Freitag, 25. Juli 2025

VerwaltungscloudDen Neustaat gestalten

[10.02.2022] Die Schaffung einer souveränen Verwaltungscloud für Bund, Länder und Kommunen sollte vordringliche Aufgabe dieser Legislaturperiode sein und daher schnellstmöglich angegangen werden. Dafür setzen sich der Freistaat Bayern und das Saarland ein.
Souveräne Verwaltungscloud schnellstmöglich bereitstellen.

Souveräne Verwaltungscloud schnellstmöglich bereitstellen.

(Bildquelle: phonlamaiphoto/stock.adobe.com)

Cloud-Anwendungen sind aus vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Zentrale Funktionen wie Customer Relationship Management (CRM) und Enterprise Resource Planning (ERP) sind mittlerweile oft nur noch als Cloud-Anwendungen am Markt zu haben. Ebenfalls werden typische Client-Anwendungen wie Office zunehmend aus der Cloud angeboten. Auch eine moderne Verwaltung muss sich deshalb der Cloud-Technologie öffnen. Zum einen, um Bürgerinnen und Bürgern moderne Serviceleistungen anbieten zu können. Zum anderen, um selbst von den Vorteilen cloud­basierter Software-Lösungen zu profitieren. Dafür sind allerdings gewisse Vo­raussetzungen zu schaffen.
Cloud Computing beschreibt dabei sowohl die zentrale, serverseitige und geräteunabhängige Datenspeicherung als auch die effiziente und skalierbare zentrale Bereitstellung von Rechenkapazität bei externen Dienstleistern. Cloud-Anwendungen sparen daher Aufwand für Betrieb, Wartung und technischen Support und garantieren, dass stets die aktuelle Software-Version verfügbar ist. Die Deutsche Bahn etwa hat ihre eigenen Rechenzentren aufgelöst und ihre Anwendungen zu Cloud-Anbietern migriert.

Souveräne Verwaltungscloud als vordringliche Aufgabe

Dementsprechend ist Cloud Computing für Endkunden, den Mittelstand und große Konzerne attraktiv – und immer mehr auch für die öffentliche Verwaltung. Klar ist: Wie immer, wenn sensible Daten von Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen verarbeitet werden, legt die Verwaltung auf Datenschutz und Informations­sicherheit größten Wert. Aus diesem Grund haben die Länder in verschiedenen Positionierungen bereits im Herbst 2021 klare Forderungen an den Bund gestellt.
Bayern und das Saarland wollen schnellstmöglich die Bereitstellung einer digitalen, souveränen Verwaltungscloud. Sie sollte als vordringliche Aufgabe in der Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Ländern gleich zu Beginn dieser Legislaturperiode des Bundestags umgesetzt werden. Sie soll Bund, Ländern und den Kommunen zur Verfügung stehen und im Sinne einer Multi-Cloud-Strategie bereitgestellt werden. Unter Multi-Cloud verstehen Bayern und das Saarland dabei eine zielorientierte Nutzung von Angeboten aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich und auch von vertrauenswürdigen Anbietern aus der Privatwirtschaft.
Selbst Cloud-Anbieter mit Angeboten oder Unternehmenssitzen außerhalb des Geltungsbereichs der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) können dabei einbezogen werden. Voraussetzung ist die Einhaltung klar definierter Standards, die zusammen mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt wurden (so genannte rote Linien), und dabei vor allem die Trennung zwischen Cloud-Angeboten für die öffentliche Verwaltung und Public Clouds.

Drei Voraussetzungen sind zentral

Zentral erscheinen Bayern und dem Saarland hierbei drei Voraussetzungen für die Realisierung der digitalen Souveränität:
• Wechselmöglichkeit: Zur Vermeidung von Abhängigkeiten muss die öffentliche Verwaltung die Möglichkeit haben, frei und flexibel zwischen verschiedenen Anbietern und IT-Lösungen zu wechseln (Vermeidung von Lock-in-Effekten). Hierzu müssen Datenformate standardisiert sein und die Übertragung der Daten auf eine neue Plattform einfach möglich sein.
• Daten-Sicherheit und Datenschutz: Hierfür erstellt das BSI derzeit eine aktualisierte Handreichung für die öffentliche IT. Hyperscaler, die die roten Linien des BSI nicht überschreiten und den europäischen und nationalen Vorgaben entsprechen, sollen an Vergabeverfahren teilnehmen dürfen.
• Gestaltungsmöglichkeit: Die öffentliche Verwaltung muss in der Lage sein, die für sie entwickelte und bereitgestellte IT mitzugestalten – und dabei Anforderungen und Bedarfe gegenüber Anbietern nicht nur zu artikulieren, sondern auch durchzusetzen. Hierzu sind Wahlmöglichkeiten und ein echter Wettbewerb der Angebote erforderlich.

