beWirkenHybride Bürgerbeteiligung als Erfolgsrezept

Gut geplante, hybride Beteiligungsverfahren erreichen neue Zielgruppen, darunter auch junge Digital Natives.
(Bildquelle: beWirken)
Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an kommunalen Prozessen und Entscheidungen ist eine wichtige Aufgabe und gesetzlich in den Kommunalverfassungen verankert. In vielen Bundesländern wurden zudem spezielle Regelungen für die Jugendbeteiligung eingeführt. In Kommunen ist diese Veränderung aber oftmals kaum oder gar nicht zu spüren. Die Ursachen sind ein mangelndes Bewusstsein für die gesetzlichen Grundlagen und die Herausforderungen, die mit entsprechenden Beteiligungsprozessen einhergehen.
Aktuelle Studien und Erhebungen belegen, dass junge Menschen zunehmend das Vertrauen in Politik und Demokratie verlieren. So attestiert die SINUS Jugendstudie 2020 beispielsweise, dass die Wahrnehmung, gehört und ernst genommen zu werden, abnimmt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Erhebung, die von der Jugendbildungs- und -beteiligungsagentur beWirken im Corona-Jahr 2021 durchgeführt wurde. Dabei gaben fast 70 Prozent der Jugendlichen an, sich von der Politik nicht berücksichtigt zu fühlen. Die gleiche Erhebung verdeutlicht den Wunsch junger Menschen nach einfachen, digitalen Beteiligungsmöglichkeiten. Vergleichbare Entwicklungen sind bei der Einstellung Erwachsener hinsichtlich politischer Entscheidungen und der Teilhabe zu beobachten.
Hybride Beteiligung als Prozess
Die große Chance digitaler Beteiligung liegt in deren Einbettung über die gesamte Dauer eines Beteiligungsverfahrens. Zwar können digitale Veranstaltungen analoge Formate zum Teil komplett ersetzen. Mit einem hybriden Beteiligungsformat werden aber in der Regel mehr Menschen angesprochen. Durch digitale Elemente wie Umfragen oder digitale Mini-Veranstaltungen können sie niedrigschwelliger aufgebaut werden als herkömmliche Formate. Damit erreichen kommunale Beteiligungsprozesse Menschen an mehreren Punkten im Prozess. Bürgerinnen und Bürger wiederum nehmen den Projektfortschritt und die Wirksamkeit der eigenen Teilhabe besser wahr.
Wie sich digitale und analoge Beteiligung erfolgreich verzahnen lassen, zeigt ein Beispiel aus Kassel. Dort sollte für den Stadtteil Vorderer Westen ein kommunales Mobilitätskonzept entwickelt werden. Dabei wurde neben klassischen Veranstaltungen und einer formalen Eingabe auch eine Jugendbeteiligung durchgeführt. Diese war hybrid geplant, eine digitale Umfrage wurde mit analogen Veranstaltungen kombiniert. Die Umfrage – mit dem eigens dafür entwickelten Umfragetool askit – wurde gemeinsam mit jungen Menschen konzipiert. In einem Workshop wurde außerdem kartenbasiert gearbeitet, um Bewegungen der Jugendlichen zu verstehen und qualitative Aussagen zu deren Perspektive zu erhalten. Die Umfrage war mit über 1.000 Rückläufern besonders erfolgreich, die Ergebnisse haben den Prozess inhaltlich vorangebracht.
Im Jahr 2020 wurde beWirken als Projektträger dafür mit dem Landespreis „Hessen Smart gemacht“ ausgezeichnet. Seitdem hat die Agentur zahlreiche ähnliche Prozesse, auch mit deutlich komplexeren digitalen Elementen, in Kommunen durchgeführt. Dabei zeigt sich, wie aufschlussreich auch kleine Schritte der Beteiligung und wie hilfreich digitale Plattformen und Tools sind.
