Mittwoch, 22. Januar 2025

Digitale BildungMut zu Neuem

[16.05.2018] Mit der riesigen Aufgabe des digitalen Wandels fühlen sich Schulen oftmals alleingelassen. Das Netzwerk Smart School des Bitkom will daher den Austausch fördern – Best Practices wie die Karlsruher Ernst-Reuter-Schule sollen den Weg in die Zukunft weisen.
ERS Karlsruhe ist Baden-Württembergs erste Smart School.

ERS Karlsruhe ist Baden-Württembergs erste Smart School.

Festakt mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann

(Bildquelle: Bitkom e.V.)

Digitale Bildung ist keine Kür, sie ist Pflicht. Es ist Aufgabe der Schule, Heranwachsende auf ein Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorzubereiten. Doch das geschieht momentan noch nicht in ausreichendem Maße. Deutschlands Schulen sind – bis auf wenige Ausnahmen – immer noch analoge Inseln in einer ansonsten zunehmend digitalen Welt. Damit die Bundesrepublik international nicht den Anschluss verliert, muss sich das dringend ändern. Der digitale Wandel im Bildungsbereich ist aber eine riesige Aufgabe, die nur gemeinsam unter Anstrengung aller beteiligten Akteure gelingen kann.

Entweder-Oder ist der falsche Weg

Viele Schulen fühlen sich jedoch alleingelassen und sind überfordert mit der Frage, wie sie den digitalen Wandel konkret angehen können. Die notwendigen finanziellen Mittel stehen oftmals nicht zur Verfügung. Während wir über Schul-Clouds und flächendeckendes WLAN sprechen, scheitert es vielerorts an einer zuverlässigen Infrastruktur und Breitband-Versorgung. Nicht zuletzt fehlt es an Weiterbildungsangeboten für die Lehrerschaft sowie an passenden Unterrichtskonzepten für einen sinnvollen Einsatz digitaler Medien.
Während die Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung der Lehrer in der Zuständigkeit der Länder liegt, sind die Kommunen für Gebäude und Ausstattung der Schulen verantwortlich. Bei der digitalen Inhouse-Infrastruktur sind die Schulen auf Unterstützung angewiesen, hier steht vor allem der Schulträger in der Pflicht. Ein häufig angeführtes Argument lautet, dass die Sanierung von Schulgebäuden deutlich wichtiger sei und verfügbare Mittel zunächst an dieser Stelle investiert werden müssten. Natürlich ist die Instandhaltung von Dächern und Schultoiletten wichtig – doch darf das nicht zulasten der digitalen Infrastruktur gehen. Ein Entweder-Oder ist der falsche Weg. Der angekündigte Digitalpakt ist ein erster, richtiger Schritt, damit die Kommunen vom Bund bei dieser Aufgabe unterstützt werden.

Den Wandel strategisch von oben steuern

Abgesehen von den angesprochenen institutionellen und infrastrukturellen Gegebenheiten stellt sich die Frage, was Schulen ganz konkret vor Ort tun können, um den digitalen Wandel anzustoßen. Auch kleine Schritte können hierbei einen Beitrag leisten. Best Practices aus digitalen Vorreiterschulen zeigen, wie der Prozess eingeleitet werden kann und was es dabei zu beachten gibt. Digitalisierung an Schulen ist noch zu oft von der Initiative einzelner Fachlehrer oder IT-Beauftragter abhängig. Sollten diese die Schule verlassen, liegen angestoßene Prozesse oftmals wieder brach. Digitalisierung ist aber eine Gemeinschaftsaufgabe, die nicht mit dem Engagement Einzelner stehen und fallen darf. Wie in einem Wirtschaftsunternehmen ist es auch in einer Schule entscheidend, dass der Prozess von oben strategisch gesteuert wird: Der digitale Wandel muss aktiv von der Schulleitung getrieben werden.
In den Prozess sollen dabei alle am Schulleben Beteiligte einbezogen werden: Schüler, Lehrer, Eltern, Schulleitung und Schulträger. Für jede Schule, die den Wandel anstrebt, ist es ratsam, zunächst ein Gremium zu gründen, in dem die Beteiligten auf Augenhöhe zusammenkommen und gemeinsam das Digitalisierungsvorhaben voranbringen. Viele Schulen, die als Vorreiter der digitalen Bildung gelten, kooperieren zudem mit außerschulischen Institutionen, die sie auf ihrem Weg unterstützen – zum Beispiel Landesmedienanstalten, Lehrerfortbildungszentren, Hochschulen, gemeinnützige Vereine oder Akteure aus der Wirtschaft.

