Sonntag, 15. Juni 2025

Fachverfahreni-Kfz hoch im Kurs

[22.01.2021] Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Freistaat Bayern den Zugang zu Online-Diensten im Zulassungswesen vereinfacht. Bei den Bürgern ist das gut angekommen: Die Nutzung einzelner i-Kfz-Dienste hat sich seitdem deutlich erhöht.
Die AKDB treibt unter anderem mit einem Pilotprojekt in Ingolstadt das Thema Großkundenlösungen voran.

Die AKDB treibt unter anderem mit einem Pilotprojekt in Ingolstadt das Thema Großkundenlösungen voran.

(Bildquelle: scharfsinn86/stock.adobe.com)

Zu den am häufigsten nachgefragten Verwaltungsdienstleistungen gehört die Fahrzeugzulassung. Ein Online-Angebot macht den Vorgang in der Corona-Krise einfacher und effizienter und entlastet Bürger und Verwaltung spürbar. Innovative IT-Lösungen müssen dabei schnell verfügbar sein, um ihren Nutzen und ihre Entlastungswirkung unmittelbar entfalten zu können. Umso besser, wenn dann – wie bei i-Kfz – auf eingespielte Prozesse und Infrastrukturen zurückgegriffen werden kann.
Angesichts der Corona-Pandemie war der Gesetzgeber für pragmatische Lösungswege offen: Mindestens bis zum 31. Dezember 2020 hatten Zulassungsstellen in Bayern die Möglichkeit, Fahrzeughaltern den Zugang zu i-Kfz-Online-Diensten zu erleichtern. Grundlage hierfür war eine Ausnahmegenehmigung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr. Sie stellte es allen Zulassungsstellen in Bayern frei, ob sie bei bestimmten Antragsprozessen auf die Authentifizierung mittels eID-Funktion des Personalausweises (nPA) verzichten. Eine mit Benutzername und Passwort angelegte BayernID reichte aus. Auf diese Weise war es für Fahrzeughalter in der Corona-Situation wesentlich leichter, vorhandene Online-Dienste im Zulassungswesen zu nutzen.

Vor Ansteckung schützen

Mit vereinfachten Ausnahmeregelungen sind Beschäftigte und Kunden in den Zulassungsbehörden besser vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 geschützt. Die Regelung trägt außerdem dazu bei, Infrastruktur und Daseinsvorsorge sicherzustellen. Da aber nicht alle Fahrzeughalter einen freigeschalteten nPA und das erforderliche Lesegerät oder die AusweisApp2 zum Auslesen der eID über ein Smartphone besitzen, beschloss der Freistaat Bayern, das so genannte Authentifizierungs-Vertrauensniveau von hoch auf niedrig zu senken.
Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) bot ihren bayerischen Zulassungsstellen-Kunden an, auf dieser Basis eine entsprechende Anpassung der Authentifizierungskomponente ihres Bürgerservice-Portals für die i-Kfz-Dienste vornehmen zu lassen. Ein Großteil der bayerischen Landratsämter machte von der Erleichterung Gebrauch, die wiederum von den Bürgern gut angenommen wurde.

Nutzung immer beliebter

Generell wird die Nutzung von Online-Diensten auf kommunalen Web-Seiten immer beliebter. Bis Frühjahr 2020 fanden allein auf bayerischen Bürgerservice-Portalen wöchentlich etwa 15.000 erfolgreiche Verwaltungstransaktionen statt, seit Mai sind es über 30 Prozent mehr. Allein die Nutzung einzelner i-Kfz-Dienste erhöhte sich seit Beginn der Corona-Krise um das 19-fache. Die Anzahl der registrierten Nutzer der BayernID war bis Ende September 2020 auf bereits über 250.000 gestiegen. Das Plus spiegelt sich in der großangelegten Befragung „Verwaltung in Krisenzeiten“ von Hertie School und Next:Public wider, in die auch die Antworten von knapp 800 bayerischen Bürgern eingeflossen sind. Demnach schneidet der Freistaat bei der Bewertung der Funktionsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung im Bundesländervergleich mit am besten ab. 18 Prozent der Bürger haben in den vergangenen Monaten vermehrt auf Online-Dienste der Verwaltung zurückgegriffen, über 40 Prozent wünschen sich einen digitalen Zugangsweg zur Verwaltung über Online-Portale.

