BürgerassistenzEffektive Unterstützung

Der Hamburger Kindergeld-Service hat einen Sprachassistenten.
(Bildquelle: Fraunhofer FOKUS, Philipp Plum)
KI-Lösungen gewinnen auch in der öffentlichen Verwaltung immer mehr an Bedeutung. So können Machine-Learning-Verfahren den Posteingang einer Behörde vorsortieren und ihn verschiedenen Dienststellen zuweisen. Generative Sprachmodelle – auch Large Language Models (LLM) genannt – sind durch ChatGPT populär geworden. Solche LLMs können nicht nur Texte erzeugen, sondern sie auch analysieren. Sie können Eingaben deutlich besser verstehen als frühere KI-Technologien. In Gestalt von Retrieval-Augmented-Generation-Chatbots (RAG-Chatbots) erlauben generative KI-Modelle hochqualitative Suchverfahren für die öffentliche Verwaltung, indem interne Datenbestände nutzerfreundlich und zielgenau im Frage-Antwort-Modus erschlossen werden. In der Verwaltung können sie dazu beitragen, Mitarbeitende von repetitiven Aufgaben zu entlasten und die digitale Kommunikation an der Bürgerschnittstelle zu unterstützen.
Neue, nutzerfreundliche Kommunikation
Infolge von Kostenzwängen und dem Fachkräftemangel steht bei Diskussionen einer möglichen KI-Anwendung die Unterstützung interner Fachprozesse im Vordergrund. Moderne KI-Verfahren können aber noch mehr: Sie eröffnen neue, nutzerfreundliche Möglichkeiten der Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern und tragen dazu bei, Barrieren zu reduzieren. Bisher ist die Popularität von Chatbots an der Bürgerschnittstelle eher begrenzt. Einerseits hat der ChatGPT-Hype hohe Nutzererwartungen geweckt, die typische Verwaltungsbots oft nicht erfüllen können, da sie auf älteren Suchtechnologien basieren. Andererseits sind diese Systeme bisher meist auf die reine Informationsbeschaffung limitiert. Um einen digitalen Antrag zu stellen, muss man den Chat verlassen und – ohne Bot-Hilfe – den Weg über ein (Online-)Formular gehen.
Kommunikationsbandbreite erhalten
Formulare sind und bleiben unverzichtbar. Sie stellen genau durchdachte, formalisierte Schnittstellenspezifikationen zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie der Behörde dar. KI-Assistenzlösungen sollten idealerweise eine leistungsfähige Unterstützung beim Ausfüllen bieten. Dazu gehört es, Zwischenfragen zu Details eines Formulars entgegenzunehmen und zu beantworten. Dabei sollte das ausgefüllte Formular jederzeit sicht- und editierbar bleiben. Eine Interaktion per Audio oder ausschließlich im Chat-Fenster schränkt die Kommunikationsbandbreite aber ein, sodass wichtige Details übersehen werden könnten. Da durch die Formularabsendung oft Rechtsakte begründet werden, gilt es, dies zu vermeiden. Am Fraunhofer-Institut FOKUS wurde in einer Reihe von Projekten für die öffentliche Verwaltung untersucht, wie Online-Dienste und formularzentrische Web-Anwendungen effektiv und minimalinvasiv mit Chat- und Sprachschnittstellen erweitert werden können. So wurde in einem Pilotvorhaben mit der Freien und Hansestadt Hamburg und Dataport der dort betriebene Online-Dienst „Kinderleicht zum Kindergeld“ mit einem Sprachassistenten erweitert, der es ermöglicht, das komplexe Online-Formular vollständig sprachgesteuert auszufüllen. In Folgeprojekten wurde die Vorgehensweise auf andere Anwendungen übertragen und erweitert. Ein weiteres Beispiel ist das EU-Vorhaben ACROSS. Hier entstand ein multilingualer, multimodaler Bürgerassistent. Er soll Bürgerinnen und Bürger etwa dabei unterstützen, die formalen Vorbereitungen für einen längeren Auslandsaufenthalt abzuwickeln.
Chatbot beantwortet Hintergrundfragen
Der Assistent ermöglicht die Navigation einer zentralen Citizen Web App und das Ausfüllen von Eingabefeldern wahlweise per getipptem Chat oder per Spracheingabe. So demonstriert das Projekt erstmalig einen nahtlosen Wechsel zwischen dem Web-Assist-Modus zum Steuern, Navigieren und Ausfüllen und einem separaten Info-Chatbot, der Hintergrundfragen beantwortet. Zudem wurde eine erste Integration mit einem generativen KI-Modell realisiert, um das Textverstehen des Assistenten durch Natural Language Understanding (NLU) zu optimieren. Parallel hat Fraunhofer FOKUS den „FOKUS Intelligent Speech Assistant“ aufgebaut, das so genannte FISA-Framework. Dieses unterstützt eine einfache Erweiterung formularzentrischer Web-Anwendungen um konversationale KI-Assistenzfunktionen. In die neueste Version sind Open-Source-LLMs integriert. Diese Erfahrungen zeigen: Ein Full-Service-KI-Bürgerassistent ist denkbar. Dieser könnte einen modernen RAG-Info-Chatbot mit einem LLM-gestützten Formularassistenten kombinieren und so nahtlose Wechsel zwischen Unterstützungsformen und den Interaktionsmodi – Chat, Sprache sowie Web-UI-Nutzung – unterstützen und zudem mehrsprachig arbeiten. Die Vorteile: Informationen werden zielgenau gefunden, Nutzereingaben und -intentionen werden sowohl bei der Informationssuche als auch bei der eigentlichen Dienstnutzung besser verstanden, wodurch das Nutzerfrustrationsrisiko sinkt.
