Montag, 24. November 2025

Open DataBegeisterung wecken

[24.11.2025] Was motiviert Menschen, offene Daten zu nutzen? Ein Forschungsteam an der TU Dresden hat am Beispiel des Dresdner Open-Data-Portals untersucht, wie Kommunen mit solchen Angeboten mehr Menschen erreichen und für deren Nutzung begeistern können.
Screenshot des Open-Data-Portals der Stadt Dresden.

Dresden zählt mit seinem Open-Data-Portal im bundesweiten Vergleich zu den Vorreitern.

(Bildquelle: https://opendata.dresden.de)

Welche Stadtteile Dresdens sind besonders rad- und fußgängerfreundlich? Welche Ergebnisse liefert die jüngste kommunale Bürgerumfrage? Wo finde ich Spielplätze im Stadtgebiet? Diese Informationen und viele Statistiken bis hin zu Lautstärkewerten an innerstädtischen Straßen stellt seit 2019 das Open-Data-Portal Dresden bereit. Die Verwaltung möchte damit ihre gesammelten und verarbeiteten Daten – sofern sie nicht personenbezogen oder vertraulich sind – der Öffentlichkeit so zugänglich machen, dass sie abgerufen und individuell genutzt werden können.

Damit gehört Dresden im bundesweiten Vergleich zu den Vorreitern. Eine Analyse des Berliner Beratungsunternehmens Finatycs unter deutschen Städten belegte im Februar 2025, dass die sächsische Landeshauptstadt nach Hamburg und Berlin die drittmeisten Datensätze zur Verfügung stellt. Verbesserungsbedarf sehe man allerdings generell „bei der Auffindbarkeit und Benutzerfreundlichkeit der bereitgestellten Informationen“.

Hier setzt das Forschungsprojekt „Open Data für Bürger, Wirtschaft und Verwaltung“ an. Im Rahmen des von der Bundesregierung geförderten Modellprojekts Smart City Dresden analysiert ein Team des Studiengangs Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Dresden in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Statistikstelle Dresden das Wertschöpfungspotenzial des Open-Data-Portals. Dafür werden einerseits nationale und internationale Modelle und Best-Practice-Beispiele identifiziert und analysiert, um die Bereitstellung der offenen Daten zu verbessern. Andererseits untersucht das Team das Potenzial offener Daten aus Perspektive der Bürgerinnen und Bürger, um die Nutzung der Datensätze seitens der Bürgerschaft zu erhöhen. 

Spaß am Umgang mit Daten

Richard Rau, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wirtschaftsinformatik der TU Dresden: „Uns interessiert, welche Motive Dresdner Bürgerinnen und Bürger dazu bringen, offene Daten zu nutzen. Und welche Faktoren dazu führen könnten, das Portal erstmals auszuprobieren, falls es noch unbekannt ist.“

Im Frühjahr 2025 führte das Team hierfür eine fragebogenbasierte Online-Umfrage durch. Eingeladen waren alle Dresdner Bürger, unabhängig davon, ob sie bereits Erfahrung mit offenen Daten gesammelt hatten. Der Rücklauf verlief mit knapp über 600 vollständig ausgefüllten, gültigen Fragebögen sehr zufriedenstellend. Dabei identifizierten sich 251 Befragte als Nichtnutzer – im Vergleich zu den Nutzern (356) eine relativ ausgewogene Basis; 81 Prozent der Befragten stammten aus Dresden, sieben Prozent aus dem Umland; zwölf Prozent beteiligten sich von außerhalb.

Die Auswertung zeigte, dass für Nutzer und Nichtnutzer des Open-Data-Portals gleichermaßen eine „hedonische Motivation“, also Spaß am Umgang mit den Daten, sowie der Anstoß durch „soziale Kontakte“ stark handlungsleitend zu sein scheinen. Daraus lässt sich beispielsweise ableiten, dass interaktive Gamification-Elemente helfen könnten, den Umgang mit offenen Daten zu fördern. Bürgerinnen und Bürger, die offene Daten bereits genutzt haben, sind durch den erwartbaren Nutzen und ihre eigene Datenkompetenz positiv beeinflusst. Demnach motiviert es einen Teil der Befragten, sich mit ihrem Wissen aktiv einzubringen und über den Zugriff auf offene Daten einen Mehrwert für sich und andere zu generieren.

Mit den Daten im Portal sprechen

Aber wie lassen sich Nichtnutzer vom Wert offener Daten überzeugen? Für sie sind laut Umfrage die Transparenz der städtischen Daten und das Bewusstsein darüber relevant, dass offene Daten generell verfügbar sind. Ein möglicher Anknüpfungspunkt wäre an dieser Stelle, Informationen zum politischen Geschehen in der Stadt auf dem Open-Data-Portal zu veröffentlichen und damit interessierte Bürger auf diesem Wege auf das Portal aufmerksam zu machen.

Als nächste Schritte sind innerhalb des Projekts unterschiedliche Weiterentwicklungen für das Open-Data-Portal der Stadt Dresden geplant. So sollen die Bürger bei der Nutzung des Portals stärker unterstützt und etwaige Barrieren im Umgang mit offenen Daten abgebaut werden. Geplant ist zum Beispiel ein Prototyp in Form eines Chatbots, dem Nutzende Fragen stellen und so direkt mit den Daten im Portal „sprechen“ können. Zusätzlich soll das Open-Data-Portal stärker in den öffentlichen Fokus gerückt werden, um durch eine ansprechende Kommunikation der Angebote, zum Beispiel auf offenen Daten basierende Apps, auch bisherige Nichtnutzer innerhalb Dresdens erreichen zu können.

Markus Jüngling ist Kommunikationsmanager des Modellprojekts Smart City an der TU Dresden.




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