KaiserslauternDigitalisierung für die Menschen

Ilona Benz
(Bildquelle: Thomas Kierok)
Frau Benz, seit Februar dieses Jahres leiten Sie KL.digital, die Digitalisierungsgesellschaft der Stadt Kaiserslautern. Welche Aufgaben haben Sie in dieser Funktion?
Zunächst habe ich natürlich ganz klassische Aufgaben als Geschäftsführerin im administrativen Bereich. Spannender ist meine Tätigkeit als strategische Gesamtprojektleiterin der Aktivitäten der Smart-City-Modellstadt Kaiserslautern. Wir verfolgen sieben Einzelprojekte, die meist selbstständig aktiv sind. Ich kümmere mich darum, dass alles zur Strategie passt und unsere übergeordneten Ziele erreicht werden. Außerdem muss ich viel vermitteln und koordinieren, etwa in Richtung Stadtverwaltung oder externe Akteure.
Sie kommen vom Gemeindetag Baden-Württemberg. Was waren Ihre Beweggründe, beruflich vom Schwabenland in die Pfalz zu wechseln?
Ich war über fünf Jahre beim Gemeindetag tätig und wollte stärker praxisorientiert arbeiten. Mit Smart City habe ich mich schon beim Verband beschäftigt. Nun gab es die Gelegenheit, das Thema in einer Stadt voranzutreiben. Das hat mich gereizt. Zumal in Kaiserslautern die Rahmenbedingungen stimmen. Durch Fördermittel gibt es finanzielle Spielräume und der politische Rückhalt aus der Verwaltungsspitze und dem Stadtrat ist ebenfalls da. Nicht zuletzt arbeitet in der Stadt schon lange ein großes Digitalisierungsteam sehr gut zusammen.
Wie ist der Stand in Kaiserlautern, worauf können Sie aufbauen?
Kaiserslautern hat eine super Ausgangsposition auf dem Weg zur Smart City. Mein Vorgänger und das Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Die technischen Details sind geregelt, die IT-Architektur und die IT-Infrastruktur stehen und die meisten Projekte werden schon umgesetzt. Und es wurde bereits sehr viel mit der Stadtgesellschaft geredet. Denn das ist ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor: Kommunikation, um die Menschen an Bord zu holen. Auf all das kann ich aufbauen.
Die Digitalisierung in Kaiserslautern läuft unter dem Motto: Unser Lautern – herzlich digital. Was bedeutet der Slogan aus Ihrer Sicht?
Das Motto wurde vor meiner Zeit entwickelt und ich unterstütze das zu 100 Prozent. Herzlich digital bedeutet ganz klar, dass Digitalisierung nicht um der Technik willen, sondern für die Menschen in der Stadt gemacht wird. Das heißt auch: Die Projekte müssen für die Bürgerinnen und Bürger entweder einen unmittelbaren oder einen mittelbaren Nutzen haben. Das ist etwa der Fall, wenn die Stadtverwaltung Planungsprozesse verbessern kann, wovon wiederum die Einwohner profitieren.
Unter einer Smart City kann man sich vieles vorstellen. Wie definieren Sie die smarte Stadt?
Smart City bedeutet für mich, dass eine Stadt die digitalen Möglichkeiten nutzt, um ihre ureigenen Aufgaben der Daseinsvorsorge und der Stadtentwicklung auch in Zukunft zu erfüllen. Die Digitalisierung muss dafür als Lösungsmöglichkeit betrachtet werden.
„Meine Vorstellung von einer Smart City ist, dass die Stadt trotz aller Herausforderungen lebenswert bleibt.“
Wie tragen Smart-City-Projekte in Kaiserslautern zur Stadtentwicklung und kommunalen Daseinsvorsorge bei?