So kann die Schule der Zukunft aussehen

Die Ernst-Reuter-Schule (ERS) in Karlsruhe setzt viele dieser Elemente bereits erfolgreich um und zeigt, wie die Schule der Zukunft aussehen kann. Digitale Medien werden über Fächergrenzen hinweg sinnvoll in den Unterricht eingebunden, ActiveBoards und Tablets werden so selbstverständlich genutzt wie Tafel und Kreide. Offene und virtuelle Lernszenarien ergänzen traditionelle Lehrformen. Vor einem GreenScreen im Makerspace lernen Schüler eigenverantwortlich das Drehen und Schneiden von Filmen sowie kreatives Denken mit innovativen Methoden wie Design Thinking. Für die Online-Ausgabe der Schülerzeitung werden Videobeiträge erstellt, für Selbstlernphasen eigene Erklärfilme produziert. Ausgebildete Schülermedienmentoren stehen als Referenten und Paten den Mitschülern der unteren Klassen sowie den Lehrkräften bei Fragen und Problemen zur Seite. Sie werden befähigt, AGs zu leiten und bei Unterrichtsprojekten zu unterstützen – voneinander lernen findet an der ERS in beiden Richtungen statt. Darüber hinaus ist ein InnovationLab in Planung, in dem Freiräume für individuelle und interaktive Lernformen entstehen sollen.

Im Netzwerk voneinander lernen

Nicht zuletzt dank des breiten Rückhalts im gesamten Kollegium ist die ERS Vorzeigeschule. Gemeinsam mit der Schulleitung sind die Lehrkräfte ganz neue Wege gegangen und haben mit Ausdauer und Begeisterung die Transformation vorangetrieben. Bei allen Neuerungen gelingt es der Ernst-Reuter-Schule, Mut zu Neuem und Bewusstsein für alte Stärken zu verbinden.
Für diesen Ansatz hat der Branchenverband Bitkom die Ernst-Reuter-Schule im vergangenen Jahr als eine der ersten Schulen bundesweit als Smart School ausgezeichnet. Weitere Einrichtungen, die ebenso Vorreiter der digitalen Bildung sind, werden folgen und sollen andere Schulen für den Weg ins digitale Zeitalter inspirieren. Mit dem Netzwerk Smart School möchte Bitkom dazu beitragen, den Best-Practice-Austausch im Bildungssektor zu fördern. Wenn die ERS in Karlsruhe viele Nachahmer findet, ist die Zukunft der Bildung in Deutschland auf einem guten Weg.

Natalie Barkei ist Projekt-Managerin Smart School beim Branchenverband Bitkom.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
Collage, die Schulkinder und Lehrkräfte in unterschiedlichen Alltagssituationen mit einem Tablet zeigt.
bericht

Tabletklassen: Elternsorgen ernst nehmen

[21.01.2025] Elternfinanzierte Tabletklassen können die Schuldigitalisierung erleichtern, sind aber eine Herausforderung für die Erziehungsberechtigten. Hilfreich sind Aufklärung, Schulungen und sozialverträgliche Finanzierungsmodelle. mehr...

Zwei Männer stehen auf je einer Leiter und arbeiten an der Zimmerdecke eines Klassenzimmers mit roten Wänden.

Iserlohn: Schulbetrieb wird zukunftsfähig

[17.01.2025] Iserlohn hat ein Förderpaket in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule erhalten. Die Stadt investiert die Mittel in eine zukunftsfähige, digitale Bildungsinfrastruktur für mehrere weiterführende Schulen. mehr...

Eine sitzende Frau nutzt ein Tablet und wird dabei von einem Roboter unterstützt.

Nordrhein-Westfalen: Schulen testen KI-Einsatz

[15.01.2025] Ab Februar setzen 25 nordrhein-westfälische Schulen Künstliche Intelligenz im Mathe- und Deutschunterricht ein. Sie nehmen an einem Pilotprojekt des Schulministeriums und der Universität Siegen teil, das den sinnvollen KI-Einsatz ergründen will. mehr...

Schulkinder sitzen im Klassenzimmer an ihren Tischen und blicken auf ein Whiteboard, an dem ein Lehrer etwas erklärt.
bericht

Schuldigitalisierung: Der Praxis-Check

[14.01.2025] Einen Benchmarking-Bericht zur Schuldigitalisierung hat die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) veröffentlicht. Er beschreibt den Status quo in 41 Kommunen aus elf Bundesländern und zeigt Herausforderungen sowie Lösungsansätze auf. mehr...

Apple iPad in weiß vor Tafel und Schulrucksack

Mönchengladbach: GYOD an Schulen möglich

[06.01.2025] Schulen der Stadt Mönchengladbach können bezüglich der Ausstattung mit Endgeräten künftig auch das Konzept „Get your own device“ (GYOD) nutzen. mehr...

