Freitag, 12. September 2025

ThüringenLandesrechenzentrum und Informationssicherheit

[25.03.2020] Das Landesdatennetz des Freistaats Thüringen ist vom BSI zertifiziert. Wie dieses aussieht, welche Leistungen das Thüringer Landesrechenzentrum für die Verwaltung erbringt und wie Kommunen davon profitieren, beschreibt Thüringen-CIO Hartmut Schubert in seinem Beitrag für move moderne verwaltung.
Sprach- und Datennetz des Freistaats Thüringen vom BSI zertifiziert.

Sprach- und Datennetz des Freistaats Thüringen vom BSI zertifiziert.

(Bildquelle: TFM)

Ohne IT-Dienstleister keine digitale Behörde und ohne Informationssicherheit keine digitale Verwaltung. Das Papier ersetzen Dateien, den Blätterwald lichten Suchfunktionen. Bei der Einführung der E-Akte wähnt sich mancher im innerbehördlichen Ringkampf. Und die IT-Sicherheitsexperten? Sind mittendrin. Sie haben in Thüringen natürlich auch im Landesrechenzentrum ein Büro. Und das ist sicher.
Im Herbst 2019 hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das konvergente Sprach- und Datennetz des Freistaats Thüringen nach der internationalen Norm ISO/IEC 27001 auf Basis von IT-Grundschutz zertifiziert. Am 2. Dezember wurde das Zertifikat offiziell übergeben (wir berichteten): Ein schönes und gleichzeitig sehr hart erarbeitetes Weihnachtsgeschenk für die Sicherheitsexperten und Mitarbeiter des Thüringer Landesrechenzentrums (TLRZ).
Mehr als 15.000 zu beantwortende Fragen, mehrfache Audits und Standortbegehungen – das Zertifikat gilt als Beleg für die konsequente Umsetzung der E-Government- und Informationssicherheitsstrategie des Freistaats und zeugt von der Priorität der Informationssicherheit in Thüringer Behörden. Das Audit ist eine ist gewaltige Aufgabe, zumal angesichts der Tatsache, dass die Ressourcen in kleinen Flächenländern wie Thüringen stark begrenzt sind.

Blick ins Landesdatennetz und das Leistungsspektrum des TLRZ

An das zertifizierte Landesdatennetz (Corporate Network Freistaat Thüringen – CNFT) sind aktuell rund 670 Landesdienststellen angeschlossen. Zusätzlich zu den bestehenden 80 kommunalen Anbindungen ist der Anschluss von weiteren 200 kommunalen Standorten im Hinblick auf die Umsetzung des E-Government-Gesetzes bis 2021 vorgesehen. Aktuell telefonieren rund 21.000 Teilnehmer in 270 Standorten über das zentrale Voice-over-IP-System. Wichtige Standorte der Landesverwaltung sind darüber hinaus mit einer separaten Proxy- und Survivability-Funktionalität (OS-Branch) ausgerüstet, welche den Telefoniedienst im Notbetrieb an diesen Standorten auch bei Ausfall des CNFT ermöglicht.
Derzeit profitieren mehr als ein Drittel der Bediensteten der Landesverwaltung von PC-unterstützten Telefoniefunktionen (CTI-Software UC-Webclient) am Arbeitsplatz. Es stehen elektronische nVoice- und Faxboxen für die Sprachnachrichtenbearbeitung und den elektronischen Faxempfang/-versand zur Verfügung. Zur landesweiten Absicherung der Telefonie gegen Stromausfälle betreut das TLRZ etwa 640 dezentrale USV-Systeme. Das zentrale Managementteam des Landesrechenzentrums hält die Hoheit über 2.600 aktive Netzkomponenten und für rund 48.000 Netzwerk-Ports in den angebundenen Dienststellen.
Auch im Thüringer Wald muss telefoniert werden. So sind im Bereich der öffentlichen Anstalt ThüringenForst derzeit 240 dezentrale Revierförster-Standorte an die zentrale Voice-over-IP-Telefonanlage angeschlossen.
Um Informationssicherheit auf hohem Niveau zu garantieren, aber auch um bestmöglichen Service zu bieten, hat sich das Landesrechenzentrum neu organisiert. Stärker zentralisiert will man sich am Erfurter Standort auf die Kernaufgaben als Dienstleister für die Landesverwaltung konzentrieren.

