KielCDO lenkt in die Zukunft

Jonas Dageförde ist der erste CDO der Stadt Kiel.
(Bildquelle: Landeshauptstadt Kiel/Bodo Quante)
Herr Dageförde, Anfang 2019 haben Sie die Arbeit als Chief Digital Officer der Stadt Kiel aufgenommen. Welche Aufgaben haben Sie als CDO?
Die Digitalisierung umschreibt die Entwicklungen digitaler Technologien und die daraus entstehenden Chancen für Bürger, Wissenschaft, Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen. Meine Aufgabe besteht darin, diese Chancen mit den Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung herauszuarbeiten und Lösungen für die Menschen in Kiel und der Region zu entwickeln. Mit meinem Team möchte ich möglichst viele Verwaltungsmitarbeiter dabei unterstützen, bessere Angebote und digitale Dienste zu entwickeln, indem wir beispielsweise neue Rollen und Strukturen erarbeiten. Unser Ziel ist es, die Themen der Digitalisierung in die Abläufe und Entscheidungsprozesse der Landeshauptstadt Kiel zu integrieren.
Braucht Kiel einen CDO?
Die Landeshauptstadt hat sich entschieden, die Verwaltung mit digitalen Angeboten für die Menschen in Kiel einfacher und attraktiver zu machen. Einen Chief Digital Officer einzusetzen, der digitale Themen hauptamtlich koordiniert, ist ein konsequenter Schritt in diese Richtung. Anders als ein CIO, der bei der Verwaltungsdigitalisierung für die optimale Ausrichtung der internen IT-Infrastruktur verantwortlich ist, wirkt der CDO nach außen. Er stellt den Nutzen für die Menschen in den Mittelpunkt, sodass einfache und kundenfreundliche Dienste entstehen können. Damit eine Organisation solche Angebote entwickeln und anbieten kann, muss sich die Organisationskultur verändern. Diese digitale Transformation ist Aufgabe des CDO – der er gemeinsam mit dem Führungsteam der Kieler Verwaltung nachkommt.
Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Ich habe Informatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel studiert und bei Daimler, in Start-ups sowie mittelständischen Unternehmen unter anderem Software-Produkte mitentwickelt oder multidisziplinäre Teams in unterschiedlichen Rollen geleitet, zum Beispiel als Projektleiter, Lean Manager und Scrum Master. Im Jahr 2018 haben meine Familie und ich dann entschieden, zurück in unsere Heimat Kiel zu ziehen. In der Stelle des CDO, welche zu der Zeit ausgeschrieben war, sah und sehe ich die Möglichkeit, die Chancen digitaler Technologien für das Gemeinwohl einzusetzen. Das reizt mich.
Welche Digitalisierungspläne liegen für Kiel vor?
Im Mai dieses Jahres haben wir die Digitale Strategie der Landeshauptstadt Kiel veröffentlicht. Umgesetzt werden derzeit über 30 digitale Vorhaben: vom ersten kommunalen Chatbot über die Einführung der E-Akte in der Verwaltung oder des freien WLAN in den Bussen der Kieler Verkehrsbetriebe bis hin zum Bikesharing. Das Hauptaugenmerk liegt derzeit auf der E-Akte-Einführung, der Entwicklung eines Konzepts für eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur in der Stadt sowie der Entwicklung und Bereitstellung digitaler Dienstleistungen für die Menschen in Kiel. Für Letztere werden Projekte wie eine Mängel-Melde-App oder der Online-Wohngeldantrag realisiert, weitere folgen. Gut angenommen werden übrigens die bereits umgesetzten digitalen Angebote, etwa die Online-Terminvergabe oder der Chatbot auf der Kieler Website. Insgesamt gehen wir bei der Digitalisierung agil in Iterationen vor und wollen mit den ersten Projekten zunächst Erfahrungen sammeln. Aus diesen Erkenntnissen entwickeln wir dann die weitere Vorgehensweise. Denn: Die Digitalisierung ist kein Projekt, sondern ein langer Weg. Der dafür notwendige Kulturwandel in der Verwaltung braucht Zeit.
