Montag, 2. Dezember 2024

E-Government in Europae-SENS verbindet

[11.08.2016] Im Rahmen des Großprojekts e-SENS arbeitet die EU daran, grenzüberschreitende digitale Verwaltungsservices zu ermöglichen. Das soll Bürgern, Unternehmen und Behörden das Leben erleichtern und zudem Kosten sparen.
Präsentation des e-SENS-Projekts auf der CeBIT 2016 in Hannover.

Präsentation des e-SENS-Projekts auf der CeBIT 2016 in Hannover.

(Bildquelle: www.esens.eu)

Der Übergang ins digitale Zeitalter wird die freie Bewegung von Kapital, Dienstleistungen, Waren und Menschen fördern, was das Leben für europäische Bürger und Unternehmen gleichermaßen erleichtern soll. Die Europäische Union arbeitet an Lösungen, um Verwaltungsdienstleistungen zu digitalisieren. Dies geschieht beispielsweise im Großprojekt e-SENS (Electronic Simple European Networked Services), das auf die Stärkung des europäischen digitalen Binnenmarkts durch innovative Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) in den öffentlichen Verwaltungen abzielt.
Knapp 100 Partner, darunter private und öffentliche Körperschaften aus 22 europäischen Ländern, wirken seit dem Jahr 2013 daran mit, rechtliche, sprachliche, organisatorische und technische Hürden zu überwinden. Hierzu werden effiziente öffentliche E-Go­vernment-Dienstleistungen auf Grundlage einer europaweit anwendbaren, digitalen Infrastruktur bereitgestellt. Wiederverwendbare IT-Komponenten werden für IT-Systeme entwickelt, die in verschiedenen Lebensbereichen zum Einsatz kommen, beispielsweise in der E-Justiz oder E-Gesundheit.

Szenarien für grenzüberschreitende Services

Die Pilotverfahren, die im Rahmen des e-SENS Projekts und zugehöriger Großprojekte durchgeführt werden, liefern den Beweis dafür, dass eine digitale Kommunikation mit und zwischen öffentlichen Einrichtungen möglich ist. Man denke beispielsweise an folgendes Szenario: Eine lokale Behörde veröffentlicht eine Ausschreibung. Ein Unternehmen aus einem europäischen Nachbarland möchte hierzu ein Angebot unterbreiten und kann dies nun online tun. Dabei muss es sich nicht mit dem ausländischen Ausschreibungsverfahren vertraut machen, sondern kann die nationale E-Vergabeplattform nutzen. Oder aber ein Bürger, der ein anderes europäisches Land besucht, wird krank und benötigt medizinische Leistungen. Mit dem nationalen Ausweisdokument des Patienten kann der behandelnde Arzt die Versicherungsdaten überprüfen. Die Krankenkasse des Patienten stellt in Echtzeit ein elektronisches Bestätigungsdokument mit den Informationen über den Versicherungsstatus aus. Wenn der Patient derzeit versichert ist, kann er medizinische Leistungen direkt über Barzahlungen erhalten. Außerdem kann der Arzt auf die Krankenakte des Patienten zugreifen, die in seine Sprache übersetzt wurde.
Ein drittes Beispiel: Nach der Scheidung zweier europäischer Bürger aus unterschiedlichen Ländern muss ein Bürger das Scheidungsurteil in seinem Heimatland eintragen lassen. Dafür ist eine gerichtliche Bescheinigung von einem Gericht im Staat der Scheidungsverkündung erforderlich. Das notwendige Antragsformular kann dem ausländischen Gericht elektronisch zugeschickt werden. Eine teure Anreise entfällt somit.
e-SENS liefert die technischen Grundlagen für diese Verwaltungsvorgänge und viele weitere grenzüberschreitende digitale Services. Allgemeine und wiederverwendbare Lösungen wie elektronische Identitäten (eID), die elektronische Unterschrift (E-Signatur), elektronische Dokumente (E-Dokumente) und der elektronische Datentransfer (E-Delivery) ermöglichen den Austausch von Dokumenten und Informationen zwischen verschiedenen nationalen IT-Systemen und stellen sicher, dass die Rechtswirksamkeit der versendeten Daten nicht an nationalen Grenzen endet.