Zentraler IT-Dienstleister für Kommunen

Gegenwärtig wird in Thüringen ein zentraler kommunaler IT-Dienstleister gegründet (wir berichteten). Konkurrenz fürs TLRZ? Mitnichten. Im Gegenteil: Hier werden Technik und Services insbesondere angesichts der Herausforderungen des Onlinezugangsgesetzes (OZG), aber auch im Sinne der Informationssicherheit und einer zuverlässigen Infrastruktur für die kommunale Familie gebündelt. Das Thüringer Finanzministerium, der hessische IT-Dienstleister ekom21 und der Gemeinde- und Städtebund Thüringen stimmen derzeit den Text des Gesellschaftsvertrags ab.
Der Dienstleister soll allen Gemeinden und Landkreisen für einen Beitritt als Gesellschafter offenstehen. Ziel ist es, einen inhousefähigen Dienstleister zu schaffen. Im ersten Quartal 2020 sollen den kommunalen Entscheidern entsprechende Hilfestellungen für einen Beitritt – insbesondere Musterbeschlussvorlagen für Kreistage und Stadträte – zur Verfügung stehen.
So wie bei der technischen Infrastruktur wird auch bei der Informationssicherheit die Zusammenarbeit von Land und Kommunen intensiviert. Der Informationsaustausch und gegenseitige Warnungen haben in den vergangenen Jahren einen erheblichen Zuwachs an Sicherheit gebracht. Die wichtigste Maßnahme: Mitarbeiter der Verwaltung werden im Hinblick auf die Gefahren und Risiken bei der Arbeit mit PC und Internet sensibilisiert und im sicheren Umgang geschult. Zuletzt erfolgten hierzu drei große Veranstaltungen in Gera, Erfurt und Suhl. Dabei unterstützt der Freistaat die Gemeinden und Landkreise bei der Etablierung sicherer Infrastrukturen.

Qualitätsmerkmal Informationssicherheit

Die technische Infrastruktur und ihre Organisation sind Grundlage für ein verlässliches und rechtmäßiges Verwaltungshandeln. Dabei ist Informationssicherheit ein Qualitätsmerkmal der elektronischen Dienste. Ein Qualitätsmerkmal, das – anders als Bedienungsfreundlichkeit – für den Nutzer nicht ständig präsent und spürbar ist. Gleichzeitig ist Informationssicherheit gegenüber Bedienbarkeit nicht verhandelbar. Verwaltung ist kein Unterhaltungsunternehmen. Aber eine sichere Verwaltung bildet das Rückgrat unseres demokratischen Gemeinwesens und einer starken Wirtschaft. Thüringen leistet seinen Beitrag auch im deutschen Länderverbund, so im IT- Planungsrat.

Dr. Hartmut Schubert ist Finanzstaatssekretär und CIO des Freistaats Thüringen.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur
Ein Baum wächst aus einem Boden, bestehend aus leuchtenden Linien, heraus.

Klimamanagement: regio iT bietet Software und Beratung

[01.09.2025] Mit ClimateView bietet regio iT den Kommunen ein neues Klimaschutzmanagement-Tool an. Die Software-as-a-Service-Lösung bildet die gesamte Treibhausgasbilanz einer Kommune ab, geplante Maßnahmen können einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen werden. Die Software ergänzend steht fachlich fundierte Beratung aus dem regio iT Partnernetzwerk zur Verfügung. mehr...

Vektorgrafik zeigt einen Desktopbildschirm aus dem Registerkarten in eine Wolke schweben.

Dataport: Auf dem Weg zum Register-as-a-Service

[26.08.2025] IT-Dienstleister Dataport konnte im Innovationswettbewerb Register-as-a-Service überzeugen und entwickelt nun mit den Unternehmen Edgeless Systems, HSH Software- und Hardware und Adesso sowie dem IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITV.SH) den Prototyp für ein cloudbasiertes Melderegister.  mehr...

Schleswig-Holstein stellt neue Digitale Agenda vor.

Schleswig-Holstein: Landesdatennetz für alle

[21.08.2025] Schleswig-Holstein will ein umfassendes Landesdatennetz schaffen, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Behörden verschiedener Ebenen – auch länder- und staatenübergreifend – ermöglicht. Kommunen sollen mit wenig Aufwand und unter Berücksichtigung bestehender IT an die Landesinfrastruktur andocken können. mehr...

Eine Hand über der ein Wolkensymbol schwebt, das vernetzt ist mit anderen Wolkensymbolen.

Melderegister: Cloudbasierte Lösung in Arbeit

[21.08.2025] Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) entwickelt mit IT-Dienstleister Komm.ONE, den Unternehmen Scontain und H&D sowie den Städten München, Augsburg, Ulm und Heidelberg eine cloudbasierte Lösung für das Melderegister. Sie bilden eines von drei Umsetzungskonsortien, die die FITKO und GovTech Deutschland im Wettbewerb Register-as-a-Service (RaaS) ausgewählt haben. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander und halten Dokumente in der Hand.

Hessen: Sechs Städte setzen digitale Impulse

[20.08.2025] Mit einem neuen Projekt führen die Städte Fulda, Gießen, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar ihre interkommunale Zusammenarbeit fort. HessenNext soll unter anderem durch Augmented Reality, Digitalisierungslabore und den Ausbau des Sensorennetzwerks Impulse für smarte Kommunen setzen. mehr...

