Sonntag, 17. August 2025

BREKO-JahrestagungGlasfaser für alle

[05.12.2023] Der Glasfaserausbau in Deutschland macht gute Fortschritte. Auf der Jahrestagung des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) fordert die Branche weniger staatliche Förderung und weniger Bürokratie.
Auf der BREKO-Jahrestagung sprach sich BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers überraschenderweise für eine Reduzierung der staatlichen Mittel von drei auf eine Milliarde Euro pro Jahr aus.

Auf der BREKO-Jahrestagung sprach sich BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers überraschenderweise für eine Reduzierung der staatlichen Mittel von drei auf eine Milliarde Euro pro Jahr aus.

(Bildquelle: BREKO Bundesverband Breitbandkommunikation e.V.)

Alle Vorhaben im Kontext der Digitalisierung – von Verkehr und Mobilität über Bildung und Wissenschaft bis hin zu Gesundheit und Verwaltung – hängen an einer breitbandigen Infrastruktur, möglichst mit Glasfaser. Deren Ausbau kommt nach Einschätzung von Experten überraschend gut voran. Glasfaserkabel sind inzwischen in 36 Prozent des Straßennetzes verfügbar. Der Anschluss von Gebäuden liegt bei 18 Prozent und knapp die Hälfte der angeschlossenen Haushalte entscheiden sich für den Internet-Zugang via Glasfaser. „Die Ausbaugeschwindigkeit ist in diesem Jahr so hoch wie nie zuvor und die Branche hat mehr denn je in den Netzausbau investiert“, sagte Norbert Westfal, Präsident des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) auf der Jahrestagung des Verbands am Donnerstag (30. November 2023) in Berlin.
Auch Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, lobte die Ausbaugeschwindigkeit und die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft bei der digitalen Transformation. Gemäß der Gigabitstrategie des Bundes soll bis 2030 Glasfaser flächendeckend verfügbar sein und jeder Haushalt über einen Gigabitanschluss verfügen. Um dabei noch mehr Tempo zu erreichen, soll im anstehenden Netzausbaubeschleunigungsgesetz der Rechtsbegriff eines „überragenden öffentlichen Interesses“ installiert werden. Hierdurch wird die Abwägung mit anderen Schutzgütern beispielsweise dem Naturschutz ermöglicht – und in der Praxis dann wohl auch überlagert. Die wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestags sprechen von einer „positiven Abwägungsdirektive“. Auch beim Wegerecht, so Volker Wissing, solle es zu Anpassungen kommen: „Der Markt hat höchste Priorität.“

Monitoring-Stelle prüft Doppelausbau

Mit 13,1 Milliarden Euro Investitionen im Jahr 2022 hat die Telekommunikationsbranche einen Spitzenwert erzielt. 64 Prozent stammen von den „alternativen Anbietern“, rund 250 Netzbetreibern in Deutschland, die sich im BREKO-Verband versammeln. Ihr größter Wettbewerber ist die Deutsche Telekom, die ebenfalls den Glasfaserausbau vorantreibt. Hierbei kommt es offenbar gelegentlich zum Doppelausbau, was wettbewerbsrechtlich legitim erscheint, politisch aber nicht gewünscht ist. Die Politik möchte möglichst schnell Flächendeckung erzielen und hat nun eine Monitoringstelle bei der Bundesnetzagentur eingerichtet (wir berichteten), der inzwischen 290 Fälle zur Prüfung vorliegen.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, – per Video zugeschaltet – hob hervor, dass sorgsam geprüft werde, ob tatsächlich wettbewerbsbehindernde Faktoren vorlägen, bevor über eine Regulierung entschieden werden könne. „Meine Präferenz ist der konstruktive, vertrauensvolle Weg des Gigabit-Forums“, wo sich alle Marktteilnehmer versammeln und austauschen können. Eine Ausbauliste, wie sie das Kartellamt vorgeschlagen hat, könnte notwendige Transparenz und Einvernehmlichkeit schaffen. Olaf Lies, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung in Niedersachsen, sprach sich dagegen für gute Rahmenbedingungen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau und eine investitionsfreundliche Regulierung aus, die den Netzbetreibern vor allem Sicherheiten geben müsse. Es sollte zudem eine „Lösung für das Verbieten des Überausbaus“ gefunden werden.