Alternative Angebote fördern

Dabei gilt, dass die Handlungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand maximiert werden, wenn Bund, Länder und Kommunen ihre Marktmacht durch gemeinsame Positionen und die Bündelung bei Beschaffungen gemeinsam ausüben. Darüber hinaus ist es aus Sicht von Bayern und des Saarlands zweckdienlich, nicht ausschließlich auf den privaten Markt zu setzen, sondern im Sinne einer nationalen Multi-Cloud-Strategie mithilfe gezielter Förderung alternative, nachhaltige und wettbewerbsfähige Angebote in Deutschland zu entwickeln. Eine solche Förderung muss zielgerichtet erfolgen und eine kritische Masse realisieren. Dazu kann einer solchen souveränen Verwaltungscloud auf Nachfrageseite der Vorrang gegeben werden, soweit die erforderlichen Funktionen abgedeckt werden können. Die Unterstützung von europäischen oder nationalen Alternativen leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Lock-in-Effekten.

Kommunen profitieren von vernetzten Ressourcen

Gerade kleine und mittelgroße Kommunen können von einer souveränen Cloud-Lösung erheblich profitieren. Die Herausforderungen bei der Bereitstellung von Rechenzentrumskapazitäten nehmen kontinuierlich und rasant zu. Insbesondere die IT-Sicherheitsvorfälle bei Kommunen, Universitäten oder weiteren öffentlichen wie privaten Einrichtungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, welch hohen Stellenwert die Absicherung von vernetzten Ressourcen einnimmt. Eine Zentralisierung der Ressourcen würde die einzelnen Kommunen in diesem Zusammenhang erheblich entlasten. Dadurch könnten deren IT- und Digitalisierungsfachkräfte die Fachreferate verstärkt durch Prozess-Know-how und innovative Lösungen für die Digitalisierung und Optimierung von Prozessen unterstützen. Die Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland könnte somit deutlich beschleunigt werden.
Für Bayern und das Saarland ist klar: Unsere Landesverwaltungen wollen Schritt halten bei der Cloud. Wir wollen sie aktiv im Zusammenschluss von Bund, Ländern und Kommunen gestalten und leistungsfähige Optionen für die öffentliche Verwaltung auf den Weg bringen. Das gelingt uns am besten gemeinsam. Insbesondere die Bundesregierung ist hier in ihrer Vorbildfunktion gefordert. Unsere Zusage zur engagierten Mitarbeit und Mithilfe steht.

Ammar Alkassar ist Bevollmächtigter für Innovation und Strategie und CIO des Saarlands; Judith Gerlach ist Staatsministerin für Digitales des Freistaats Bayern.




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: IT-Infrastruktur

Fraunhofer FOKUS: Zweite Public Data Konferenz

[25.07.2025] Am 25. September lädt das Fraunhofer-Institut FOKUS zur zweiten Public Data Konferenz nach Berlin ein. Im Fokus stehen strategische Ansätze, praktische Lösungen und konkrete Projekte. Angesprochen werden leitende Personen aus Politik und Verwaltung, deren Aufgabe die Förderung des organisationsübergreifenden Datenaustauschs ist. mehr...

laptop-tastatur, torso dahinter drückt auf ein Ordner-Symbol

Werra-Meißner-Kreis: Standardisierung von Prozessen

[24.07.2025] Mit einem vom Land Hessen unterstützten Projekt will der Werra-Meißner-Kreis eine Standardisierung der Anbindung von Fachverfahren an Dokumentenmanagementsysteme erreichen. Andere hessische Kommunen sollen die Schnittstelle ebenfalls nutzen können. mehr...

Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder und Digitalminister Dirk Schrödter stehen nebeneinander vor dem Norderstedter Rathaus und halten gemeinsam ein Smartphone in die Kamera, auf dessen Bildschirm die neue Stadt-App zu sehen ist.

APPgemacht: Norderstedt immer griffbereit

[22.07.2025] Nützliches, Wissenswertes und zahlreiche städtische Onlineservices umfasst die neue Norderstedter Stadt-App. Die Kommune will mit dem Angebot alle Generationen ansprechen. In den kommenden Monaten soll der App-Umfang sukzessive erweitert werden. mehr...

Verschiedene Dokumente sind mit einer Wolke verbunden, im Hintergrund sieht man eine Computertastatur.

cit intelliForm Server: Release stärkt E-Government-Betreiber

[22.07.2025] Mit zwei Erweiterungen soll die neue Version des cit intelliForm Servers die Betreiber von E-Government-Services noch besser unterstützen. Dazu zählt die Verwendung von GitOps in der Formularverwaltung, während Kubernetes den Cloud- und Rechenzentrumsbetrieb vereinfacht. mehr...

Sechs Personen stehen nebeneinander vor einer Hauswand, zwischen Hauswand und Personengruppe ist das Logo der Picture GmbH zu sehen.