Neue Formate – neue Zielgruppen
Neben den asynchronen Formen digitaler Beteiligung durch Umfragen, Eingaben oder Kommentare haben sich besonders spannende synchrone Formen digitaler Beteiligung entwickelt. Dazu gehören kurze digitale Bürgerdialoge, Jugendworkshops oder Wissenshäppchen. Solche Formate bieten die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erschließen und die Beteiligung mit Aufklärung und Information zu verbinden. Sie sprechen junge, aber auch weniger mobile Menschen leichter an und ermöglichen eine niedrigschwellige Teilnahme. In vielen Kommunen hat beWirken diese Veranstaltungen erfolgreich eingesetzt. Vor allem während der Pandemie wurde Beteiligung so überhaupt möglich. Nun kehren nach der Beobachtung durch beWirken viele Kommunen wieder zu klassischen Formaten zurück. beWirken empfiehlt aber weiterhin Mut zu kleinen und agilen Formaten – diese erfordern weniger Aufwand und geben mehr Ressourcen für Kommunikation und Ansprache frei.
Nicht ohne Kommunikationsstrategie
Oft sind Eingaben bei Beteiligungsprozessen das Spielfeld von Vereinen oder Verbänden sowie einer homogenen Gruppe von Bürgern oder Jugendlichen. Um neue, diversere Zielgruppen zu erreichen, ist deren zielgerichtete Ansprache über digitale Kanäle notwendig. Dies erweist sich oft als große Herausforderung für die Kommunen. Viele von ihnen planen keine oder nur begrenzte finanzielle Mittel für die Social-Media-Arbeit oder digitales Marketing ein, auch fehlt es oft an Erfahrung. Dabei kann vor allem das zielgerichtete Schalten von Werbung bei Beteiligungsprozessen neue und diversere Zielgruppen ermöglichen. Es ist deshalb von großer Bedeutung, eine Kommunikations- und Marketingstrategie im digitalen Raum zu entwickeln. Dazu sollten sich Kommunen nötigenfalls Unterstützung holen. Junge Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit online und große Teile ihrer Lebenswirklichkeit finden im digitalen Raum satt. Was sich dort nicht abspielt, hat für sie wenig Relevanz.
Best Practices und Tools sind schon vorhanden
Digitale Elemente können Beteiligungsprozesse beschleunigen und vereinfachen, da mit weniger Ressourcen schneller und größer kommuniziert werden kann. #bild2 In den Kommunen werden dazu jedoch frühzeitige Planungen und in der Regel auch mehr finanzielle und zeitliche Ressourcen gebraucht. Es gibt aber bereits viele erfolgreiche Beispiele und auch gute, DSGVO-konforme Werkzeuge und fachliche Unterstützung, welche die kommunale Verwaltung im gesamten Prozess oder in Teilen entlasten können. Wo Neugier und Offenheit für neue Ansätze besteht, können Kommunen interessante Formen hybrider Beteiligung erfolgreich durchführen.
Kreis Stade: Umfassende Onlineumfrage
[04.11.2025] Der Kreis Stade will seine Angebote noch besser an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausrichten. Mit diesem Ziel hat er eine anonyme Onlineumfrage gestartet. Es ist die bislang umfassendste Umfrage des Landkreises. mehr...
Frankfurt am Main: Frankfurt beteiligt sich
[30.10.2025] Die Beteiligungsplattform „Frankfurt fragt mich“ zeigt konkrete Erfolge: Die Ideen aus der Bevölkerung gestalten die Mainmetropole. Online werden die erfolgreich umgesetzten Bürgerideen vorgestellt. mehr...
Frankfurt am Main: Werbung für Bürgerbeteiligung
[27.10.2025] Die Stadt Frankfurt am Main wirbt mit einer Social-Media- und Plakatkampagne für Bürgerbeteiligung in der Mainmetropole. Hierfür konnten prominente Frankfurterinnen und Frankfurter gewonnen werden. mehr...
Hochschulallianz Ruhr: Weiterbildungsangebot für Kommunen
[23.10.2025] Mit einem Kurs zu digitalen Partizipationsformaten reagiert die Hochschulallianz Ruhr auf die hohe Weiterbildungsnachfrage von Kommunen. Der Kurs ist auf die kommunale Praxis ausgerichtet. Er steht allen Mitarbeitenden offen, unabhängig von formalen Bildungsabschlüssen. mehr...