Erhebliches Potenzial

Mit allein circa 3,4 Millionen Neuzulassungen pro Jahr, von denen etwa zwei Drittel im Namen juristischer Personen abgewickelt werden, besteht ein erhebliches Nutzenpotenzial für die internetbasierte Abwicklung der Kfz-Zulassung. Dafür sind die gemäß Onlinezugangsgesetz (OZG) normierten Nutzerkonten ein wesentlicher Baustein. Sie sollen die Abbildung von Vertretungsregelungen und Vollmachten bei Zulassungsprozessen für Fahrzeuge juristischer Personen (insbesondere solche mit vielen Zulassungsvorgängen wie Fahrzeughersteller, Flottenbetreiber, Miet- und Leasing-Unternehmen oder Dienstleister) sowie für Fahrzeuge natürlicher Personen ermöglichen. Außerdem sollen sie eine bundesweit nutzbare, interoperable Schnittstelle für die Authentisierung von Großkunden anbieten.
Das von der AKDB entwickelte Nutzerkonto Bund schafft dafür eine Grundlage: Mithilfe der neuen Funktion „Unternehmen vertreten Unternehmen“ wird die Vertretung eines Organisationskontos zusätzlich zu natürlichen Personen auch durch andere Unternehmen ermöglicht. Im Rahmen der Entwicklergemeinschaft optimiert die AKDB das Nutzerkonto stetig und ergänzt es um weitere Funktionen.

Pilotprojekt mit Ingolstadt

Darüber hinaus treibt die AKDB das Thema Großkundenlösungen voran. Bereits für die Außerbetriebsetzung, die Projektstufe i-Kfz 1, in Verbindung mit dem Organisationskonto wurde in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Stadt Ingolstadt, der Audi AG und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur nachgewiesen, wie effizient dieser Online-Dienst auch für die Wirtschaft funktioniert. Aktuell geht es in einem Pilotprojekt mit Ingolstadt um die Neuzulassung von Fahrzeugen. Dieses Projekt bildet einen wichtigen Grundstein für den Ausbau weiterer Lösungen für Großkunden.
Nach einer EU-Richtlinie sollen ab dem Jahr 2033 nur noch fälschungssichere Führerscheine im Umlauf sein. Sie sollen in einer einzigen Datenbank gespeichert werden, um Missbrauch zu verhindern. Dazu müssen in Deutschland rund 15 Millionen der bis Ende Dezember 1998 ausgestellten (Papier-)Führerscheine, sowie etwa 28 Millionen Scheckkartenführerscheine umgetauscht werden, die zwischen dem 1. Januar 1999 und dem 18. Januar 2013 ausgegeben wurden. Die Bewältigung dieser Aufgabe stellt vor allem für Kommunen eine große bürokratische Herausforderung dar. Glücklicherweise gibt es hierfür ebenfalls einen Online-Dienst, um in Zeiten von Covid-19 einen persönlichen Besuch und lange Warteschlangen in der Behörde zu vermeiden.

Einbindung möglich

Der Online-Dienst Führerschein­umtausch kann in das Bürgerservice-Portal der jeweiligen kreisfreien Stadt oder des jeweiligen Landkreises eingebunden werden. Damit ist der Führerscheinumtausch für Bürger ganz einfach rund um die Uhr von zu Hause aus möglich. Das entlastet auch Sachbearbeiter in den Führerscheinstellen, denen dadurch mehr Zeit für andere Aufgaben und den Publikumsverkehr in ihrer Behörde bleibt. Zudem bietet der Dienst vor allem eines – Sicherheit für die Bürger in der anhaltenden Corona-Pandemie.
Vieles spricht also in der aktuellen Situation dafür, dass die digitale Abwicklung von Verwaltungsleistungen zum neuen Servicestandard wird. Aber nicht allein wegen der Auswirkungen der Pandemie, sondern als Katalysator, um die digitale Verwaltung in Deutschland weiter voranzutreiben.

Petra Feldmeier ist bei der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) Produkt-Managerin im Bereich Verkehrswesen.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Fachverfahren
Außenaufnahme einer Hand mit Smartphone. Das Display zeigt die Website der elektronischen Wohnsitzanmeldung. Im Hintergrund ist unscharf das Erfurter Wahrzeichen, die Krämerbrücke, erkennbar.

Erfurt: Elektronische Wohnsitzanmeldung pilotiert

[13.06.2025] In Thüringen kommt der Roll-out der elektronischen Wohnsitzanmeldung in Gang: Nach Meiningen ist Erfurt die zweite Kommune, die den neuen Onlinedienst pilotiert. Von dem Service profitieren Personen, die innerhalb der Stadt umziehen ebenso wie Zuzügler. mehr...

Greven: Digitalisierung der Bauverwaltung

[12.06.2025] Bauanträge können in Greven jetzt auch digital gestellt werden. Dazu nutzt die Stadt die Fachanwendung ProBAUG sowie die Onlineplattform Prosoz elan comfort des Anbieters Prosoz. mehr...

Der Mindener Marktplatz, umgeben von historischen Gebäuden.
bericht

Ausländerwesen: Minden setzt auf VERA

[30.05.2025] Der Wechsel auf die Software VOIS|VERA hat in der Ausländerbehörde der Stadt Minden für deutliche Arbeitserleichterungen gesorgt. Obwohl an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf herrscht, ist die Stadt mit dem Umstieg mehr als zufrieden. mehr...

Hund geht an der Leine neben einer Frau.