Kreis Paderborn: Systematisches Prozessmanagement

[17.07.2025] Um Wissen in der Verwaltung zu halten und deren Abläufe zu optimieren, hat der Kreis Paderborn ein professionelles Prozessmanagement eingeführt. Für den Projekterfolg waren eine aktive interne Kommunikation und die Unterstützung durch den Verwaltungsvorstand entscheidend. mehr...

Rechtecke sind durch leuchtende Linien miteinander verbunden, in der Mitte ist ein würfelförmiges Objekt zu sehen.
bericht

Urbane Datenplattformen: Wichtiger Schlüssel

[15.07.2025] Urbane Datenplattformen sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Die Einführung und Nutzung bringen für Kommunen neben vielen Mehrwerten jedoch auch Herausforderungen mit sich. mehr...

Mehrere Personen sitzen auf nebeneinander auf einem Sofa und schauen gemeinsam auf einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß einer der Personen.
bericht

Kreis Traunstein: Weblösung reduziert Arbeitslast

[08.07.2025] Eine speziell auf die Verwaltung von Asylbewerbern, Unternehmen und gemeinnützigen Trägern ausgerichtete Weblösung unterstützt Kommunen bei der Koordination gemeinnütziger Aufgaben. Sie setzt auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) und wurde gemeinsam mit dem Kreis Traunstein entwickelt. mehr...

Blick auf das Cadolzburger Rathaus.

Cadolzburg: Signieren ohne Tinte

[03.07.2025] Seit über einem Jahr nutzt die Marktgemeinde Cadolzburg den Signaturservice der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB). Um Zertifikate selbstständig ausstellen und administrieren zu können, führte sie 2025 ergänzend das Zertifikatsportal des IT-Dienstleisters ein. mehr...

bericht

Digitale Souveränität: Ist die Schmerzgrenze erreicht?

[02.07.2025] Auf dem Zukunftskongress Staat & Verwaltung diskutierten Experten in der vergangenen Woche den aktuellen Stand bei der digitalen Souveränität. Diese ist durch geopolitische Verschiebungen wieder ins Blickfeld der Politik geraten. Ob die Marktdominanz von US-Konzernen bei Netzen und Software in der öffentlichen Verwaltung überwunden werden kann, erscheint indes weiter ungewiss. mehr...

KGSt: Kritik an Deutscher Verwaltungscloud

[01.07.2025] Die KGSt unterstützt die Deutsche Verwaltungscloud grundsätzlich – sieht aber Nachbesserungsbedarf bei Steuerung, Wirtschaftlichkeit und technischer Umsetzung. mehr...

Datentechnologiehologramm, im Hintergrund sind die Hände einer Frau zu sehen, die Notizen macht.

Nordrhein-Westfalen: Digital-Index für das Ruhrgebiet

[01.07.2025] Erstmals wurde für die 53 Kommunen im Ruhrgebiet ein Digital-Index erstellt. Er nimmt verschiedene Themenfelder in den Blick, darunter die Bereiche Forschung, Beschäftigung, Unternehmen und Infrastruktur. Auch wurde das Gebiet mit elf anderen Metropolregionen in Deutschland verglichen. mehr...

Luftbild der Nürnberger Altstadt: viele rote Ziegeldächer, im Bildzentrum der grüne Doppelturm von St. Sebaldus.

Nürnberg: AutiSta aus der AKDB Cloud

[23.06.2025] Auf AutiSta als Software-as-a-Service bei der AKDB setzt die Stadt Nürnberg. Im Rahmen des Projekts hat die Frankenmetropole eng mit dem Fachverfahrenshersteller und dem IT-Dienstleister zusammengearbeitet. mehr...

Spielplatz in einem Wohngebiet.

GIS Consult / RIB IMS: CAFM-System mit GIS-Anbindung

[19.06.2025] Die Unternehmen RIB IMS und GIS Consult haben die bidirektionale Systemintegration der CAFM-Software RIB FM und des Geo-Informationssystems Smallworld GIS ausgeweitet. Flurstücke lassen sich somit grafisch visualisieren und darüber Prozesse für Verwaltungsaufgaben aller Art managen. mehr...

Eine Wolke schwebt über einem Stapel Münzgeld.
bericht

E-Rechnungspflicht: So gelingt die Umstellung

[17.06.2025] Mit der Einführung der E-Rechnungspflicht im B2B-Bereich erwartet Kommunen ein deutlicher Anstieg eingehender E-Rechnungen. Angesichts dessen hat der Softwarehersteller ­xSuite sein Angebot in diesem Bereich ausgebaut und setzt dabei auch auf eine Cloudplattform. mehr...

Amt Föhr-Amrum Gebäude
bericht

Föhr-Amrum: Mit vereinten Kräften

[28.05.2025] Das Amt Föhr-Amrum hat vor rund einem Jahr eine Verwaltungskooperation mit dem Land Schleswig-Holstein getroffen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. mehr...