„Eine erfolgreiche Digitalisierung ist nicht nur auf die Akzeptanz seitens der Bürger angewiesen.“
Was braucht es, um die Pläne erfolgreich umzusetzen?
Eine erfolgreiche Digitalisierung ist nicht nur auf die Akzeptanz seitens der Bürger angewiesen. Wir müssen es auch schaffen, dass möglichst viele Verwaltungsmitarbeiter Interesse an digitalen Chancen entwickeln und an der Digitalisierung mitarbeiten. Es wird deshalb darauf ankommen, neue Vorgehensweisen und Methoden wie agiles Projekt-Management, Design Thinking oder Lean Management für die Mitarbeiter der Verwaltung erlebbar zu machen. Dann gilt es, sie bei der Umsetzung aktiv zu unterstützen. Aus meiner Sicht ist es entscheidend, die Chancen digitaler Technologien zu erkennen und diese schnell in Iterationen mit Kunden zu testen und zu entwickeln. Übertragen auf die Verwaltung bedeutet das, Bürgerdienste aus Sicht der Menschen in Kiel zu verstehen und zu verbessern.
Wie hat die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) den Digitalisierungsprozess verändert?
Die DSGVO hat grundsätzlich Auswirkungen auf die Entwicklung digitaler Dienste und den Einsatz digitaler Technologien und somit auch auf die Datenerhebung, -speicherung und -verarbeitung sowie den Schutz persönlicher Daten. Schon vor Jahren hat der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel einen Datenschutz- sowie einen Datensicherheitsbeauftragten eingesetzt. Deren Aufgabe besteht unter anderem darin, die Anforderungen durch die DSGVO für die Verwaltung abzuschätzen und deren Umsetzung in den Dezernaten sicherzustellen. Die Grundlage hierfür wurde vor zwei Jahren in einer Datenschutz- und einer Datensicherheitsleitlinie gelegt.
Und auch auf die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) bereitet sich Kiel vor?
Wir haben rechtzeitig zur Planung des Haushalts 2020 ein Konzept für die erste Phase der OZG-Umsetzung erstellt und schaffen damit die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung digitaler Dienste. Es werden neue Rollen geschaffen, etwa die der Digital- und Projekt-Coaches. Sie sollen die Mitarbeiter in der Verwaltung aktiv unterstützen, wobei neue Methoden und Vorgehensweisen eingesetzt, ausprobiert und digitale Potenziale realisiert werden. Die Mitarbeiter der Verwaltung werden mit den Digital- und Projekt-Coaches somit interne Prozesse, Aufgaben und Rollen anpassen und damit die Entwicklung der digitalen Dienste ermöglichen.
Sorgt Schleswig-Holstein bei der Kieler Verwaltungsdigitalisierung für Rückenwind?
In Schleswig-Holstein arbeiten das Land, der IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITVSH) und die Kommunen gemeinsam an der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes. Das Land entwickelt derzeit mit Dataport das Serviceportal Schleswig-Holstein. Hier werden Land und Kommunen Online-Assistenten für Bürgerdienste anbieten. Die Kommunen können das Portal in ihr eigenes digitales Angebot integrieren. Bürgern wiederum wird es ermöglicht, ein Bürgerkonto zu erstellen und Amtsgänge online zu erledigen, sodass sie mit dem Serviceportal einen Zugang zu allen online verfügbaren Dienstleistungen der Verwaltung erhalten. Für den Zugang zu offenen und frei zugänglichen Daten aus Stadt und Verwaltung stellt die Stadt Kiel außerdem ihre bislang verfügbaren offenen Daten im Open Data Hub des Landes Schleswig-Holstein bereit.
Dieses Interview ist in der Ausgabe Oktober 2019 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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