Bitte keine Fördergelder

Ein weiteres Thema der Jahrestagung war die Förderung des Glasfaserausbaus. Überraschenderweise sprach sich BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers für eine Reduzierung der staatlichen Mittel von drei auf eine Milliarde Euro pro Jahr aus. So würde der Bundeshaushalt bis 2026 um sechs Milliarden Euro entlastet. Der eigenwirtschaftliche Ausbau müsse Vorrang vor Subventionen haben. Hintergrund des Vorschlags sind wohl auch die langwierigen Förderentscheidungen und die Tatsache, dass es in einigen Bundesländern zu großen Überzeichnungen bei den Fördergeldanträgen gekommen ist, etwa in Bayern und Baden-Württemberg. Insgesamt sind sieben Milliarden Euro für das kommende Jahr beantragt worden, doch es stehen nur drei Milliarden zur Verfügung.
Die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus machte bei einer Podiumsdiskussion auf ein neues Förderregime aufmerksam, das nicht mehr den schnellsten Erstantrag prämiert, sondern nach Bedarfskriterien verfährt. Fördergelder sollten nur unterversorgten Regionen vorbehalten sein, in denen sich der marktwirtschaftliche Ausbau nicht lohnt. Zugleich machte Sinemus Werbung für das Breitbandportal, das von Hessen und Rheinland-Pfalz im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) entstanden ist und die Antragstellung – und damit den Genehmigungsprozess – für Kommunen und Telekommunikationsunternehmen vereinfachen und beschleunigen soll. Wie so viele im Rahmen des OZG entstandenen Verwaltungsleistungen verläuft die Übernahme des Online-Portals durch andere Bundesländer bislang sehr träge, obwohl digitale Genehmigungsverfahren für den Glasfaserausbau auch zu den zentralen Forderungen des BREKO-Verbands und seiner Mitgliedsunternehmen zählen.

Helmut Merschmann




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Breitband
Daniel Seufert überreicht OB Remelé die Auszeichnungsurkunde.

Schweinfurt: OB als Digitalpolitiker ausgezeichnet

[11.08.2025] Der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) hat Sebastian Remelé, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Schweinfurt, als Digitalpolitiker ausgezeichnet. Damit ehrt der Verband Remelés Engagement für den Glasfaserausbau in der Stadt. mehr...

Eine größere Personengruppe steht für ein Foto versammelt im Halbkreis.

Baden-Württemberg: 55 Gigabitkommunen@BW

[04.08.2025] Mit einem neuen Award will das baden-württembergische Innenministerium Erfolge beim flächendeckenden Glasfaserausbau sichtbar machen. Da sie eine Gigabitversorgung von mindestens 90 Prozent vorweisen können, dürfen sich nun die ersten 55 Städte und Gemeinden als Gigabitkommune@BW bezeichnen. mehr...

Drei Männer stehen vor einem Sonnenschirm. 


Konstanz: Glasfaser für Insel Reichenau

[01.08.2025] Schnelles Internet gibt es ab sofort auch auf der Insel Reichenau im Bodensee. Dafür haben die Stadtwerke Konstanz in den vergangenen Monaten sieben Kilometer an Glasfaserleitungen verlegt. mehr...

Uelzen: Erste Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen

[30.07.2025] In Kirchweyhe sind die ersten Haushalte ans Glasfasernetz von lünecom angeschlossen worden. Damit setzt das Unternehmen seinen eigenwirtschaftlichen Ausbau in Uelzen wie geplant fort. mehr...

