Dienstag, 9. Dezember 2025

BayernStarkes Trio

[27.06.2023] Im Kontext der Digitalisierung stehen alle Kommunen vor ähnlichen Herausforderungen. Die bayerischen Städte München, Augsburg und Nürnberg haben sich entschieden, diese gemeinsam zu meistern und von gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren.
M-A-N: Kooperationstreffen der Digitalisierungsverantwortlichen am 10. Mai 2023.

M-A-N: Kooperationstreffen der Digitalisierungsverantwortlichen am 10. Mai 2023.

v. l.: Frank Pintsch, Personal- und IT-­Referent der Stadt Augsburg; Dr. Laura Dornheim, IT-Referentin und CDO der Stadt München; Olaf Kuch, Leiter des Direktoriums Bürgerservice, Digitales und Recht der Stadt Nürnberg

(Bildquelle: Landeshauptstadt München)

Die kommunale Landschaft ist mit ihren unterschiedlichen Aufgaben, Verantwortlichkeiten, verschiedenen Fachverfahren, individuellen Bedarfen vor Ort und ungleichen personellen und finanziellen Mitteln in vielerlei Hinsicht sehr heterogen. Die Herausforderungen, denen die Kommunen im Kontext der Digitalisierung gegenüberstehen wiederum ähneln sich sehr stark. Dazu zählen: Personal- und IT-Fachkräftemangel, begrenzte finanzielle Spielräume, fehlende Standards und Schnittstellen, gewachsene Strukturen sowie rechtliche Hürden. Um mittels Digitalisierung Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen zu erzielen, müssen Großstädte zusätzlich besondere Anforderungen in den Verwaltungsabläufen berücksichtigen. Die Städte München, Augsburg und Nürnberg haben sich deshalb für einen gemeinsamen Weg entschieden.
In der Kooperation der Städte, welche sich kurz M-A-N nennt, wird an verschiedenen Digitalisierungsthemen gearbeitet. Dabei verbindet die drei Kommunen ein Ziel: Die Daseinsvorsorge für alle Bürgerinnen und Bürger bleibt auch in Zeiten der Digitalisierung die zentrale Aufgabe. Das gilt vor allem für die urbanen Zentren, zu denen die drei größten Städte Bayerns zählen und in denen summiert rund 18 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner des Freistaats leben. Vielfältige Fragen rund um die Modernisierung der Verwaltung stehen an und die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit der Städte müssen gesichert werden. Damit dies erreicht werden kann, müssen die Kommunen bei der digitalen Transformation deutlich an Geschwindigkeit zulegen. So wollen die drei Städte durch eine gemeinsame und abgestimmte Vorgehensweise sowie den Austausch von Lösungen effizienter und schneller agieren sowie gegenseitig von Erfahrungen profitieren.

Kooperationsvertrag als Grundlage

Doch wie sieht diese Zusammenarbeit in der Praxis aus? Die Grundlage bildet eine Kooperationsvereinbarung, welche die Digitalisierungsverantwortlichen der drei Städte im Jahr 2019 geschlossen haben. Hintergründe und Ziele der Zusammenarbeit, ein geplantes Vorgehen sowie Bestimmungen zu Kostentragung, Vertraulichkeit, Datenschutz und IT-Sicherheit bilden die Eckpfeiler. Darauf aufbauend finden quartalsweise gemeinsame Treffen auf Ebene der Digitalisierungsreferentinnen und -referenten statt. Darin geht es darum, konkrete Themen der Kooperation zu identifizieren, sich über diese sowie Aktuelles rund um die Digitalisierung der Verwaltung auszutauschen und sich dazu zu positionieren. Anschließend werden Arbeitsgruppen gebildet, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der drei Städte zusammensetzen und die identifizierten Themen auf operativer Ebene angehen. Aktuelle Themen der M-A-N-Kooperation sind die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) sowie der Aufbau eines Daten-Managements, insbesondere auch im Hinblick auf die anstehende Registermodernisierung und die Entwicklung eines Open-Data-Portals.

