Dienstag, 21. Oktober 2025

Digitale SchulenFinanzspritze für Infrastruktur

[11.12.2019] Nach langem Ringen kommt der DigitalPakt Schule allmählich ins Rollen. 5,5 Milliarden Euro stehen bis 2024 zur Verfügung, um die digitale Infrastruktur der Schulen auf Vordermann zu bringen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme.
Schulen für die digitale Zukunft fit machen.

Schulen für die digitale Zukunft fit machen.

(Bildquelle: davidfuentesphoto.com/stock.adobe.com)

Nicht nur die Verwaltung trägt schwer an der digitalen Transformation, auch Schulen vermögen es kaum, sich zu erneuern. Viele Lehranstalten sind nicht nur baulich marode, sondern auch mit Blick auf die IT-Infrastruktur rückständig. Es fehlt an Geld. In europäischen Rankings geben deutsche Bildungsanstalten kein glänzendes Bild ab. Sie sind für die digitale Zukunft schlecht gerüstet. Mit einer Finanzspritze – immerhin fünf Milliarden Euro vom Bund plus 500 Millionen, welche die Länder aufbringen – sollen die Schulen nun im Rahmen des DigitalPakts Schule fit gemacht werden.
Da Bildung Ländersache ist, gab es bislang nur die Möglichkeit von Finanzhilfen des Bundes für finanzschwache Kommunen. Damit der Bund den Ländern überhaupt Gelder für die Bildungsinfrastruktur in allen Kommunen geben kann, musste das Grundgesetz geändert werden. Artikel 104c ermöglicht es dem Bund seit dem 17. Mai 2019, den Ländern Finanzhilfen für die kommunale Bildungsinfrastruktur zu gewähren. Zuvor hatte es ein Gerangel um Kompetenzabtretung und die Mitfinanzierung gegeben, welches die Länder schließlich für sich entscheiden konnten: Der Bund fördert die Infrastruktur, die Länder sorgen für die inhaltliche Entwicklung. Bildung bleibt also Ländersache.

Füllhorn für digitale Infrastruktur

5,5 Milliarden Euro für die digitale Infrastruktur an Schulen – das klingt nach einem Füllhorn. „Für jede der rund 40.000 Schulen in Deutschland werden rechnerisch rund 120.000 Euro zur Verfügung stehen“, verkündete Bildungsministerin Anja Karliczek im Juni. Damit entfallen auf jede Schülerin und jeden Schüler im Schnitt 500 Euro Fördergeld. Das reicht für ein Tablet oder ein Notebook. Bezahlt sind damit aber noch nicht die notwendige und teils noch zu errichtende Infrastruktur an Schulen: Whiteboards, breitbandiger Internet-Zugang samt WLAN, Server, Wartung und Administratoren, geschweige denn digitale Lernmittel und Unterrichtskonzepte, die es für viele Fächer noch gar nicht gibt.
Viele Bundesländer setzen deshalb auf Bring Your Own Device und wollen die vorhandenen Laptops, Tablets oder Smartphones der Schüler in die schulische Infrastruktur einbinden. Zudem gibt es eine klare Reihenfolge bei der Förderung: Die Schulen sollen erst ein pädagogisches Konzept entwickeln, anschließend müssen die Lehrer fortgebildet werden „und erst dann gibt es Geld für die Infrastruktur“, erklärte Anja Karliczek. Auf diese Weise will man sicherstellen, dass die Anschaffungen auch genutzt werden.

Kreis Zwickau erster geförderter Schulträger bundesweit

Inzwischen gehen die ersten Förderbescheide bei den Schulen ein. Als bundesweit erster Schulträger hat der sächsische Landkreis Zwickau 3,6 Millionen Euro aus dem Förderfonds erhalten. Damit sollen 16 allgemeinbildende und Berufsschulen mit Infrastruktur ausgerüstet werden. Insgesamt stehen dem Bundesland Sachsen 250 Millionen Euro aus dem DigitalPakt Schule zur Verfügung. In Berlin sind es 257 Millionen, die zwischen 2019 und 2024 verteilt werden. Anders als andere Bundesländer will Berlin allen Schulformen einen gleichhohen Sockelbetrag von 100.000 Euro für Investitionen in die Grund-IT-Infrastruktur geben. Pro Schüler sollen dann nochmal 330 Euro hinzukommen, sodass größere Schulen entsprechend mehr Geld erhalten. Baden-Württemberg stehen 650 Millionen Euro zur Verfügung, und Nordrhein-Westfalen erhält für seine 5.700 Schulen insgesamt knapp über eine Milliarde Euro.

