InterviewVon den Besten lernen

Bernhard Rohleder
(Bildquelle: Bitkom)
Herr Rohleder, die Smart Country Convention (SCCON) dient als Schaufenster in die digitale Zukunft – welche Themen drängen sich in diesem Jahr besonders auf?
2021 ist schon deshalb ein besonderes Jahr, weil wir einen neuen Bundestag wählen. Ein zentrales Ziel für die nächste Legislaturperiode muss sein, Verwaltungsprozesse in den Behörden durchgängig zu digitalisieren und analoge Prozesse mit einem Verfallsdatum zu versehen. Eine digitale, innovative Verwaltung ist ein internationaler Standortfaktor. Die Corona-Pandemie hat uns in praktisch allen Lebensbereichen die Defizite bei der Digitalisierung schonungslos vor Augen geführt. Das gilt vielerorts auch für die öffentliche Verwaltung und fängt bei ganz einfachen Dingen an: Wenn ich nur mit Papierakten arbeite, ist es sehr schwer, eine Homeoffice-Regelung einzuführen. Und wenn die Korrespondenz vom Faxgerät auf Papier im Büro ausgespuckt wird, dann nützen auch VPN-Zugänge und Notebooks für die Beschäftigten nur begrenzt. Wir haben in Deutschland 11.000 Kommunen. Wenn jetzt jede losläuft und versucht, das Rad neu zu erfinden, dann kann das nichts werden. Wir müssen es schaffen, voneinander zu lernen und gemeinsam voranzukommen. Diesen Austausch wollen wir mit der Smart Country Convention ermöglichen.
Auf welche Highlights können sich Besucher in diesem Jahr freuen?
Mit der zweitägigen Special Edition der SCCON haben wir ein extrem dichtes Programm vor uns. Am ersten Tag geht es um E-Government und damit etwa um aktuelle Informationen zum Stand der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG), zu Cloud-Strategien in der Verwaltung und den Chancen von GAIA-X, zu IT-Sicherheit in der Verwaltung und zur Digitalen Souveränität. Am zweiten Tag liegt der Fokus auf der Smart City. Hier stellen wir den neuen Smart City Index vor und küren Deutschlands digitalste Städte.
Welche Schwerpunkte rücken neben Dauerbrennern wie der OZG-Umsetzung in den Fokus?
Die digitale Bereitstellung von Verwaltungsdienstleistungen, wie sie das Onlinezugangsgesetz vorsieht, kann nur der allererste Schritt sein. Anknüpfend an das OZG brauchen wir ein Verwaltungszukunftsgesetz: Das Potenzial einer digitalen Verwaltung wird sich erst dann voll entfalten können, wenn auch die dahinter liegenden Verfahren und verwaltungsinternen Prozesse digitalisiert und neu ausgerichtet werden. Ein Beispiel dafür ist ein proaktives, teilautomatisiertes Verwaltungshandeln: Je nach Lebenssituation wie zum Beispiel Heirat, Geburt eines Kindes oder Arbeitslosigkeit werden den Bürgern proaktiv Leistungen und Services vorgeschlagen und die erforderlichen Verwaltungsprozesse direkt angestoßen.
„Ziel für die nächste Legislaturperiode muss es sein, analoge Prozesse mit einem Verfallsdatum zu versehen.“
Aufgrund der Pandemie findet die Smart Country Convention 2021 erneut rein digital statt – was zeichnet das Konzept aus?
Das Thema Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung duldet keinen Aufschub, daher findet die Veranstaltung in diesem Jahr trotz der anhaltenden Corona-Pandemie statt. Allerdings noch einmal zu 100 Prozent digital. Wir schaffen es auf diesem Weg aber, an zwei Tagen Know-how, Inspiration und Kontakte zu vermitteln. Das Ziel, von den Besten zu lernen, die Digitalisierung zu beschleunigen und bürgergerecht umzusetzen, lässt sich auch online erreichen – und womöglich klinkt sich mancher ein, der sonst nicht nach Berlin gekommen wäre, aber dann im nächsten Jahr vor Ort dabei sein will. Das Netzwerken war und ist ein zentraler Bestandteil der Smart Country Convention. Dazu bereiten wir auch in diesem Jahr eine spezielle Event-Plattform vor. Hier erhalten alle Teilnehmenden ein eigenes Profil, mit dem sie von anderen gefunden werden können.
Österreich ist offizielles Partnerland der SCCON 2022 und auch bei der diesjährigen Special Edition prominent vertreten. Was kann Deutschland von seinem Nachbarn lernen?
In Österreich findet der Bürgerservice schon lange online statt und wird ganz selbstverständlich von den Menschen genutzt. Die klassische Bürokratie musste dort der Digitalisierung weichen. Der E-Government Benchmark der EU-Kommission untersucht seit dem Jahr 2001 jährlich digitale Verwaltungsservices und stellt der österreichischen Verwaltung dabei Bestnoten aus. Österreich belegte 2020 gleichauf mit Lettland den dritten Platz von 36 untersuchten Ländern und gehört mit Malta auf Rang 1 und Estland zu den Top-3-Nationen in Europa. Wir wollen auf der Smart Country Convention die Antwort auf die Frage suchen: Wie kommt man dahin?
Was können Sie zum diesjährigen Smart Country Startup Award sagen?
Die Themen E-Government und Smart City treiben viele Gründerinnen und Gründer um. Wir befragen jedes Jahr Start-ups und in diesem Jahr ist der am häufigsten geäußerte Wunsch an die nächste Bundesregierung, dass sie mehr Einsatz bei der Digitalisierung der Verwaltung zeigen soll, etwa durch einen One-Stop-Shop für alle bürokratischen Start-up-Angelegenheiten. Noch greift die Verwaltung zu selten auf innovative Ideen von Start-ups zurück. Das liegt an den häufig zu komplizierten Ausschreibungsregeln, aber auch daran, dass man voneinander zu wenig weiß. Mit dem Smart Country Startup Award wollen wir das ändern und innovative, technologiegetriebene Ideen in den Mittelpunkt rücken.
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Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Oktober 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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