Aufteilung in drei Arbeitsgruppen

Der Erfahrungsaustausch und die Abstimmung im Bereich des OZG teilt sich in drei Arbeitsgruppen auf: Unter Leitung der Stadt Nürnberg geht es im Technik-Team um die in den drei Städten eingesetzten technischen Komponenten zur OZG-Umsetzung sowie die Definition von technischen Standards und geeigneten Schnittstellen zu den verschiedenen Fachverfahren. Das Herzstück bildet dabei der Formularservice. Die drei Städte nutzen hier das gleiche Produkt. Im Fach-Team, welches von der Stadt Augsburg geleitet wird, geht es um fachliche und prozessuale Umsetzungsfragen: Ist der Online-Dienst auch richtig aufgebaut? Gibt es Schwierigkeiten beim Ausfüllen für Bürgerinnen und Bürger? Wie erfolgt die weitere Bearbeitung des Antrags innerhalb der Verwaltung? Welche Herausforderungen in der Nutzung gibt es in den Dienststellen und wie kann man diesen erfolgreich begegnen? Schließlich bearbeitet das Kern-Team unter Federführung der Landeshauptstadt München grundlegende Fragestellungen rund um die Umsetzung des OZG: Welche Leistungen werden in welcher Stadt priorisiert? Wie geht man weiter vor? Welche neuen rechtlichen Entwicklungen zeichnen sich ab und wie will man auf diese reagieren? Auch geht es um die gemeinsame Pressearbeit und die Zusammenarbeit mit weiteren Kommunen sowie dem Freistaat Bayern.
Alle drei Arbeitsteams nutzen eine gemeinsame Sharing-Plattform, welche München der Städtekooperation als virtuelle Heimat zur Verfügung stellt. Neben der Plattform sind es aber vor allem die pro Arbeitsgruppe monatlich stattfindenden Online-Besprechungen, die einen echten Mehrwert haben.

OZG-iF-Store

Ein Highlight der M-A-N-Kooperation ist der so genannte OZG-iF-Store, der sich ebenfalls auf der Kooperationsplattform befindet. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Online-Diensten, die sukzessive zur freien Verwendung für die jeweils anderen Kooperationspartner hochgeladen werden – inklusive hilfreicher Zusatzinformationen. Durch den gegenseitigen Austausch von Online-Diensten konnte man innerhalb der drei Städte ein Einer-für-Alle-Prinzip etablieren, welches ein schnelleres Vorankommen bei der OZG-Umsetzung möglich macht und den drei Städten eine Spitzenposition im interkommunalen Vergleich eingebracht hat.
Im Themenfeld Daten-Management ist für Veröffentlichungen im breiten Feld von Open Data zunächst Kenntnis über die in den vielen Dienststellen und Betrieben der jeweiligen Städte vorhandenen Datensilos zu gewinnen. Welche Datenbestände in welcher technischen und organisatorischen Form zur Einbindung in eine Open-Data-Plattform genutzt werden können, ist mit den jeweils Verantwortlichen abzustimmen. Die Abfrage selbst wird seitens der Stadt Augsburg vorbereitet und – dank insoweit vergleichbarer Systemlandschaft in den Städten München und Nürnberg – jenen zur Nachnutzung bereitgestellt.

Austausch statt Konkurrenz

Einen weiteren Mehrwert bietet die Städtekooperation bei der Entwicklung gemeinsamer Positionen und einem gemeinsamen Auftreten im Dialog mit dem Bund und dem Freistaat. Dabei versteht sich M-A-N nicht als Konkurrenz zu den kommunalen Spitzenverbänden, mit denen man intensiv im Austausch steht. Vielmehr ist das Städtebündnis als Ergänzung zu sehen, um auf die besonderen Herausforderungen und Problemstellungen der Großstädte aufmerksam zu machen.
Nach inzwischen knapp drei Jahren lässt sich festhalten, dass Kooperationen unter Partnern mit vergleichbaren Aufgaben, Strukturen und Problemstellungen sowohl strategisch als auch operativ ein effizienter und damit sinnvoller Weg sein können, den heutigen Herausforderungen zu begegnen. Sie stehen nicht im Wettstreit mit etablierten Verbänden, sondern helfen bei der arbeitsteiligen Aufgabenerledigung über formale Zuständigkeitsgrenzen hinweg.
Manuel Reyes Garcia ist Leiter des Teams Prozess- und Change Management im Amt für Digitalisierung, Organisation und Informationstechnik der Stadt Augsburg; Jutta Krey ist IT-Strategin E-Government im IT-Referat der Stadt München; Michael
Summerer ist E-Government Beauftragter und OZG-Programmleiter im Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation der Stadt Nürnberg. Alle drei sind Mitglieder des Kern-Teams der M-A-N-Kooperation.