Zu länderübergreifenden Projekten ermuntert

In Mecklenburg-Vorpommern haben sich das Land, Landkreise und kreisfreie Städte, der Landkreistag, der Städte- und Gemeindetag und der Zweckverband elektronische Verwaltung (eGo-MV) auf eine übergreifende Zusammenarbeit verständigt. Die Bundesländer Bremen und Niedersachsen wollen im Bereich der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften kooperieren; der DigitalPakt ermuntert ausdrücklich zu länderübergreifenden Projekten. Geplant ist dort eine gemeinsame Plattform für die Online-Qualifizierung von Lehrkräften. Auch bei der Überarbeitung von Bildungsplänen wird an eine Zusammenarbeit gedacht. Hamburg hat bereits im September die Plattform digital.learning.lab gestartet, auf der sich Lehrkräfte über die Gestaltung des digitalen Unterrichts austauschen können.

Unterstützungsleistungen der Länder

Wie die Bundesländer bei der Erstellung eines pädagogischen Konzepts vorgehen, digitale Lerninhalte organisieren und in den Unterricht integrieren, bleibt jedem Land überlassen. Berlin baut derzeit eine Beratungs- und Unterstützungsstelle für Schulträger und Schulen. Die eingereichten IT-Entwicklungs- und Medienkonzepte werden fachlich geprüft, jede Schule erhält einen pädagogischen IT-Betreuer, für die technische Wartung sind 150 Administratoren vorgesehen. In Schleswig-Holstein können Schulen mittels eines Standardformulars eine Bestandsaufnahme vornehmen und werden im weiteren Beantragungsprozess vom Bildungsministerium und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen unterstützt.
Schulen und Schulträger können die Fördergelder bei den Bundesländern beantragen. Dort sind unterschiedliche Stellen für die Vergabe und Bereitstellung der Mittel verantwortlich. In Baden-Württemberg ist beispielsweise die landeseigene L-Bank zuständig. Dort erhalten Schulträger und Schulen Informationen über die Richtlinien und zuwendungsfähigen Maßnahmen und können eine Liste mit den Budgets pro Schulträger einsehen. In Bremen nimmt die Senatorin für Kinder und Bildung Förderanträge entgegen, in Bayern das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, in Sachsen ist es die Aufbaubank. Nordrhein-Westfalen hat eine Online-Plattform mit allen Informationen rund um die Fördermittelvergabe eingerichtet. Bundesländer wie Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, das Saarland und Sachsen-Anhalt befinden sich noch im Abstimmungsprozess.

Helmut Merschmann




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Schul-IT
Ein humanoider Roboter steht inmitten eines Klassenzimmers, umgeben von Kindern.

Baden-Württemberg: Chatbot telli macht Schule

[20.10.2025] Mit telli steht in Baden-Württemberg nun ein speziell für den schulischen Einsatz entwickelter Chatbot zur Verfügung. Er unterstützt Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und Schülerinnen und Schüler im Schulalltag. Der digitale Assistent soll kontinuierlich verbessert und erweitert werden. mehr...

Pirna: Ticketsystem für Schulen gestartet

[15.10.2025] Der IT-Dienstleister KISA hat ein Ticketsystem speziell für Schulen und Verwaltungen entwickelt. In Pirna startet das KISA.ServiceCenter jetzt in den Regelbetrieb. mehr...

Fünf Personen stehen nebeneinander, eine davon hält ein LEGO Education SPIKE Set in den Händen.

Schwerin: Glasfaserausbau an Schulen abgeschlossen

[14.10.2025] In Schwerin sind nun sowohl die kommunalen als auch die freien Schulen mit gigabitfähigen Glasfaseranschlüssen von bis zu einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) ausgestattet. Der geförderte Glasfaserausbau ist an den Schweriner Bildungseinrichtungen somit abgeschlossen. mehr...

Junge Lehrerin am Laptop, Tafel im Hintergrund

Baden-Württemberg: openDesk für Lehrkräfte

[24.09.2025] Baden-Württemberg hat jetzt auf Basis der Software openDesk den Digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte neu aufgesetzt. Da die gleichen Softwarekomponenten wie beim Vorgänger dPhoenix genutzt werden, müssen sich Lehrkräfte auf keine größeren Änderungen einstellen.
 mehr...

Auf dem Weg zum digitalen Klassenzimmer besteht noch Handlungsbedarf.

Berlin: Wie steht es um die digitale Schule?

[18.09.2025] Mit seiner Digitalisierungsstrategie „Schule in der digitalen Welt“ steuert der Berliner Senat die Weiterentwicklung des Schulwesens. Ein Umsetzungsbericht zeigt nun aktuelle Fortschritte bei zentralen Themenfeldern wie Infrastruktur, digitalen Portalen und Lehrerqualifizierung. mehr...