Erhebliche Einsparungen möglich

Die technischen Lösungen besitzen großes Potenzial, grenzüberschreitende Verwaltungsvorgänge in verschiedenen Bereichen zu erleichtern und damit deutliche Vorteile für Bürger und Unternehmen zu bieten. Von e-SENS durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass sich durch eine Effizienzsteigerung in der Kommunikation zwischen Unternehmen, Bürgern und Behörden erhebliche Einsparungen erzielen lassen. Beispielsweise ergibt sich bei grenzüberschreitenden Ausschreibungen unter Verwendung der E-Signatur-Komponenten für die Authentifizierung und Unterzeichnung von Dokumenten eine Ersparnis von 1.755 Euro pro Unternehmen und Ausschreibung. Bei etwa 177.000 grenzüberschreitenden Ausschreibungsstellen pro Jahr führt dies grob geschätzt zu Einsparungen von 155 Millionen Euro.
Die Umsetzung der elektronischen Zustellkomponente im Bereich elektronischer Rechnungen spart jährlich insgesamt rund 285 Millionen Euro für Bürger und Behörden. Weniger Archivierung kann dank dem Einsatz elektronischer Dokumente zu Einsparungen von über 30 Millionen Euro pro Jahr führen. Darüber hinaus profitieren die Behörden bei der automatischen Zuordnung von Rechnungen und Aufträgen von einer reduzierten Fehleranfälligkeit. Eine elektronische Versicherungsbestätigung für Gesundheitsdienstleistungen macht das Ausstellen von aktuell verwendeten Gesundheitskarten (EHIC) in Zukunft wohl überflüssig, wodurch jährlich geschätzt 350 Millionen Euro gespart werden können.

Übergang zum flächendeckenden Einsatz

Während e-SENS die IT-Komponenten im kleineren Rahmen testet, sorgt die Connecting Europe Facility (CEF), das Finanzprogramm der EU, für die Verbreitung der digitalen Transformation im öffentlichen Sektor. CEF Digital stellt Fördermittel für digitale Dienste-Infrastrukturen (DSIs) in unterschiedlichen Bereichen bereit, die von elektronischer Identifizierung über die elektronische Beschaffung bis hin zu vernetzten Gesundheitsleistungen reichen. 
Hierbei gehen die IT-Komponenten, die von e-SENS oder anderen Großprojekten wie zum Beispiel e-CODEX im Bereich E-Justiz entwickelt wurden, von der Pilotphase in den flächendeckenden Einsatz über. Dazu steht in den Jahren 2014 bis 2020 ein Budget von rund einer Milliarde Euro für transeuropäische digitale Dienste bereit.
Die e-SENS Lösungen ermöglichen einen neuen Ansatz in der Bereitstellung von elektronischen Verwaltungsdienstleistungen, der nutzerorientierter, innovativer und effizienter ist. Damit wird die Einsparung von Kosten und Zeit für Bürger, Unternehmen und die Behörden selbst gewährleistet. e-SENS hilft beim Übergang von einem anwendungsbereichsbezogenen, isolierten Ansatz hin zu gemeinsamen und geteilten Infrastrukturen über Bereichs- und Ländergrenzen hinweg. Wenn das Potenzial von IKT erkannt wird, das in der grenzüberschreitenden Interoperabilität nationaler IT-Systeme liegt, können die nationalen öffentlichen Verwaltungen erhebliche Erfolge bei der Bereitstellung innovativer elektronischer Services auf internationaler Ebene verbuchen.
Wie die EU-Kommission im Strategiepapier „Digital Single Market Strategy for Europe“ vom Mai 2015 angibt, bleibt die Umstellung auf digital für den öffentlichen Bereich eine strategische Priorität bei der Verwaltungsmodernisierung. Dies ist ein wesentlicher Schritt hin zu mehr Innovation, Wachstum und Beschäftigung auf dem internationalen Markt. Zudem verbessert die Initiative die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sektors deutlich.