Die OpenCloud-Oberfläche dargestellt auf einem Desktop- sowie einem Smartphonebildschirm.

OpenCloud: Als Android-App verfügbar

[19.08.2025] Die Open-Source-Plattform OpenCloud ist jetzt auch als Android-App verfügbar. Die Lösung kann bereits im Browser sowie als Desktop-App für Windows, macOS und Linux genutzt werden. Zudem ist sie als iOS-App verfügbar. mehr...

bericht

Stadtwerke Rostock: Projektmanagementsoftware eingeführt

[18.08.2025] Die Stadtwerke Rostock haben mit der Einführung einer Projektmanagementsoftware ein strukturiertes IT-Ressourcenmanagement etabliert, um personelle Kapazitäten effizienter zu steuern und die Projektplanung zu verbessern. mehr...

Mehrere Personen halten bunte Zahnräder aneinander.

Baden-Württemberg: Prozessmanagement-Initiative startet in Runde vier

[15.08.2025] Im September startet die von Picture und der Kehler Akademie angestoßene Prozessmanagement-Initiative Baden-Württemberg in die nächste Runde. Teilnehmende Kommunen werden gezielt bei der Einführung und Etablierung eines professionellen Prozessmanagements unterstützt. mehr...

Vektorillustration mit jungen Menschen in der Nähe eines großen Smartphones, die Feedback und Bewertungen für ein Produkt oder eine Dienstleistung abgeben.

Treptow-Köpenick: Kiezkassen-Applikation im Test

[29.07.2025] In Berlin soll künftig eine Kiezkassen-Applikation die Verwaltungsprozesse bei der Vergabe nachbarschaftlicher Fördermittel digital abbilden. Im Bezirk Treptow-Köpenick haben Bürger, Verwaltungsmitarbeitende und Kiezpaten die Lösung einem ersten Test unterzogen. mehr...

Mehrere Personen stehen nebeneinander um eine Leuchtstele im Freien versammelt.

Etteln: Kommunaler Datenraum und mehr

[28.07.2025] Die Ortsgemeinde Etteln will den ersten kommunalen Datenraum Deutschlands entwickeln. In ihm könnten Daten aus verschiedenen Quellen verknüpft und daraus intelligente Services generiert werden. In einem anderen Vorhaben lässt das digitalste Dorf Deutschlands eine autonom fliegende Drohne zur Unterstützung der Feuerwehr starten. mehr...

Screenshot der Low-Code-Lösung Axon Ivy.

OWL-IT: Digitale Prozesse gestalten

[28.07.2025] Mit Einführung der Low-Code-Plattform Axon Ivy will OWL-IT die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen beschleunigen. Erste Erfahrungen zeigen, wie sich kommunale Fachlichkeit und technische Umsetzung verbinden lassen. Die Plattform wird auch auf der Smart Country Convention vorgestellt. mehr...

Fraunhofer FOKUS: Zweite Public Data Konferenz

[25.07.2025] Am 25. September lädt das Fraunhofer-Institut FOKUS zur zweiten Public Data Konferenz nach Berlin ein. Im Fokus stehen strategische Ansätze, praktische Lösungen und konkrete Projekte. Angesprochen werden leitende Personen aus Politik und Verwaltung, deren Aufgabe die Förderung des organisationsübergreifenden Datenaustauschs ist. mehr...

laptop-tastatur, torso dahinter drückt auf ein Ordner-Symbol

Werra-Meißner-Kreis: Standardisierung von Prozessen

[24.07.2025] Mit einem vom Land Hessen unterstützten Projekt will der Werra-Meißner-Kreis eine Standardisierung der Anbindung von Fachverfahren an Dokumentenmanagementsysteme erreichen. Andere hessische Kommunen sollen die Schnittstelle ebenfalls nutzen können. mehr...

Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder und Digitalminister Dirk Schrödter stehen nebeneinander vor dem Norderstedter Rathaus und halten gemeinsam ein Smartphone in die Kamera, auf dessen Bildschirm die neue Stadt-App zu sehen ist.

APPgemacht: Norderstedt immer griffbereit

[22.07.2025] Nützliches, Wissenswertes und zahlreiche städtische Onlineservices umfasst die neue Norderstedter Stadt-App. Die Kommune will mit dem Angebot alle Generationen ansprechen. In den kommenden Monaten soll der App-Umfang sukzessive erweitert werden. mehr...

Verschiedene Dokumente sind mit einer Wolke verbunden, im Hintergrund sieht man eine Computertastatur.

cit intelliForm Server: Release stärkt E-Government-Betreiber

[22.07.2025] Mit zwei Erweiterungen soll die neue Version des cit intelliForm Servers die Betreiber von E-Government-Services noch besser unterstützen. Dazu zählt die Verwendung von GitOps in der Formularverwaltung, während Kubernetes den Cloud- und Rechenzentrumsbetrieb vereinfacht. mehr...