Vier Personen halten ein Glasfaserkabel

Leipzig: Alle Schulen am schnellen Netz

[16.12.2024] Die Stadt Leipzig hat alle ihre Schulen mit Glasfaserinternet ausgestattet. Unterstützt wurde sie dabei von der Tele Columbus Gruppe. mehr...

Das Computerkabinett im Heinrich-Hertz-Gymnasium der Stadt Erfurt.


Erfurt: Schulen digital ausgestattet

[12.12.2024] 
Die Stadt Erfurt hat die Digitalisierung an 26 Schulen verbessert. Im Zuge des DigitalPakts Schule wurden insgesamt zwölf Millionen Euro verbaut und dabei Fördermittel in Höhe von 11,7 Millionen Euro genutzt. mehr...

Hände tippen auf Computer-Keyboard (leicht unscharf), davor gerenderter Kopfumriss aus helltürkisen Punkten und Linien

Studie: KI im Schulleitungsalltag

[10.12.2024] In welchen Bereichen des Schulmanagements kommt Künstliche Intelligenz bereits zum Einsatz und welche Gründe halten Schulleitungen und Schulträger davon ab, KI-Tools zu nutzen? Das hat das Unternehmen Wolters Kluwer in seiner „Zukunftsstudie Schulmanagement 2024 – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ untersucht. mehr...

Ilustration: Lehrer steht mit Kindern in einem Klassenzimmer/Schule

Nordrhein-Westfalen: Leistungsscreening an Grundschulen erprobt

[05.12.2024] Nordrhein-Westfalen erprobt ein digitales Screening-Tool an rund 130 Grundschulen. Das digitale Tool erfasst insbesondere die sprachlichen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler systematisch und soll ermitteln, an welchen Stellen die Kinder Unterstützungsbedarf haben. mehr...

In einem Schrank untergebrachte Netzwerktechnik.

Bochum: DigitalPakt Schule erfolgreich ausgeschöpft

[02.12.2024] In Bochum wurden die Projekte des DigitalPakts Schule erfolgreich abgeschlossen. Die Stadt konnte die bereitgestellten Fördermittel vollständig investieren und die Bildungseinrichtungen einheitlich mit moderner IT-Infrastruktur ausstatten. mehr...

Bitkom-Studie: KI-Einsatz an Schulen nimmt zu

[28.11.2024] Rund die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland hat Künstliche Intelligenz (KI) bereits für den Unterricht genutzt, zeigt eine neue Bitkom-Studie. Viele Lehrkräfte wünschen sich jedoch mehr Fortbildungen und fordern eine schnelle Umsetzung des Digitalpakts 2.0. mehr...

Schüler mit Laptop und Tablet im Klassenzimmer hören Lehrer zu

Baden-Württemberg: KI-Zentrum Schule gegründet

[23.10.2024] Das neue KI-Zentrum Schule des Landes Baden-Württemberg soll Schulen dabei unterstützen, Künstliche Intelligenz lernförderlich nutzbar zu machen. Angesiedelt ist es im Heilbronner Innovationspark Künstliche Intelligenz. mehr...

v.l.: Pforzheims Bürgermeister Frank Fillbrunn; Vera Wasserbäch, Projektleiterin des DigitalPakt Schule im ABS; Martin Hoffmann, Schulleiter der Fritz-Erler-Schule Pforzheim.

Pforzheim: DigitalPakt Schule abgeschlossen

[02.10.2024] Die 36 Bildungseinrichtungen der Stadt Pforzheim verfügen jetzt über alle Möglichkeiten für einen modernen und digitalen Unterricht. Zum erfolgreichen Abschluss des Großprojekts „DigitalPakt Schule 2019 – 2024“ leistete insbesondere die reibungslose Zusammenarbeit von Schulen und Stadtverwaltung einen großen Beitrag. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Pilotprojekt zum Lernen mit KI

[02.10.2024] Im Rahmen eines Pilotprojekts wird in Nordrhein-Westfalen der Einsatz generativer KI in den Fächern Mathematik und Deutsch erprobt. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben namens KIMADU von der Universität Siegen. mehr...

Die Anbindung von Schulen an das Gigabitnetz ist eine wichtige Voraussetzung für digitales Lernen. Das Saarland ging diese Aufgabe zentralisiert an – mit Erfolg.

Saarland: Note Eins für Netzanbindung der Schulen

[10.09.2024] 98 Prozent aller saarländischen Schulen können jetzt auf Gigabitbandbreiten zugreifen. Damit nimmt das Land beim Gigabit-Internet an Schulen die Spitzenposition unter allen Bundesländern ein. Der Ausbau wurde nicht von einzelnen Kommunen, sondern zentral koordiniert. mehr...