NordfrieslandDigital durch den Förderdschungel

Eine Wissensplattform hilft Kommunen im ländlichen Nordfriesland, sich im Dschungel der Förderprogramme zurechtzufinden.
(Bildquelle: jakobradlgruber/123rf.com)
Der Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein ist eine der ländlichsten Regionen des Landes. Er umfasst elf kleine Bezirke, von denen die meisten nur aus einer Handvoll Kleinstädte, Dörfer und kleiner Ortschaften bestehen. Angesichts ihrer geringen Größe sind die ländlichen nordfriesischen Gemeinden gezwungen, die meisten öffentlichen Projekte mit Fremdmitteln zu finanzieren: Der jährliche Gemeindehaushalt reicht schlichtweg nicht aus, um alle Bedarfe und Wünsche zu erfüllen. Die meisten kommunalen Ämter, darunter auch das des Bürgermeisters, werden von ehrenamtlichen Helfern neben ihrem eigentlichen Beruf ausgeübt.
Die Gemeinden müssen sich daher in den so genannten Förderdschungel begeben, wollen sie Projekte wie Spielplätze und Radwege finanzieren. Theoretisch gibt es eine Vielzahl an staatlichen, nationalen, EU- und anderen Förderprogrammen, die für die Finanzierung von Gemeinschaftsprojekten in Anspruch genommen werden können. Sie alle unterscheiden sich jedoch in Art und Umfang der förderfähigen Projekte sowie durch variierende, oftmals sehr komplexe Einschränkungen und Auflagen. Auch das Antragsverfahren ist nicht immer eindeutig. So beklagt Melanie Boieck von der Stabsstelle Förderscouting der nordfriesischen Gemeinden etwa die Tatsache, dass die Programme bis zu 20 Seiten Rechtssprache umfassen können, durch die sich ehrenamtliche Kommunalvertreter und hauptamtlich Beschäftigte hindurcharbeiten müssen, um herauszufinden, ob sie eine Förderung für ein bestimmtes Projekt akquirieren können.
Wissensplattform bahnt den Weg
Eine digitale Wissensplattform sollte daher helfen, den passenden Weg durch den Förderdschungel zu bahnen, durch den sich die 133 nordfriesischen Gemeinden mit Unterstützung ihres Amts oder der Stadtverwaltungen regelmäßig schlagen müssen. Auf der Online-Plattform sollten Kurzbeschreibungen mit den wichtigsten Details der verschiedenen Förderprogramme zu finden sein, um es Gemeindevertretern leichter zu machen, sich einen schnellen Überblick über die für ihre Projekte infrage kommenden Förderprogramme zu verschaffen.
Außerdem sollte die Plattform die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen den einzelnen Gemeinden erleichtern. Jeder, der das Antragsverfahren für ein bestimmtes Programm bereits durchlaufen hat, kann Notizen, Ratschläge und detaillierte Checklisten für die Nachfolger hinterlegen. Gemeinden mit ähnlichen Projekten haben auch die Möglichkeit zu kooperieren und sich die Vorarbeit für ihre individuellen Anträge zu teilen oder Ratschläge auszutauschen. Gegebenenfalls könnten sogar gemeinsame Anträge gestellt werden, zum Beispiel für einen Radweg, der Dörfer miteinander verbindet.
Die positive Seite der Globalisierung
Für die Stabsstelle Förderscouting ging es allerdings zunächst darum, die entsprechenden Mittel zu beschaffen, um die Plattform überhaupt in der Praxis umsetzen zu können. Unter der Leitung von Hauke Klünder, der beim nordfriesischen Amt Viöl für die kreisweite Fördermittel-Akquise und Projektentwicklung verantwortlich zeichnet, konnte die Finanzierung schließlich durch ein Programm der Bundesregierung gesichert werden. Diese Gelder ermöglichten es dann, Melanie Boieck als Projektleiterin für das Förderscouting-Projekt einzustellen. Nächste Hürde war die Auswahl eines geeigneten Software-Entwicklungsunternehmens, der die Stabsstelle Förderscouting Nordfriesland nicht nur zutraute, ein entsprechend hochwertiges Endprodukt für ihre Zwecke zu liefern, sondern das auch in der Lage war, dies innerhalb des begrenzten Budgets zu tun.