Unsere Projekte sind sehr vielfältig. Sie decken folgende Themen ab: Sicherheit, Gesundheit, IT-Infrastruktur, Bildung, Verwaltung, Handel, Datenplattform, Energie und Umwelt, Verkehr und Gesellschaft. Das Projekt Stadt.Raum.Wir. beispielsweise hat einen gesellschaftlichen Schwerpunkt. Damit wollen wir einen nicht-kommerziellen Begegnungsraum schaffen und so soziale Kontakte fördern. Im Bereich Mobilität geht es darum, den Verkehr über Sensorik zu steuern und die Verkehrsplanung zu verbessern. Ein Vorhaben hat zum Ziel, sehbehinderte Personen mit einem digitalen Lotsensystem besser ins Stadtleben zu integrieren. Es gibt also in vielen Bereichen Bezüge zur Daseinsvorsorge und zur Stadtentwicklung. Wichtig ist auch, dass wir eine Datenplattform aufbauen und noch mehr offene Daten zur Verfügung stellen wollen. Damit setzen wir die Open-Data-Richtlinie der EU um.
Wie werden die Bürgerinnen und Bürger in die Gestaltung der digitalen Stadt Kaiserslautern einbezogen?
Über unsere Pläne und Projekte informieren wir sehr intensiv über Social-Media-Kanäle und unsere herzlich digitale Website. Außerdem sind wir ganz klassisch mit Infoständen auf Veranstaltungen vertreten und zeigen so, dass wir ein offenes Ohr für die Menschen haben. Selbst aktiv werden können die Bürgerinnen und Bürger über die Beteiligungsplattform Kaiserslautern MitWirkung. Darüber können sie Vorschläge einreichen und über bestimmte Vorhaben abstimmen. Bei der Kommunikation hilft uns auch der Digitalbeirat. In diesem Gremium sind Vertreter wichtiger zivilgesellschaftlicher Gruppen dabei, sie wirken als Multiplikatoren in ihre jeweiligen Gruppen.
Mitte Mai haben Sie zusätzlich interimsmäßig die Aufgaben des Chief Digital Officers (CDO) der Stadt Kaiserslautern übernommen. Welche Vorteile sehen Sie darin?
Der CDO der Stadt ist organisatorisch als Stabsstelle beim Oberbürgermeister angesiedelt, allerdings ohne personellen Unterbau, sozusagen als König ohne Reich. Deshalb ist die Kombination aus CDO und Geschäftsführerin von KL.digital so spannend, weil ich ein Team habe. Meine Aufgabe als CDO sehe ich darin, in die Zivilgesellschaft hineinzuwirken, etwa über den Digitalbeirat. Ich kann auch gut zwischen dem Digitalisierungsteam und der Stadtverwaltung vermitteln. Es geht dabei um die Frage, welchen Nutzen die Smart-City-Projekte für das Alltagsgeschäft der Stadtverwaltung haben. Wir machen ja nicht irgendwas, sondern erproben, wie kommunale Aufgaben auf eine moderne Art und Weise erledigt werden können. Als CDO kann ich dies authentischer erklären.
Das ist für Sie aber keine Daueraufgabe?
Als Professor Dieter Rombach die ehrenamtliche CDO-Aufgabe abgegeben hat, war der Gedanke, dass zumindest für eine Übergangszeit das CDO-Amt bei KL.digital angesiedelt wird. Denn in der Stadtverwaltung soll ein neues Referat für Digitalisierung und Innovation entstehen, dessen Leiter oder Leiterin gleichzeitig CDO sein soll. Allerdings ist Stand heute nicht klar, ob das Referat tatsächlich kommen wird, weil sich der Stadtrat dazu noch nicht final positioniert hat. Ich finde, die jetzige Lösung hat ganz viel Charme.
Wenn die Smart City Realität wird, wie lebt es sich künftig im herzlich digitalen Kaiserslautern?
Die Kommunen werden derzeit gleich von mehreren Krisen gebeutelt. Ich bin mir sicher, dass sich die Klimakrise noch ganz extrem auf die Städte auswirken wird. In Kaiserslautern wollen wir es schaffen, dass die Bürger weiterhin gerne in der Stadt leben. Dafür nutzen wir die Digitalisierung. Meine Vorstellung von einer Smart City ist, dass die Stadt trotz aller Herausforderungen lebenswert bleibt.
https://klmitwirkung.de
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe August 2022 von Kommune21 im Schwerpunkt Smart City erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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