Arnsberg: Onlineumfrage zur Digitalisierungsstrategie
[15.10.2025] Die Stadtverwaltung Arnsberg möchte ihre Dienstleistungen einfacher, schneller und bürgerfreundlicher machen. Wie das aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger gelingen kann, will die Kommune in einer Onlineumfrage herausfinden. mehr...
Lich: Bürgerbeteiligung geht online
[16.09.2025] Mit der Charta für Bürgerbeteiligung und dem Beteiligungsbeirat hat die Stadt Lich in den vergangenen Jahren wichtige Grundlagen für die Bürgerbeteiligung geschaffen. Mit einer Onlineplattform geht sie nun den nächsten Schritt. mehr...
Großostheim: Mängelmelder im Einsatz
[10.09.2025] Über einen Mängelmelder verfügt jetzt die Marktgemeinde Großostheim. Damit sollen der Bürgerservice verbessert und Verwaltungsmitarbeitende entlastet werden. mehr...
Hessen: Beteiligungsportal für Kommunen
[04.09.2025] Hessens Kommunen können künftig ein Beteiligungsportal kostenfrei nutzen, das bereits erfolgreich in der Landesverwaltung zum Einsatz kommt. Die Lösung basiert auf dem Beteiligungsportal Sachsen, das von Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen-Anhalt gemeinsam weiterentwickelt wird. mehr...
Wuppertal: Einblick in lokale Entscheidungswege
[01.09.2025] Die Stadt Wuppertal hat ihr Informationsangebot zur Lokalpolitik erweitert. Neu sind Informationen zu Ausschüssen und Beiräten, eine Recherche-Funktion sowie Texte in leichter Sprache. Bürgerinnen und Bürger sollen so zur Mitgestaltung eingeladen werden. mehr...
Frankfurt fragt mich: App-Design angepasst
[13.08.2025] Seit Frühjahr ist die überarbeitetet Beteiligungsplattform Frankfurt fragt mich online. Nun wurde auch das Design der zugehörigen App angepasst. mehr...
Sachsen: Neue Förderrunde für kommunale Beteiligung
[06.08.2025] Sachsen unterstützt erneut kommunale Beteiligungsprojekte. Kommunen und zivilgesellschaftliche Träger können bis zum 18. September Förderanträge stellen. Die nächste Informationsveranstaltung zur Antragstellung findet am 19. August digital statt. mehr...
Kreis München: Zentrale Beteiligungsplattform
[05.08.2025] Mit einer neuen Beteiligungsplattform will der Landkreis München transparenter werden. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten hier Informationen zu aktuellen und künftigen Projekten. Auch können sie die Vorhaben kommentieren, eigene Ideen einbringen oder sich in Onlineforen austauschen. mehr...
Anliegenmanagement: Den Alltag erleichtern
[01.08.2025] Die Stadt Dinslaken hat eine Individualerweiterung innerhalb des digitalen Anliegenmanagementsystems MeldooPLUS entwickelt. Das Beispiel zeigt, wie kommunale Dienstleistungen digitalisiert und in bestehende Verwaltungsabläufe integriert werden können. mehr...
Bürgerbeteiligung: Frankfurt fragt
[24.07.2025] Eileen O’Sullivan, Leiterin der Stabsstelle für Bürger:innenbeteiligung der Stadt Frankfurt am Main, spricht über die Bedeutung von Beteiligung, E-Partizipation und die neue Richtlinie für Öffentlichkeitsbeteiligung. mehr...
Saarbrücken: Dank Struktur erfolgreich verändern
[14.07.2025] Mit einem digitalen Anliegenmanagement konnte Saarbrücken sowohl den Bürgerservice als auch verwaltungsinterne Abläufe optimieren. Der Schlüssel zum Erfolg lag dabei nicht allein in der Technologie, sondern vor allem in einem methodisch umgesetzten Change-Prozess. mehr...
