Dieser Prozess führte schließlich zu Krusche & Company (K&C), einem in München ansässigen IT-Outsourcing-Unternehmen mit neu eröffnetem Büro und Team in der irakisch-kurdischen Universitätsstadt Sulaimaniyya. Dank der kostengünstigen Konditionen dieses neuen Standorts konnte die Förderscouting-Plattform innerhalb des knappen Budgets erfolgreich umgesetzt werden. Trotz der großen Entfernung von mehr als 4.500 Kilometern beträgt die Zeitverschiebung zu Sulaimaniyya nur zwei Stunden, was die Kommunikation tagsüber sehr angenehm machte.
Keine Kommunikationsprobleme
Hatte Melanie Boieck Bedenken, ein Team von Software-Entwicklern an einem so ungewöhnlichen Ort unter Vertrag zu nehmen? Da sie bereits in der Vergangenheit mit internationalen Teams an IT-Projekten gearbeitet hatte, habe die einzige Sorge darin bestanden, ob die Englischkenntnisse des Teams eine ausreichende Kommunikation zulassen würden, so Boieck. Ihr sei jedoch vonseiten K&C versichert worden, dass jemand aus Deutschland einspringen würde, um bei eventuellen Kommunikationsproblemen oder anderen Schwierigkeiten zu vermitteln. Also beschloss Boieck, den Schritt zu wagen.
Neben regelmäßig stattfindenden organisatorischen und technischen Besprechungen, die per Videokonferenz abgehalten wurden, lernten sich die beiden Seiten des Teams in Viöl und Sulaimaniyya auch persönlich kennen. Die Deutschen waren fasziniert davon, mehr über die Geschichte, Politik und Kultur des irakischen Kurdistans sowie über die Lebensweise in Sulaimaniyya zu erfahren.
Die jungen irakischen Kurden ihrerseits waren begeistert davon, mit internationalen Partnern zusammenzuarbeiten und die Gründe sowie Ziele der Plattform kennenzulernen. Sie legten Wert darauf, genau zu verstehen, was das Förderscouting erreichen sollte, um das bestmögliche Produkt entwerfen und realisieren zu können. Gleichzeitig erhielten sie einen Einblick in die bisweilen frustrierend komplexe Bürokratiewelt Deutschlands. Sie waren besonders überrascht von der Länge und Häufigkeit der deutschen Feiertage, die bei der Planung von Online-Konferenzen während des gesamten Entwicklungsprozesses berücksichtigt werden mussten.
Sehenswertes Produkt
Das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Nordfriesland und dem weit entfernten Sulaimaniyya in den Bergen des irakischen Kurdistans war schließlich der Launch der Förderscouting-Plattform. Diese erleichtert nun den Vertretern aller Gemeinden die Beantragung von Fördermitteln. Darüber hinaus prüft Melanie Boieck bereits, wie der Zugang zur Plattform auf regionaler, landesweiter und möglicherweise sogar auf nationaler Ebene erweitert werden kann. Die notwendigen Fördermittel zu sichern, um die Förderscouting-Plattform und deren Vorteile einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, sollte nun zumindest einfacher sein.
Das Team in Sulaimaniyya unterstützt die Plattform auch weiterhin und sorgt für einen reibungslosen Betrieb. Voraussichtlich wird es auch bald dafür verantwortlich sein, das Förderscouting zum Nutzen vieler weiterer Kommunen und Ämter zu erweitern, die mit dem gleichen Förderdschungel konfrontiert sind wie zuvor das Amt Viöl und seine Nachbarn.
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