Manuel Reyes Garcia ist Leiter des Teams Prozess- und Change Management im Amt für Digitalisierung, Organisation und Informationstechnik der Stadt Augsburg; Jutta Krey ist IT-Strategin E-Government im IT-Referat der Stadt München; Michael Summerer ist E-Government Beauftragter und OZG-Programmleiter im Amt für Digitalisierung und Prozessorganisation der Stadt Nürnberg. Alle drei sind Mitglieder des Kern-Teams der M-A-N-Kooperation.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Porträt von Lydia Hüskens

Sachsen-Anhalt: Zentrale Serviceagentur für Kommunen

[08.12.2025] Eine Machbarkeitsstudie aus Sachsen-Anhalt zeigt, dass eine zentrale Serviceagentur für Kommunen Verwaltungsabläufe beschleunigen und verbessern kann. Digitalministerin Lydia Hüskens kündigte an, dass ab 2026 sukzessive eine Unterstützungseinheit für Kommunen umgesetzt werden soll. mehr...

Abstrakte Darstellung eines Besprechungsraums in dem die Silhouetten mehrerer Personen zu sehen sind, die an einem Besprechungstisch sitzen.

IT-Planungsrat: Kommunalbeirat NOOTS

[08.12.2025] Das Kommunalgremium des IT-Planungsrats übernimmt im Zuge der Neuaufstellung des Nationalen Once-Only-Technical-Systems (NOOTS) zusätzlich die Rolle des Kommunalbeirats NOOTS. Es hat dabei keine Entscheidungsbefugnis, sondern erfüllt eine Resonanz- und Feedbackfunktion. mehr...

Blick in einen gut besetzten Sitzungssaal mit rechteckiger Tischanordnung.

4. Digitalministerkonferenz: Bessere Zusammenarbeit aller Ebenen

[27.11.2025] Bei der 4. Digitalministerkonferenz in Berlin setzte Niedersachsens Digitalministerin Daniela Behrens den Schwerpunkt auf föderale Zusammenarbeit: Sie forderte eine engere, effektivere Zusammenarbeit aller föderaler Ebenen und den Zugang zu Services des ITZBund auch für Länder und Kommunen. mehr...

Oldenburger Rathaus und Degodehaus

Oldenburg: Mit neuem Amt in die digitale Zukunft

[27.11.2025] Alle Aufgaben rund um digitale Verwaltungsprozesse und die IT-Infrastruktur bündelt die Stadt Oldenburg ab Anfang kommenden Jahres in einem eigenen Amt für digitale Transformation. Das soll Abstimmungsaufwände reduzieren, Prozesse beschleunigen und dauerhaft zu innovativen, bürgernahen Angeboten beitragen. mehr...

Ein Zukunftskongress-Spezial nimmt den Status quo der Verwaltungsdigitalisierung hierzulande in den Blick.

Föderale Modernisierungsagenda: Jetzt muss gehandelt werden

[27.11.2025] Der Nationale Normenkontrollrat mahnt die in der Föderalen Modernisierungsagenda vorgesehene bessere Aufgabenbündelung mit Nachdruck an. Die Ministerien müssten dieses Projekt konsequent weiterverfolgen, um Effizienz und Entlastung der Kommunen zu sichern. mehr...

Gruppenfoto vor Vitako-Logo

Vitako: 20 Jahre Austausch und Innovation

[11.11.2025] Seit zwei Jahrzehnten vertritt Vitako die Interessen der kommunalen IT-Dienstleister. Bei der Jubiläumsfeier würdigte Digitalminister Karsten Wildberger in klaren Worten die Rolle der Kommunen als Ausgangspunkt digitaler Verwaltung und rief zu enger Zusammenarbeit mit Bund und Ländern auf. mehr...