Stadtwerke Karlsruhe/Telekom: Kooperationsvertrag zum Glasfaserausbau geschlossen

[29.07.2025] Die Stadtwerke Karlsruhe und die Telekom haben einen Kooperationsvertrag zum Glasfaserausbau in Karlsruhe geschlossen. In einem ersten Schritt erhalten über 1.000 Haushalte und Unternehmen Zugang zu leistungsfähiger FTTH-Infrastruktur. mehr...

DNS:NET: Glasfaser für Blankenfelde-Mahlow

[03.07.2025] Tausende Haushalte im brandenburgischen Blankenfelde-Mahlow können damit rechnen, bald an ein schnelles Datennetz auf FTTH-Basis angeschlossen zu werden. Errichtet wird es vom Unternehmen DNS:NET. mehr...

lünecom: Glasfaser für tausende Wohnungen

[20.06.2025] Immer mehr Haushalte in Lüneburg und Uelzen haben Zugang zu schnellem Internet. Der Telekommunikationsdienstleister lünecom arbeitet dafür eng mit der Wohnungswirtschaft zusammen. mehr...

Symbolischer erster Spatenstich für den Glasfaserausbau in Cuxhaven

Cuxhaven: Start des Glasfaserausbaus

[16.06.2025] In Cuxhaven beginnt mit dem Start des Glasfaserausbaus ein neues Zeitalter. Mehr als 5.000 Haushalte und Unternehmensstandorte werden erschlossen und können künftig mit Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ins Netz gehen. mehr...

WLAN Access-Point an einem Gebäude im Lutherring

Worms: Flächendeckend freies WLAN

[03.06.2025] In der Innenstadt von Worms steht künftig ein kostenfreies WLAN zur Verfügung. Das Vorhaben wird durch das Förderprogramm „Worms wird WOW!“ unterstützt. mehr...

interview

Breitbandausbau: Büro unterstützt Gigabit

[27.05.2025] Sven Butler leitet das Gigabitbüro des Bundes und Finja Ahlborn ist dort zuständig für operative Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung. Im Interview erläutern sie, welche Aufgaben das Gigabitbüro hat und welche Rolle die Kommunen beim Glasfaserausbau spielen. mehr...

Lumper_Höhe_Visualisierung

Ravensburg: Highspeed-Internet für die Lumper Höhe

[02.05.2025] Im neuen Stadtquartier Lumper Höhe in Ravensburg können die Bewohner künftig mit Highspeed-Internet surfen. Dafür sorgt der Telekommunikationsanbieter TeleData. mehr...

Berlin: Vollständig mit 5G versorgt

[14.04.2025] Berlin erreicht beim 5G-Ausbau frühzeitig sein Ziel und versorgt 96 Prozent der Haushalte und Unternehmen mit gigabitfähigem Internet. Rund 884.000 Anschlüsse sind bereits ans Glasfasernetz angebunden. 20 Millionen Euro fließen in die Erschließung bestehender weißer Flecken. mehr...

Vinnergi/Vivax Net: Expertise aus Schweden

[07.04.2025] Der schwedische Infrastrukturanbieter Vinnergi hat eine Mehrheitsbeteiligung am deutschen Glasfaserunternehmen Vivax Net übernommen. Ziel der vertieften Zusammenarbeit ist es, den deutschen Markt mit Konzepten aus Schweden zu modernisieren. mehr...

Ein voll besetzter Zuschauerraum mit Blick auf eine Bühne, auf der eine Diskussion stattfindet.

ANGA COM: Kongressprogramm mit mehr als 60 Panels

[03.04.2025] Mit mehr als 60 Panels, über 200 Sprecherinnen und Sprechern und nicht weniger als 480 Ausstellern aus 40 Ländern wird Anfang Juni die ANGA COM, Kongressmesse für Breitband, Fernsehen und Online stattfinden. Das Kongressprogramm kann nun online eingesehen werden. mehr...

Glasfaser-Nahaufnahme

Bayern: Erfolgreiche Gigabitförderung

[26.03.2025] Der Freistaat Bayern hat bislang über 2,6 Milliarden Euro in den Gigabitausbau investiert. Das hat sich laut einer jetzt veröffentlichten Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ausgezahlt. mehr...