AhausStadt lässt sich was sagen

Viele Hände gestalten den Ahauser Web-Auftritt.
Ein Teil des Redaktions-Teams während einer Fortbildung bei der Tobit.Software AG, Ahaus
(Bildquelle: Stadt Ahaus)
Über einen optisch und funktionell erneuerten Web-Auftritt verfügt seit Dezember vergangenen Jahres die nordrhein-westfälische Stadt Ahaus. Die Seite begrüßt die Besucher in einem modernen Design und natürlich erscheint sie auch optimal auf mobilen Endgeräten. Die bislang über den gesamten Auftritt verteilten E-Government-Angebote der Stadt sind jetzt zentral im rechten Bereich der Startseite unter „Schnell gefunden“ erreichbar. Das sind unter anderem die Funktionen des Virtuellen Rathauses, das Bürger- und Ratsinformationssystem, Ausschreibungen der Zentralen Vergabestelle sowie das Suchen und Buchen von Unterkünften in Ahaus. So weit sicherlich kommunaler Standard, der allerdings im Zuge des Relaunches mit hochfunktionalen digitalen Diensten angereichert wurde. Ein Glanzstück ist das Ticketsystem, über das unter anderem Eintrittskarten für das neue Ahauser Kulturquadrat medienbruchfrei bezogen und online bezahlt werden können. Darüber hinaus wurde ein Kita-Portal integriert. Es unterstützt nun ganzheitlich die Online-Suche nach einem Betreuungsplatz sowie die nachgelagerten Arbeiten in den Kitas und bei den Trägern.
Stadtentwicklungsprojekt mit Bürgerbeteiligung
Der Clou aber sind die neuen Beteiligungsmöglichkeiten. Erstmalig wurden diese im Zuge der Planungen zur Umgestaltung der Wallstraße eingesetzt, die parallel zum Hauptgeschäftsbereich der Ahauser Innenstadt verläuft. Sie präsentiert sich als zentrale Stellplatzanlage und Durchfahrtsstraße im Herzen der Stadt. Das ist Vorteil und Nachteil zugleich, denn einerseits stehen zentrumsnah viele Parkplätze zur Verfügung, andererseits behindert dieser Umstand die weitere Entwicklung der Innenstadt und nimmt dem öffentlichen Raum jegliche Aufenthaltsqualität. Auf Grundlage des städtischen Entwicklungskonzepts Innenstadt Ahaus eröffnen sich mit der Umsetzung einer so genannten innerstädtischen Entlastungsstraße nun Möglichkeiten, die Wallstraße städtebaulich neu zu denken. Doch die Nutzungsansprüche dort sind vielfältig. Parken, Radverkehr, Fußgänger, Grün, Erholung, Gastronomie, Aufenthalt, Einzelhandel – was soll dort zukünftig passieren? Eine ebenso wichtige Herausforderung ist es, einen öffentlichen Raum zu gestalten, der allen Altersgruppen gerecht wird. Was ist den zukünftigen Nutzern wichtig? Welche Ideen, Vorstellungen und Kritikpunkte haben sie?
Nachdem auf planerischer Ebene erste Konzepte diskutiert wurden, war schnell klar, dass endgültige Entscheidungen zur zukünftigen Entwicklung dieses zentral bedeutsamen Raumes einer breiten Beteiligung der Öffentlichkeit bedürfen. Nach der obligatorischen Bürgerversammlung wurde das Projekt zum Anlass genommen, Anregungen erstmalig auch über eine interaktive Beteiligungsplattform zu sammeln. Im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. April 2017 erhielt die Öffentlichkeit die Gelegenheit, über eine eigens hierfür angelegte Internet-Seite Informationen zum Projekt abzurufen. Parallel stellte eine Karte das relevante Gebiet dar. Dort konnten Ideen und Kritikpunkte mittels digitaler Pins abgegeben werden. Angelehnt an die Funktionsweise sozialer Medien wurde vielfältig kommentiert und geliked oder disliked.