Schultüten vor grünem Hintergrund

OWL-IT: Schulbewerbung.de startet durch

[18.09.2025] In Nordrhein-Westfalen löste IT-Dienstleister OWL-IT zum Start des neuen Schuljahres das Angebot Schüler Online durch das neue Portal Schulbewerbung.de ab. Der diesjährige Anmeldeprozess sei damit sehr unkompliziert verlaufen. mehr...

Beispielhaft für alle Schulen in Oberhausen übergab Oberbürgermeister Daniel Schranz neue mobile Endgeräte an der Robert-Koch-Schule. 

Oberhausen: Weitere Tablets für Schulen

[17.09.2025] Die Stadt Oberhausen hat in den vergangenen fünf Jahren gezielt in die Digitalisierung ihrer Schulen investiert – nun konnten weitere 3.100 iPads an diese verteilt werden. mehr...

Über einem aufgeklappten Laptop schweben Symbole, die mit dem Thema lernen in Verbindung gebracht werden können.

Schlaue Schule: VoIP im Bildungswesen

[05.09.2025] Per Voice over Internet Protocol (VoIP) können Informationen in Sekundenschnelle weitergeleitet, aufgezeichnet und dokumentiert werden. Ein solches System ist in die Schlaue Schule integriert. Die cloudbasierte Plattform gewährleistet die rechtssichere Kommunikation zwischen Schule, Schülern und Eltern und ermöglicht eine schnelle Reaktion in Notfällen. mehr...

Eine Frau steht in einem Bus und schaut in ihr Smartphone

Stolberg: Übernahme von Schülerfahrkosten online beantragen

[18.08.2025] In Stolberg können Erziehungsberechtigte ein digitales Antragsverfahren zur Übernahme von Schülerfahrkosten nutzen. Die Kupferstadt ist außerdem einer der ersten regio iT-Kunden, die die neue Funktion zur automatischen Bescheidgenerierung nutzen. mehr...

bericht

Chemnitz: Digitale Kompetenz für Schulen

[13.08.2025] Chemnitz ist eines der Innovationszentren im sogenannten Silicon Saxony. Das zeigt sich auch im Schulbetrieb: Tausende Schüler, Lehrer und pädagogische IT-Koordinatoren prägen den digitalen Unterricht. Den stadtweiten IT-Service übernimmt das Schulrechenzentrum SyS-C. Und auch hier kommt eine Chemnitzer Lösung zum Einsatz: die IT-Service-Management-Software KIX. mehr...

Symbolbild Cloud Computing

Bayern: Schulcloud landesweit im Regelbetrieb

[05.08.2025] Mit dem Übergang in den Regelbetrieb ist die BayernCloud Schule (ByCS) nun flächendeckend an den Schulen des Freistaats verfügbar. Über die Plattform sind unter anderem Lerninhalte, Office-Anwendungen und ein schulweiter Messenger zugänglich.
 mehr...

Lehrer und Schüler sitzen vor einem Laptop

Bremen: Chatbot Telli für Schulen

[02.07.2025] Als erstes Bundesland führt Bremen den KI-Chatbot Telli an seinen öffentlichen Schulen ein. Die Open-Source-Lösung ist Teil eines Projekts, an dem alle Bundesländer beteiligt sind. mehr...

Mecklenburg-Vorpommern: Feedback vom FelloFish

[24.06.2025] Das KI-Tool FelloFish soll Schülern und Lehrkräften in Mecklenburg-Vorpommern künftig automatisiert Feedback zum Lernfortschritt geben. Die Lösung soll ab dem kommenden Schuljahr an zunächst 16 Pilotschulen erprobt werden. mehr...

Schulranzen mit daran angelehntem Tablet, im Hintergrund eine grübe Kreidetafel.

Schul-IT: „Kleiner Digitalpakt“ für Sachsen-Anhalt

[26.05.2025] In Sachsen-Anhalt können Schulträger wieder Fördermittel für digitale Ausstattung beantragen. Grundlage ist die IKT-Richtlinie Schulen, die unter anderem Endgeräte und Softwarelösungen bis zu 80 Prozent unterstützt. Hinzu kommen Mittel aus dem Corona-Sondervermögen. mehr...

Eine Person erklärt einer anderen Person etwas auf einem Tablet, im Hintergrund ist ein aufgeklappter Laptop zu sehen.

Kreis Kassel: Eigenes Supportteam für Schul-IT

[16.05.2025] Für die Betreuung seiner Schul-IT hat der Kreis Kassel einen eigenen Fachdienst gegründet und IT-Personal eingestellt. Das im Rahmen des DigitalPakt Schule aufgebaute IT-Support-System hat sich bewährt und wird mittlerweile ohne Förderung vom Landkreis selbst finanziert. mehr...