Katarzyna Rzyszczak ist Leader Communication and Marketing im e-SENS project, Eva Coenen ist dort zuständige Mitarbeiterin. Katrin Weigend ist Deputy Leader Sustainability im e-SENS project.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Panorama
Augsburger Altstadt aus der Vogelperspektive.

Augsburg: Digitaler Stadtplan zur Barrierefreiheit

[26.11.2024] Mit dem digitalen Stadtplan Augsburg barrierefrei hat die bayerische Kommune ein neues Projekt gestartet, das Menschen mit Behinderung detaillierte Informationen zur Barrierefreiheit von Orten und Gebäuden bietet. Alle Angaben wurden durch Begehungen vor Ort überprüft und digital erfasst. mehr...

Baustelle: Blick durch Zaundraht auf einen Pumpenkran zum Heben und Gießen von Beton, im Hintergrund ein Gebäude, das eine Schule sein könnte.

Leipzig: Baumaßnahmen-Dashboard ist online

[26.11.2024] Die Stadt Leipzig hat ein Online-Dashboard zur Schul- und Kitabaustrategie veröffentlicht. Es bietet aktuelle Einblicke in laufende und geplante Baumaßnahmen im Bildungsbereich, übersichtlich dargestellt auf einer Stadtkarte mit detaillierten Informationen zu jedem Projekt. mehr...

Oberbürgermeister Marcus König und Eugenia Strasser halten gemeinsam die Auszeichungsurkunde.

Nürnberg: E-Government-Beauftragte der Stadt ausgezeichnet

[19.11.2024] Nürnbergs E-Government-Beauftragte, Eugenia Strasser, ist mit dem WIN-Award der Vogel IT-Akademie ausgezeichnet worden. Sie belegt somit den zweiten Platz als Woman of the Year 2024. mehr...

Illustration: Klemmbrett mit einem Formular und einem Stift daneben vor hellblauem Hintergrund.

Köln: Bürgerfreundliche Bescheide ausgezeichnet

[18.11.2024] Das Public Service Lab hat die Stadt Köln für ihr Projekt Formularwerkstätten mit dem Preis für gute Verwaltung 2024 ausgezeichnet. Das Kölner Innovationsbüro hilft Fachämtern dabei, Formulare verständlicher zu gestalten und so den Zugang zu staatlichen Angeboten zu verbessern. mehr...

Illustration: Symbolbild für den Public Sector. Mehrere klein dargstellte Menschen arbeiten zwischen einem überdimensionalen Laptop, Tablet und anderen Gegenständen.

Bitkom: Neuer Geschäftsbereich „Public Sector“

[15.11.2024] Der Digitalverband Bitkom strukturiert sich neu: Die Geschäftsbereiche „Public Sector“ und „Digitale Gesellschaft“ werden eigenständige Kompetenzbereiche. Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitale Souveränität rücken stärker in den Fokus. mehr...

Historishcer Marktbrunnen der Stadt Eisenach, im Hintergrund das moderne Gebäude der Stadtverwaltung.
bericht

Immobilienmanagement: Stadt Eisenach setzt Maßstäbe

[11.11.2024] Eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen verpflichtet Kommunen zum sicheren Betrieb ihrer Immobilien. Die Stadt Eisenach hat durch Digitalisierung und Prozessoptimierung die Verwaltung ihrer Immobilien neu strukturiert. Dabei setzte die Kommune auf externe Unterstützung und internen Kompetenzaufbau. mehr...

Frau in blauem Pulli mit Handy in der Hand vor orangenem, darüber die Aufschrift: "Mach's jetzt online". Hintergrund

Brandenburg: Werbekampagne für Onlinedienste

[08.11.2024] Eine Werbekampagne soll Brandenburgerinnen und Brandenburger auf die bereits verfügbaren digitalen Verwaltungsdienste aufmerksam machen. Das Land stellt für Kommunen Printmaterialien und Downloads bereit, mit denen Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand über verfügbare Online-Dienste informiert werden können. mehr...