Ganderkesee: Digitale Hundemarke

[30.05.2025] In Ganderkesee können Hundemarken künftig auch via Smartphone vorgezeigt werden. Wer das digitale Zusatzangebot nutzt, muss keine Metallhundemarke mit sich führen. mehr...

Kreis Rostock: Im Bauwesen vorne

[13.05.2025] Der Kreis Rostock möchte ein vollständig digitales Bauantragsverfahren einführen und zählt dabei zu den Vorreitern in Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützt wird die Kommune vom Unternehmen Prosoz Herten. mehr...

Blick über von Dresden, vom Rathaus aus gesehen.

Dresden: Schnell und digital zum Wohngeld

[07.05.2025] Die sächsische Landeshauptstadt Dresden nutzt für den digitalen Wohngeldantrag ab sofort den Online-Antragsassistenten des Freistaates Sachsen. Damit soll der Antragsprozess noch einfacher, übersichtlicher und schneller ablaufen. mehr...

AKDB: Cloudbasierte Lösung für die Bauaufsicht

[07.05.2025] Eine cloudbasierte Version ihrer Baugenehmigungssoftware bringt die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) auf den Markt. OTS Bau SaaS soll Bauaufsichtsbehörden entlasten und komplett digitale Workflows ermöglichen. mehr...

Kommunaler Sozialverband Sachsen: Digitalisierung in Eigenregie

[05.05.2025] Der Kommunale Sozialverband Sachsen setzt künftig auf die No-Code-Plattform VIS des Unternehmens PDV. Damit lassen sich digitale Aktenführung, Datentransfer und Prozesse eigenständig gestalten und flexibel in bestehende IT-Strukturen integrieren. mehr...

Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Dessau, 22. April 2025

Meldewesen: Neues Verfahren zur Ausweisbeantragung

[24.04.2025] Über das neue digitale Verfahren zur Beantragung von Pass- und Ausweisdokumenten hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Dessau-Roßlau informiert. mehr...

Screenshot der Startseite des virtuellen Bauamts der Stadt Mannheim.

Mannheim: Ein Jahr virtuelles Bauamt

[04.04.2025] Seit einem Jahr werden in Mannheim Baugenehmigungen vom Antrag bis zur Genehmigung ausschließlich elektronisch eingereicht und weiterbearbeitet. Auch die fertigen Bescheide können mittlerweile elektronisch übermittelt werden. Als nächstes soll die Bauamtsplattform an das städtische Fachverfahren angebunden werden. mehr...

Screenshot von Work4Kids, der Jobbörse von Little Bird

Little Bird: Jobbörse gestartet

[03.04.2025] Die jetzt freigeschaltete Jobbörse von Anbieter Little Bird möchte Kindertagesstätten, Schulen und andere pädagogische Einrichtungen dabei unterstützen, qualifiziertes Personal zu finden. mehr...

Panoramaansicht der Stadt Jena

Jena: Neue Software im Fachdienst Bürgerdienste

[01.04.2025] Die Stadt Jena stellt ihren Fachdienst Bürgerdienste auf die Software VOIS | MESO um, um Verwaltungsprozesse zu optimieren und die Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Die technische Migration erfolgt im laufenden Betrieb und umfasst die Übertragung von über 115.000 Datensätzen. mehr...

Manuela Marxen, Claudia Wiegelmann und Pascal Stewin stehen nebeneinander vor einem Gebäude, Stewin hält einen aufgeklappten Laptop in der Hand.

Gütersloh: Vom Bürgerportal ins Trauzimmer

[21.03.2025] Die Stadt Gütersloh führt die EfA-Leistung Ehe ein. Paare können ihre Eheschließung dann online an- oder voranmelden, ein Ehefähigkeitszeugnis beantragen, ihre Ehe nachbeurkunden lassen oder Ehe- und Lebenspartnerschaftsurkunden beantragen, bestellen und bezahlen. mehr...

Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess.

Stuttgart: Bau‐Ermöglichungsämter statt langer Wartezeiten

[19.03.2025] Stuttgart will seine Bauverfahren beschleunigen und setzt sich ambitionierte Ziele. So sollen Bauanträge künftig in 65 Tagen entschieden werden. Dafür setzt die Stadt auf mehr Personal, optimierte Prozesse und Digitalisierung. Ein erster Schritt: Online-Terminbuchungen im Baurechtsamt. mehr...

Die digitale Wohnsitzanmeldung erspart Bürgerinnen und Bürgern nach einem Umzug den Amtsbesuch – und entlastet die Bürgerämter. In Hessen startet jetzt der Roll-out.

OZG: Minden testet Online-Wohnsitzanmeldung

[19.03.2025] Das nordrhein-westfälische Minden erweitert seine Dienstleistungen um die digitale Wohnsitzanmeldung. Der Service kommt ganz ohne Besuch beim Amt aus. Nun sucht die Stadt Testpersonen, die kürzlich umgezogen sind und den Onlinedienst ausprobieren wollen. mehr...