PaymentBargeld oder Karte?

Wer Verwaltungsleistungen in den Niederlanden nicht mit Karte bezahlen will, kann einen Automaten, wie er beispielsweise in Heerlen angeboten wird, mit Bargeld füttern.
(Bildquelle: JCC Software (Heerlen, Niederlande))
In den Niederlanden ist bargeldloses Bezahlen längst selbstverständlich – ob im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder im Rathaus. Rund 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zahlen dort mit Karte. In Deutschland dagegen bleibt Bargeld fest im öffentlichen Leben verankert, insbesondere in der Verwaltung. Warum ist das so – und was kann Deutschland von seinen Nachbarn lernen?
Bargeld hat in Deutschland eine besondere Bedeutung. Es steht für Sicherheit, Kontrolle und Unabhängigkeit. Währungsumstellungen, Krisen und die Hyperinflation des 20. Jahrhunderts haben Spuren hinterlassen. Viele Menschen verbinden mit Bargeld ein Gefühl von Stabilität: Man sieht, was man hat, und man hat, was man sieht. Auch heute ist der Griff zum Geldschein vielerorts noch Gewohnheit. Gleichzeitig empfinden viele den Zugang zu Bargeld als zunehmend mühsam. Laut einer Bundesbank-Studie aus dem Jahr 2023 gaben 15 Prozent der Befragten an, dass es schwierig sei, einen Geldautomaten zu erreichen – doppelt so viele wie noch zwei Jahre zuvor.
Trotz dieser Prägung verändert sich das Zahlungsverhalten. Die Bundesbank meldete 2023, dass nur noch rund die Hälfte aller Transaktionen in bar erfolgte. Insbesondere in größeren Städten und bei jüngeren Menschen dominiert die Kartenzahlung. Auffällig ist: 44 Prozent der Befragten würden am liebsten unbar zahlen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Kartenzahlung wird bevorzugt
Die Mitte November dieses Jahres veröffentlichte, siebte Auflage des Visa Payment Monitor, der in Zusammenarbeit mit forsa erstellt wird, bestätigt diesen Trend. Demnach ist die Debitkarte mittlerweile das bevorzugte Zahlungsmittel der Menschen in Deutschland (38 Prozent) – vor Bargeld (27 Prozent) und dem Zahlen per Smartphone (23 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten gab zudem an, Bargeld nur noch für den Fall dabei zu haben, dass ein digitales Bezahlen nicht möglich ist. Explizit wünschen sich 71 Prozent, überall mit Karte oder Smartphone zahlen zu können. Jeder Fünfte meidet Geschäfte, in denen nur Barzahlung möglich ist. Bei den Unter-35-Jährigen sind es sogar 31 Prozent.
Doch gerade in öffentlichen Einrichtungen fehlt die Option, digital zu bezahlen, häufig. Ein Blick in deutsche Rathäuser zeigt: Bargeld ist vielerorts noch Standard. Das liegt nicht nur an der Technik, sondern auch an Strukturen. Fachbereiche führen eigene Handkassen, Buchungen erfolgen manuell und Zahlungsprozesse ziehen sich durch verschiedene Abteilungen. Hinzu kommen Datenschutzbedenken, Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Zahlungsdaten und veraltete Softwarelandschaften.
Zeit sparen und Risiken minimieren
Digitale Bezahlprozesse bieten nicht nur Komfort für die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Effizienz für Verwaltungen. Weniger Wartezeiten, automatisierte Buchungen und transparente Abläufe entlasten die Mitarbeitenden. Bargeldlose Prozesse reduzieren zudem das Diebstahlrisiko und minimieren Rechenfehler. Jeder Zahlungsvorgang wird digital dokumentiert – nachvollziehbar, sicher und schnell.
In niederländischen Gemeinden ist digitales Bezahlen längst Teil des Alltags. Behördengänge lassen sich online vorbereiten, Zahlungen erfolgen vorab oder vor Ort – online, per Karte oder über Automaten. Moderne Kassensysteme sind mit der Finanzverwaltung und dem Personenregister verknüpft. Dadurch können Zahlungen automatisch zugeordnet, fehlerfrei verbucht und sicher dokumentiert werden.
Bargeld ist dennoch nicht verschwunden. Es bleibt eine Option für Bürgerinnen und Bürger, die lieber bar zahlen oder kein Konto besitzen. In diesen Fällen übernehmen Automaten die Abwicklung: Wer beim Sachbearbeitenden nicht mit Karte zahlen kann, erhält ein Ticket, das am Automaten eingescannt wird. Dort können Münzen und Scheine eingezahlt werden. Die Beschäftigten kommen dabei nicht mehr mit Bargeld in Kontakt. Das spart Zeit und verringert Risiken. Auch organisatorisch wirkt sich dieser Wandel positiv aus. Unstimmigkeiten in der Kasse, die früher zu Unsicherheiten oder Misstrauen führen konnten, gehören dank automatisierter Kassenberichte und versiegelter Bargeldtransporte der Vergangenheit an.
Keine technische, sondern eine Vertrauensfrage
Wie sensibel das Thema ist, verdeutlicht ein Beispiel aus der niederländischen Stadt Leiden. Dort wurde Bargeld 2014 vollständig abgeschafft – bis ein rechtlicher Hinweis 2018 die Wiedereinführung zur Folge hatte. Bemerkenswert: In vier Jahren hatte niemand nach Barzahlung gefragt. Trotzdem musste für mehrere Zehntausend Euro Infrastruktur geschaffen werden, um gesetzeskonform zu bleiben. Das Beispiel zeigt, dass Akzeptanz nicht allein von der Technik abhängt, sondern vom Vertrauen in Prozesse und Verantwortliche.
Auch in Deutschland bewegt sich etwas. Immer mehr Verwaltungen setzen auf Kassensysteme, die Zahlungen direkt mit der Finanzbuchhaltung und Fachverfahren verknüpfen. Teilweise können Gebühren bereits im Vorfeld online bezahlt werden, wodurch sich Bearbeitungszeiten vor Ort verkürzen. Die Erfahrungen zeigen, dass der Wandel gelingt, wenn er bewusst gestaltet wird – mit Schulungen für Beschäftigte, klaren Datenschutzkonzepten und einer transparenten Kommunikation gegenüber Bürgerinnen und Bürgern.
Die Frage „Bargeld oder Karte?“ ist letztlich keine technische, sondern eine Vertrauensfrage. Die Niederlande zeigen, dass digitale Zahlungen funktionieren, wenn sie ganzheitlich gedacht und in sichere, nachvollziehbare Prozesse eingebettet sind. Auch in Deutschland wächst das Vertrauen in digitale Bezahlverfahren. Die Zukunft des Bezahlens in der Verwaltung ist digital – aber sie bleibt hybrid. Denn Wahlfreiheit, Transparenz und Sicherheit sind entscheidend, damit Bürger und Mitarbeitende den Wandel mittragen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Dezember 2025 von Kommune21 im Schwerpunkt Finanzwesen erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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