Hilfreiche Anregungen und Ideen
Nach Ablauf der Beteiligungsfrist wurden circa 2.600 Besuche des Portals gezählt. Es gab 35 Anregungen, Ideen, Wünsche und Kritikpunkte, 26 Kommentare, 563 Likes und 145 Dislikes. Nicht nur die Zahl der Besuche, auch die Inhalte der Beteiligung sind positiv zu bewerten. Ursprüngliche Bedenken bezüglich einseitiger Kritik oder unangebrachter Kommentare waren unbegründet. Stattdessen gab es eine Vielzahl hilfreicher Anregungen und konstruktiver Ideen für die zukünftige Gestaltung der Wallstraße.
Wesentliche Schwerpunkte bildeten dabei die Themen „Grün und Verkehr“ und hierbei insbesondere das Thema Parken. Sie spiegeln den planerischen Nutzungskonflikt zwischen verkehrlichen und städtebaulichen Belangen wider. Der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität im öffentlichem Raum sowie dem Erhalt und Ausbau innerstädtischer Grünflächen steht der Wunsch nach einer zentralen, möglichst oberirdischen Stellplatzanlage entgegen. Als Grundlage für alle weiteren Überlegungen gilt es für die Stadt Ahaus daher zunächst zu klären, wie und in welchem Umfang die Stellplätze der Wallstraße verlagert werden können, ohne die gute Erreichbarkeit der Innenstadt zu verringern.
Weitere Einsätze geplant
Insgesamt hat sich die angewandte informelle Beteiligungsform ergänzend zum direkten Kontakt als hilfreiches Instrument herausgestellt: Der Stadtverwaltung war es so möglich, ein Meinungs- und Stimmungsbild zu einem komplexen städtebaulichen Thema zu erfragen, Nutzer des öffentlichen Raums konnten ihre Wünsche und Ideen mitteilen und mit anderen interessierten Menschen diskutieren. Im Vergleich zu vorangegangenen, formellen Beteiligungen stellen sich die Möglichkeiten der Kommentare sowie der Likes und Dislikes als sehr nützlich dar, um die abgegebenen Stellungnahmen hinsichtlich ihrer tatsächlichen Relevanz für die Öffentlichkeit einzuordnen. Handelt es sich nur um eine Einzelmeinung oder sieht die Mehrheit dies genauso? Wird ein Thema stark diskutiert oder findet es einhellige Zustimmung? Fest steht: Das interaktive Instrument der informellen Beteiligung soll im Prozess zur Umgestaltung der Wallstraße zu einem späteren Zeitpunkt erneut eingesetzt werden. Auch für andere komplexe Vorhaben der Stadt Ahaus – nicht nur im Bereich der Stadtplanung – bietet es eine ideale Ergänzung.
Sag’s uns! ergänzt das Angebot
Mitten in der aktiven Beteiligungsphase zur Wallstraße ging mit „Sag’s uns!“ der nächste interaktive Dienst der Stadt Ahaus an den Start: Das Anliegen-Management wendet sich an alle Bürger, die auf digitalem Wege über Probleme im Stadtbild informieren möchten. Wer „Sag’s uns!“ nutzt, klickt auf einer Karte den Ort an oder trägt die Adresse ein, sucht eine passende Kategorie aus – zum Beispiel Straßen, Wege, Plätze, Wilde Müllkippe – fügt vielleicht noch ein Foto bei und schickt das Anliegen ins Rathaus. Das ist sehr praxistauglich, wenn man dafür ein Smartphone und die Ahaus.Net-App verwendet. Die Meldungen sowie der aktuelle Status der Bearbeitung sind für alle öffentlich zugänglich. Es ist auf einen Blick ersichtlich, ob ein Problem bereits behoben wurde oder sich noch in Arbeit befindet. Die Bürger, die die Anliegen gemeldet haben, werden außerdem über jeden Bearbeitungsschritt per E-Mail informiert.
All dies wäre nicht möglich ohne ein engagiertes und motiviertes Redaktions-Team. Fast 20 Redakteure aus den verschiedensten städtischen Bereichen arbeiten nebenamtlich daran mit, die Inhalte des neuen Web-Auftritts aktuell zu halten und das Angebot bedarfsgerecht zu erweitern – jeder mit dem Spezialwissen des eigenen Aufgabengebiets und alle mit dem Blick für das große Ganze. Und: Das nächste E-Government-Angebot mit Beteiligungscharakter ist bereits in Planung. Dieses soll die Geschichte der Stadt Ahaus thematisieren.
http://sagsuns.ahaus.de
Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe von Kommune21 im Schwerpunkt E-Partizipation erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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