Sachlich falsche Inhalte vermeiden
Generative KI-Modelle bringen aber auch Risiken mit sich – vor allem das so genannte Halluzinieren, also die Generierung sachlich falscher Textinhalte. Es gibt bereits Forschungen, die zumindest mittelfristig Abhilfe versprechen. Im hier diskutierten Kontext gilt es, die Risiken angemessen zu mitigieren. Unproblematisch ist die NLU-Anwendung generativer KI-Modelle, da der erzeugte Text überwiegend systemintern verarbeitet wird. Beim Ausfüllen von Formularinhalten können Halluzinationen leicht bemerkt und korrigiert werden, da die Nutzer ausgefüllte Formulare einer Endkontrolle unterziehen. Größer sind die Herausforderungen im RAG-basierten Infochat. Hier könnte ein Lösungsansatz sein, als Suchergebnisse keine generierten Texte, sondern nur Ausschnitte aus Originaldokumenten auszugeben, etwa Teile von Behörden-Websites. In diesem Fall unterstützt das generative KI-Modell dann nur hinter den Kulissen Auswahl und Ranking ausgegebener Inhalte. Um die Anforderungen der Verwaltung hinsichtlich der Datensouveränität zu erfüllen, sollten generative KI-Modelle quelloffen sein und zudem einen On-Premises- oder Private-Cloud-Betrieb gestatten. Aktuelle Lösungen, die diese Bedingungen erfüllen, beschränken sich in der Regel ausschließlich auf die Textprozessierung. Ist die Verarbeitung gesprochener Sprache gewünscht, müssen Spracherkennungs- und Sprachsynthese-Komponenten integriert werden. Hinzu kommen in einigen Fällen Komponenten zur maschinellen Übersetzung.
Zukunft mit multimodalen Large Language Models
Auch für diese Teilaufgaben existieren bereits brauchbare Open-Source-Lösungen. In Zukunft ist jedoch auch mit multimodalen LLMs zu rechnen, die alle Teilaufgaben in einem einzigen Modell lösen und dadurch nur noch wenig Rechenzeit benötigen. Durch zügig gelieferte Antworten erscheinen sie für den Einsatz in interaktiven Assistenzlösungen besonders attraktiv. Ein solcher Full-Service-Bürgerassistent wird idealerweise das mit traditionellen Chatbots assoziierte Frustrationsrisiko durch besseres Textverständnis generativer KI-Modelle umschiffen und wird in der Lage sein, zwischen Informations- und Unterstützungsrolle zu wechseln. Die multilinguale Funktion und ein nahtloser Moduswechsel zwischen Sprach-, Chat- und klassischer Interaktion tragen dazu bei, Sprachbarrieren, aber auch sonstige Barrieren zu reduzieren.
https://www.fokus.fraunhofer.de
Baden-Württemberg: Virtuelles Amt für Kommunen
[05.11.2025] In Baden-Württemberg fördert das Digitalministerium gemeinsam mit der Digitalakademie@bw die Kommunen beim Ausbau des Virtuellen Amts mit insgesamt 400.000 Euro. Bewerbungen können noch bis zum 15. Dezember eingereicht werden. Interessierte Kommunen wenden sich direkt an IT-Dienstleister Komm.ONE. mehr...
MR Datentechnik: Ganzheitliche IT statt Insellösungen
[05.11.2025] Mit ganzheitlichen, maßgeschneiderten IT-Lösungen unterstützt das Unternehmen MR Datentechnik öffentliche Auftraggeber von der Hardware über die IT-Sicherheit bis hin zur smarten Netzwerk- oder Medientechnik. Die Managed Services stehen auch für den Bildungsbereich zur Verfügung. mehr...
Karlsruhe: Digitale Begleiterin auch bei Gefahr
[29.10.2025] Als zentrale mobile Plattform bündelt die Karlsruhe.App zahlreiche digitale Dienste der Stadtverwaltung sowie stadtnahe Angebote von Drittanbietenden. Nun hat die Stadt auch das Modulare Warnsystem (MoWaS) in die App integriert. mehr...
