist möglich. mehr...

Kulturhalle Stadt Rödermark

Rödermark: In der Cloud mit Axians Infoma

[20.10.2025] Die Stadt Rödermark verlagert ihre Verwaltung in die Cloud. Für die Umsetzung des IT-Paradigmenwechsels setzt die südhessische Kommune auf das Unternehmen Axians Infoma. mehr...

Drei Personen stehen nebeneinander vor einem Bildschirm versammelt, zwei drücken symbolisch einen Startknopf.

Wiesbaden: Digitales Stadtarchiv in Betrieb

[15.10.2025] Um digitale Unterlagen langfristig sicher aufbewahren zu können, hat Wiesbaden ein digitales Stadtarchiv eingerichtet. Mit der Aufnahme erster Archivalien ist dieses nun in den Produktivbetrieb gestartet. mehr...

Eine Umfrage attestiert der Stadt Mainz eine gute Breitband-Infrastruktur.

Mainz: Mit neuen Projekten voran

[29.09.2025] Trotz Fortschritten bei der Digitalisierung ist die Stadt Mainz beim Smart City Index des Bitkom im Mittelfeld gelandet. Kurz- und mittelfristig will die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt aufholen. Zahlreiche Projekte stehen in den Startlöchern. mehr...

Ein Baum wächst aus einem Boden, bestehend aus leuchtenden Linien, heraus.

Klimamanagement: regio iT bietet Software und Beratung

[01.09.2025] Mit ClimateView bietet regio iT den Kommunen ein neues Klimaschutzmanagement-Tool an. Die Software-as-a-Service-Lösung bildet die gesamte Treibhausgasbilanz einer Kommune ab, geplante Maßnahmen können einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen werden. Die Software ergänzend steht fachlich fundierte Beratung aus dem regio iT Partnernetzwerk zur Verfügung. mehr...

Vektorgrafik zeigt einen Desktopbildschirm aus dem Registerkarten in eine Wolke schweben.

Dataport: Auf dem Weg zum Register-as-a-Service

[26.08.2025] IT-Dienstleister Dataport konnte im Innovationswettbewerb Register-as-a-Service überzeugen und entwickelt nun mit den Unternehmen Edgeless Systems, HSH Software- und Hardware und Adesso sowie dem IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITV.SH) den Prototyp für ein cloudbasiertes Melderegister.  mehr...

Schleswig-Holstein stellt neue Digitale Agenda vor.

Schleswig-Holstein: Landesdatennetz für alle

[21.08.2025] Schleswig-Holstein will ein umfassendes Landesdatennetz schaffen, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Behörden verschiedener Ebenen – auch länder- und staatenübergreifend – ermöglicht. Kommunen sollen mit wenig Aufwand und unter Berücksichtigung bestehender IT an die Landesinfrastruktur andocken können. mehr...