Hamburg-CIO Annika Busse

Hamburg: Annika Busse ist die neue CIO

[11.11.2025] Annika Busse ist die neue CIO der Freien und Hansestadt Hamburg. Die bisherige stellvertretende Hamburg-CIO hat zum 1. November die Nachfolge von Jörn Riedel angetreten, der nach langjährigem Wirken in den Ruhestand verabschiedet wurde. mehr...

Gruppenbild der Teilnehmenden an der Sitzung des Kommunalgremiums.

IT-Planungsrat: Kommunaler Input zu digitalstrategischen Themen

[23.10.2025] Der IT-Planungsrat stellt die strategischen Weichen für die Verwaltungsdigitalisierung – und bindet dabei auch Kommunen ein. Beim letzten Treffen des Kommunalgremiums ging es um die zentralen Bereitstellung von EfA-Leistungen und eine Aufgabenneuordnung zur Entlastung von Kommunen. mehr...

Diagramme und Datenvisualisierung in leuchtenden Farben.

Bitkom-Dataverse: Datenbank zum digitalen Deutschland

[21.10.2025] Mit dem Bitkom-Dataverse soll das größte kostenlose Onlineportal mit Zahlen und Statistiken zum Digitalen Deutschland entstehen. Es umfasst Daten unter anderem aus den Bereichen Bildung, Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Verwaltung sowie Mobilität. Auch die Bitkom-Indizes wie der Länderindex oder Smart-City-Index sind enthalten. mehr...

Fachwerkhäuser im historischen Stadtzentrum von Backnang, mit Rathaus und Marktplatz

Baden-Württemberg: Kommunen als Treiber der Entbürokratisierung

[20.10.2025] In Baden-Württemberg wurde das Kommunale Regelungsbefreiungsgesetz beschlossen. Damit erhalten Kommunen und Zweckverbände mehr Flexibilität bei der Neugestaltung und Vereinfachung von Verwaltungsverfahren. Sich bewährende Neuerungen sollen landesweit umgesetzt werden. mehr...

Mehrere Zahnräder liegen neben- und übereinander.
bericht

Digitalisierung: Zehn-Punkte-Plan von Vitako

[10.10.2025] Im Rahmen eines Zehn-Punkte-Plans hat die Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Vitako, Vorschläge für eine gezielte Förderung der Digitalisierung erarbeitet. Als wichtiger Aspekt wird dabei die ebenenübergreifende Zusammenarbeit betont. mehr...

Foto von Bayerns Digitalminister Fabian Mehring
interview

Bayern: Täglich Vollgas geben

[09.10.2025] Bayerns Digitalminister Fabian Mehring spricht über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz, eine proaktive Verwaltung und erläutert, warum der Freistaat bei der Verwaltungstransformation so erfolgreich ist. mehr...

Dr. Karsten Wildberger hält seine Keynote auf der Smart Country Convention 2025
bericht

BMDS: „Wir haben Wildwuchs entwickelt.“

[08.10.2025] Bundesdigitalminister Karsten Wildberger stellte auf der Smart Country Convention in Berlin die Modernisierungsagenda der Bundesregierung vor. Als deren dickstes Brett bezeichnete er die Verwaltungsdigitalisierung. mehr...

Bitkom: Digitalisierung vor Ort voranbringen

[29.09.2025] Mit Blick auf die anstehende Kabinettsklausur legt der Bitkom eine Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung vor. Sie fordert eine Föderalismusreform und verbindliche IT-Standards, um Bund und Kommunen zu engerer Zusammenarbeit bei der Verwaltungsdigitalisierung zu verpflichten. mehr...

ie Akteure stellen auf einer Pressekonferenz die Initiative (Neu)Start KfZ vor.
bericht

Initiative: Dresdner Forderungen 2.0

[25.09.2025] Die Initiative (Neu)Start KfZ soll der Umsetzung der Dresdner Forderungen zum Durchbruch verhelfen. Konkret gefordert wird, Leistungen wie die KfZ-Zulassung künftig in Vollzugszentren zu bündeln. Die Kommunen würde das spürbar entlasten. mehr...