Rathaus Stadt Wiesbaden

Wiesbaden: Vernetzt zur digitalen Transformation

[05.11.2024] Die Stadt Wiesbaden ist dem Netzwerk NExT beigetreten, um durch Austausch mit über 2.000 Fachleuten innovative Ansätze für eine bürgerorientierte Verwaltung zu entwickeln und Best Practices anderer Städte zu nutzen. mehr...

Zweistöckiges Gebäude aus rotem Backstein mit Dachgauben, davor ein Parkplatz mit wenigen Autos und spärlicher Bepflanzung.

Brake: Gewerbesteuerbescheid wird digital

[29.10.2024] Die Stadt Brake (Unterweser) ist die erste Kommune Niedersachsens, die Gewerbesteuerbescheide digital über ELSTER versendet. Das Pilotprojekt von Axians Infoma und KDO zeigt, wie medienbruchfreie Verwaltungsprozesse die Verwaltung, aber auch die Steuerpflichtigen selbst entlasten können. mehr...

Aktuelle Temperaturverteilung in Frankfurt (Tag und Nacht)

Frankfurt am Main: Erweiterung für die Urbane Datenplattform

[28.10.2024] Die Stadt Frankfurt am Main hat ihre Urbane Datenplattform weiterentwickelt, diese ermöglicht jetzt auch den Zugang zu Echtzeitdaten über die Lufttemperatur. Die Plattform setzt auf die Smart-City-Lösung von ekom21, um Umwelt- und Klimadaten öffentlich zugänglich zu machen und um sich besser für anstehende Klimaveränderungen zu rüsten. mehr...

Illustration, Strickzeichnung schwarz auf weißem Grund mit vereinzelten farbigen Akzenten: Darstellung von Menschen, die sich vernetzen

NExT-Studie: Networking als Ressource

[28.10.2024] Netzwerken kann bei der Verwaltungstransformation ein echter Motor für Veränderungen sein. Empirisch erforscht ist dieser Effekt bisher noch nicht. Das will eine Studie des netzwerks NExT jetzt ändern. Für eine Online-Umfrage werden noch Mitwirkende gesucht. mehr...

Ansicht eines typisch westfälischen Fachwerkhauses von der Giebelseite, im Vordergrund Rasen.

Nordrhein-Westfalen: Ausflugsziele mit der App entdecken

[25.10.2024] Die App entdecke.nrw fördert den Regionaltourismus in Nordrhein-Westfalen und bietet Informationen zu über 500 Ausflugszielen. Nutzer können Orte wie Museen und Naturschutzgebiete entdecken, unterstützt durch eine praktische Umgebungssuche und einen integrierten Routenplaner. mehr...

Roundtable gezeichnet
bericht

Digitalisierung: Chancen nutzen, Herausforderungen meistern

[24.10.2024] Kommunen stehen zunehmend unter Druck, ihre Dienstleistungen digital anzubieten. Und es gibt durchaus ungenutzte Potenziale, die Bund, Länder und Kommunen erheblich entlasten könnten. mehr...

Ein Straßenschild mit dem Zusatz "Hochwasser" steht vor einer Wasserfläche im Abendlicht.

Nordrhein-Westfalen: Starkregenschutz aus der Hosentasche

[24.10.2024] In Nordrhein-Westfalen wurde eine App entwickelt, die Bürgern helfen soll, den Überflutungsschutz ihrer Häuser zu überprüfen und sich über Schutzmaßnahmen ihrer Kommune zu informieren. Die FloodCheck-App, bisher nur in ausgewählten Städten verfügbar, wird nun landesweit ausgerollt. mehr...

Bundes-CIO Markus Richter mit Mikro in der Hand auf einem Podium.

BMI: GovTalk 2024

[23.10.2024] Beim GovTalk 2024, organisiert vom BMI, diskutierten Expertinnen und Experten aus Bund, Ländern und Kommunen über zentrale Themen der Verwaltungsdigitalisierung. Anlass der Veranstaltung war die Vorstellung des eGovernment MONITOR 2024. Im Fokus standen digitale Identitäten und die Herausforderungen der föderalen Strukturen. mehr...