Nidderau: Wirtschaftlicher dank Bürgernähe
[28.10.2025] In Nidderau können die Bürger an einem Terminal rund um die Uhr digitale Anträge stellen. An einem anderen Terminal können sie jederzeit Pässe und Dokumente abholen. Der Hessische Städte- und Gemeindebund und der hessische Steuerzahlerbund haben die Stadt unter anderem für diese beiden Lösungen mit dem so genannten Spar-Euro ausgezeichnet. mehr...
Meßstetten: Tablet statt Tinte
[27.10.2025] Meßstetten zählt rund 11.000 Einwohner, hat aber eine eigene Stabsstelle Digitalisierung. Das Ziel: Das Rathaus soll Schritt für Schritt zum modernen, digitalen Dienstleistungszentrum gemacht werden. mehr...
Kaiserslautern: Mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen
[24.10.2025] In Kaiserslautern sorgen ab sofort vier eigens entwickelte mobile Teleskopmastsysteme (TEMES) für mehr Sicherheit bei Großveranstaltungen. Die TEMES können flexibel aufgebaut und beispielsweise mit Kameras bestückt werden. Sie verfügen über ein dauerhaft aktives Monitoring und Alarmierungssystem. Eine mobile Stromversorgung über mehrere Stunden ist möglich. mehr...
Rödermark: In der Cloud mit Axians Infoma
[20.10.2025] Die Stadt Rödermark verlagert ihre Verwaltung in die Cloud. Für die Umsetzung des IT-Paradigmenwechsels setzt die südhessische Kommune auf das Unternehmen Axians Infoma. mehr...
Wiesbaden: Digitales Stadtarchiv in Betrieb
[15.10.2025] Um digitale Unterlagen langfristig sicher aufbewahren zu können, hat Wiesbaden ein digitales Stadtarchiv eingerichtet. Mit der Aufnahme erster Archivalien ist dieses nun in den Produktivbetrieb gestartet. mehr...
Mainz: Mit neuen Projekten voran
[29.09.2025] Trotz Fortschritten bei der Digitalisierung ist die Stadt Mainz beim Smart City Index des Bitkom im Mittelfeld gelandet. Kurz- und mittelfristig will die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt aufholen. Zahlreiche Projekte stehen in den Startlöchern. mehr...
Klimamanagement: regio iT bietet Software und Beratung
[01.09.2025] Mit ClimateView bietet regio iT den Kommunen ein neues Klimaschutzmanagement-Tool an. Die Software-as-a-Service-Lösung bildet die gesamte Treibhausgasbilanz einer Kommune ab, geplante Maßnahmen können einer Wirtschaftlichkeitsanalyse unterzogen werden. Die Software ergänzend steht fachlich fundierte Beratung aus dem regio iT Partnernetzwerk zur Verfügung. mehr...
Dataport: Auf dem Weg zum Register-as-a-Service
[26.08.2025] IT-Dienstleister Dataport konnte im Innovationswettbewerb Register-as-a-Service überzeugen und entwickelt nun mit den Unternehmen Edgeless Systems, HSH Software- und Hardware und Adesso sowie dem IT-Verbund Schleswig-Holstein (ITV.SH) den Prototyp für ein cloudbasiertes Melderegister. mehr...
Schleswig-Holstein: Landesdatennetz für alle
[21.08.2025] Schleswig-Holstein will ein umfassendes Landesdatennetz schaffen, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen Behörden verschiedener Ebenen – auch länder- und staatenübergreifend – ermöglicht. Kommunen sollen mit wenig Aufwand und unter Berücksichtigung bestehender IT an die Landesinfrastruktur andocken können. mehr...
Melderegister: Cloudbasierte Lösung in Arbeit
[21.08.2025] Die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) entwickelt mit IT-Dienstleister Komm.ONE, den Unternehmen Scontain und H&D sowie den Städten München, Augsburg, Ulm und Heidelberg eine cloudbasierte Lösung für das Melderegister. Sie bilden eines von drei Umsetzungskonsortien, die die FITKO und GovTech Deutschland im Wettbewerb Register-as-a-Service (RaaS) ausgewählt haben. mehr...
Hessen: Sechs Städte setzen digitale Impulse
[20.08.2025] Mit einem neuen Projekt führen die Städte Fulda, Gießen, Limburg, Marburg, Offenbach und Wetzlar ihre interkommunale Zusammenarbeit fort. HessenNext soll unter anderem durch Augmented Reality, Digitalisierungslabore und den Ausbau des Sensorennetzwerks Impulse für smarte Kommunen setzen. mehr...
OpenCloud: Als Android-App verfügbar
[19.08.2025] Die Open-Source-Plattform OpenCloud ist jetzt auch als Android-App verfügbar. Die Lösung kann bereits im Browser sowie als Desktop-App für Windows, macOS und Linux genutzt werden. Zudem ist sie als iOS-App verfügbar. mehr...



















